'Die Ketzerin von Carcassonne' - Seiten 412 - 509

  • Warum nur ist Adelind nicht gleich mit Peyres gegangen? Sie hätte Hildegard und Olivette doch schnell eine Nachricht unter der Tür durchreichen können (Papier usw lagen ja in dem Zimmer, in dem sie war) oder schnell die Tür aufmachen und in zwei Sätzen alles erklären können. Aber gut. Ihre Loyalität gegenüber ihrer Schwester und Olivette ist ja auch etwas gutes. Und letzten Endes kam ja Peyres noch einmal.


    Mich hat auch in diesem Abschnitt Hildegards Weltfremdheit oft sehr wütend gemacht. Warum muss man sie anbetteln, dass sie fliehen soll?! In dem Moment konnte ich Adelinds Drang, ihre Schwester ohrzufeigen sehr gut verstehen...
    Ich fand es schließlich aber sehr mutig von Hildegard, sich für die anderen zu opfern. Das hätte ich ihr ehrlich nicht zugetraut und es hat mich positiv überrascht. Nur dass Adelind dann bereit ist, Peyres für ihre Schwester zu opfern, ohne ein allzu großes schlechtes Gewissen zu haben, fand ich furchtbar von ihr. Ich war unendlich erleichtert, das Peyres lebend zurück kam - und auch hier hat mich Adelinds Wut auf ihn wütend gemacht. Er riskiert zum wiederholten Mal sein Leben für eine Frau, die er eigentlich nicht wirklich mag, nur für sie und was macht Adelind? Sie überhäuft ihn mit Vorwürfen. Ich schiebe ihr Verhalten jetzt einfach mal auf die besonderen Umstände und den Stress, unter dem sie stand.


    Ehrlich gesagt habe ich noch auf eine Rettung Hildegards gehofft. Doch auch sie wird als Ketzerin verbrannt. Eines der schaurigsten Tode, die man sich vorstellen kann... Das hat sie nicht verdient, genauso wenig wie Rosa, auch wenn beide sich nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert haben. Ich war wirklich traurig, als man erfuhr, dass sie tot ist.


    Schließlich klärt sich ja auch auf, weshalb Peyres bei Simon de Montfort war. Und zum Glück hat sich mein Verdacht bestätigt: Er wollte Adelind beschützen. :-] Warum nur benimmt sie sich immer noch so undankbar???? Dieses Verhalten ist wirklich unfair gegenüber Peyres, der so viel für sie getan hat. Ich habe immer noch gehofft, dass es die Trauer und der Stress sind, die so werden lassen. Und als Peyres und Adelind dann endlich wieder zueinander finden, fand ich meine Hoffnung bestätigt. :-)


    Aber natürlich währt auch dieses Mal das Glück nicht lang... Als sie in das Dorf kommen, muss Adelind wieder eine Perfacha sein und darf sich nicht offen zu Peyres bekennen. Es ist unfassbar, wie viel Pech die beiden haben. Immer funkt etwas zwischen ihre Beziehung, aber da sie jedes Mal irgendwie wieder zueinander finden, hoffe ich einfach weiter auf ein glückliches Ende.


    Gefreut habe ich mich auch, weil jemand in Kapitel 17 hieß wie ich. :-]

  • Adelinds Verhalten ärgert mich. Wenn es um sein Leben geht, ist es doch egal, was der Gegenüber sagt. Warum lässt sie sich provozieren, sie ist doch sonst nicht so dumm.
    Natürlich will Hildegard lieber sterben, als wieder zurück in ein Kloster zu kommen. Das Leben dort war die Hölle für sie. Dass sie sich für die anderen opfert, hätte ich nicht gedacht, auch nicht, dass sie so intelligent überlegt, dass sie alle zusammen durch sie nicht durchkommen würden habe ich ihr nicht zugetraut. Dieser Abschnitt ist so traurig. Peyres tut mir auch Leid, weil er immer wieder von Adelind gedemütigt wird, obwohl doc so klar ist, dass er immer nur für sie ist. Adelind tut mir natürlich auch Leid, weil sie ihre Schwester verloren hat.


    Ich hoffe immer noch auf ein "Happy-End" mit Adelind und Peyres, allerdings wird es nach allem was passiert ist und nach dem Tod von Hildegard kein richtiges Happy-End mehr sein.

  • Manchmal möchte man Adelind einfach durchschütteln!


    Irgendwie war es schon etwas eigenartig, als sie Olivette verloren hatten. Musste sie denn so weit weg nach Pilzen suchen? Auch als Peyres Feuer machte, um einen Fisch zu braten, dachte ich, jetzt werden sie erwischt. :yikes Jetzt muss ich dringend die letzten 50 Seiten weiter :lesend

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Manchmal möchte man Adelind einfach durchschütteln!


    Scheinbar habe ich ein echtes Talent, Romanheldinnen zu schaffen, die ihre Leser aufregen. :cry
    Bei Hildegard verstehe ich ja, dass sie euch nervt. Aber bei Adelind dachte ich, ich hätte endlich mal eine mutige, kluge Frau beschrieben, die das Leben anpackt (anstatt herumzuzicken wie Vicki).


    Olivette muss eben ein bisschen herumlaufen, bis sie Pilze findet. Dann kommen die Verfolger und alle rennen los. Dass sie sich dabei im Wald verlieren, schien mir sogar wahrscheinlich.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Also ich kann durchaus nachvollziehen, dass so mancher Leser Adelind mit Vergnügen durchschütteln möchte. Ich finde ihre Reaktionen oft auch eher unvernünftig, aber sie ist ja auch noch sehr jung. Peyres Liebe muss schon sehr groß sein, ich an seiner Stelle wäre wahrscheinlich schon längst entnervt abgezogen. Hildegards Tod hat mich seltsamerweise kaum berührt. Ich glaube nicht, dass sie sich geopfert hat um ihre Lüge wieder gut zumachen oder um einem Leben im Kloster zu entgehen. Auf mich wirkte es eher wie eine Kurzschlussreaktion.

  • Zitat

    Original von Kirsten
    Hildegards Tod hat mich seltsamerweise kaum berührt. Ich glaube nicht, dass sie sich geopfert hat um ihre Lüge wieder gut zumachen oder um einem Leben im Kloster zu entgehen. Auf mich wirkte es eher wie eine Kurzschlussreaktion.


    Ich sah es eigentlich als Zeichen ihres Glaubens. Anders als Adelind, sie sich immer ein bisschen den Umständen anpasst, ist Hildegard ja völlig vom Glauben der Katharer überzeugt. Sie zieht ja vorher schon den Märtyrertod in Erwägung und muss von Peyres regelrecht gedrängt werden, bei dem Fluchtversuch mitzumachen.


    Viele Grüße


    Tereza

  • nun gehen die Verhandlungen bzw. Verhöre los. Da ist Adelind ja noch mal einigermaßen davongekommen, ich meine keine körperliche Folter. Es muß schon sehr schwer sein, bei so niederträchtigem und dummen Geschwätz der Männer den Mund zu halten. Aber man kannte es ja nicht anders.
    Das hat ja auch eine ganze Reihe von 100Jahren geklappt.!


    Und schon ist Peyres wieder da. Anfangs war ich der Meinung, Adelind hätte einen anderen Mann verdient, jetzt glaube ich fast, Peyres hätte eine andere Frau verdient. Es ist immer schlimm, wenn man sich einer Sache zu fanatisch verschreibt. Objektive Urteile sind dann nicht mehr möglich. Und dies trifft nicht nur auf die Religion zu.


    Ich kann noch nicht glauben, daß Hildegard tatsächlich so schnell auf den Scheiterhaufen gekommen sein soll. Ich vermute, sie taucht nochmals auf. Auch die Überlegung, die Ritter auf sich aufmerksam zu machen, um die anderen zu retten, paßt nicht zu ihr. Dies war sicher nur zur Beruhigung für Adelind gesagt worden.

  • Zitat

    Original von gealein
    nun gehen die Verhandlungen bzw. Verhöre los. Da ist Adelind ja noch mal einigermaßen davongekommen, ich meine keine körperliche Folter.


    Systematisch gefoltert wurden die Katharer damals bei Verhören noch nicht. Sie wurden "nur" verbrannt, wenn sie nicht abschworen. Die berüchtigte Inquisition setzte erst ein paar Jahre später ein, als die Katharer bereits in den Untergrund abgetaucht waren und die Kirche emsig nach heimlichen Häretikern suchte. Aber da habe ich eigentlich auch keinen Hinweis auf Folter gefunden, nur drohte Leuten lange Kerkerhaft.
    Sanft angepackt hat man die Gefangenen aber sicher nicht.


    Was Hildegard betrifft: laß dich überraschen. :wave


    Tereza

  • Adelinds Loyalitaet steht ihr eindeutig im Weg.


    Hildegard ist eher behindernd bei der Flucht als nuetzlich. Sie scheint irgendwie als Märtyrerin in die Geschichte eingehen zu wollen.
    Am Ende opfert sie sich, damit die anderen fliehen koennen. Auf Draengen von Adelind allerdings, geht Peyres zurueck, um Hildegard zu retten. Schwer verletzt und erfolglos kommt er zurueck.


    Iregendwie habe ich doch noch auf eine Rettung Hildegards gehofft.


    Adelind stuerzt in ein tiefes Loch. Ihre wieder erwachten Gefuehle fuer Peyres stuerzen sie in eine Krise... soll sie ihrem Herzen folgen oder loyal bleiben / im Gedenken an ihre Schwester?

  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Manchmal möchte man Adelind einfach durchschütteln!


    Irgendwie war es schon etwas eigenartig, als sie Olivette verloren hatten. Musste sie denn so weit weg nach Pilzen suchen? Auch als Peyres Feuer machte, um einen Fisch zu braten, dachte ich, jetzt werden sie erwischt.


    mir kam auch sofort der Gedanke, ob sie den Fisch roh essen, denn Feuer machen geht doch nicht :gruebel

  • Gestern Abend konnte ich endlich Mal wieder einen richtigen "Leseabend" geniessen und so konnte ich mich auch wunderbar auf Adelind's und Hildegard's Geschichte einlassen und konnte ein gutes Stück voran kommen... ;-)


    Zitat

    Original von TerezaScheinbar habe ich ein echtes Talent, Romanheldinnen zu schaffen, die ihre Leser aufregen.
    Bei Hildegard verstehe ich ja, dass sie euch nervt. Aber bei Adelind dachte ich, ich hätte endlich mal eine mutige, kluge Frau beschrieben, die das Leben anpackt (anstatt herumzuzicken wie Vicki).


    Ich gehöre auf jeden Fall zu denen, die Adelind nicht aufregt. ;-) In "Sachen" Peyres wirkt sie auf mich sehr unsicher - also absolut menschlich. Sicher, ab und zu würde auch ich sie gerne ein bisschen anstupsen. Aber gerade diese Schwächen machen für mich Adelind mit ihrer ansonsten aussergewöhnlichen Charakterstärke so realistisch und human. :fingerhoch


    Auch wenn Hildegard's Tod mich traurig macht, denke ich, dass sie mit ihrem Märtyrertod eine Art Erfüllung erlebte. Sie konnte so ihre Sünden sühnen und sich erst noch für andere aufopfern - in erster Linie auch für ihre Schwester, die sie jahrelang belogen hatte.