Inhalt:
Wessex 899. König Alfred macht nun tatsächlich ernst mit dem Sterben und die Aasgeier versammeln sich um Wessex und Mercia: Dänen, unzufriedene Sachsen und auch ein einstmals übergangener Prinz. Uhtred, Alfreds widerwilliger Kriegsherr, freut sich zwar nicht auf den Tod des Königs, den er nie geliebt, aber stets bewundert hat, aber darauf, endlich frei von dem Eid zu sein, der ihn an Wessex bindet. Außerdem bereitet er sich auf einen Krieg vor, den außer ihm scheinbar keiner so recht erwartet.
Meinung:
Mir hat ein wenig gegraut vor diesem Buch, da Alfred tatsächlich meine Lieblingsfigur war. Nicht nur, dass ich ihn sehr mochte, ich fand ja auch stets das schwierige Verhältnis zwischen ihm und Uhtred sehr interessant. Das heißt, bis es zuletzt nicht mehr so interessant war, leider, weil sich in Band 5 für meinen Geschmack zu vieles wiederholt hatte. Das hat mich ein wenig hinweg getröstet über den bevorstehenden Tod Alfreds, da ich mir davon eine neue Dynamik in Uhtreds Geschichte erhofft hatte. Bingo!
Tatsächlich scheint Uhtred mittlerweile endlich mit sich im Reinen zu sein und zwar immer noch auf Bebbanburg zu hoffen (wir wissen ja, dass der erzählende alte Uhtred dort hockt), aber nun gesteht er sich selbst ein, dass er gern "das Schwert der Sachsen" ist, auch wenn dies wohl in erster Linie an der aktuellen Dame seines Herzens liegt.
Die letzten Szenen zwischen Alfred und Uhtred waren, wenn man das Verhältnis der beiden kennt, ungewöhnlich herzlich und haben mir gut gefallen.
In der zweiten Hälfte, als Uhtred und die sächsischen und dänischen Heere ein bisschen gar lange hin und her gezogen sind, hat sich ein Hauch von Langeweile bei mir breitgemacht, allerdings sehr gepflegte. Die fast schon obligatorische Endschlacht hat das aber schnell wieder wettgemacht.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist, dass mir die Nebenfiguren schon lebendiger vorgekommen sind. Edward und Aethelflaed waren mir persönlich ein bisschen zu sehr im Hintergrund und ich brenne immer noch darauf, ein wenig mehr von Uhtred jr. zu sehen. Wirklich frischen Wind hat hier eigentlich nur der Priester Cuthbert gebracht.
Sehr schön fand ich dafür die Beobachtung Uhtreds, dass es im ganzen Land ohne die Römer wohl keine Brücken gäbe. Ich bin mir zu 99 % sicher, eine ähnliche Bemerkung über Spanien in einem der "Sharpe"-Romane gelesen zu haben, dort ironischerweise von einem Engländer.
Da Uhtred selbst bemerkt, dass er langsam alt wird, darf man gespannt sein, wie lange Cornwell diese Reihe noch guten Gewissens fortführen kann, mit ihm als Krieger. Da Uhtred selber aber aus der Distanz des alten Erzählers erwähnt, dass ihm Edwards Sohn Aethelstan später sehr ans Herz gewachsen ist und wir im Nachwort interessantes über diesen erfahren, könnte es durchaus lohnenswert für Cornwell - und uns! - sein, wenn es doch noch eine Weile weiter geht. Lassen wir uns überraschen.
PS: Erscheint auf Deutsch am 01.09.2012.
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