John Ringo, Planetenkrieg Band 1 „Feindliche Übernahme“

  • John Ringo, Planetenkrieg Band 1 „Feindliche Übernahme“


    Format: Kindle Edition, Dateigröße: 838 KB, Seitenzahl der Print-Ausgabe: 672 Seiten, Verlag: Heyne Verlag (12. März 2012), Sprache: Deutsch
    ASIN: B007EGW5M4


    Inhalt
    Die Euphorie war groß, als der erste Kontakt zwischen den Menschen und Außerirdischen zustande kam und die Menschheit endlich Teil der intergalaktischen Gemeinschaft wurde, doch nun hat auch das Volk der Horvath den blauen Planeten entdeckt – und die sind den Menschen alles andere als freundlich gesinnt ...
    (Quelle: amazon.de)
    Über den Autor
    John Ringo war Spezialist bei der US-Army, Meeresbiologe und ist Autor zahlreicher Science-Fiction-Romane sowie der weltweit erfolgreichen Military-SF-Serien Die Nanokriege und Invasion.
    (Quelle: amazon.de)


    Technisches:
    Ich habe dieses Buch als e-book im epub-Format gelesen. Wie alle Bücher vom Heyne Verlag, kommt auch dieses als e-book mit einem klinisch weißen Cover daher. Bei einer Ersparnis von knapp 1€ wieder einmal sehr enttäuschend.


    Leseerlebnis:
    Mit einem einzigen, diplomatisch gewählten, Wort:
    Enttäuschend.
    Reinfall wäre allerdings ebenso passend gewesen wie Abzocke, Ver***ung oder ähnliche herbe Bezeichnungen.


    Was als recht humorvolle Hommage an die alten Klassiker eines Heinlein beginnt, wird schnell zu einer politisch motivierten Tour de Farce, in denen der Autor dieses Buches seine halbgaren politischen Ansichten via Hauptfigur unters Volk streut.
    Ob es um den Kampf gegen den Terror mit all seinen Eingriffen in die Privatsphäre der Bürger eines Landes geht, um unausgegorene Ansichten im Bezug auf Städter und Landbevölkerung … der Autor lässt sich keine Gelegenheit entgehen, seinen nassforschen Helden diese „politischen Aussagen“ in der plumpesten und infantilsten Art und Weise, die ich jemals gelesen habe, unters Volk zu werfen. Eine Angewohnheit, die ich in letzter Zeit verstärkt bei Puplikationen des Heyne Verlags bemerke, der ja zu Random House gehört.


    Das Handwerk eines Autors, dass Ringo in diesem Buch an den Tag legt, ist keiner weiteren Erwähnung wert. Um die „goldene Regel“ des Show don´t tell (zeigen, statt behaupten oder erzählen) einzuhalten, breitet er alles für ihn Wichtige haarklein über ellenlange Dialoge seiner Figuren vor dem Leser aus.
    Habe ich diesbezüglich schon seine politischen Ansichten erwähnt?
    Ja?
    Dann habe ich bestimmt vergessen, dass John Ringo auch erstklassig über einen eventuellen Bergbau im Asteroidengürtel unseres Sonnensystems recherchiert hat, denn diesen unnützen Technobabbel lässt er ebenfalls durch seinen dummdreisten Helden, den ich mehr als einmal ob seines Habitus eines auf die Nuss geben wollte, in epischer Breite erklären. Teilweise vergisst der Autor aber dabei, dass an einem Dialog im Gegensatz zu einem Monolog mehrere Personen beteiligt sind.
    Die Dialoge fliegen teilweise in einem luftleeren Raum zwischen sogenannten „talking heads“ hin und her, und mehr als einmal fragte ich mich, wer da gerade spricht, und vor allem wovon.


    Das ist auch schon die nächste Dialogschwäche:
    Alltägliche Rede wandert vom Hölzchen auf’s Stöckchen.
    Literarische Rede sollte aber zielgerichtet und nachvollziehbar sein.
    Ist sie nicht.
    Vom Bau von Spiegeln für den Erzabbau auf Asteroiden, über die seltsamen Verhaltensweisen von Städtern, die ja im Gegensatz zu ländlichen Bewohnern nach der Meinung des Helden alle einen an der Waffel haben, bis hin zu der gelegentlichen Erwähnung, dass die Aliens reihenweise Städte dem Erdboden gleichgemacht haben, kommt innerhalb einer Szene alles vor.
    Meist sogar innerhalb eines Dialogs.


    Ach ja, die große Vernichtung … wird da was gezeigt? Entsetzen, Folgen, Schicksale?
    Fehlanzeige.
    Washington, Berlin, Paris und alle anderen Städte und die darin lebenden Menschen, die diesem Konflikt zum Opfer fallen, sind nicht mehr als Randbemerkungen, in diesem Werk.


    Ebenso hat es John Ringo nicht so sehr mit einer zeitlichen Stringenz, oder er erachtet es als für nicht notwendig, seine Leser kurz darüber zu informieren, wo und wann gerade etwas stattfindet. Selbst bei einem neuen Kapitel sollte dieses Mindestmaß an Leserorientierung gegeben sein.


    Insgesamt war dieses Buch für mich das Erste und letzte von John Ringo.
    Wenn ich politische Erziehung wünsche, dann lese ich entsprechende Fachleute, und streue meine Suche, um so viele Facetten wie möglich aufzunehmen. Monokultur ist mir zuwider.
    Ebenso wünsche ich mir, für mein sauer verdientes Geld selbst bei leichter Unterhaltung, dass sich der Verfasser eines Buches Mühe gibt. Neue Ideen sind nicht übermäßig wichtig, aber die Umsetzung sollte schon über das Niveau eines Grundschulaufsatzes mit dem Thema "Meine letzten Sommerferien auf Ballerman 6" gehen.


    Dieses Buch war aber auch zugleich das Letzte aus dem Haus Heyne für mich.
    Zu oft habe ich in Letzter Zeit dort den berühmten Griff in die Porzellanschüssel getan, wurde mit schlecht lektorierten, ohne Cover daherkommenden e-books veräppelt, und musste mir dann auch noch die „politische Umerziehung“ der anglo-amerikanischen Autoren via Hurra-Patriotismus gefallen lassen, die neuerdings bei Thrillern, Krimis und jetzt auch in der Science Fiction aus diesem Haus Überhand nimmt.


    Mein Fazit:
    Egal ob Fan von Military Science Fiction oder “normaler” Science Fiction, um dieses Buch sollte man einen großen Bogen machen. Ich bin enttäuscht und könnte mich selber beißen, dieses Buch als e-book erstanden zu haben, dass ich nicht weiterverkaufen kann.
    Vielleicht bin ich zu anspruchsvoll, was Sprache und Handwerk eines Autors betrifft, aber dieses Werk würde selbst in Deutschland ein Kleinverlag nicht mit der Kneifzange anfassen. Jedenfalls nicht, ohne den Autor vorher mit einem ausführlichen Lektorat in Klausur zu schicken.
    Ich bin verblüfft, und kann es mir nur mit internen Vorgaben des Mutterkonzerns, oder einem Lizenzbundle erklären, dass dieses Buch es überhaupt in das Programm eines großen Publikumsverlags geschafft hat.


    1 Stern, aber auch nur, damit hier überhaupt eine Wertung steht.

  • Ein sehr schöner Veriss. Gefällt mir; macht doch immer wieder Freude so etwas zu lesen. :grin :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hallo Voltaire :wave


    Ich war noch gnädig, glaube mir.


    Aber bei diesem Buch ist mir derartig die Krawatte geschwollen, ich musste mir einfach Luft verschaffen :-]
    Selbst als ich versuchte, das Buch nach dem Stimmungsumschwung innerhalb der Geschichte als Satire zu lesen, musste ich meine Beißschiene anziehen.


    Ich hoffe nur, dass sich jeder potenzielle Käufer erstmal die Leseprobe durchliest, und vielleicht auch die eine oder andere Rezension auf amazon. Dort kommt er auch nciht so ganz gut weg, der Mister Ringo.
    Ich habe meine Datei bei Weltbild gekauft, daher konnte ich leider auf amazon nicht den Marcel Reich "Radetzki" geben :lache


    Beste Grüße


    Richard :wave

  • Naja, wenn man ein Knall-bumm-peng Buch sucht in dem man über die Auslöschung der Städe und die Reaktionen und Schicksale der Menschen darin lesen will, ist man hier wirklich falsch. Das hat wohl der TE erwartet oder gehofft zu finden.


    Wenn man auf der Suche ist nach einem Buch, das den Bereich "Near future" abdeckt könnte man hier richtig sein. Mir hat es gut gefallen, wie Ringo die technischen Errungenschaften der Menschen beschreibt, wie sie mit Findigkeit und Einfallsreichtum etwas erschaffen und gerade nicht aus dem Ärmel geschüttelt haben wie bei vielen anderen Autoren.


    Auch kann ich das nervige Aufheulen über Politik nicht mehr hören. Man sollte schon unterscheiden können ob man in einer heilen Welt lebt oder in einer Art Sklaverei wie es hier der Fall ist. Und in einer Sklaverei wo man täglich um sein Überleben kämpfen muss läuft der Hase halt anders.


    Manchmal ist es einfach besser eine Rezi oder Bewertung ruhig anzugehen, eine Nacht drüber zu schlafen, bevor man in einer Art Rundumschlag das Buch, den Autoren und dann noch den kompletten Verlag "rasiert". Oder aber, man sollte mal seinen eigenen Geschmack hinterfragen.