Starten wir hiermit.
Der Autor als Multitalent an der Leine der Verlage und Auftragsschreiberlein zu Dumpinglöhnen
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Der Autor als Multitalent an der Leine der Verlage und Auftragsschreiberlein zu Dumpinglöhnen
Hef, Heftserien werden seit Jahrzehnten so produziert, vom TV-Geschäft ganz zu schweigen. Das ist letztlich nichts anderes, nur das Formal unterscheidet sich.
Das hat mit dunkler Zukunft kaum etwas zu tun, die Autoren entscheiden sich bewusst für einen solchen Vertrag.
Zumal mir - ohne Zahlen zu kennen - das Projekt nicht der riesen Kassenschlager zu sen scheint; dass demnächst nur noch nach diesem Modell produziert wird, kann man eher ausschließen.
Alles wird gut.
Auch vor "DSDS" und wie dieser ganze Quatsch heißt wurden schon Bands zusammengecastet, nur haben die Produzenten keinen großen Bohei oder gar Fernsehshows daraus gemacht, davon abgesehen waren und sind sie mit der "stillen Version" regelmäßig erfolgreicher, etwa Frank F., aber auch andere. Projektplanung "top down" ist nicht unüblich; manchmal hat man eben schon eine konkrete Projektskizze und sucht dann nur noch jemanden, der sie ausfüllen kann. Dass "Künstler" üblicherweise andersherum arbeiten (und das in Zukunft ganz sicher auch noch tun werden), widerspricht dem nicht. Das ist kein Paradigmenwechsel, sondern nur eine lautstarke Öffentlichmachung einer alten Verfahrensweise, die sich kaum auf den Gesamtmarkt übertragen lässt. Wie Mulle schreibt - Heftromane werden seit Jahrzehnten genau so hergestellt. Zudem stellt sich noch die Frage, wie gut das Ergebnis ist - hierauf fehlt bislang die Antwort.
Für Daily Soaps wie "GZSZ" gibt es Generationen von Autorenteams, die sich seit dem Beginn der Serie abgewechselt haben. Die Flachheit und Stringenz des Produkts lässt das zu; es ist, wenn man so will, eine Qualität von "GZSZ", austausch- und vorhersehbar zu sein, ohne einen besonders individuellen Anstrich zu haben oder mehr als nötig zu überraschen. Für solche Projekte ist diese Herangehensweise gut geeignet. Damit ist aber das Fernsehen nicht neu erfunden worden.
Im Übrigen möchte ich mal eine Lanze für Autoren brechen, die Auftragsarbeiten schreiben.
Das muss keinesfalls eine geringere Leistung sein - es ist eine andere Art von Leistung, für die man andere Stärken mitbringen muss.
Ich könnte das nicht, mich überfordert ja schon eine Vorgabe wie im Eulen-Schreibwettbewerb.
Sämtliche Arten von Künstlern werden mit Auftragsarbeiten beschäftigt - Grafiker, Maler, Fotografen, Musiker ... da sagt keiner etwas.
Warum haben ausgerechnet die Auftrags-Autoren so einen Schmuddelruf?
Na ja, das ist mir alles nicht neu.
Nur überlest den einen Satz nicht, der das Urheberrecht betrifft.
Ich kenne die Konditionen, da man mich auch angesprochen hatte...unter aller Kanone.
Ein Serienschreiber für John Sincraire oder Jerry Cotton verdient mehr
ZitatNur überlest den einen Satz nicht, der das Urheberrecht betrifft.
Die Urheberrechtssituation ist bei Auftragsarbeiten - u.a. bei Ghostwritern - ohnehin grundsätzlich eine andere als bei vollständig eigenen kreativen Schöpfungen. Daran hat Bastei keinesfalls gedreht; sie nutzen hier auch nur etwas, das es längst gibt und das längst genutzt wird. Aber auch dieser Aspekt lässt sich nicht allgemein fassen; manch eine Auftragsarbeit, etwa eine Roman-Filmadaption, fällt noch voll unter das persönlichkeitsgebundene Urheberrecht (der Auftragnehmer tritt dann auch als Autor in Erscheinung), während eine Biografie, die man (mit)schreibt, in aller Regel demjenigen zufällt, der als Autor auftritt und auch das letzte Wort hat. Unter anderem hängt es auch von der Vertragsgestaltung ab, und vom "Grad der Einbringung". Solche Verträge lassen sich später auch noch anfechten; derlei wird auch getan.
Noch eine Bemerkung aus Lesersicht: Es kann natürlich sein, dass schon in der Planungsphase ein vor Energie strotzendes Kreativteam beteiligt war, das den Plot und die Figuren sauber skizziert und die fantastisch originelle Handlung exzellent geplant hat - dann ist auch in der Auftragssituation zu erwarten, dass ein leidlich spannendes und lesbares Produkt dabei herauskommt. Erfahrungsgemäß aber zeigen sich auch populäre und ansonsten tolle Bücher abliefernde Autoren eher etwas leidenschaftslos, wenn sie an solche Arbeiten gehen, weil man schließlich an fremden Ideen entlangschreibt und anarchistischen "Den-lasse-ich-jetzt-einfach-sterben"-Impulsen nicht nachgeben darf. Das merkt man beispielsweise vielen Filmadaptionen an, aber auch einigen Heftromanserien und Fremdfortsetzungen wie dem unsäglichen "Per Anhalter durch die Galaxis"-Nachklapp aus der Feder von Eoin Colfer (oder so, bin jetzt zu faul zum Nachschlagen).
Will sagen: Ließen sich tatsächlich Bestseller auf diese Art planen, täten das längst alle.
Ich habe den Artikel nur als Info eingestellt. weil ich in diesem Thema involviert war und mir meinen Teil gedacht.
Denn Stammautoren werden dafür nicht zu gewinnen sein. Ergo tritt eine noch hungrige Schar von Jungautoren an...und die alte Riege langsam ab und wendet sich dem e-book zu.
Ach ja, e-book, Amazon verkündet heute in England erstmals mehr e-books als print verkauft zu haben
Im Markt tut sich was....
ZitatDenn Stammautoren werden dafür nicht zu gewinnen sein. Ergo tritt eine noch hungrige Schar von Jungautoren an...und die alte Riege langsam ab und wendet sich dem e-book zu.
Aha. Dann ist also Mario Giordano ein "hungriger Jungautor", ja? Mmh:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mario_Giordano
ZitatAch ja, e-book, Amazon verkündet heute in England erstmals mehr e-books als print verkauft zu haben
Ja. Und Kinderschokolade enthält eine Extraportion Milch.
Edit:
Hef, ich verstehe, wenn Dich Deine eigene Entwicklung sehr umtreibt und Du nach Erklärungen und Positionierungsmöglichkeiten suchst, aber Du bist m.E. nicht exemplarisch, vor allem nicht für "den Buchmarkt" oder dessen "Zukunft". Eine "alte Riege", die "langsam abtritt" und sich "dem e-Book" zuwendet, gibt es so nicht. Es gibt viele Autoren, die experimentieren, zumeist parallel zu ihrem bisherigen Engagement, aber der (Print-)Buchmarkt wächst nach wie vor, es werden neue Autoren gesucht und ältere weiter hofiert. Deine Prophezeiungen mögen für Dich ganz persönliche stimmen, aber durch ihre permanente Wiederholung werden sie nicht wahrer für den Rest der Welt.
Irgendwie verstehe ich nicht, was daran schlimm sein soll, oder neu. In den meisten Bereichen des Entertainment (wie hier ja auch aufgeführt in der Musik) gibt es das schon genau so lange wie in anderen Bereichen auch.
Meine Wenigkeit zum Beispiel verdient sein Geld mit dem Schreiben technischer Dokumentationen. Da gibt es also eine Abteilung X in einer Firma Y mit einem Abteilungsleiter Z, der jemanden braucht, der ihm ein Betriebshandbuch schreibt. Also ruft er bei ein paar Consulting Firmen an und lässt sich ein paar Lebensläufe schicken, wählt dann die besten zu Interviews ein. Ist nix anderes wie ein Casting und der Beste gewinnt.
Bekomme ich den Job, schreibe ich diese "Auftragsarbeit" und mache mich, meine Firma und den Kunden damit glücklich. Habe auch nicht den Eindruck, daß ich für einen Hungerlohn an der Leine von irgendjemand arbeite. Im Gegenteil finde ich die Gelder, die da für Externe wie mich fliessen schon fast obszön hoch. Schade, daß ich davon nur einen kleinen Teil bekomme
Also dieses Auftragsmodell ist eigentlich eine logische Fortführung von Methoden, die es in anderen Bereichen als der Belletristik schon lange gibt und ich sehe auch darin nichts unfaires oder so. War mir dessen gar nicht so bewußt, aber genau genommen habe ich ständig Castings, habe sie nur nie unter diesem Namen gesehen. Wenn das der Bohlen wüßte
Von Tom
Hef, ich verstehe, wenn Dich Deine eigene Entwicklung sehr umtreibt und Du nach Erklärungen und Positionierungsmöglichkeiten suchst
es gibt Visionisten, Pessimisten und Realisten.
Da nützen auch deine in Zuckerwatte verpackten Giftpfeile nix.
Ich bin Ralist und kenne die Hintergrundstory. Andere Groß- Verlage werden folgen. Und letztendlich bleibt ihnen auch keine andere Möglichkeit mehr, wie ein reiner Profitbetrieb zu handeln. Das haben aber die vielen Jungautoren, um es höflich zu sagen, noch nicht verinnerlicht.
Also mach dir bitte um meinen Zustand keine Sorge. Ich bin selbst groß, um nicht zu sagen erfahren genug um mich genüsslich zurückzulehnen und dem Treiben des Marktes zuzuschauen
Danke für den interessanten Link.
Das ist nichts für mich. Weder zum Lesen noch zum Schreiben. Aber wem's gefällt ...
Hallo,
da ich einen Autor kenne, der an der Aktion beteiligt war, und selbst demnächst in einer anderen digitalen Heftromanreihe von Bastei Entertainment dabei bin, kann ich aus Autorensicht folgendes sagen:
Das "Casting" war nichts anderes als eine Bewerbung mit einem Probekapitel, wie man sie als Autor dutzendfach schreibt. Ich verfasse für meine Agentur zB regelmäßig Leseproben und Exposees, was dem vom Arbeitsaufwand her gleichkommt. Was den befreundeten Autor angeht: es war eine Bewerbung, es hat halt nicht geklappt, aber tja, es konnte nur einen geben.
Tagesgeschäft.
Trotzdem hat es was gebracht. Der Autor wurde nämlich (und das ist zu Beginn auch klar kommuniziert worden) für andere Projekte dieser Art angesprochen. Mit Erfolg. Mit dem Casting wurde also eine Art Autorenpool gebildet, wobei die Redaktion sich mit dem Probetext schon mal ein Bild von den jeweiligen Stärken gemacht hat.
Danke für den Link, den werde ich gern an den betreffenden Autor weiterleiten.
Gruß,
Linda