Dornröschenschlaf
Alison Gaylin
ISBN: 9783548283784
Ullstein-Verlag
Preis DE 9.99 €
Seiten: 368
Erscheinungsdatum: 23.08.2012
Original-Titel: And She Was: A Novel of Suspense
Klappentext:
Was würdest du tun, wenn du nicht vergessen kannst? Wenn du nicht weißt, wo deine Liebsten sind? Wenn jede Erinnerung dich zum schrecklichsten Moment deines Lebens führt?
Seit der Entführung ihrer Schwester vor vielen Jahren leidet die Privatdetektivin Brenna Spector unter einem seltenen Phänomen: Sie kann sich mit allen Sinnen an jede Situation erinnern. Jeden vergangenen Moment zu sehen, zu hören und zu riechen ist ein Segen in ihrem Beruf, aber eine Qual in ihrem Leben. Vor allem, als Brennas neuester Fall zu einem vermissten Mädchen führt, das auf die gleiche Art verschwand wie ihre eigene Schwester ...
Zur Autorin:
Alison Gaylin lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in den USA. Sie hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht und plant eine Serie mit der außergewöhnlichen Ermittlerin Brenna Spector.
Nach meinem Stöbern bei Amazon hatte ich den Eindruck, dass Dornröschenschlaf das erste Buch der Autorin ist, welches ins Deutsche übersetzt wurde.
Meine Meinung:
Brenna Spector ist Privatdetektivin, spezialisiert auf das Aufspüren verschwundener Personen. Ein dramatisches Ereignis in ihrer Vergangenheit führt bei ihr zum Ausbruch des sehr seltenen hyperthymestischen Syndroms (perfektes autobiografisches Gedächtnis) , prägt ihr ganzes Leben und macht sie zu einer ungewöhnlichen Persönlichkeit, die es nicht unbedingt leicht hat, weder beruflich noch privat. Unterstützung findet sie bei ihrem Mitarbeiter Trent, einem richtigen Paradiesvogel, sehr cool und ausgesprochen sympathisch, der ein bisschen Leichtigkeit in diese eher melancholische Geschichte bringt. Und bei Detective Nick Morasco, der gleichfalls einige Belastungen aus der Vergangenheit mit sich herumträgt.
Verlust und Schuldgefühle bestimmen in diesem ruhigen und unblutigen Thriller die Handlungen der meisten Personen. Die Spannung lässt auf sich warten, lange und manchmal auch etwas verwirrt folgt man den mäandernden Gedankengängen und Erinnerungen von Brenna, die immer wieder abschweifen und der Geschichte einige Längen bescheren. Einerseits bereichern die vielen Details und lassen die Protagonisten greifbarer werden, andererseits fehlt dadurch so ein bisschen der treibende Plot, den man bei einem Thriller eigentlich erwartet. Vor allem in der ersten Hälfte schweiften auch meine Gedanken beim Lesen häufig ab.
Gegen die hartnäckigen Widerstände vieler Beteiligter trägt Brenna mit Hilfe von Trent und Morasco die vielen kleinen Informationen zusammen, die letztlich zur Aufklärung von Verbrechen führen, deren Ursachen und tragische Verwicklungen weit in die Vergangenheit reichen.
Relativ spät wird es dann doch noch richtig spannend und man wird mitgerissen in ein, gemessen an der insgesamt eher ruhigen Geschichte, atemberaubendes Finale.
Der Schreibstil hat mir von Anfang an ausnehmend gut gefallen, für einen Thriller sehr intensiv mit wunderbaren Formulierungen, die mich oft wirklich berührt haben. Obwohl ich nicht nah am Wasser gebaut habe und kein besonders sentimentaler Typ bin, liefen mir an einer Stelle die Tränen über die Wangen. Immer wieder gibt es kleine überraschende Wendungen, auch in der Ausgestaltung der Protagonisten, die für meinen Geschmack wirklich gelungen sind, vielschichtig und kein bisschen klischeehaft.
Zum englischen Titel „And she was“, ein Song von Talking Heads und ein Lieblingslied von Brenna, finden sich im Text immer wieder Bezüge – ein toller Titel, aber Dornröschenschlaf ist auch nicht übel.
Jetzt bin ich gespannt, ob und wann es weitere Fälle mit Brenna Spector geben wird. Dieser Fall wurde gelöst, aber es gibt noch eine ganze Menge in ihrem Leben und ihrer Vergangenheit, was ich gern erfahren würde und mich neugierig auf einen weiteren Roman macht, und mindestens ein Faden in dieser Geschichte hängt für mich noch lose herum.
Sehr lesenswert für alle, die nicht unbedingt einen treibenden Plot, Action und durchgehende Spannung brauchen.