Die Brückenbauer - Jan Guillou

  • Die Brückenbauer
    Jan Guillou
    ISBN: 978-3453268258
    Heyne
    784 Seiten, 22,95 Euro


    Über den Autor: Jan Guillou wurde 1944 in Södertälje geboren und zählt zu den prominentesten Autoren Schwedens. Seine Bücher haben sich allein in seinem Heimatland über zehn Millionen Mal verkauft und wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. Mehr als ein Dutzend von Guillous Werken wurde erfolgreich verfilmt. Jan Guillou lebt heute mit seiner Frau in Stockholm.


    Kurzbeschreibung: Als ihr Vater vom Fischfang nicht zurückkehrt, werden Lauritz, Oscar und Sverre zu Halbwaisen. Sie sind noch Kinder, trotzdem schickt ihre Mutter sie zu einer Lehre fort in die Stadt. Die drei Jungen nehmen ihr Schicksal klaglos an. Mehr noch: Begierig und gelehrig saugen sie das Wissen in sich auf. Zwanzig Jahre später beenden sie ihr Studium mit Auszeichnung. Aus den drei Fischerjungen sind die besten Brückenbauer des Landes geworden. Doch nur einer scheint seine Bestimmung zu finden.



    Meine Meinung: Ich habe ein wenig gebraucht, um in dieses Buch hineinzufinden. Das liegt sicherlich an dem Anfang, in dem sich nur sehr oberflächlich der einzelnen Figuren gewidmet wird. Man erfährt zwar, dass der Vater der drei Jungen mit seinem Boot verunglückt ist und dass die Mutter die Söhne zur Ausbildung in die Stadt schicken wird, doch so richtig nahe kommt man keiner einzelnen Person. Wie und warum es den drei Kleinen gelingt, heimlich ein Meisterwerk von einem Boot zu bauen, weshalb sie die von wohlhabenden Bergener Bürgern das Ingenieurs-Studium finanziert bekommen, bleibt genauso im Dunkeln, wie ihre Studienzeit in Dresden. Für mich begann der Roman erst mit dem bestandenen Examen der Drei. Erst da werden zumindest zwei von ihnen, Lauritz und Oscar, greifbar und bekommen ein Gesicht, denn erst ab diesem Zeitpunkt kann man an ihrem Denken und Reden teilhaben.


    Über Sverre erfährt man so gut wie nichts. Er verschwindet gleich nach dem Examen zu seinem Liebhaber nach England und wird in der gesamten Geschichte nur noch wenige Male erwähnt. Es scheint, als ob der zweite Band sich näher mit ihm beschäftigen würde.
    Es verschlägt Lauritz in die Berge Norwegens und Oscar landet in Afrika - so fern sie sich sind, so ähnlich ist anfangs ihre Tätigkeit – sie bauen beide Eisenbahnbrücken. Von beiden wird abwechselnd erzählt. Es sind die Gegensätze ihrer Lebensumstände, die das Buch so lesenswert machen. Die Aufbruchstimmung des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts wird hier sehr gut herausgearbeitet. Die Entwicklung der Technik, die Stimmung der Gesellschaft in Norwegen, Deutschland und Deutsch-Ostafrika wird so lebendig geschildert, dass man sich gut vorstellen kann, wie es damals gewesen sein mag.
    Besonders spannend waren die Abenteuer, die Oscar in Afrika erlebt, der unfreiwillig vom Ingenieur zum Großwildjäger und später zum Soldaten wird, aber auch das harte und anfänglich entbehrungsreiche Leben von Lauritz in der Kälte und Einsamkeit in den Bergen Norwegens ist interessant geschildert.


    Es ist ein netter Schmöker, den man gerne liest, der aber sicherlich noch interessanter gewesen wäre, wären die einzelnen Personen etwas weniger heroisch dargestellt worden. Ihnen gelingt einfach alles und egal wie schwierig eine Situation scheint, sie haben für alles eine Lösung. Natürlich gibt es in ihren Leben Höhen und Tiefen, doch man ist nach dem ersten Kapitel schon recht sicher, dass sie alles meistern werden, egal, wie schlimm es kommt. Das war mir dann letztlich doch etwas zu viel, um restlos begeistert zu sein und eventuell auf Band zwei gespannt zu sein.


    So lautet mein Fazit: Netter und spannender Schmöker, der den Aufbruch in ein neues Zeitalter gut einfängt, viele Abenteuer zu bieten hat und sich gut lesen lässt. 8 Eulenpünktchen dafür.

  • Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entscheiden sich zwei Brüder, Lauritz und Oskar, für einen grundsätzlich ähnlichen, letztendlich aber doch komplett unterschiedlichen Lebensweg. Lauritz wird die Bergenbahn in Norwegens Fjord- und Gletscherlandschaft bauen, Oskar geht nach Deutsch-Ostafrika und wird dort ebenfalls als Eisenbahningenieur tätig werden. Erzählt wird die Geschichte abwechselnd mal aus der Sicht des Einen, dann aus der Sicht des anderen Bruder und so wird es zumindest nicht langweilig, wenn auch nicht spannend - dazu aber später mehr.


    Die Geschichte lebt von den klimatischen und geographischen Bedingungen mit denen beide Brüder zu kämpfen haben. Lauritz überlebt einige Male nur knapp die Schneestürme, Lawinen und die Kälte im hohen Norden, während Oskar sich gegen Hitze, Krankheiten, Tsetse-Fliegen und einmal sogar gegen Kannibalen durchsetzen muss. Begeistert hat mich aber vor allem der geschichtliche Hintergrund, der immer wieder in die Erzählung eingeflochten wurde, sei es die Schilderung der Kieler Segelregatta, bei der Lauritz gegen Kaiser Wilhelm antreten musste, der Maji-Maji-Aufstand in Afrika oder eben der 1. Weltkrieg, der beide Brüder regelrecht überrollt. Dem Autor ist es wunderbar gelungen, diese historischen Ereignisse mit der fiktiven Lebensgeschichte der Brüder zu verweben.


    Trotzdem kann ich dem Buch keine volle Punktzahl geben. Dazu blieb ich als Leser zu distanziert von den Personen. Es war eher so ein Gefühl der Geschichte mit einem Fernglas zu folgen, statt mitten drin zu sein. So wuchsen mir die Figuren nicht wirklich ans Herz, sondern blieben seltsam blass. Vielleicht lag es an den wenigen Emotionen, die der Autor vermitteln konnte. Auch wenn zum Teil fleissig Liebesbriefe ausgetauscht wurden, wirkte es eher wie eine Zweckverbindung und nicht wie die wahre Liebe.
    Vielleicht lag es aber auch an der unrealistischen Erfolgsquote der Protagonisten. Schwierigkeiten wurden mit einer Leichtigkeit überwunden, da wurde nur ein kurzes Gespräch von den richtigen Personen geführt oder es wurden ein paar Geldscheine über den Tisch geschoben und schon lief es genauso wie gewünscht. Selbst Rückschläge hatten beide Brüder kaum zu verzeichnen und selbst wenn einer mal von einem Fieber niedergeschlagen wurde, wachte er auf, wusch sich und zog sich was Frisches an und war schon wieder ganz der Alte. Auch die Nebenfiguren wuchsen mir nicht wirklich ans Herz, weder die Frauen der Beiden, noch die Freunde, Widersacher gab es erst gar nicht. So plätscherte die zwar interessante, aber eben nicht wirklich spannende Handlung einfach so vor sich hin und mir fehlte das Mitfiebern und Mitbangen. Daher kann ich leider auch nur eine mittelmäßige Note geben.


    Ob ich den 2. Teil in dem es vor allem um den 3. Bruder gehen soll, auch noch lesen werde, weiß ich noch nicht.

  • Ich habe das Buch am Anfang sehr gespannt gelesen und wollte immer wissen, wie es mit Lauritz, Oscar und Sverre weitergeht.


    Leider flachte das Buch dann etwas ab und man folgte den Protagonisten nur noch durch ihr Leben, das scheinbar ohne größere Probleme lief, ohne irgendwie daran teilzuhaben, was ich persönlich nach dem Anfang sehr schade fand.


    Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir den nächsten Band kaufen werde.

    "Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder!" (Dante Alighieri)

  • Mir hat das Buch recht gut gefallen.
    Dem Autor hat mehr Wert auf die Schilderung der Lebensumstände, der besonderen Entwicklungen in der Lebenszeit seiner Figuren gelegt. Dadurch kommen die Personen der Leserin nie so besonders nahe und wer gerne mit seinen Helden mitleidet, kommt hier sicher nicht auf seine Kosten.


    Interessant fand ich, wie die Anfänge von technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die für uns heute selbstverständlich sind, wie das Frauenwahlrecht oder die Abschaffung von Adelsprivilegien, in diesem Roman geschildert wurden.


    Unterhaltsame Lektüre für ein verregnetes Wochenende.


    7 Punkte vergebe ich dafür.

  • Zitat

    Original von Eskalina ... Ich habe ein wenig gebraucht, um in dieses Buch hineinzufinden.
    ...doch so richtig nahe kommt man keiner einzelnen Person.


    Genauso ist es mir auch ergangen, nur mit dem Unterschied, das ich nach dem schwachen Anfang keine Geduld mehr hatte, das Buch weiterzulesen. Euren Rezensionen nach habe ich auch nichts versäumt, sondern im Gegenteil kostbare Lesezeit sinnvoller genutzt.