Derek Meister - Flutgrab

  • Taschenbuch: 416 Seiten
    Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag (17. April 2012)
    ISBN-13: 978-3442376476
    Preis Taschenbuch: EUR 13.00 / CHF 18.90
    Preis Kindle Edition: EUR 9.99 / CHF 13.00


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    Autor


    Derek Meister wurde 1973 in Hannover geboren. Er studierte Film- und Fernsehdramaturgie an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg und schreibt erfolgreich Serien und abendfüllende Spielfilme fürs Fernsehen. Seit seinem ersten, für den Glauser-Krimipreis nominierten historischen Kriminalroman Rungholts Ehre hat er bereits vier weitere historische Kriminalfälle rund um den bärbeißigen Ermittler Rungholt verfasst. Derek Meister lebt mit seiner Familie in der Nähe des Steinhuder Meers.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    Alle Lübecker fürchten und verachten ihn: den Bankier d’Alighieri. Er kennt jedes böse Geheimnis seiner Mitbürger. Ausgerechnet dieser Geldverleiher bittet Rungholt um Hilfe. Der bärbeißige Patrizier soll ihm entwendete Edelsteine wiederbeschaffen. Eine einfache Aufgabe, denkt Rungholt, doch dann wird eine Tagelöhnerfamilie bestialisch ermordet und ein Kinderschädel mit Runen gefunden. Rungholt ahnt: Die Edelsteine und die Toten hängen zusammen…


    Meine Meinung


    Ein Blitz zerreisst den Himmel und kurz darauf unterbricht ein brachial grollender Donner das stete trommeln des Regens auf die Schindeldächer in Lübeck. Es herrscht tristes Regenwetter voller dunkelgrauer Wolkengebilde das nun schon seit Tagen anhält und die düstere und verzweifelte Stimmung nochmals verstärkt. Seit anderthalb Jahren regiert in der Hansestadt Lübeck nun schon der Hunger. Die Vitalienbrüder, die brutalen Seeräuber der Ostsee, sind derzeit so stark das der Seehandel der an und für sich mächtigen Hanse vollständig zum erliegen kommt. Auf dem Armenacker wird ein Grab nach dem anderen für die Hungertoten ausgehoben. In diesen Tagen stirbt es sich leider viel zu oft und zu leicht in Lübeck...


    In den letzten Wochen ist viel umheimliches in der Hauptstadt der Hanse geschehen und unser bekannter Patrizier Rungholt wird zur Besichtigung der toten Magd Agnes gerufen. Ein Tod aus unerfindlichen Gründen, alles weist auf einen Erstickungstod hin aber es gib keine äussere Merkmale von Gewalteinwirkung. Seltsam! Dann sind da auffallend viele Handwerkerkinder die plötzlich spurlos verschwinden. Ein Zufall? Das Volk ist aufgebracht und wiegelt sich zu einem Aufstand gegenüber den Stadtvätern auf. Geplant? Ein Kinderschädel mit schaurig eingravierten Runen wird gefunden. Hexenwerk? Ein riesiger hünenhafter Hammer schwingender Mann wird gesehen. Der Teufel?


    Auf Roberto D'Alighieri ist in Lübeck niemand gut zu sprechen und umgekehrt ist es nicht anders. Der florentinische Bankier hasst alles an Lübeck: Das Wetter, die Kaufleute, die Backsteinhäuser und die engen Gassen. Dennoch ist er seit dreissig Jahren in der verhassten Stadt als graue Eminenz im Hintergrund. Er verleiht Geld gegen Zins und das gilt als unrein und ist offiziell verboten und doch machen fast alle angesehen Bürger und sogar Ratsmitglieder im Geheimen Geschäfte mit ihm. So manchem Kaufmann schnürte der Schuldvertrag des Blut ab und trieb ihn in den Ruin... Auch Rungholt hat Schulden und ist mit der Zinszahlung in Verzug und so schliesst er einen verhängnisvollen Packt bei dem es um alles oder nichts geht. Er hat eine Woche Zeit um den Dieb zu finden der dem mächtigen D'Alighieri einen Beutel Diamanten gestohlen hat. Falls es Rungholt nicht gelingt, verliert er Haus und Hof samt Brauerei und steht vor dem Nichts. Ein diabolischer Wettlauf beginnt und Rungholt verstrickt sich in einem reissenden Strudel der ihn in eine molochartige Tiefe zieht...


    Der mittlerweile fünfte Roman mit dem dicken und cholerischen Rungholt und ich glaube alle die vor allem die ersten beiden ersten Bände nicht gelesen haben dürften gewissen Anspielungen und Vorgänge nicht verstehen. Besonders weshalb der Rychtevoghede Kerkring so viel über Rungholts dunkle Vergangenheit weiss dürfte Fragen aufwerfen. Die Stimmung ist diesmal trübselig mit viel Regen und eklig wegen vieler überlaufender Sickergruben... die Atmosphäre mystisch-dämonisch angehaucht und Rungholt steht unter gewaltigem Zeitdruck und Existenznöten. Die Sprache ist wie gewohnt mit vielen altertümlichen Begriffen angereichert und die lateinischen Zitate fehlen auch nicht. Der Roman endet mit einem bösen Cliffhanger der mir so gar nicht gefallen hat.


    Ein Historischer Kriminalroman mit Höhen und Tiefen der mich aber nicht vollends überzeugt hat. Sieben Eulenpunkte dürften in etwa gerechtfertigt sein.

  • Wie ich bei meiner Besprechung zu Band vier schon schrieb und auch sapperlot das richtigerweise wiederholt: Dies ist eine Reihe. Dankenswerter Weise haben Verlag und Autor das auf dem Cover auch deutlich gemacht. Aber ohne Kenntnis der Vorgängerbände ist das Lesen nicht empfehlenswert.


    Man muss ihn mögen, den dicken Kaufmann aus Lübeck, den Hansa aus dem 14. Jahrhundert - und dieses Mögen erfordert Gewöhnung an seinen rauhen Charkter.
    Rungholt leidet an etwas, das man heutzutage posttraumatisches Belastungssyndrom nennt. Damals nannte man das Albträume und Schuldbewußtsein, Schuldbewußtsein an einer Schuld, die es vielleicht nicht mal als solche gab- wer diese Vorgeschichte nicht kennt verliert sich in den Albträumen, Andeutungen und Selbstvorwürfen.


    Dieser Band ist düsterer, deprimierender als seine Vorgänger- das helle Lachen, das Sinije bisher immer einbrachte oder Alheyd, das ist denen im Regen erstickt, oder im Hunger.


    Am Ende des Buches ist nicht nur ein brutaler Cliffhanger, sondern auch viele andere Fragen offen- so dass der Leser nur darauf hoffen kann, dass der nächste Band der Reihe nicht allzulange auf sich warten lässt- schade die bisherigen Geschichten waren mehr in sich abgeschlossen, das hat mir besser gefallen. Da ich davon ausgehe, das Rungholt eine polarisierende Figur ist kann ich das Fazit ziehen, wieder ein absolutes muss für alle Rungholtfans- und wer ein solcher werden will beginne mit Rungholts Ehre Bei mir hat es zu acht Eulenpunkten gereicht.

  • Heute habe ich den 5. Teil der Rungholt-Reihe beendet.


    Schulden drücken Rungholt auf Gemüt und er sucht den unbeliebten "Wittenfresser" D'Alighieri auf, der bekannt ist für seine Geldgeschäfte. Rungholt lässt sich auf einen gefährlichen Deal ein, der ihm sein Hab und Gut kosten kann oder bei Erfolg werden seine Schulden erlassen. Der spindeldürre, aderlassliebende Scheiße-noch-eins Florentiner wurde angeblich bestohlen und Rungholt soll den Dieb aufspüren.


    Die Geschichte führt durch spannende Irrungen und Wirrungen, ich hatte lange keine Ahnung wofür der Schädel und die Kugel gut sein sollten. Rungholts Gabe Erkenntnisse aus Leichen zu ziehen sind berüchtigt.


    Ich mag den Charakter Rungholt. Kein alglatter-Mittelalter-Superheld, der auch noch grandios aussieht. Nein, Rungholt hat Ecken und Kanten, Choleriker, er ist fett und liebt Enten und Bier (im 5. Teil muss er eher dem Erbsenmus fröhnen), seine Vergangenheit holt ihn ein und lässt ihn fast daran zerbrechen... das macht ihn menschlich trotz des düsteren Geheimnisses um Irena.


    Und Marek - die treue Seele :-]


    Das Ende ist ja ganz schön gemein... @ Beowulf - brutal trifft es genau.
    Jetzt sitzen wir auf heißen Kohlen und müssen warten wie es weitergeht. :chen


    Ich kann auch nur anraten, die Bände der Reihe nach zu lesen. 9 Punkte von mir :wave

  • Die Lage in Lübeck ist verzweifelt. Tagelange Regenfälle überschwemmen die Keller und Straßen, die Piraten verhindern den Seehandel und stürzen Lübeck in eine Hungersnot. Was für eine deprimierende Zeit. Ausgerechnet jetzt lässt sich Rungholt auf einen gewagten Handel mit dem Bankier d`Alighieri ein, der einen Diebstahl aufgeklärt haben will. Schafft es Rungholt, ist er seinen drückenden Schuldenberg bei d`Alighieri los, schafft er es nicht, verliert er auch den Rest seines Vermögens. Doch Rungholt hat das ganze Ausmaß des Verbrechens nicht durchschaut, denn mit einem einfachen Diebstahl hat er es nicht nur zu tun. Es geht um viel mehr.


    Rungholt ist ein Polterer und Getriebener, ein stolzer und jähzorniger Mann. Über die Vorgängerbände ist er mir aber doch ans Herz gewachsen und ich fiebere mit ihm, weil ich inzwischen von den Dämonen weiss, die ihn treiben und die immer wieder (manchmal schon zu oft) Thema sind. Diesmal hat er sich aber doch eine große Dummheit erlaubt, sich mit d`Alighieri einzulassen. Rungholts Neugier lässt ihn neue Wege beschreiten, aber dadurch bringt er auch einige Honoratioren Lübecks gegen sich auf, was er auf seine unnachahmlich ignorante Art einfach nicht beachet. Unterstützt wird er von seinem sympathischen Kapitän Marek und dessen Freundin Sinje bei der spannenden Suche nach der Lösung.


    Die Reihe um Rungholt besticht dadurch, dass sehr lebendig die Zeit des 14. Jahrhunderts beschrieben wird mit ihren Gerüchen, den Lebensbedingungen und Umständen, noch verstärkt dadurch, dass viele Wörter aus der Zeit (wie die verschiedenen Kleidungsstücke) benutzt werden und das ist auch in diesem Band der Fall.


    Am Ende ist der Fall gelöst, aber trotzdem gibt es einen Cliffhanger, der es in sich hat. Wenn der Nachfolgeband schon bereit liegt, finde ich das nicht so schlimm. Hier existiert er noch nicht einmal und ich kann nur hoffen, dass sich das bald ändert.


    Acht Punkte von mir.

  • Ich habe das Buch in der Leserunde gelesen und bin begeistert. Es war mein erstes Buch dieser Serie und ich war gleich von Anfang an in der Geschichte drin.


    Rungholt war mir sympathisch und ich hatte richtig Mitleid mit ihm. Das sehr schlechte Wetter, das ihm übel mitspielt, als auch so manch hohe Persönlichkeiten, die miese Tricks benutzen um ihn endgültig loszuwerden.


    Das Buch war ein Genuss und freue mich schon auf einen neuen Band. Das Buch bekommt von mir 10 Punkte.


    Viele Grüße :wave

  • Derek Meister lässt zum fünften Mal seinen Lübecker Protagonisten bärbeißig und grob fluchend durch die spätmittelalterliche Hansestadt ziehen. Sein Erzählstil ist dabei außergewöhnlich bildhaft. Beim Lesen kommt das Gefühl auf, in der nasskalten Umgebung dabei zu sein, so deutlich sieht man die Szenen vor sich. Ebenso wie die Sickergruben und die schimmeligen Wände ihren Geruch absondern, hört man das Prasseln der Tropfen auf den Dachschindeln. Die Lebensumstände wirken mitsamt den damals üblichen Gepflogenheiten authentisch. Von Zeit zu Zeit werden lateinische Aussprüche eingeschoben, die zusätzlich zur Stimmung beitragen. Geschickt werden wieder historisch belegte Fakten mit fiktiven Ereignissen gemischt, sodass ein spannender Krimi entsteht. Die Handlungsstränge verweben sich dabei fast unmerklich und lassen erst im letzten Kapitel die Lösung erahnen.


    Die Entwicklung der Figuren ist weiter fortgeschritten, sodass einige Erklärungen notwendig sind, um alle Zusammenhänge zu erfassen. Gerade wenn es um vorhandenes Misstrauen gegenüber dem Richtevogt Kerkering oder den Heilkünsten von Mareks Frau Sinje geht, entgeht Quereinsteigern sicher einiges an Lesespaß. Auch Rungholts Privatleben kommt in diesem düsteren Fall arg in Mitleidenschaft. Alheyd wird hier zu einer starken Figur und hält ihrem dickschädeligen Mann einiges entgegen. Durch diese Verlagerung der Gewichtung wird mehr als in den Vorgängern deutlich, dass der Hüne zu einer Gemeinschaft gehört. Das verleiht dem Charakter, der ansonsten wenig zimperlich mit anderen umgeht, mitleiderregende Züge.

  • Sehr treffende Rezi, vielen Dank Sapperlot.


    Dies war mein erster Band der Rungholtreihe. Mir hat das Buch gefallen, auch wenn es darin schüttet wie aus Eimern. Beim Lesen habe ich immer gefroren.


    Bei der Antwort auf die Frage "Muss man die anderen vier Bände vorher gelesen haben?" liege ich irgendwo zwischen beowulf und Sabine Sorg. Das Buch ist in sich schlüssig und spannend, aber Rungholt ist ohne Kenntnis seiner Vorgeschichte ein aufmüpfiger, fetter, griesgrämiger, alter, unbeholfener und fast bankrotter Hobby-Detektiv mit den sieben Leben einer Katze. Und als seine Frau wäre ich schon im ersten Drittel des Buches weggegangen und nicht erst im letzten.


    Bis (hoffentlich bald) der sechste Band rauskommt, lese ich dann doch wohl noch die ersten vier.