Häkchen-Harakiri? Titel und Cover werfen erstmal Fragen auf. Das ist ja nicht unbedingt schlecht für ein Buch, schließlich fordern Fragen Antworten und der Griff zum Buch ist somit schon psychologisch bestens vorbereitet. Und die Lektüre von Claudius Plägings „Häkchen-Harakiri“ lohnt sich. Der Inhalt ist schnell umrissen: Der etwas trantütige Endzwanziger Konrad Roth aus Berlin verliert erst seine Freundin und schließlich seine Arbeit als Pressetexter. Er erstellt eine To-do-Liste mit zehn mehr oder weniger kuriosen Aufgaben. Auf knapp hundert Seiten darf der Leser schließlich Konrad dabei beobachten, wie der etwa eine Prügelei anzettelt, mit seiner toten Nachbarin Kaffee trinkt oder in eine Wohngemeinschaft zieht. Ein recht simpler Plot, der eine platte Aneinanderreihung von Lustigkeiten befürchten lässt, dessen Umsetzung aber schlichtweg gelungen ist, weil eben dies nicht der Fall ist. Das hat zwei Gründe: Erstens besitzt Konrad als Typus des sympathischen Versagers ein hohes Identifikationspotential für alle Studienabrecher und lustlos Gescheiterten, die der Moloch Berlin am Fließband zu produzieren scheint. Wer ähnlich biographisch beschlagen ist, wird dieses Buch also nur kopfnickend zu Ende lesen können. Dieses Phänomen wiederum hat seine Ursache in Zweitens, der präzisen Beobachtungsgabe des Autors, denn über eine schnörkellos klare Sprache wird reichlich Menschenkenntnis transportiert, die oftmals humorig, nie aber zynisch ist. Menschenkenntnis, ein nur manchmal etwas klamaukiger Witz und eine wohldosierte Portion schwarzer Humor machen „Häkchen-Harakiri“ zu einer angenehmen und kurzweiligen Lektüre. Uneingeschränkte Empfehlung, gerade auch für Menschen, die ohne eine To-do-Liste wohl verhungern würden.