Tittenmäuse am heißesten Tag des Jahres
Sonntag, 18 Uhr. Das Thermometer zeigt 35 Grad und Herr rienchen und ich gehen kaputt. Dabei sitzen wir auf der "richtigen" Seite der schönen Berliner Waldbühne, nämlich im Schatten. Wenden wir den Kopf um einige Grad nach rechts, sehen wir tausende Menschen auf den Rängen des Amphieteathers, die der unerbittlichen Sonne gnadenlos ausgeliefert sind und verweifelt versuchen, sich mit ihren knallig- grünen Eintrittskarten kühle Luft zuzufächern. Die Sanitäter haben jetzt schon einiges zu tun. Die Stimmung des bunt gemischten Publikums ( Es gibt M + F aller Altersklassen, Jungs, Mädchen, Eltern, mit und ohne ihre Kinder, "Punks" und "Normalos", alles ist vertreten) allerdings ist erwartungsvoll, gut gelaunt und fröhlich. Wir schlürfen verschiedene Getränke, denn diese werden in echt coolen Bechern ausgeschenkt, nämlich mit drei unterschiedlichen DÄ- Motiven, mir gefällt der mit Bier drin am Besten, den Inhalt lasse ich aber lieber jemand Anderen trinken.
Und dann geht es los. Bela, Farin und Rod betreten die Bühne und kündigen stolz wie Bolle den Opener "The Damned" an, ohne die es "Uns sicherlich nicht geben würde", wie Bela verkündet. Diese Band gibt es seit den Siebzigern, was man ihnen eigentlich gar nicht anhört. ( Allerdings dafür umso mehr ansieht:) Das, was diese Band da abliefert, ist ein Riesenspaß. Besonders angetan hat es uns der wild rumspringende, pathetische Gesten verteilende Keyboarder. Er wütet wie angezündet über die Bühne und tanzt sozusagen mit sich selbst Pogo, das hat einfach was.
Obwohl wir uns nicht bewegen und die Sonne langsam untergeht, zerfließen wir weiter lustig vor uns hin. Um halb acht ist es dann enlich soweit, die Bühne ist umgebaut, die letzte drei drei restlos ausverkauften Waldbühnenshows kann beginnen, der Vorhang fällt und die beste Band der Welt fragt :" Ist das noch Punkrock"?
Von Anfang an ist alles lustig, besonders die Zeit zwischen den Stücken. Das Publikum wird (zum Zwecke einer Live DVD) zu allen möglichen blöden Spielchen animiert, ob das jetzt eine Zeitlupen- LaOla ist oder die Auffoderung an das weibliche Publikum, einfach mal blanke Brüste zu zeigen. Farin Urlaub könnte ich stundenlang zuhören, wie er einen blöden Witz nach dem anderen reißt, sei er auch noch so zotig- abgedroschen, diese Art ist einfach umwerfend herzlich. Brüllend komisch seine Schnalzeinlage und den vorgeschnalzten Hit "Popcorn", (ich weiß echt nicht mehr, von wem das nochmal ist) den Bela und Rod auch noch mit ihren Instrumenten unterlegen.
Die Songauswahl bietet mit neuen Songs, alten Klassikern a la "Schrei nach Liebe", "Hurra", "Tittenmaus", aber auch mit melodischen, wie "1/2 Lovesong", "Himmelblau", "Wie es geht", und meinen Lieblingssongs "Schundersong", "Rebell", und "Meine Freunde" alles, was das DÄ- Herz begehrt. Im Innenraum wird gemosht und hin und wieder wird auch mal ein Bengalo angezündet. Na gut, ich gebe es zu "Ist ja irre" fehlt leider.
Musikalisch ist das alles ein bisschen geschrubbt- das Tempo stimmt manchmal nicht, der Gesang ist nicht so ganz grade- das ist mir aber ziemlich schnuppe. Es ist lustig, ein toller Spaß, ein schönes Fest. Immer wieder, auch noch nach zwanzig Jahren. Nach drei Zugaben- Blocks (insgesamt 9 Stücke) und insgesamt zweidreiviertel Stunden Spielzeit verabschiedet sich die beste Band der Welt von ihrem völlig fertigen Publikum pantomimisch, denn die Sperrstunde ist erreicht, kein Krach mehr möglich. Was auch wieder schön anzusehen ist, wenn die drei eine LaOla machen. Prima wars. Ich komme wieder!
Viele Grüße,