Originaltitel: Det som ska sonas (2009)
Rowohlt Verlag 2011, 463 S.
Über den Inhalt:
In einer kleinen Stadt: Zwei Schuss in den Nacken. Eine Lache aus Blut. Wer hat Herman und Signe Jönsson auf solch brutale Weise ermordet? Womit hat das zutiefst religiöse Paar diese Hinrichtung verdient? Ihr Adoptivsohn Konrad hat seine Heimat vor langer Zeit verlassen. Nun ist er gezwungen, in das südschwedische Tomelilla zurückzukehren. Als ihn die örtliche Polizei des Mordes verdächtigt, begibt sich der Journalist selbst auf Spurensuche. Konrad nimmt alte Fäden auf und knüpft neue Verbindungen. Allmählich gelingt es ihm, die Fassade der Kleinstadtidylle aufzubrechen. Dabei muss er sich auch der eigenen Vergangenheit stellen: Wieso verschwand seine leibliche Mutter vor über 30 Jahren spurlos?
Über den Autor:
Olle Lönnaeus, geboren 1957, wohnt in Lund und arbeitet seit über zwanzig Jahren beim „Sydsvenska Dagbladet“. Der Journalist hat für seine investigativen Reportagen bereits mehrere Preise erhalten. Für seinen Debütroman „Das fremde Kind“ wurde Lönnaeus 2009 von der Schwedischen Krimi-Akademie mit dem renommierten Preis für das beste schwedische Krimidebüt ausgezeichnet, so wie vor ihm Ake Edwarson und Hakan Nesser.
Meine Meinung:
Nach dem Mord an seinen Adoptiveltern kehrt der Journalist Konrad Jonsson an den Ort zurück, an dem er aufgewachsen ist und den er als 17-jähriger fluchtartig verlassen hat. Nun ist er Mitte 40 und sieht sich mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Die Polizei verdächtigt ihn, seine Eltern ermordet zu haben und führt als Motiv den Lottogewinn an, den das Ehepaar Jönsson vor einigen Jahren gemacht hat. Konrad nimmt Kontakt zu alten Freunden und Bekannten auf und sucht Antworten auf die Fragen, wer ein Interesse am Tod der alten Leute gehabt haben könnte. Viel mehr aber interessiert ihn herauszufinden, was mit seiner leiblichen Mutter Agnes passierte, die spurlos verschwand, als er sieben Jahre als war.
Ein sehr typischer Skandinavienkrimi mit einer Ansammlung seltsamer und gescheiterter Existenzen und einem kleinen Ort als Schauplatz, der irgendwann in den 60er/70er Jahren des letzten Jahrhunderts stehengeblieben zu sein scheint.
Olle Lönnaeus beschreibt die düstere Atmosphäre in der schwedischen Kleinstadt Tomelilla, die nicht nur unter der Sommerhitze leidet, sondern auch unter der Stimmung, die zwischen den Einwohnern herrscht. Sprachlich sehr ansprechend schildert er das Umfeld aus Einsamkeit, Misstrauen, Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus und die Prozesse, die die Gemeinschaft zusammenhalten und wie stark die Vergangenheit sich auf die Menschen in der Gegenwart auswirkt.
Dies ist eine langsam erzählte Geschichte von Schuld, Hass, Feigheit und Gewalt mit Charakteren, die mir so fremd sind, dass sich die Frage nach Sympathie oder Antipathie gar nicht erst stellt. Vieles wird nur angedeutet, Verhalten und Reaktionen der Nebenfiguren bleiben oft unklar. Die Suche nach dem Mörder ist untrennbar verbunden mit Konrads Reise in die eigene Vergangenheit. Die Spur, die dahin führt, ist zunächst verborgen hinter dem kollektiven Schweigen der Kleinstadt-Einwohner. Dass die Handlung kaum Spannung erzeugen kann, liegt sicher auch an der sehr phlegmatisch angelegten Hauptfigur. Konrad ist kein sympathischer Charakter, bewegt sich eher unauffällig und leidenschaftslos durch die Handlung. Der einzige Lichtblick in Konrads Leben scheint seine Tochter Maria zu sein, zu der er ein sehr gutes Verhältnis hat. Die Szenen mit ihr gehören zu den wenigen im Roman, in denen etwas Humor aufblitzt. Die Auflösung gibt es auf den letzten Seiten, ohne wirkliche Höhepunkte kommt die Geschichte zum Abschluss.
Olle Lönnaeus hat keinen wirklich spannenden Roman geschrieben. Aber einen eindringlichen, düsteren mit der typischen Gesellschaftskritik eines Schwedenkrimis und dem Schwerpunkt auf Atmosphäre und Beschreibung des Umfelds und einer kleinen Liebesgeschichte, die für ein bisschen Auflockerung sorgt.