Die dritte Liste - Bestsellerlisten

  • Ich finde es schon mal gut, wenn die Verlage ihre Klappenbroschuren nicht mehr als Hardcover unterjubeln können und sie nicht mehr auf der Hardcover-Bestsellerliste erscheinen. Ich hatte das Gefühl, die Hauptexistenzberechtigung der Klappenbroschuren war sowieso, ein Buch billiger zu produzieren, es aber trotzdem den Hardcovern zuordnen zu können, also das Gute von beidem abzuschöpfen. Ich kam mir da immer leicht auf den Arm genommen vor. Wenn das nicht mehr geht, verschwinden die Klappenbroschuren ja vielleicht auch wieder.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor


    Rein handwerklich ist eine Klappenbroschur kein Taschenbuch (= Klebebindung), sondern ein fadengeheftetes Buch mit einem weichen Umschlag - und damit hochwertiger, da - anders als beim TB - nach einigen Lesegängen wahrscheinlich noch keine losen Blätter herausfallen.


    Also ich habe eigene Taschenbücher auch schon mehrfach gelesen und verliehen. Klar die werden rundgelesen, aber lockere Seiten hatte ich bisher nicht. Auch nicht bei gebraucht gekauften TBs die nicht mehr den besten Zustand hatten.


    Die Unterteilung der Bestsellerlisten ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal, da ich mir die eh so gut wie nie anschaue. Und danach gekauft habe ich bisher höchstens unbewusst, und auch das würde ich wenn als Ausnahme sehen da ich mir die Listen eher nur durch Zufall ansehe. Das Aufkommen von Taschenbüchern mit Klappumschlag, die dann gleich mal 5 € mehr kosten und meistens anderes Format haben hat mich von Anfang an aber gestört. Kann aber die Verlage natürlich verstehen das sie diesen Weg gegangen sind.

  • Zitat

    Original von Delphin
    Ich kam mir da immer leicht auf den Arm genommen vor. Wenn das nicht mehr geht, verschwinden die Klappenbroschuren ja vielleicht auch wieder.


    Im englischsprachigen Markt gibt es die großformatigen Softcover ja schon lange. Viele Bücher werden sogar gleichzeitig als HC und als großformatiges Softcover angeboten. Dort hat mich eigentlich schon immer erstaunt, welchen Erfolg offenbar die großformatigen Softcover haben.


    Insofern können sich die Klappenboschuren vielleicht wirklich langfristig etablieren.

  • In Großbritannien ist es meinen Erfahrungen nach so, dass die großformatigen TB als "Airport Editions" ausschließlich an Flughäfen und größeren Bahnhöfen verkauft werden. In den anderen Buchhandlungen gibt dann die gebundene Version.


    Eine separate List für die teuren "Softcover" ist einerseits seltsam, andererseits schon sinnvoll, denn in meinen Augen sind diese Ausgaben oft überteuert, riesige Schrift und fast so teuer wie ein gebundenes Buch. Sie gehören eher zu den TB als zu den gebundenen Büchern.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Ich bin leider schon sehr lange aus dem allgemeinen Sortiment weg. Als ich in der Ausbildung war, haben wir uns die Begriffe "Taschenbuch" und "Paperback" für die Praxis noch folgendermaßen auseinanderdividiert:
    - Taschenbuch: die Billigausgabe eines zuvor als Hardcover erschienenen Werks und/oder Bestandteil einer Taschenbuch-Reihe (mit Reihennummer)
    - Paperback: Bücher, die schon in der Erstauflage mit Soft-Cover erscheinen, aber nicht Bestandteil einer Taschenbuchreihe sind


    Allerdings war es damals auch noch üblich, daß ein Buch, von dem der Verlag überzeugt war, zunächst als Hardcover rauskam. Dem ist heute ja nicht mehr so.


    Was die Notwendigkeit dieser Bestsellerlisten angeht: Für den Buchhandel und noch mehr die Verlage ist die Existenz dieser zusätzlichen Liste sicher enorm wichtig. Bestseller-Listen sind eine große Verkaufshilfe. Nur hat darauf leider eine begrenzte Zahl von Titeln Platz, und die Verlage werfen in immer kürzerer Zeit immer mehr Ware auf den Markt. Die dritte Liste öffnet ein drittes Schaufenster.


    Persönlich schließe ich mich auch beowulf an, was die Sinnhaftigkeit solcher Listen angeht. So ganz habe ich nie verstanden, weshalb ich dasselbe lesen wollen sollte, was auch alle anderen Leute lesen ... Ich bin wirklich niemand, der sich durch besonders geistvolle eigene Meinungen auszeichnet :rolleyes. Aber zumindest mein Lesefutter möchte ich doch lieber nach meinem eigenen Geschmack aussuchen ;-). Und es passiert äußerst selten, daß auf der Spiegel-Liste etwas steht, das mich auch nur thematisch anspräche.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

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  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Rein handwerklich ist eine Klappenbroschur kein Taschenbuch (= Klebebindung), sondern ein fadengeheftetes Buch mit einem weichen Umschlag - und damit hochwertiger, da - anders als beim TB - nach einigen Lesegängen wahrscheinlich noch keine losen Blätter herausfallen.


    Ich dachte bisher, die KlappenTB wären minderwertiger. Mir ist auch bei häufiger gelesenen TBs noch keine Seite rausgefallen, aber sie haben oft nach mehrmaligem Lesen noch nicht so einen runden Rücken wie die KlappenTB in aller Regel schon beim ersten Lesen.


    Zitat

    Original von Tilia Salix
    Was bitteschön ist denn ein paperback, was ein Taschenbuch nicht ist? Und warum ist diese Unterscheidung grade auf dem deutschsprachigen Markt so wichtig?


    Aus meiner Sicht gibt es keinen spürbaren Unterschied außer dem oben genannten. Zur Unterscheidung: Das Problem war ja, daß diese KlappenTB bisher fälschlicherweise als Hardcover in der Liste auftauchten. Dieser Zustand sollte dahingehend geändert werden, daß diese Bücher in die Taschenbücherliste übertragen werden. Damit wären diese Bücher meiner bescheidenen Meinung nach aber nahezu komplett von der Bestsellerliste verschwunden, denn die Autoren, die wirklich das Zeug haben, Bücher in der Zahl zu verkaufen, daß sie selbst als 15-Euro-KlappenTB besser verkauft werden als billige normale TB, werden natürlich als HC herausgebracht, weil man damit wohl noch mehr verdienen kann.


    Ansonsten gilt meiner Meinung nach: Wer die Bestsellerlisten für Verkaufsempfehlungen hält, kauft Bücher wohl nur als Dekorationsobjekte fürs Arbeitszimmer. Natürlich kann eine Bestsellerliste nie etwas über die Qualität der Produkte aussagen, auch bei Musik nicht, aber dort kennt man in der Regel bei Singles wenigstens in den allermeisten Fällen das Lied vor dem Kauf - beim Buch eher nicht, von daher sagt die Bestsellerliste nichts über das Buch aus, sondern in den meisten Fällen ausschließlich über geglücktes Marketing bzw über das bisherige Werk eines Autors.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von Pelican: Zitat: Original von Delphin Ich kam mir da immer leicht auf den Arm genommen vor. Wenn das nicht mehr geht, verschwinden die Klappenbroschuren ja vielleicht auch wieder. Im englischsprachigen Markt gibt es die großformatigen Softcover ja schon lange. Viele Bücher werden sogar gleichzeitig als HC und als großformatiges Softcover angeboten. Dort hat mich eigentlich schon immer erstaunt, welchen Erfolg offenbar die großformatigen Softcover haben.


    Nach längerem Nachdenken stellte sich mir folgende Frage:
    Kann man englische Taschenbücher/Softcover tatsächlich mit ihren deutschen Pendants vergleichen?
    Meiner Beobachtung nach weisen deutsche Taschenbücher mehrheitlich eine höhere Qualität als die Ausgaben von der Insel auf und während der Unterschied zwischen deutschem Taschenbuch und Softcover nicht allzu groß ist,
    macht sich die Investition in ein Softcover in England doch deutlich bemerkbar, vor allem hinsichtlich Schriftgröße, Qualitätspapier, Covergestaltung (nicht immer) etc.

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Ich dachte bisher, die KlappenTB wären minderwertiger. Mir ist auch bei häufiger gelesenen TBs noch keine Seite rausgefallen, aber sie haben oft nach mehrmaligem Lesen noch nicht so einen runden Rücken wie die KlappenTB in aller Regel schon beim ersten Lesen.


    Vom Preis her sollen sie wohl das höherwertige Produkt sein, tatsächlich ist es aber so, dass vor allem die dickeren Wälzer extrem schnell auseinander brechen. Mittlerweile gibt es sogar Bibliotheken, die diese Bücher nicht mehr einkaufen, weil sie zu schnell kaputt gehen.

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    ... tatsächlich ist es aber so, dass vor allem die dickeren Wälzer extrem schnell auseinander brechen. Mittlerweile gibt es sogar Bibliotheken, die diese Bücher nicht mehr einkaufen, weil sie zu schnell kaputt gehen.


    Genauso ist es. Und auch die anderen Diskussionsbeiträge hier zum Thema Qualität oder gar Alleinstellungsmerkmal dieser (Klappen-)Softcover teile ich. Und frage mich umso mehr, wozu man dafür nun auch noch eine gesonderte Bestsellerliste braucht ... :gruebel

  • Ich finde vor allem die Definition der wertigeren Taschenbücher als "Paperbacks" komisch - im englischen Sprachgebrauch sind das ja gerade die billigen, während die "hübscheren" eben Softcover heißen.


    Und ich finde auch, dass deutsche Taschenbücher per se schon hochwertiger (und auch meist teurer!) als englische Paperbacks sind, deswegen finde ich eine zusätzlicher Kategorie für den deutschen Markt wirklich unnötig.

  • Zitat

    Original von amoeba
    Ich finde vor allem die Definition der wertigeren Taschenbücher als "Paperbacks" komisch - im englischen Sprachgebrauch sind das ja gerade die billigen, während die "hübscheren" eben Softcover heißen.


    Und ich finde auch, dass deutsche Taschenbücher per se schon hochwertiger (und auch meist teurer!) als englische Paperbacks sind, deswegen finde ich eine zusätzlicher Kategorie für den deutschen Markt wirklich unnötig.


    :write

  • Zitat

    Original von Pelican


    Im englischsprachigen Markt gibt es die großformatigen Softcover ja schon lange. Viele Bücher werden sogar gleichzeitig als HC und als großformatiges Softcover angeboten. Dort hat mich eigentlich schon immer erstaunt, welchen Erfolg offenbar die großformatigen Softcover haben.


    Insofern können sich die Klappenboschuren vielleicht wirklich langfristig etablieren.


    Ich meinte eigentlich nicht die englischsprachigen "trade paperbacks", die genauso so groß sind, wie das Hardcover und oft zeitgleich mit ihm erscheinen, nur halt etwas günstiger als das gebundene Buch, aber teurer als die (zukünftige) Taschenbuchausgabe. Ich mag die Dinger nicht, weil sie mir zu groß sind, aber wenn man ein Buch unbedingt sofort lesen will und nicht das teure HC kaufen will, kann man zumindest etwas Geld sparen, ohne auf die Taschenbuchausgabe warten zu müssen.


    Ich meinte eher die deutschen Klappenbroschüren z.B. von DTV premium, die etwas größere Taschenbuch mit zwei Klappen, aber ansonsten eindeutig Softcover sind, aber sich damit auf die Hardcover-Bestsellerliste einschleichen konnten. Ich meine, von Dora Heldt gab es mal so eine Klappenbroschur, die auf der HC-Bestsellerliste landete.


    Meine Kritik richtet sich nicht gegen das Format dieser Bücher, sondern dagegen, dass solche Bücher, die eindeutig keine Hardcover ist, über einen Schleichweg, nämlich indem sie nicht als Taschenbuch, sondern als leicht teurere Klappenbroschur produziert wurden, auf der prestigeträchtigeren Hardcover-Bestsellerliste eingeschleust werden konnten und ich finde gut, dass das nicht mehr geht.


    Dies hier meinte ich (Quelle: Buchreport):




    Wobei mir die Bestsellerlisten an sich im Grunde egal sind und die fetten Trade Paperback-Klötze inzwischen auch, da ich eh fast alles als eBook kaufe.