KLAPPENTEXT:
New Hampshire, Herbst 1949: Ein Hurrikan rast über das Land – und wirft für eine Nacht das Leben der Menschen aus seinen gewohnten Bahnen. Neun Monate später kommen in einem kleinen Krankenhaus zwei Mädchen zur Welt: Ruth Plank und Dana Dickerson. Außer dem Geburtstag scheinen die beiden nichts gemeinsam zu haben. Sowohl ihre Herkunft als auch die Mädchen selbst könnten unterschiedlicher nicht sein – und doch sind sie auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden. Von der Kindheit und Jugend im ländlichen Amerika bis zum wilden Studentenleben, von einer einsamen Insel in British Columbia bis in die Großstadt, von der ersten Liebe, dem ersten Sex bis zur Hochzeit, Elternschaft und Scheidung; vom Tod der Eltern bis zum Verlust der Heimat – über fünf Jahrzehnte folgt Joyce Maynard der bewegenden Geschichte zweier Leben, die schicksalhaft miteinander verknüpft sind. Bis am Ende lange gehütete Geheimnisse und vergessene Erinnerungen wieder zum Vorschein kommen und Ruth und Dana ihr wahres Schicksal zu entschlüsseln lernen.
AUTORIN:
Joyce Maynard war Reporterin bei der New York Times und arbeitet noch heute als freie Journalistin für verschiedene große Magazine. Ihre Kolumnen und Artikel erscheinen in zahlreichen US-Zeitschriften. Mit ihren Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit Schriftsteller J.D.Salinger schrieb sie einen internationalen Bestseller; zuletzt erschien ihr Roman „Der Duft des Sommers“ bei Goldmann. Die Autorin ist Mutter dreier erwachsener Kinder und lebt in Kalifornien und Lake Atitlan, Guatemala.
EIGENE MEINUNG:
„Das Leben einer anderen“ ist die Geschichte zweier Frauen, die trotz des Gefühls fehl am Platz zu sein, ihre Position in der Welt finden und sich zu starken Persönlichkeiten entwickeln.
In kurzen Kapiteln erzählen Dana Dickerson und Ruth Plank, die beide am selben Tag geboren von Ruth Mutter „Geburtstagsschwestern“ genannt werden, aus ihrem Leben. Wir erfahren von ihren Ängsten aus der Kindheit, ihren Schwächen in der Jugend bis hin zu dem Zeitpunkt an dem sie endlich innere Ruhe und damit zu sich selbst finden.
Ihr ganzes Leben ist begleitet von einem Geheimnis, das, hätten sie es schon viel früher gewusst, vielleicht dazu geführt hätte, dass alles einen anderen Lauf genommen hätte oder auch nicht, denn obwohl sie mit starken Gegenwinden und dem Gefühl oft fehl am Platz zu sein, zu kämpfen haben, entwickeln sie sich zu individuellen Persönlichkeiten mit starkem Charakter.
Schon sehr früh war mir klar, welches Geheimnis in dieser Geschichte so gut gehütet wird und wartete ungeduldig darauf, dass es endlich aufgedeckt wird. Als es dann so weit war, war ich ein wenig enttäuscht, denn dies alles ging doch mit sehr wenig Aufregung und eher fließend über die Bühne. Ich hätte mir gewünscht es wäre ähnlich aufregend und aufwirbelnd gewesen wie der Hurrikan, der wild wirbelnd das Leben der beiden Familien beeinflusste. Vielleicht ist es aber dennoch genau so von der Autorin gewollt, um zu verdeutlichen wie fest die beiden sympathischen Protagonistinnen im Leben verankert sind.
Ruth ist die Fünfte von fünf Mädchen und ganz anders als ihre drallen und eher häuslich orientierten Schwestern. Sie ist groß, schlank und interessiert sich für nichts so sehr wie für Malerei. Sie ist eine Künstlerin und hat damit einen anderen Blick auf die Welt, deren Lebewesen und Dinge, als ihre Familie, deren wichtigste Aufgabe ist, die besten Erdbeeren zu züchten. Einzig der hübsche Ray, den ein geheimnisvoller Charme umgibt, kann Ruths Aufmerksamkeit von der Kunst auf sich lenken. Zwischen den beiden entsteht eine Liebe voller Leidenschaft und einer gewissen Abhängigkeit, die sie in große Schwierigkeiten führt.
Dana ist, anders als ihre Mutter Val, die verträumte Malerin, und ihr Vater George, der seinen, teils aberwitzigen, Träumen nachjagt und keinerlei Verantwortung für die Familie übernimmt, sehr bodenständig und schwört sobald es geht ab vom sprunghaften Leben der Familie Dickerson. Sie weiß schon früh, dass sie auf Frauen steht und auch sonst ganz genau was sie will: Farmerin werden. So wie Edmund Plank, der einzige Mensch, der sich je für sie interessiert hat.
Besonders gut gefallen hat mir, dass der Roman so viel Realität beinhaltet, so „echt“ ist, dass es fast greifbar ist. Voller Authentizität und ohne Schnörkel erzählt Autorin Joyce Maynard mit ihrer klaren Schreibe eine Geschichte, die so tatsächlich passiert sein konnte. Mir fehlen ein bisschen die großen Emotionen und trotz einiger trauriger Passagen und glücklichen Momenten, konnte mich das Buch nicht bis ins Tiefste bewegen. Dennoch habe ich „Das Leben einer anderen“ gerne gelesen und das Schicksal der beiden großartigen Frauen voller Spannung verfolgt.
FAZIT:
„Das Leben einer anderen“ ist die schicksalhafte Geschichte zweier Frauen, die sich irgendwie fehl am Platz fühlen und es dennoch schaffen sich tief dort zu verwurzeln, wo sie es sich wünschen und das Leben zu führen, das sie erfüllt. Eine toller Roman, der aus dem Leben gegriffen eine authentische Geschichte erzählt.