'Die Liebe in den Zeiten der Cholera' - Seiten 001 - 156

  • So jetzt bin ich durch den ersten Abschnitt durch.


    Florentino..... ich fand ihn im Liebeswahn eigentlich recht knuffig. Das Fermina erst 13 war als alles Anfing, kam mir eigentlich nicht komisch vor. Als die Zwei sich begegneten war er ja auch grade erstmal 18 Jahre alt. Okay, heutzutage gilt man da als völljährig. Aber ein Junge ist in dem Alter (meistens, Ausnahmen bestätigen die Regel) einfach noch ein Kind. Und Florentiono ist zum allerersten Mal verknallt. Ich kann dem sein völlig übertriebenes Getue da schon nachvollziehen (zumal er ja auch nicht wirklich mal gebremst wird, nein, seine Mutter - die ich übrigens sehr merkwürdig finde - gibt dem ja noch Tips a la "geniesse den Schmerz und koste das aus " :pille :pille :pille, anstatt das sie mal Tacheles mit dem nicht mehr zurechnungsfähigen Liebeskasper redet, spätestens beim Blumen-Fressen und Parfüm-Saufen reichts doch, man kann sich auch in was reinsteigern).
    Ich glaub was einem im ersten Moment stutzen lässt ist das man im Buch ja zuerst den "Alten" Florentino "sieht" (wie er auf der beerdigung auftaucht) und im ersten Moment hat man dann "den alten Sack" vor Augen während man von ihm liest (wie er sie kennenlernt als sie 13 war). Aber zu der Zeit war der Knabe grade mal 18.


    Fermina.... ich hab ganz gut nachvollziehen können das sie da (gegen Ende des Abschnitts) so plötzlich Schluß gemacht hat. Ich glaub sie war nie wirklich in Florentino verliebt. Für sie war das ausschlaggebende das Gefühl "Verliebt-Sein" bzw. "Begehrt-werden". Aber nicht Florentino selber. Ihr hat das zugesagt wie der ihr da hinterhergerannt ist.
    Ihren vater mochte ich nicht.... ich meine selber war er für die Familie seiner Frau nicht gut genug (von wegen Einwanderer unbekannter Herkunft, Muli-Händler...) und selber macht er nichts anderes und will das seine Tochter natürlich reich heiratet. :fetch Ich schätze Doktor Urbino war sicher mehr nach dem Geschmack des Alten :-).
    Allerdings fand ich das schon recht dreist bzw. unglücklich gewählt von ihm, noch am Tag der Beerdigung ihres langjährigen Ehemannes aufzutauchen um ihr wieder seine Liebe zu gestehen.

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)

  • Ferminas Vater - Ist das nicht "typisch Elternschaft"? Wir wollen das beste für unsere Kinder und machen häufig die gleichen Fehler wie unsere Eltern. :gruebel
    Er kommt aus einfachen Verhältnissen und hat sich hochgearbeitet.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Habe den ersten Abschnitt gerade beendet, habe lange gebraucht, bis ich ins Buch rein kam, aber mittlerweile gefällt es mir auch gut. Die Startschwierigkeiten haben wohl eher an Müdigkeit und Zeitmangel gelegen als am Buch selbst.


    Ich hatte am Ende des Abschnitts das Gefühl, dass Fermina beim Anblick von Florentino zutiefst erschrocken ist, vielleicht hat sie ihn in diesem Moment zum ersten Mal überhaupt richtig wahrgenommen und nicht nur das Briefe schreibende Phantom, das er so lange war.

  • Ich habe den ersten Abschnitt eben beendet und fühle gerade einen kalten Schauer auf der Haut.
    Der ernüchterte Blick Ferminas nach dieser langen Zeit der Fantasie-Beziehung fand ich schon krass.



    Zitat

    Original von Macska
    ...
    Inzwischen bin ich mit dem ersten Abschnitt durch. Zu Florentino fehlen mir irgendwie die Worte bzw. ich weiß nicht ob ich so eine Liebe als positiv oder negativ werten soll. Kölnisch Wasser trinken oder Rosen essen finde ich irgendwie schon etwas krass, ebenso wie einen über 70-seitigen Liebesbrief an eine 13-jährige. Ich weiß nicht, mich hätte es eher abgeschreckt. Ebenso die Beharrlichkeit, mit der beide die Beziehung führen bzw. sie sich schon als Ehepaar sehen, obwohl sie noch nicht verheiratet waren. Deshalb wundert mich eigentlich der plötzliche Umschwung von Fermina. Nach jahrelangem Kampf gegen alle Widerstände genügt ein einziger Blick und ihre Liebe ist dahin?


    Mir kam diese Beziehung vor wie ein Fiebertraum oder wie ein Delirium und hatte so gar nichts Wirkliches. Die plötzliche Erkenntnis, dass dieser liebeskranke Mann nicht der richtige Partner für ein junges Mädchen ist, kann ich mir gut vorstellen.
    Florentino erweckt in mir im Moment einfach nur Mitleid, wenig Neugier. Mal sehen, wie die Figur sich entwickelt.



    Zitat

    Original von Macska
    Sehr interessant war für mich auch die Darstellung des Stundenhotels und seinen Mitarbeitern. Nachtvögel hört sich doch richtig nett an im Gegensatz zu Prostituierte. Da wurde wirklich jedem was geboten, egal ob man aktiv oder passiv sein wollte. Was mich noch mehr erstaunt hatte, das sie das alles nur aus Liebe zu ihrem Zuhälter tun. Ich hätte eher auf Geldnot oder so getippt, aber so? Wer das meiste Geld anschafft geht mit dem Zuhälter ins Bett, na wenn das mal kein Anreiz ist. :rolleyes


    :write
    "Vögelinnen" geht ab sofort in meinen Sprachschatz über, das Wort finde ich klasse. :anbet
    Florentino findet "im Paradies der Geilheit" die Ruhe und Muse zum Lesen und zum Schreiben seiner Briefe. Das finde ich schon bemerkenswert. Das Bordell wird familiär geschildert und ist ein Zuhause für die Prostituierten- und auch für ihn.
    Dass sie ein vielleicht noch härteres Leben hinter sich haben, darauf weisen die Narben und Verletzungen hin, ebenfalls gestutzte Flügel der Vögelinnen.


    Auch beim Lesen zeigt Florentino Leidenschaft, fast Besessenheit. Dieser Charakterzug hat fast selbstzerstörerische Züge.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Ferminas Vater - Ist das nicht "typisch Elternschaft"? Wir wollen das beste für unsere Kinder und machen häufig die gleichen Fehler wie unsere Eltern. :gruebel
    Er kommt aus einfachen Verhältnissen und hat sich hochgearbeitet.


    Klar, Eltern wollen immer nur das beste für ihre Kinder, fragt sich nur, was das beste ist.
    Eine standesgemäße Heirat oder eine mit einem selbsterwählten Partner? Mein Herz schlägt ganz klar bei letzterem. Vor Schwierigkeiten ist keine Beziehung sicher, bei einer Liebesheirat aber wenigstens selbst eingebrockt. ;-)

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Wobei man bedenkt, vor ca. 130 Jahren galten noch andere Maßstäbe.
    Heute wird sicherlich kein Partner mehr ausgesucht.


    Florentino hat wohl in den 2 Jahren ihrer Abwesenheit, bei den Vögelinnen nur nur gelesen. :lache

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • So, ihc hab den ersten Abschnitt erst heute morgen beendet - anfangs musste ich mich an den Erzählstil und die Schreibweise gewöhnen, aber inzwischen gefällt mir die Atmosphäre des Buches richtig, richtig gut und ich bekomm so ein schönes Kribbeln im Bauch, wenn ich es wieder aufschlage um weiterzulesen :-]


    Urbino fand ich anfangs eigentlich eher unsympathisch, ich glaub, darum fiel es mir auch schwer mich einzulesen. Ich hatte die meiste Zeit das Gefühl, dass die Beziehung zwischen Fermina und Juvenal eher eine Zweckehe ist. Erst zum Schluss ist mir dann immer wieder aufgefallen, dass da wohl doch Liebe da ist oder war. Zum Beispiel als beschrieben wird, dass sie ihm bei öffentlichen Auftritten immer zur Seite steht und ihn mit einer kleinen Geste beruhigt - sehr süß :kiss


    Als Urbino dann starb, hab ich erstmal ein bisschen blöd gekuckt :wow Damit hatte ich nicht gerechnet und dann ging's Schlag auf Schlag und plötzlich steht Florentino da und erklärt ihr seine Liebe.


    Das zweite Kapitel fand ich schöner als das erste, auch wenn mir Florentinos Liebeswahn von Zeit zu Zeit auch sehr krass vorkam. Ein paar Stellen fand ich so schön, dass ich sie mir notiert habe:

    Zitat

    "Fermina Daza sah ihn nicht an, stickte weiter, doch seine Entschlossenheit öffnete eine Tür, nur einen Spalt breit, durch den aber paßte die Welt." (S. 120)


    und


    Zitat

    "'Was, zum Teufel, heißt hier Spion', sagte Florentino Ariza, 'ich bin nur ein armer Verliebter.'" (S. 140)


    Jetzt bin ich gespannt, wie es weitergeht - man weiß zwar was kommt, aber nicht wie es passiert und sich die Situation entwickelt. Florentino tut mir ja schon ein bisschen Leid - mit einem Schlag hat sich die ganze große Liebe in Luft aufgelöst :-(

  • Mittlerweile habe ich diesen Abschnitt beendet (durch die Krankheit meines kleinsten Sohnes letzte Woche blieb einfach keine Lesezeit).


    Das Buch gefällt mir sehr gut und der Sprachstil von Marques ist einfach herrlich.


    Zitat

    Original von Macska
    Inzwischen bin ich mit dem ersten Abschnitt durch. Zu Florentino fehlen mir irgendwie die Worte bzw. ich weiß nicht ob ich so eine Liebe als positiv oder negativ werten soll. Kölnisch Wasser trinken oder Rosen essen finde ich irgendwie schon etwas krass, ebenso wie einen über 70-seitigen Liebesbrief an eine 13-jährige. Ich weiß nicht, mich hätte es eher abgeschreckt. Ebenso die Beharrlichkeit, mit der beide die Beziehung führen bzw. sie sich schon als Ehepaar sehen, obwohl sie noch nicht verheiratet waren.


    Florentino scheint wirklich sehr extrem zu sein! Ich empfinde seine Liebe eher als negativ - sie ist mir einfach zu besitzergreifend! Für Femina scheint es eine Schwärmerei zu sein - die sie gegen den Willen ihres Vaters durchsetzt. Und als sie Florentino dann zum zweiten Mal sieht, entdeckt sie, wie verklärt sie ihn die ganze Zeit gesehen hat. Außerdem scheint sie während der Reise erwachsener geworden zu sein. Ich kannte allerdings nicht die Geste, den Ehering dem verstorbenen Partner mit in den Sarg zu geben - bisher kannte ich es nur, daß der Überlebene beide Ringe an sich nimmt. :gruebel


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Marquez nimmt dem Doktor die Entscheidung ab und verkürzt dieses "Spielchen". Er stirbt bei dem Versuch, seinen Papagei zu fangen.
    Jetzt muss ich meinen Eindruck von der Ehe doch gerade rücken, denn in der Sterbeszene liegt so eine Zärtlichkeit und Liebe, die mich wirklich berührt hat.

    Diese Szene fand ich einfach wunderbar beschrieben! Da merkt man direkt die Liebe zwischen den Beiden!



    Amalia : Schade, daß Du nicht mehr mitliest! Steig' doch einfach später wieder ein - wir sind sicher noch eine ganze Weile an dem Buch dran! :wave

  • Kann es eigentlich sein das der Autor dieses völlig durchgeknallte Verhalten Florentinos ganz bewusst ALS ÜBERTREIBUNG eingesetzt hat?? Eben um es so (über)deutlich rüberzubringen. Immerhin hat der Roman ja auch eine Menge Humor.
    Auch Doktor Urbino übertreibt ja..... den Papagei lieben und mit ihm quasseln, OKAY, das haben wir mit Lore auch ausgiebig. Aber dem Viech glatt Fremdsprachenlektionen und Unterricht zu erteilen ? ;-)
    Ich bin in Stilmitteln beim Schreiben nicht so bewandert (ich war "nur" auf einer Realschule , vielleicht kären mich da Deutsch-LK-ler von Gymnasien auf)


    Obwohl der gute Florentino ja irgendwo wirklich völlig durchgeknallt scheint.


    Als ich das so gelesen habe, was er (Florentino) da so alles veranstaltet (ich meine: Rosen fressen und Parfüm saufen?? HALLO?) habe ich das in meinen Gedanken ablaufen sehen, wie einen dieser alten Stummfilme (ja ich hab in meiner Kindheit sehr gerne z.B. die Klamottenkiste gesehen *lach*), wo die Leute in schwarz-weiß mit völlig übertriebenen Gesten agieren, während ein Erzähler theatralisch die Geschichte schildert - die Figuren hampeln derweil völlig übertrieben rum *gg* - und im Hintergrund eine nervige Klimpermusik vor sich hindudelt . Ich hab sogar in gedanken das nervtötende Gedudel gehört *lach* (und in den Hauptrollen hampelten bei mir Florentino und Fermina und ihr Vater rum *ggg*)

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)