'Die Ketzerin von Carcassonne' - Seiten 119 - 219

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich mache nicht zum Vergnügen jährlich meine Fortbildungen und wenn die Psychologen sagen die Bindungsforchung hat ergeben, dass die ersten drei Lebensmonate die Bindung zwischen Mutter und Kind prägen- sorry eure Lebenserfahrung in allen Ehren, aber wissenschaftliche Forschung halte ich in dem Bereich für seriöser.


    Wenn ich da auch mal meinen Senf dazu geben darf.... meine Maus ist jetzt etwas über13 Monate alt und daher kann ich noch mit recht frischen Erfahrungswerten aufwarten.
    Sicherlich war es so, dass ich mich über die Bewegungen und Tritte der Kleinen im Bauch gefreut habe, aber so eine wirkliche Liebe zum Kind kam erst nach den ersten drei Lebensmonaten.
    :wave

  • So, und jetzt zum Buch und der eigentlichen Geschichte...


    Peyres und Adelind nähern sich langsam an. Beide lassen sich Zeit. Das finde ich schon mal schön, da nicht alles so hoppla di hopp geht.


    Hildegard wird zunehmend seltsamer. Die Schwangerschaft, die Totgeburt und dann noch das Angebot mit Carcasonne... all dies macht ihr sicherlich zu schaffen. Als dann aber auch noch ihre Vertraute und Schwester Adelid weggehen möchte und dazu noch mit einem Mann, versucht sie alles, um das zu verhindern.


    Die Frage ist nur, was ist wahr und was war eine Lüge?


    Adelind lässt Peyres ziehen und geht nach Carcassonne... aber wird es dabei bleiben???

  • Zitat

    Original von Tanzmaus


    Wenn ich da auch mal meinen Senf dazu geben darf.... meine Maus ist jetzt etwas über13 Monate alt und daher kann ich noch mit recht frischen Erfahrungswerten aufwarten.
    Sicherlich war es so, dass ich mich über die Bewegungen und Tritte der Kleinen im Bauch gefreut habe, aber so eine wirkliche Liebe zum Kind kam erst nach den ersten drei Lebensmonaten.
    :wave


    Interessant, diese unterschiedlichen Erfahrungswerte. Ich habe den Eindruck, dass es vielleicht bei jeder Frau ein bisschen anders ist. Manche leiden ja ihr Leben lang wegen Abtreibungen, Fehlgeburten oder wegen einer Freigabe zur Adoption aus Not heraus. Da muss also vorher schon eine Bindung da gewesen sein. Andere, scheint es, stecken diese Dinge einigermaßen gut weg.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Da hast du natürlich absolut reht- viel scheint da von der eigenen Prägung durch die Eltern abzuhängen- und die Frau, die nach der dritten künstlichen Befruchtung eine Fehlgeburt erleidet ist natürlich nicht represäntativ- Gott sei Dank, da es sie eben nur in verschwindend kleiner Zahl im Vergleich zu allen Geburten gibt.


    Hier können wir jedenfalls mit einbeziehen, dass Hildegard das Verlassen werden- ja sogar das Verstossen werden durch die eigenen Eltern als eigene Lebenserfahrung hat, was auch prägend sein kann.

  • Oh, ein schwieriges Thema… :wow


    Ich bin noch nicht ganz durch mit dem Abschnitt. Es ist mir jedoch ein Anliegen, mich auch kurz in das Thema „Kindesverslust“ rein zu hängen.


    Ich finde es wahnsinnig schwierig so ein sensibles Thema in Studien und Statistiken zu verpacken. Wie eine Frau mit so einem Verlust umgeht, hängt von so vielen Faktoren (Familie und persönliches Umfeld, Religion, Erziehung, Mentalität, vielleicht auch ein bisschen das Alter etc.) und insbesondere auch vom persönlichen Charakter der Betroffenen ab. Sicher spielt in vielen Fällen – wie auch beo schon erwähnte – die Intensität des Kinderwunsches eine entscheidende Rolle. Aber auch in Extremsituationen, wie z.B. nach einer Vergewaltigung, sind die Reaktionen sehr unterschiedlich. Ich kann in einem gewissen Rahmen nachvollziehen, dass in einem solchen Fall das Kind nicht angenommen werden kann. Ich denke da aber gleichzeitig an eine Bekannte, die eben auf diese schreckliche Weise schwanger wurde und sich für das Kind entschieden hatte. Sie ist heute eine der liebevollsten Mütter, die ich kenne und ihr Kind ist ihr ein und alles – genauso wie man es von „normal“ gezeugten Kindern auch kennt.


    Was Fehl- und Totgeburten betrifft, stehen die Zeichen heutzutage auf „Umdenken“. Noch ist es ein Tabuthema, mit dem die Frauen alleine gelassen werden und über das leider viel zu oft der Kopf geschüttelt wird – es fallen dann Sätze wie: „Es war vielleicht besser so.“ oder „Irgendwann muss Mal gut sein.“. Aber immer mehr Friedhöfe bieten die Möglichkeiten gerade auch Kinder von Fehlgeburten bestatten zu lassen und betroffene Frauen kämpfen darum, dass ihre Kinder nicht in Vergessenheit geraten.


    Was Hildegard betrifft, hat ihr bestimmt ihr tiefer Glaube geholfen, ihr Schicksal anzunehmen. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass sie sich hinter dem Glauben „versteckt“ und das Geschehene dadurch unbewusst verdrängt oder erst gar nicht an sich dran lässt. Man darf auch nicht ausser Acht lassen, dass die Frauen in der damaligen Zeit weniger Gelegenheit hatten, sich intensiv mit der Schwangerschaft oder gar mit dem heranwachsenden Kind zu beschäftigen. Heutzutage wissen die Frauen schon sehr früh, dass sie schwanger sind und durch die modernen Untersuchungsmöglichkeiten, sind sie da auf eine spezielle Art „näher“ am Kind, als die damaligen Frauen.


    Auf jeden Fall darf man es meiner Ansicht nach nie werten, wie eine Frau (oder auch ein Vater) mit so einer Situation umgeht.


    Ich hoffe, ich war jetzt nicht zu abschweifend... :schaem

  • Ich bin erst auf Seite 170 aber ich fand es traurig das Adelind sich nun für Dun entschieden hat. Aber dann wäre das Buch zuende gewesen, oder :lache


    Was ist ein Perfach? :gruebel


    Die Totgeburt ging mir nicht nahe da es eh ungeliebt gewesen wäre, aber Hildegards Lügen haben mich entsetzt, ich denke nicht das Pyres es so gemacht hat wie sie gesagt hat.


    Das Marcia nun nicht mehr bei der Truppe ist, war klar, aber muss es gleich ein Reicher sein?


  • Ein Perfach heisst auf Französisch Parfait und ist eine Art geweihter Priester der katharischen Kirche. Dazu kommt später noch mehr.


    Warum gönnst du Marcia denn den Reichen nicht? Sie hat sich doch gut darauf verstanden, Männern das Geld aus der tasche zu ziehen. :-)


    Viele Grüße


    Tereza

  • In diesem Abschnitt gefällt mir besonders die Darstellung der Entwicklungen der beiden Schwestern. Es ist wirklich faszinierend, in welche unterschiedlichen Richtungen sich die beiden mausern. Es scheint, dass durch die Monotonie, die im Kloster vorherrschte, die Charaktere in den Hintergrund verdrängt wurden und sich jetzt in der neu erlangten "Freiheit" endlich entfalten können.


    Hildegard blüht in ihrem Glauben förmlich auf, so dass sie scheinbar nichts erschüttern kann. Sie war zwar schon immer sehr gläubig - aber hier in Dun hat sie ihre wirkliche Bestimmung gefunden.


    Adelind ist jedoch noch nicht ganz angekommen. Immerhin hat sie die Liebe für sich entdeckt und ich hoffe, dass sie und Peyres wirklich eine Zukunft miteinander haben. Ich fand es sehr erstaunlich, dass die Gräfin ihr so schnell die Leitung von "Carcassonne" angboten hatte. Adelind war ja de facto noch eine Fremde. Sie muss also einen eindrucksvollen Eindruck hinterlassen haben - und das passt wunderbar in mein eigenes Bild, was ich von Adelind habe.

  • Ich war sehr traurig über die Totgeburt von Hildedgards Kind. Selbst wenn sie es nicht geliebt hätte, hätte es doch in der Gemeinschaft aufwachsen können.
    Was mir in diesem Abschnitt aufgefallen ist: die Schwestern sind viel jünger als ich angenommen habe. Ich habe sie auch mindestens Anfang Zwanzig geschätzt.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

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