Verlag: Literaturverlag Droschl
Gebundene Ausgabe: 147 Seiten
Kurzbeschreibung:
Seit dem Ende des Krieges im ehemaligen Jugoslawien wurden dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes mehr als 30.000 Menschen als vermisst gemeldet. Bis heute konnten nur etwa 15.000 Personen identifiziert werden. Das ist der Hintergrund der Geschichte, die Anna Kim in ihrem zweiten Buch erzählt: die Suche eines Kosovaren nach seiner verschwundenen Frau und das allmähliche Eindringen der Ich-Erzählerin in die komplexen Zusammenhänge hinter diesem traumatisierenden Ereignis. Sie lernt nicht nur das alltägliche Leben in den albanisch-serbischen Konfliktzonen des Kosovo kennen, die schockierende Arbeit der Archäologen und forensischen Mediziner und Anthropologen, die Fragebögen zur Erhebung der »Ante-Mortem-Daten« des Roten Kreuzes, es öffnen sich vor allem die Dimensionen von Erinnerung und Erinnerungsverlust, von unterbrochenen Biografien, von »gefrorener Zeit«. In diesem außergewöhnlichen Buch setzt Anna Kim die Arbeit ihres Debütbandes Die Bilderspur an den Themen Fremde, Fremdheit, gebrochene Lebensläufe mit bedrückender Aktualität fort. Aber nicht nur die Zeitgeschichte ist es, was sie interessiert, sondern die sprachliche Abbildbarkeit eines unverständlichen Schreckens, die Frage nach den richtigen Wörtern und Sätzen für das ganz Andere.
Über die Autorin:
Anna Kim 1977 in Südkorea geboren, lebt seit 1979 in Wien, wo sie Philosophie und Theaterwissenschaft studierte.
Ihr Debütband Die Bilderspur erschien 2004 bei Droschl, 2008 folgte der Roman Die gefrorene Zeit.
Für Die gefrorene Zeit erhielt Anna Kim den Heinrich-Treichl-Preis 2009 des Österr. Roten Kreuzes, den Förderpreis für Literatur der Republik Österreich. und das Elias Canetti Stipendium 2009.
Mein Eindruck:
Anna Kims kurzer Roman Die gefrorene Zeit beschäftigt sich intensiv mit den Menschen, die ihre Angehörigen im Krieg im ehemaligen Jugoslawien verloren haben. Das st immerhin ein Stoff, mit denen sich nicht viele Autoren auseinandersetzen.
Die ungewöhnliche Erzählperspektive, bei der die Erzählerin die Empfindungen eines Mannes wiedergibt, empfand ich zunächst als Unangemessen. Wie kann jemand von Außen das Innere eines anderen so genau nachempfinden. Ich denke daher, dass ein Großteil der Emotionen eher der Autorin zuzuschreiben ist, die viel für dieses Thema recherchiert hat. Laut einem Interview sogar so viel, dass sie Angst hatte, bei all diesen Gräueltaten abzustumpfen.
Ein von der Autorin im Internet gelesener Ausschnitt half mir, mit dem Stil besser zurechtzukommen. Es ist ein Text, der sich für das Sprechen sehr eignet.
Aber dennoch bleibe ich skeptisch. Wenn man schon einen erzählerischen Kunstgriff anwendet, sollte die Sprache auch leicht experimentell werden, doch sie bleibt überwiegend normal.
Doch erst einmal weiter in der Handlung. Es scheint die Vermisste nach 7 Jahren gefunden, bzw. ihr Leichnam, und der Mann wird nach Pristina in den Kosovo zurückkehren um seine tote Frau zu identifizieren. Der Krieg dort ist nicht vergessen.
Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit werden wach.
Auch das Leben im Kosovo wird betrachtet.
Das ist nicht schlecht geschrieben, dennoch kippt das Buch ins Mittelmäßige.
Von mir gibt es knapp noch 6 Punkte.