Vladimir Nabokov - Das wahre Leben des Sebastian Knight

  • Titel: Das wahre Leben des Sebastian Knight
    OT: The Real Life of Sebastian Knight
    Autor: Vladimir Nabokov
    Übersetzt aus dem Englischen von: Dieter E. Zimmer
    Verlag: Rowohlt (Gesammelte Werke Band 6)
    Erschienen: Juni 1996
    Seitenzahl: 304
    ISBN-10: 3498046446
    ISBN-13: 978-3498046446
    Preis: 21.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Ein Mann, Exilrusse, versucht das wahre Leben seines Halbbruders, des Schriftstellers Sebastian Knight, zu rekonstruieren. Als er sich ans Werk macht, besitzt er nichts als ein paar Jugenderinnerungen, einige magere Informationen, eine intime Kenntnis der Knightschen Bücher - und sehr viel Bewunderung, Liebe und Enthusiasmus.


    Der Autor:
    Geboren am 22.04.1899 in St. Petersburg. Er entstammte einer großbürgerlichen russischen Familie, die nach der Oktoberrevolution von 1917 emigrierte. Nabokov selbst ging zunächst nach England, wo er am Trinity College in Cambridge französische und russische Literatur studierte. Von 1922-1937 lebte er in Berlin, wo er 1925 die Russin Vera Slonim heiratete, der er bis zu seinem Lebensende nahezu alle seine Bücher gewidmet hat. 1938 verließ Nabokov Deutschland und ging mit seiner Frau und seinem Sohn nach Paris, bevor er 1940 nach Amerika übersiedelte. Nabokov starb am 5. Juli 1977.


    Meine Meinung:
    Vladimir Nabokov beschreibt eine interessante Spurensuche. Der Halbbruder des fiktiven Schriftstellers Sebastian Knight will eine Biographie über den kürzlich verstorbenen Bruder schreiben. Ein ganz sicher nicht leichtes Unterfangen, besitzt er doch nicht viel mehr als ein paar Jugenderinnerungen. Und so macht er sich auf die Suche nach dem Leben des Bruders. Ein Bruder der ihm eigentlich immer fern war, zudem er aber trotzdem mehr oder weniger bewundernd aufgeschaut hat.
    Man kann nur vermuten, aber es hat den Anschein, als hätte Nabokov einige autobiographische Erfahrungen in die Person des Sebastian Knight gesteckt.
    Nabokov erzählt diese Geschichte ohne Hektik und man hat den Eindruck auch er ließe sich von dieser Spurensuche treiben. Die Geschichte wirkt real und ganz und gar nicht fiktiv. Denn alles könnte sich wirklich so zugetragen haben, wie es der Autor beschreibt.
    Das Besondere an dieser Geschichte ist, dass der Bruder dem Erzähler immer vertrauter wird obwohl er sich immer weiter von ihm entfernt. Dieser Sebastian Knight ist ein Mensch mit sehr vielen Facetten und hat dabei Ähnlichkeit mit einem Chamäleon.
    Auch mit diesem Buch beweist Nabokov wieder einmal, dass er ohne Frage zu den herausragenden Autoren des 20. Jahrhunderts gehört. Ein Autor der sich nie hat von irgendwelchem Mainstream hat einfangen lassen, ein Autor der seinen ganz eigenen Weg gegangen ist. Ein wirklich lesenswertes Buch. Ein Buch ohne die aufgesetzte Erregtheit der Jetztzeit.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Das habe ich verstanden - und damit ist es die erste Besprechung dieses Werkes eines ganz Großen, die ich verstanden habe und die mir Appetit auf das Buch macht. Zum Zeitpunkt seines Erscheinens in der neuen Übersetzung hatte sich nämlich die Literaturkritik in allen führenden Zeitungen förmlich überschlagen in ihren Versuchen, den Inhalt so verquast zu interpretieren, dass mir die Lust zum Lesen vergangen war.
    In leidvoller Erinnerung war mir beispielsweise noch eine Rezension von Michael Maar in der FAZ, die ich jetzt auch wiedergefunden habe. Hier ist sie:


    http://m.faz.net/aktuell/feuil…einem-pferd-11314836.html


    Ein schönes Beispiel ist dieser Text für die Abgehobenheit gewisser Kritiker, die mit ihrem eitlen Geschwätz lediglich sich selbst feiern, aber dem Leser keine echte Hilfe anbieten. Und damit zeigt sich (passend zur gleichzeitig in einem anderen Thread laufenden Diskussion um Formen und Inhalte von Rezensionen) gerade an diesem Fall durch Voltaires Rezi, wie wichtig es ist, dass sich hier im Eulenforum eine eigene, durchaus anspruchsvolle, aber eben leserbezogene Kultur von Buchbesprechungen etabliert hat. :wave