KLAPPENTEXT:
Die Straßen von Hastinapur sind Kalus Zuhause. Der Junge arbeitet hart für ein paar Rupien und einen einfachen Schlafplatz auf dem Boden eines Tabakladens. Dennoch ist er glücklich: Wenn er Zeit mit seinen Freunden verbringt oder er sich in die schattigen Äste des großen Banyanbaumes am Fluss zurückzieht, um den Sonnenuntergang zu beobachten – und um Flöte zu spielen. Seine Melodien verzaubern die Welt und lassen ihn alles vergessen. Als sich Kalu eines Tages die Chance seines Lebens bietet, muss er Hastinapur verlassen - und damit auch seine geliebte Freundin Malti. Er verspricht, zu ihr zurückzukommen. Doch kann es eine gemeinsame Zukunft geben?
AUTORIN:
(Quelle: Insel)
Manisha Jolie Amin, als Tochter indischer Eltern in Kenia geboren, emigrierte 1974 mit ihrer Familie nach Australien. Sie promovierte an der University of Technology in Sydney (UTS), ihren M.A. erlangte sie im Fach kreatives Schreiben. „Der Klang der Sehnsucht“ ist Manisha Amins erster Roman.
EIGENE MEINUNG:
„Bücher können dich vieles lehren, sie bringen dich an Orte, an die du sonst unmöglich gelangen könntest. Und sie machen alle Menschen gleich“, sagte der Guruji, „denn lesen kann jeder.“
Wie wundervoll, dass in der Aussage des Guruji so viel Wahrheit steckt, denn niemals hätte ich gedacht, dass ich mich in einem Roman, der in Indien spielt so wohl fühlen kann, so viel Geborgenheit erfahre.
Die Kultur Indiens hatte bisher eher wenig Anziehungskraft auf mich. Warum das so ist kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht liegt es an der bunten und äußerst klebrigen Aufmachung, die Bollywood ausstrahlt. Dennoch habe ich Manisha Amins Debütroman in die Hand genommen, denn sowohl Cover als auch Klappentext und vor allem der vielschichtige und aussagekräftige Titel haben mich auf magische Art angezogen. Zum Glück, denn ich habe keine einzige Seite des Buches, kein Wort der Autorin bereut.
An einigen Stellen war die Geschichte nicht auf den ersten Blick verständlich, was zum einen wohl darin liegt, dass ich bisher wirklich keinen Zugang zur indischen Kultur hatte, zum anderen aber auch, weil die Geschichte so viel Tiefgang hat und man über einige Aussagen mehrmals Nachdenken und unterschiedliche Bedeutungen herausfiltern kann, was ich als sehr positiv empfinde. Die poetische Schreibe und der Stil der Geschichte, die wie ein faszinierendes indisches Märchen klingt, unterstreichen dies. Trotz aller Poesie und Weisheit, die in diesem wundervollen Roman steckt, ist „Der Klang der Sehnsucht“ keins dieser Bücher, die eine Weisheit an die andere reihen und an Handlung verlieren. Die Geschichte um den armen Kalu mit der besonderen Begabung und seine Freunde Bal und Malti ist fesselnd und weiß den Leser mit zu nehmen.
Kalu ist ein Junge ohne Herkunft. Er schlägt sich so durch, lebt von einem Tag auf den Nächsten. Doch er hat ein besonderes Händchen für das Flötenspiel. Eines Tages wird er von dem Bruder eines bekannten Musikers entdeckt und eingeladen ihn zu seinem Bruder zu begleiten um dort in die Lehre zu gehen. Schon bald entdeckt Kalu, dass hinter dem Flötenspiel mehr steckt als einfache aneinandergereihte Töne. Es ist eine Leidenschaft, es ist das, was ein Leben bestimmen kann. „Du wirst sie in dein Leben einführen, bis sie dich verstehen und deine Gedanken in Musik verwandeln können.“
Dazu zählen leider nicht nur gute Momente, sondern auch traurige Gefühle, die helfen Geist und Seele zu öffnen. Kalu durchlebt eine schöne Zeit, doch er und seine Freund müssen auch einige schmerzliche Erfahrungen machen.
„Aber wie deine Erfahrungen dich verändern hängt von dir selbst ab.“
FAZIT:
„Der Klang der Sehnsucht“ ist atmosphärisch dicht, anrührend und wunderschön. Es ist ein Buch über Sehnsucht nach Familie, Anerkennung, Freundschaft, Identität und Musik, deren Klang immer noch lieblich und eindringlich in meinem Leserherz nachhallt.