Die dritte Liste - Bestsellerlisten

  • Für Romane und Sachbücher wird es somit ab 1. Oktober drei Bestsellerlisten geben:


    - Die im Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL veröffentlichte Bestsellerliste listet die meistverkauften fest gebundenen Bücher (Hardcover).
    - Die SPIEGEL ONLINE-Taschenbuch-Bestsellerliste präsentiert wie gehabt die bestverkauften Bücher im Taschenbuch-Format.
    - Neu ist eine Paperbackliste mit dem KulturSPIEGEL als Medienpartner.


    Weitere Einzelheiten könnt ihr hier nachlesen, klick und klick.


    Nachdem zuerst das Paperback der Taschenbuchliste zugeschlagen werden sollte, wird nun doch eine 3. Liste eingeführt, was ich persönlich als den richtigen Weg empfinde. Wie seht ihr das?

  • Als Listenmensch freue ich mich über jede neue Liste. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Als Branchenfremde gibt es für mich eigentlich kaum einen Unterschied zwischen Taschenbuch und Paperback - sind nicht alle Taschenbücher auch Paperbacks? So weit ich das sehe, werden die Begriffe sogar meist synonym verwendet. Fazit: Ich könnte auf die dritte Liste absolut verzichten.


    Die Paperbacks liegen preislich genau in der Mitte und haben damit die HC-Liste (meiner Meinung nach) kaputt gemacht. So ist jede Buchart für sich und das empfinde ich als gerechter. :wave

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Als Branchenfremde gibt es für mich eigentlich kaum einen Unterschied zwischen Taschenbuch und Paperback - sind nicht alle Taschenbücher auch Paperbacks?


    Natürlich sind sie das, es gibt trotzdem einen entscheidenden Unterschied zwischen den Taschenbüchern auf der TB-Liste und den Taschenbüchern auf der Paperback-Liste: Den Preis. Und deshalb finde ich diese Aufsplittung durchaus sinnvoll, ein 15 Euro-Taschenbuch mit einem 10 Euro-Taschenbuch zu vergleichen, ist einfach unfair (noch abstruser fand ich aber die bisherige Regelung, die teuren TBs mit den Hardcovern zu vergleichen...).

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Ich habe die Diskussion um dieses Thema verfolgt, kann mich aber noch so sehr anstrengen - ich verstehe das Ganze nicht.


    Aus meiner Sicht gibt es nur zwei Büchergruppen, die sich durch ihren Einband grundlegend unterscheiden: Hardcover und Softcover. Wozu man nun noch die Softcovers in weitere Untergruppen einteilt, erschließt sich mir nicht. Das ist ein Krampf, was man schon daran erkennt, dass die heutzutage synonym verwendeten Begriffe "Taschenbuch" und "Paperback" nun künstlich neu definiert werden, also dem Paperback plötzlich eine "wertigere" Positionierung zugesprochen wird als dem Taschenbuch.
    Wem soll das nützen? Wie soll der Leser zwischen diesen künstlich gezogenen Grenzen unterscheiden?
    Durch diese Maßnahme wird nur vom Wesentlichen abgelenkt: von dem, was zwischen den Buchdeckeln steht, egal ob weich, halbweich, eingeschlagen, geprägt oder hart.
    Oder ist der unterschiedliche Preis der Bücher, dem ja offensichtlich diese neue Klassifizierung folgt, von ausschlaggebender Bedeutung dafür, ob ein Buch es bis zum Bestseller bringt?
    Ich weiß es nicht, aber, wie gesagt, ich hab das Ganze offenbar auch nicht verstanden.

  • Zitat

    Original von Wolke
    Die Paperbacks liegen preislich genau in der Mitte und haben damit die HC-Liste (meiner Meinung nach) kaputt gemacht. So ist jede Buchart für sich und das empfinde ich als gerechter. :wave


    Mir hätten zwei Listen gereicht - Taschenbuch/Paperback und Hardcover.
    Für mich ist ein Paperback ein Taschenbuch. Ich weiß, der deutsche Buchhandel meint damit was anderes, aber vor 20 Jahren hat kein Mensch von "Paperback" gesprochen - zumindest nicht mit mir. Ich frage mich daher: Woher kommt dieser ominöse "Papierrücken" und warum gibt es in Deutschland zwei Arten von Taschenbüchern? Kann mir mal jemand den Sinn des Ganzen erklären?

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Ich weiß, der deutsche Buchhandel meint damit was anderes, aber vor 20 Jahren hat kein Mensch von "Paperback" gesprochen - zumindest nicht mit mir.


    Vor 10 Jahren hieß ein Flatscreen auch noch Flachbildschirm usw usf - die Werbung ist einfach der Meinung, das die Leute mehr kaufen, wenn es einen englischen Namen hat...


    Zitat

    Woher kommt dieser ominöse "Papierrücken" und warum gibt es in Deutschland zwei Arten von Taschenbüchern? Kann mir mal jemand den Sinn des Ganzen erklären?


    Ich bin auch nicht aus der Branche, aber ich vermute, daß man einfach versucht hat, den Preisunterschied, den man für HCs recht erfolgreich für das frühere Erscheinen kassiert, auf Bücher zu übertragen, die von vornherein nur als TBs erscheinen, weil sie als HCs vermutlich kaum einer kaufen würde.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    ... Und deshalb finde ich diese Aufsplittung durchaus sinnvoll, ein 15 Euro-Taschenbuch mit einem 10 Euro-Taschenbuch zu vergleichen, ist einfach unfair (noch abstruser fand ich aber die bisherige Regelung, die teuren TBs mit den Hardcovern zu vergleichen...).


    Wieso ist das unfair? Bücher sind doch keine Staubsauger, Kosmetikartikel oder Lebensmittel. Bei solchen Gütern wird gewaltiger Aufwand getrieben (Stiftung Warentest u.v.m.), um das Preis - Leistungs - Verhältnis zu ermitteln. Denn es wäre in der Tat "unfair", eine billige Spülmaschine dafür niederzumachen, dass sie etwas weniger leistet als eine teure. Nur: Ein Leistungskriterium für Bücher gibt es nicht, also auch keine Bewertung danach. "Unfair" wäre es, ein schlechtes Buch zu loben, weil es teuer ist (teuer = gut!) und einem anderen die Qualität allein deshalb abzusprechen, weil es billiger ist.


    Deshalb muss für Musik, für Literatur, für Kunst- und Kulturgüter generell, die Kritik - mag es professionelle oder auch Leser- / Hörerkritik sein - redlich versuchen, die künstlerische Qualität des jeweiligen Werkes zu ergründen. Das ist, wie wir alle wissen, oft genug ein schwieriger, höchst kontrovers erlebter Vorgang. Und dennoch der einzige, den das geistige und sprachliche Kunstwerk Buch zulässt. Nebenbei bemerkt, wenn wir schon bei der Diskussion um Äußerlichkeiten sind: Wer käme auf die Idee, ein Buch deshalb zu kaufen (und damit auf den Weg zum Bestseller zu schicken), weil es mehr Seiten oder mehr Buchstaben hat als ein anderes, das genauso viel kostet?


    Nehmen wir doch mal zwei Bücher (beide Droemer / Knaur), die hier vor Kurzem intensiv im Gespräch waren und noch sind: DIE KUPPEL von Markus Stromiedel und DIE MARIONETTE von Alex Berg.
    Beide sind deutsche Thriller, beide sind Softcover, beide haben ungefähr dieselbe Seitenzahl, beide sind erfolgreich am Markt. Dennoch werden sie in Zukunft auf zwei verschiedenen Listen geführt. Und warum?
    DIE KUPPEL kostet 14,99 €, hat ein dem Hardcover angenähertes Format mit eingefalteten Softcoverdeckeln, DIE MARIONETTE kostet 9,99 €, hat das gängige Paperback-Format und den dafür bisher üblichen Umschlag, sieht aus wie ein "klassisches" Taschenbuch.
    Das sind die Merkmale, die man sich ausgedacht hat, um den Erfolg dieser Bücher zukünftig auf verschiedenen Listen zu messen. Was impliziert, dass das neu definierte "Paperback" besser (oder doch zumindest in einer anderen Kategorie gelistet) ist, weil es anders aussieht und mehr kostet. Und so etwas bei Kunst - welch irrwitziges Kriterium!
    Ein Bärendienst ist das für die Literatur und ein hanebüchener Unsinn! :pille

  • Lieber Dieter Neumann,


    wenn Du mit Deinem Beitrag ausdrücken willst, daß sich die Qualität eines Buches nicht am Preis messen läßt, kann ich dem nur voll und ganz zustimmen.


    Allerdings wird mit einer Bestsellerliste auch in keinster Weise versucht, das Buch qualitativ einzuordnen. Eine solche Liste zeigt ausschließlich, welches Buch sich momentan am besten verkauft und da meiner bescheidenen Meinung nach die überwiegende Mehrheit der Leser die Bücher, die sie kaufen, noch nicht gelesen haben, kann eine Verkaufsstatistik bei Büchern in keinster Weise als Maßstab für die künstlerische Qualität herhalten.


    Die von mir behauptete Unfairneß zeigt sich gerade in Deinem Beispiel recht deutlich: Zwei ungefähr gleichwertige Bücher aus dem gleichen Genre. Der Gelegenheitskäufer (=nicht die Rezi-lesende Eule) wird also bei einem eher ähnlichen Inhalt der Bücher sicherlich in den meisten Fällen eher zu dem billigeren (aus seiner Sicht gleichwertigen) Produkt greifen.


    Wie siehst Du denn die Differenzierung der Bestsellerlisten zwischen Hardcover und Taschenbuch? Ist das aus Deiner Sicht auch nicht nötig bzw. gar ein "Bärendienst für die Literatur"? Wenn nicht, warum nicht?


    Wieso die neue Liste implizieren soll, daß "Paperbacks" besser sind als Taschenbücher, verstehe ich nicht. Sind Hardcover per se besser als Taschenbücher, weil sie auf einer gesonderten Liste stehen?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    ... Allerdings wird mit einer Bestsellerliste auch in keinster Weise versucht, das Buch qualitativ einzuordnen. Eine solche Liste zeigt ausschließlich, welches Buch sich momentan am besten verkauft ...
    ... Der Gelegenheitskäufer (=nicht die Rezi-lesende Eule) wird also bei einem eher ähnlichen Inhalt der Bücher sicherlich in den meisten Fällen eher zu dem billigeren (aus seiner Sicht gleichwertigen) Produkt greifen.


    Wie siehst Du denn die Differenzierung der Bestsellerlisten zwischen Hardcover und Taschenbuch? Ist das aus Deiner Sicht auch nicht nötig bzw. gar ein "Bärendienst für die Literatur"? Wenn nicht, warum nicht?


    Wieso die neue Liste implizieren soll, daß "Paperbacks" besser sind als Taschenbücher, verstehe ich nicht. Sind Hardcover per se besser als Taschenbücher, weil sie auf einer gesonderten Liste stehen?


    Deine Bemerkungen und Fragen sind allesamt mehr als berechtigt. Sie zeigen auf, wo die Problematik dieser neuen Aufteilung der Bestsellerlisten steckt.
    Wenn aber Bücher desselben Genres, zudem absolut vergleichbar in Aktualität etc., dennoch nur ihrer Aufmachung / ihres Preises wegen auf verschiedenen Listen geführt werden, ist ein Vergleichbarkeitsmerkmal hinsichtlich ihres Bestsellerstatus leichtfertig aufgegeben worden. Denn wenn das eine Buch unter den neu definierten "Paperbacks" auf einem besseren Platz liegt als das andere unter den Taschenbüchern, dann heißt das noch nicht, dass das Taschenbuch nicht sogar noch vor dem Paperback platziert wäre, wenn sie denn auf einer Liste geführt würden - und umgekehrt.
    Ich kann und will nicht glauben, dass Bücher vornehmlich nach dem Preis gekauft werden. Aber ich kann mich natürlich irren.
    Schon jetzt liegt die Preisspanne bei den Taschenbüchern zwischen ca. 8,00 und 14,00 EUR, das heißt, dass es durchaus Bücher gibt, die auf der Taschenbücher-Bestsellerliste auftauchen werden, die teurer sind als das eine oder andere "Paperback". Ist das sinnvoll?
    Andererseits ist nicht zu leugnen, dass die Trennung in Hard- und Softcover bei den Bestsellerlisten sich so eingebürgert hat, weil hier der Preisunterschied offenbar für die Kaufentscheidung doch eine Rolle spielt.


    Insofern sehe ich durchaus, dass meine hehre Argumentation möglicherweise etwas zu idealistisch ist ... :gruebel

  • Zitat

    Original von Selma
    Für mich gab es bisher nur Bücher/Hardcover und Taschenbücher/Paperbacks.


    Ach, wenn das nur so geblieben wäre ...


    Habe ich das jetzt richtig verstanden, dass mit der neuen Paperback-Liste die broschierten Taschenbücher gemeint sind?


    Leider hat man das nun viel komplizierter gemacht.
    Alle Softcover, also Taschenbuch und Paperback gehören zu den broschierten Einbänden. Da gibt's dann die einfache, die französische, die englische Broschur und was weiß ich noch mehr.
    So künstlich also die neue Abgrenzung von Softcovern untereinander auf getrennten Bestsellerlisten auch sein mag, die "Broschur" kann das Unterscheidungsmerkmal dafür nicht sein.


    Es wird wohl schon so sein, dass die Verlage durch die "aufgemotzten" Taschbücher nun das Preissegment zwischen Soft- und Hardcover besetzen und damit Geld vedienen. Und dann hat man diese optisch aufgehübschten Umschlagpappen zu einer neuen Spezies erklärt, nämlich zu Paperbacks. Da das, ich wiederhole mich, aber ein Synonym für Taschenbuch geworden war, ist dies problematisch. Man hätte sich wenigstens einen neuen, noch unbesetzten Begriff für diese Nicht-Hard-Nicht-Soft-Cover-Bücher einfallen lassen können ...

  • Bestsellerlisten sind per se einfach Krampf- da wird so getan, als ob hohe Verkaugszahlen ein Qualitätskrierium wären. Dabei verkauft sich mit entsprechendem Marketing so ein Krampf wie Julia Merchant hervorragend und gute Krimis kennt einfach der Leser mangels Marketing nicht.

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Vor 10 Jahren hieß ein Flatscreen auch noch Flachbildschirm usw usf - die Werbung ist einfach der Meinung, das die Leute mehr kaufen, wenn es einen englischen Namen hat...


    Dann gäbe es aber keine Taschenbücher mehr, denn Paperback ist die englische Entsprechung des deutschen Taschenbuchs. Statt einen deutschen Bergriff durch einen englischen zu ersetzen, wurde jedoch ein ganz neuer Topf aufgemacht, und der Sinn ist mir nicht klar. Was bitteschön ist denn ein paperback, was ein Taschenbuch nicht ist? Und warum ist diese Unterscheidung grade auf dem deutschsprachigen Markt so wichtig? Der englischsprachige kennt nur hardcover und paperback. Warum braucht ein Taschenbuch, dass in etwas besserer Papierqualität daher kommt, als der Durchschnitt ein eigenes Segment? Gibt es denn überhaupt Bücher, die erst als Hardcover, dann als Paperback und schließlich als Taschenbuch herauskommen?

  • Die wichtige Botschaft ist wohl, dass es nun keine Klappenbroschuren in der Hardcover-Bestseller-Liste mehr geben soll.


    dtv hat bisher manche Bücher zuerst in einer teureren (15€) Ausgabe als Klappenbroschur und später als normales TB (9€) herausgebracht.


    Broschur


    TB


    Die Bücher haben unterschiedliche ISBN.


    Rein handwerklich ist eine Klappenbroschur kein Taschenbuch (= Klebebindung), sondern ein fadengeheftetes Buch mit einem weichen Umschlag - und damit hochwertiger, da - anders als beim TB - nach einigen Lesegängen wahrscheinlich noch keine losen Blätter herausfallen.


    Die Einteilung könnte sich für den Erfolg mancher Bücher auch negativ auswirken, wenn ein Buch eben erst später in der TB-Ausgabe zum Bestseller wird.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Bestsellerlisten sind per se einfach Krampf- da wird so getan, als ob hohe Verkaugszahlen ein Qualitätskrierium wären. Dabei verkauft sich mit entsprechendem Marketing so ein Krampf wie Julia Merchant hervorragend und gute Krimis kennt einfach der Leser mangels Marketing nicht.


    Jep! :write