Angst vor Klassikern der Weltliteratur

  • Die meisten Klassiker sind schwerer zu lesen als aktuelle Krimis oder ähnliches. Aber das Schöne ist, dass man immer besser wird je mehr man es versucht und dann geben sie einem eine ganz besondere Befriedigung. Durchbeißen lohnt sich also.
    Ich würde auch mit eher süffigen Werken anfangen, die Romane von Jane Austen und den Bronte-Schwestern bieten sich an.

  • Wie wäre es denn damit?


    Alexandre Dumas - Der Graf von Monte Christo



    Gut zu lesen, spannend und wirklich sehr unterhaltend. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • respekt vor klassikern ist anfangs eh weit verbreitet.


    ich weiß nicht, ob man überhaupt einen einstieg braucht oder so; es geht eher drum, dass dir die thematik zusagt, ich hab zum beispiel mit denen angefangen, weil die mir intellektuell einfach sehr viel mehr geben als moderne literatur das jemals könnte (aber auch nicht alle).


    such dir jemanden, der dir einfahc zusagt, von dem was er glaubt und was er darzustellen versucht.


    Goethes Werther ist z.b. vorallem sehr beeindruckend, wenn du schon selber (schlechte) erfahrungen mit liebe gemacht hast.


    und wenn du schon von Tolstoi redest: Auferstehung; ich bin da grad mittendrin, und es gefällt mir ganz gut; eine geschichte über reue, schuld und - eben - auferstehung als neuer mensch. christlich. eine simplere geschichte als Krieg und Frieden, bodenständiger und mit 600 seiten auch kürzer.


    ansonsten kannst du dir einfach mal irgendwo die momentane schullehrplan-lektüre anschauen; wenn man das denen zumuten kann, dann dir wohl auch.

    To me the most important thing is the sense of going on. You know how beautiful things are when you’re traveling.
    - Edward Hopper

  • Für "Klassikanfänger" wäre ggf. auch eine Option, nicht unbedingt mit den dicksten, anspruchsvollsten Schinken anzufangen, sondern sich vielleicht erst mal in eine andere Richtung zu orientieren. Wie wäre es zum Beispiel mit den ganzen "Kinder"buchklassikern, die man evtl. in seiner Kindheit/Jugend verpasst hatte? Robinson Crusoe, die Schatzinsel, Betty und ihre Schwestern, die kleine Prinzessin Sara, der geheime Garten, und und und, die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. So hat man quasi mehrere Fliegen mit einer Klappe: relativ kurze Länge des Buches, eine engagierende Story mit einer Sprache, die einfach genug für Kinder zu verstehen ist, aber gleichzeitig eben auch anspruchsvoller, da "Klassiker".


    Ansonsten kann ich LadyTudor's Tipp bzgl. der Verfilmungen nur zustimmen. Mir persönlich hilft es ungemein, Zugang zu klassischer Literatur zu finden und mich voll auf die komplexe Sprache einzulassen, wenn ich Inhalte und Verlauf der Geschichte bereits kenne sowie schon ein paar Gesichter habe, die ich den Figuren im Buch zuordnen kann. So kann ich deren Gefühle, Gedanken und Motive besser nachvollziehen und die Personen sind vor meinem geistigen Auge lebendiger und realistischer -- ich weiß nicht, ob nur mir das so geht, aber wenn ich die Figuren nicht bereits "real" (ergo im Film) gesehen habe, fällt es mir oft schwer, eine "Bindung" zu ihnen aufzubauen. Wenn ich mich in einem unbekannten Klassiker durch die Sprache wusele, bleiben die Figuren oft nur platte "Pappaufsteller" ohne Seele, zu denen ich eine Riesendistanz verspüre. Aber vielleicht bin das ja auch nur ich. :pille


    Gut vorgetragene Hörbuchversionen wären ein weiterer Tipp für "Einsteiger". Die Stimmen helfen sehr oft, Situationen richtig zu interpretieren und zu verstehen. Ich glaube, ohne Verfilmungen und Hörbücher wäre mir Jane Austen nicht humorvoll mit Augenzwinkern dahergekommen, sondern nur wie ein weiterer staubtrockener, sich selbst zu ernst nehmender Klassiker. :gruebel

  • Wie wäre es denn mit Shakespeare? :-) Vielleicht besteht ja Interesse zu erfahren, wie das denn nun wirklich in Romeo und Julia ablief.


    Dürrenmatts "Die Physiker" fand ich persönlich auch sehr toll.


    Die Anaconda-Reihe bietet viele dünne Klassiker. Ich habe beispielsweise "Dr. Jekyl und Mr. Hyde" in dieser Reihe gelesen.


    Das Gespenst von Canterville von Oscar Wilde ist auch sehr kurzweilig.


    Frankenstein und Dracula wären auch eine Option, falls du immer schon mal wissen wolltest, wie "das Original" aussah.


    Kabale und Liebe lässt sich tatsächlich einfach lesen, "Die Räuber" fand ich da schon etwas weniger zugänglich. Bei Goethe finde ich "die Leiden des jungen Werther" nicht sehr kompliziert verfasst - dafür hat es mir allerdings auch nicht so gut gefallen, was aber an der Figur des Walther lag. Historisch ist es dennoch ein interessantes Werk, weil es einen ziemlichen Hype ausgelöst hat.


    - Ich stimme auf jeden Fall zu, dass du dringend nach Interesse gehen solltest. Und du musst es überhaupt nicht schlimm finden, wenn dir ein Klassiker nicht zusagt. Das passiert mir oft genug. (Ich reihe mich bei denen ein, die die Buddenbrooks einfach furchtbar fanden)

    Es ist erst dann ein Problem, wenn eine Tasse heißer Tee nicht mehr hilft. :fruehstueck

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von JASS ()

  • Ich würde auch erstmal sowas wie Alexandre Dumas (Graf von Monte Christo, Die drei Musketiere etc.), Jules Verne, Arthur Conan Doyle empfehlen. Das finde ich alles ziemlich unterhaltsam und gar nicht anstrengend (war ja auch durchaus als Unterhaltungsliteratur gedacht damals). Dann vielleicht sowas wie Dickens, Austen, Bronte... wobei man zumindest Dickens schon mögen muss, sooo viele Protagonisten!


    Oscar Wilde finde ich großartig und die Dramen vor allem extrem lustig und kurzweilig - Bei "Ernst sein ist alles" habe ich in der Bahn mehr als einmal laut gelacht. "Das Bildnis des Dorian Gray" ist eher ernster, aber ich fands dennoch sehr schön zu lesen.


    Jedenfalls würde ich nicht unbedingt gerade mit Faust und dem Zauberberg anfangen, und überhaupt habe ich das Gefühl, dass französische und englische Klassiker oft "leichter" zu lesen sind als deutsche - vielleicht, weil dort die Grenze zwischen "Trivialliteratur" und "seriöser Literatur" nicht so scharf ist bzw. war wie hier?

  • Ein wunderbares Buch. Beste spannende Unterhaltung.


    Wilkie Collins - Die Frau in Weiß

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Auch so eine Frage: Was sind eigentlich literarische Klassiker? Sicher lassen die sich nicht nur in grauer Vorzeit finden, beim ollen Goethe, bei Lessing oder Shakespeare. Auch in neuerer Zeit haben Bücher Weltgeltung erlangt, sind zu "Klassikern" der Weltliteratur geworden.
    Eines davon möchte auch ich hier empfehlen, ein ganz großes Buch:


    Moby-Dick von Herman Melville


    Seit knapp zehn Jahren liegt eine deutsche Neuübersetzung von Matthias Jendis bei btb vor. Als ich diese gelesen habe, wurde mir noch sehr viel klarer, welch großartiges Werk Melville hier geschaffen hat, als ich es aus der alten Ausgabe in Erinnerung hatte.
    Unbedingt lesen - und viel Spaß dabei!

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Auch so eine Frage: Was sind eigentlich literarische Klassiker? Sicher lassen die sich nicht nur in grauer Vorzeit finden, beim ollen Goethe, bei Lessing oder Shakespeare. Auch in neuerer Zeit haben Bücher Weltgeltung erlangt, sind zu "Klassikern" der Weltliteratur geworden.
    Eines davon möchte auch ich hier empfehlen, ein ganz großes Buch:


    Moby-Dick von Herman Melville


    Seit knapp zehn Jahren liegt eine deutsche Neuübersetzung von Matthias Jendis bei btb vor. Als ich diese gelesen habe, wurde mir noch sehr viel klarer, welch großartiges Werk Melville hier geschaffen hat, als ich es aus der alten Ausgabe in Erinnerung hatte.
    Unbedingt lesen - und viel Spaß dabei!


    In seinem Buch
    "Orkus. Reise zu den Toten" beschäftigt sich der österreichische Autor Gerhard Roth u.a. auch sehr intensiv mit diesem Buch von Herman Melville.


    Gerhard Roth - Orkus. Reise zu den Toten

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe (vor zwei Jahren, glaub ich war es) mich mal an Thomas Manns "Die Buddenbrooks" versucht. Habe das Buch auch durchgelesen. Es ging eigentlich noch. Da hat man mal gesehen, was für eine Sprache früher herrschte. Allerdings habe ich in diesem Buch viele Stellen markiert, wo ich immer mal die Fremdwörter nachschauen wollte. Das habe ich bis heute nicht gemacht. ... Vielleicht mach ich mir die Arbeit mal irgendwann. ...


    Ich habe mir dann hinterher den Film dazu angeschaut. Ich hatte dieses Buch ausgewählt, weil ich Familiengeschichten mag und ich dachte, das dürfte ja nicht so schwer sein. ...


    "Faust" wollte ich letztes Jahr auch lesen und hab mir die TB-Ausgabe bei Amazon bestellt. Tja, sie liegt noch hier. ... Ich hatte mal angefangen, aber irgendwie komm ich nicht wirklich rein. :-(


    ...


    Auf Schiller oder Marcel Reich-Ranicki hätte ich auch mal Lust was zu lesen. Aber da muss ich mal schaun für welches Buch und welchen Autor ich mich entscheide. :-)

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

  • Zitat

    Original von byeol
    Für "Klassikanfänger" wäre ggf. auch eine Option, nicht unbedingt mit den dicksten, anspruchsvollsten Schinken anzufangen, sondern sich vielleicht erst mal in eine andere Richtung zu orientieren. Wie wäre es zum Beispiel mit den ganzen "Kinder"buchklassikern, die man evtl. in seiner Kindheit/Jugend verpasst hatte? [...] Der geheime Garten [...]


    Stimmt! Da gibt es bei mir eine absolute Leseempfehlung. Ich habe das Buch (und auch die Zeichnungen in der verlinkten Ausgabe) so sehr geliebt als Kind (und heute auch noch). :anbet

  • Zitat

    Original von Sonne79
    Auf Schiller oder Marcel Reich-Ranicki hätte ich auch mal Lust was zu lesen. Aber da muss ich mal schaun für welches Buch und welchen Autor ich mich entscheide. :-)


    Wobei MRR jetzt nicht zur Garde der klassischen Autoren gehört. Er ist Literaturkritiker (sehr devot den Herren Thomas Mann und Wolfgang Koeppen ergeben, quasi ein virtueller Stiefellecker :grin) und war "Literaturchef" der FAZ.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich bin an sich nicht so der Typ, der unbedingt die Klassiker gelesen haben muss und dem entsprechend war mir bisher auch nicht ganz bewußt, dass ich doch den ein oder anderen gelesen habe und für gut befunden habe. :wow


    Hier wurden jetzt soviele Autoren und Bücher genannt und davon befinden sich viele bei mir im Schrank...allerdings hab ich die nicht gelesen, weil man das unbedingt gelesen haben sollte in seinem Leben, sondern weil mir die Geschichten zugesagt haben. Manche Bücher hab ich auch nur begonnen und abgebrochen, weil es grade nicht so passte.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    In seinem Buch "Orkus. Reise zu den Toten" beschäftigt sich der österreichische Autor Gerhard Roth u.a. auch sehr intensiv mit diesem Buch von Herman Melville.


    Gerhard Roth - Orkus. Reise zu den Toten


    Dammich :bonk, dieses Buch und ebenso deine (außerordentlich anreizende) Rezi dazu wären mir völlig entgangen ohne deinen hier eingestellten Link. Dabei ist es offenbar genau so eins von den Büchern, die ich unbedingt lesen muss. Hab´s bestellt, kann mich aber erst in ein paar Wochen damit beschäftigen. Dann melde ich mich im entsprechenden Rezi-Thread nochmal dazu.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Wobei MRR jetzt nicht zur Garde der klassischen Autoren gehört. Er ist Literaturkritiker (sehr devot den Herren Thomas Mann und Wolfgang Koeppen ergeben, quasi ein virtueller Stiefellecker :grin) und war "Literaturchef" der FAZ.


    Voltaire, du alte Gift- :spritze

  • Zitat

    Original von Cathrine
    Ich bin an sich nicht so der Typ, der unbedingt die Klassiker gelesen haben muss ...
    ... ...allerdings hab ich die nicht gelesen, weil man das unbedingt gelesen haben sollte in seinem Leben, sondern weil mir die Geschichten zugesagt haben. ...


    Das halte ich für eine sehr gesunde Einstellung! Man muss überhaupt nichts lesen, was einem nicht zusagt - egal, ob "Weltliteratur" oder "Klassiker" -, es sei denn, man beschäftigt sich beruflich / wissenschaftlich damit.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Voltaire, du alte Gift- :spritze


    :grin Er hat natürlich Recht. ...


    Aber ich fand die Verfilmung von "Mein Leben" ganz nett zumal in der Hauptrolle noch Matthias Schweighöfer gespielt hat und der solche Rollen einfach wunderbar spielen kann, genau wie "Schiller" ... und da hab ich gleich mal bei Amazon geschaut und gedacht, eine Lektüre von ihm wär sicher auch nicht schlecht.


    Was Nils Holgerssons mit seinen Wildgänsen erinnert mich an früher. ... Der Nils war immer mein unsichtbarer Freund und musste überall mit hin. :-) ... Ist auch eine guter Buchtipp und ne Überlegung wert, es zu lesen.

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Sonne79 ()

  • Ich kann die meisten Vorschläge hier unterstützen, wobei
    Collins: Die Frau in weiß
    und
    Melville: Moby Dick
    (und auch "Onkel Toms Hütte" von Harriet Beecher-Stowe)
    in einigen Ausgaben recht schwer für Klassikeinsteiger zu lesen sind, obwohl es tolle Geschichten sind.
    Dumas ist prima, evtl. auch Mark Twain.
    Zu "Betty und ihre Schwestern" sei der Hinweis erlaubt, dass dieses Buch von Louisa May Alcott in verschiedenen Aufteilungen und unter mehreren Titeln gedruckt und auch verfilmt wurde ("Eine glückliche Zeit", "Kleine tapfere Jo", "Vier Schwestern"...).
    Da du, wie ich in deinem Profil sah, aus Niedersachsen kommst, wären vielleicht Novellen von Theodor Storm etwas für dich (zB "Pole Poppenspäler" oder "Der Schimmelreiter", wobei letzterer bei einigen als Zwangs-Schul-Lektüre in nicht so guter Erinnerung ist.
    Möchtest du denn mit einem Roman beginnen, oder darf es auch ein Theaterstück oder eine Ballade sein?

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)