Hier kann zu den Seiten 119 - 219 (Kapitel 7 - 9) geschrieben werden.
'Die Ketzerin von Carcassonne' - Seiten 119 - 219
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Das müsste [URL=http://maps.google.de/maps?oe=utf-8&rls=de.web:de:official&client=firefox&q=Ariege&um=1&ie=UTF-8&hq=&hnear=0x12af3dc287178f77:0x306f69c2f3b2600,Ari%C3%A8ge,+France&gl=de&sa=X&ei=KJsZUIzrNcjIsgabs4DgDQ&ved=0CAgQ8gEwAA]Dun[/URL] im Ariegé sein?
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Ich fand es immer sehr interessant zu lesen, wie die Gauklertruppe von Stadt zu Stadt zieht, was sie dort erleben, die neuen Menschen, die verschiedenen Eindrücke usw.
Und gefreut habe ich mich, dass Peyres und Adelind endlich zueinander gefunden haben. Aber meint er es auch ernst und kann er tatsächlich ein halbes Jahr enthaltsam bzw Adelind treu sein, wenn Marcia die ganze Zeit vor seiner Nase herumtanzt (und das ja im wörtlichen Sinne)?
Hildegard finde ich zunehmend anstrengend. Sie verhält sich so merkwürdig, als Adelind ihr erzählt, dass sie mit Peyres herumziehen möchte. Sie möchte ihre Schwester vermutlich nicht verlieren und irgendwo kann man ihr Verhalten schon nachvollziehen, aber ich finde es so egoistisch und auch etwas fies, Adelind ein schlechtes Gewissen zu machen (das soll sich ja später dann noch steigern...).
Hildegards Verhalten nach der Fehlgeburt löst aus heutiger Sicht eher diese Reaktion aus :wow. Aber ich denke, damals war es einfach etwas anderes wie heute. Wir sind heute einfach nicht mehr so gläubig, als dass wir das wirklich nachvollziehen können. Trotzdem ist es schon ein hartes Stück...Die Frage nach der richtigen Religion, wie sie in diesem Buch immer wieder gestellt wird, ist ja heute auch noch aktuell. Es ist doch interessant zu sehen, wie diese Frage selbst nach 800 Jahren noch nicht an Aktualität verloren hat.
Und ich hoffe sehr, dass es die richtige Entscheidung von Adelind war, den Posten in Carcassonne für Peyres sausen zu lassen...
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Ich habe den Eindruck jeder der Männer der Truppe ist in mindestens eins der beiden Mädchen verliebt. Kein Wunder, dass Marcia schlechter Laune ist. Ich kann mir den Planwagen schlecht vorstellen. Sie haben zu 6 darin geschlafen, immer 2 und 2 zusammen. Das würde ein Wagen von fast 6 Meter machen, das wäre riesig.
Gut gefallen haben mir die Zahnwürmer. Wenn mein Zahnarzt mir davon reden würde, wäre ich das letzte mal bei ihm gewesen. Hildegard scheint aus ihrer Starre zu erwachen, ihr geht es immer besser.
Die verschiedenen Haltestops der Truppe beginnen sich jetzt zu sehr zu ähneln, das macht das Buch viel weniger fesselnd als am Anfang. Ich war froh, als sie endlich an ihrem Ziel angekommen sind.
Auch unter den Katharer gibt es Menschen, die ihre Religion etwas zu ernst nehmen und ihn über ihre Mitmenschen stellen. Rosa ist mir unsympatisch, aber Hildegard wird mir auch immer unsympatischer. Aber ist das realistisch, wie Hildegard nach der Geburt reagiert? Kann eine Mutter überhaupt so über den Tod seines Kindes denken, mit all den Hormonen, die so ein Denken verhindern?
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Zitat
Original von xania
Aber ist das realistisch, wie Hildegard nach der Geburt reagiert? Kann eine Mutter überhaupt so über den Tod seines Kindes denken, mit all den Hormonen, die so ein Denken verhindern?Ich denke schon, dass es realistisch ist, wie Hildegard reagiert. Aus unserer heutigen Sicht ist es vermutlich nicht mehr nachvollziehbar. Hildegard ist aber völlig in ihrem Glauben versunken, an der Stelle hat es beinahe schon fanatische Züge, finde ich - und dadurch empfindet Hildegard es unter Umständen wirklich als "richtiger", dass das Kind tot ist und die Welt, die ja laut ihrem Glauben vom Teufel geschaffen wurde, nicht mit mehr Kindern zu bevölkern.
Andererseits könnte es natürlich auch sein, dass sie sich das nur einredet, um ihre wahren Gefühle zu unterdrücken - das kann man nur spekulieren.
Und noch ein Grund für ihr Verhalten wäre, dass das Kind durch eine Vergewaltigung entstanden ist. Hildegard wollte ihr Leben lang keusch leben, doch diese "Reinheit" wurde ihr gewaltsam genommen. Das Kind hätte sie ein Leben lang daran erinnert. Das ist heute doch auch noch so, dass Frauen, deren Kind auf diese Weise entstanden ist, dieses Kind nicht lieben können, weil sie immer den schrecklichen Moment vor Augen haben.Ich weiß natürlich nicht, was Tereza im Kopf hatte, als sie diese Stelle geschrieben hat, aber es würde mich wirklich interessieren, welches Motiv für Hildegard sie sich überlegt hat.
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Zitat
Hier sieht man noch ein paar Bilder: http://fr.wikipedia.org/wiki/Dun_(Ari%C3%A8ge) - auf Dun de l'Ariège klicken.
Von der Burg auf dem Hügel sind noch ein paar Ruinen übrig.
LG
Tereza
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Zitat
Original von xania
Ich kann mir den Planwagen schlecht vorstellen. Sie haben zu 6 darin geschlafen, immer 2 und 2 zusammen. Das würde ein Wagen von fast 6 Meter machen, das wäre riesig.Ich hatte da ein kleines Zugabteil im Kopf. Da passen ja sitzend 6-8 Leute rein. Früher wenigstens konnte man nachts die Sitze so nach unten drücken, dass sich eine komplette, gepolsterte Fläche bildete. Auf der lagen wir jungen Interrailer dann wie die Ölsardinen. Einen Meter Platz pro Person? Nö. denkste! Aber es ging irgendwie.
Dass einfache Leute eng aneinandergedrängt in kleinen Räumen schlafen, ist heute in mancham Ländern noch gang und gäbe.
Viele Grüße
Tereza
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Zitat
Original von LadyTudor
Ich weiß natürlich nicht, was Tereza im Kopf hatte, als sie diese Stelle geschrieben hat, aber es würde mich wirklich interessieren, welches Motiv für Hildegard sie sich überlegt hat.
Also ich finde, dass Hildegard sehr viele Gründe hatte, ihr Kind abzulehnen. Zunächst entstand es durch eine Vergewaltigung, dann verlor sie wegen der Schwangerschaft ihr erstes Zuhause und drohte zu verhungern. Es kommt nicht selten vor, dass Frauen in einer solchen Lage später große Probleme haben, ihren KIndern Liebe zu schenken. Da sind die mit dem Kind verbundenen negativen Empfindungen stärker als der Mutterinstinkt.
Dazu kam bei Hildegard noch ihre religiöse Überzeugung, die sie Sexualität und auch Fortpflanzung ablehnen ließ.Ich würde nicht ausschließen, dass Hildegard ihr Kind vielleicht doch mit der Zeit lieb gewonnen hätte, wenn es gelebt hätte. Doch da es tot geboren wurde, konnte sie es einfach begraben lassen und fertig.
Viele Grüße
Tereza
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Zitat
Original von Tereza
Ich hatte da ein kleines Zugabteil im Kopf. Da passen ja sitzend 6-8 Leute rein. Früher wenigstens konnte man nachts die Sitze so nach unten drücken, dass sich eine komplette, gepolsterte Fläche bildete. Auf der lagen wir jungen Interrailer dann wie die Ölsardinen. Einen Meter Platz pro Person? Nö. denkste! Aber es ging irgendwie.
Dass einfache Leute eng aneinandergedrängt in kleinen Räumen schlafen, ist heute in mancham Ländern noch gang und gäbe.
Viele Grüße
Tereza
Wir sind früher auch viel mit Liegewagen in den Urlaub gefahren. Auf jeder Seite waren dann 3 Liegen übereinander - natürlich so, dass jeder schlafen konnte.
Wir sind wie oft nachts um 22 Uhr losgefahren und waren um 8 morgens in Italien. Schade eigentlich, dass es das heute nicht mehr gibt. -
Tut mir leid, Mutterinstinkt ist eine romantische Erfindung.
Das was man darunter versteht ist eine Bindung, die erst nach der Geburt entsteht. Hormonelle Effekte die Mutterliebe erzielen gibt es nicht. Das ist durchaus vernünftig so eingerichtet- die Zeit der Totgeburten und frühen Kindstode liegt so weit nicht zurück. So was schönes wie Geburtskliniken gab es im 13. Jahrhundert nicht.
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Sorry Beo, Du bist keine Frau und Mutter undd deshalb widerspreche ich Dir.
Eine Frau bildet in aller Regel schon während der Schwangerschaft Gefühle für das Kind, das ganze sich entwickelnde Leben spürt eine Frau. Ca ab dem 4. Monat bewegt sich das Kind mehr oder weniger, macht Boxübungen, Torwartparaden oder übt Rhönradfahren. Es fühlt sich jedenfalls so an. Frauen sprechen mit dem ungeborenem Kind. -
Also das mit dem angeborenen Mutterinstinkt ist ja umstritten, aber ich glaube auch, dass es sowas gibt. Tiere verhalten sich doch ähnlich, denn Weibchen verteidigen ihre Jungen mit allen Mitteln. Falls diese trotzdem sterben, finden sie sich aber damit ab. Ähnlich dürften sich auch Mütter in früheren Zeiten verhalten haben, einfach, weil ihnen nichts anderes übrig blieb.
Trotzdem kommt es in der Tierwelt auch vor, dass Weibchen den Nachwuchs totbeißen oder einfach im Stich lassen, aber da stehen sie unter Stress oder sind selbst so ausgehungert, dass sie keine Chance haben, auch noch die Jungen durchzubringen. In dieser Hinsicht ist Mutter Natur pragmatisch.
Bei Menschen ist es natürlich viel komplizierter. Ich kann mich an einen Artikel erinnern, den ich vor etlichen Jahren irgendwo las. Es ging um die Opfer ethnischer Vergewaltigungen in Ex-Jugoslawien, die man auch noch so lange gefangen gehalten hatte, dass sie nicht abtreiben konnten. Sie brachten die Kinder im Krankenhaus zur Welt, wollten sie dann aber oft nicht einmal sehen, sondern ließen sie zurück. Das war ein großes Problem, denn adoptieren wollte diese Kinder wohl auch kaum jemand. Ähnlich sehe ich Hildegards Fall. Sie assoziiert einfach so viele negative Erlebnisse mit dem Kind, dass alle natürlichen Instinkte davon unterdrückt werden.
Viele Grüße
Tereza
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Hallo allerseits
Interessant finde ich den Aspekt, dass Hildegard zunächst im Kloster gegen eine Abtreibung war (mit Kräutern), obwohl das damals eine vernünftige Lösung gewesen wäre und in ihrer Situation durchaus verständlich.
Ich denke es liegt vor allem an der "Gehirnwäsche" durch Rosa und andere, dass sie froh ist, ein totes Kind geboren zu haben.
Zu diesem Zeitpunkt ist sie bereits völlig in dieser merkwürdigen Gedankenwelt gefangen - da gibt es nur noch schwarz oder weiß, ohne Zwischentöne.Sie hat sich leider in eine sehr bedenkliche und egoistische Richtung entwickelt, worunter besonders Adelind zu leiden hat, die sich leider immer noch für die Schwester verantwortlich fühlt und sich von ihr manipulieren lässt.
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Zitat
Original von Emmy
Hallo allerseitsInteressant finde ich den Aspekt, dass Hildegard zunächst im Kloster gegen eine Abtreibung war (mit Kräutern), obwohl das damals eine vernünftige Lösung gewesen wäre und in ihrer Situation durchaus verständlich.
(Zunächst hat sie - ihrem Glauben entsprechend - moralische Bedenken, die gegen eine Abtreibung sprechen. Später ändert sich ihr Glaube und sie sieht den Tod des Kindes als richtig an. Eine emotionale Bindung entwickelt sie zu dem Kind aber niemals wirklich. So habe ich das gesehen.
Viele Grüße
Tereza
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Threadwechsel
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Ich mache nicht zum Vergnügen jährlich meine Fortbildungen und wenn die Psychologen sagen die Bindungsforchung hat ergeben, dass die ersten drei Lebensmonate die Bindung zwischen Mutter und Kind prägen- sorry eure Lebenserfahrung in allen Ehren, aber wissenschaftliche Forschung halte ich in dem Bereich für seriöser.
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nun haben sie wahrscheinlich den Ort erreicht, wo die Gruppe hinwollte. Daß Hildegards Kind tot zur Welt kommt, war ja fast abzusehen. Im Kloster wollte sie nicht abtreiben, aber dann war ihr das tote Kind ziemlich egal.
Ich glaube, sie läßt sich sehr von ihrer Umgebung beeinflussen. Hatte sie sich doch auch in der Gauklertruppe schon etwas eingewöhnt, aber dann in der Gemeinschaft der Katharer dreht sie sich wieder um. Kann das nur sein, daß sie hier kein Fleisch mehr essen muß? Wahrscheinlich nicht.
Und dann kam Peyres zurück, pünktlich wie verabredet. Kann das gut gehen?
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Zitat
Original von gealein
Und dann kam Peyres zurück, pünktlich wie verabredet. Kann das gut gehen?Ich denke nicht, denn dazu hat das Buch noch zu viele Seiten.
ZitatOriginal von beowulf
Ich mache nicht zum Vergnügen jährlich meine Fortbildungen und wenn die Psychologen sagen die Bindungsforchung hat ergeben, dass die ersten drei Lebensmonate die Bindung zwischen Mutter und Kind prägen- sorry eure Lebenserfahrung in allen Ehren, aber wissenschaftliche Forschung halte ich in dem Bereich für seriöser.
Ich bin zwar keine Mutter, aber ich denke schon, dass eine Frau bereits während der Schwangerschaft eine emotionale Bindung zum Kind aufbaut. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Art und Stärke dieser Gefühle schon davon abhängen, ob sich die Mutter auf das Kind freut. -
Zitat
Original von Kirsten
[quote]Original von gealein
Und dann kam Peyres zurück, pünktlich wie verabredet. Kann das gut gehen?Ich denke nicht, denn dazu hat das Buch noch zu viele Seiten.
genau das war meine Überlegung