E. L. Greiff: Zwölf Wasser. Buch 1. Zu den Anfängen
Audible, ungekürztes Hörbuch, 18.45 Stunden (geteilt in 6.20, 6.14, 6.02 Std.)
Jumbo Neue Medien & Verlag
ISBN 978-3833729836. 27,95€
Buchvorlage: dtv 2012. 608 Seiten
ISBN 978-3-423-24914-0. 16,90€
Band 2 ist für Oktober 2013 angekündigt, Band 3 für 2014.
Verlagstext
Der epische Kampf einer ganzen Welt um ihr höchstes Gut – die Menschlichkeit.
Wasserstände sinken, Quellen versiegen. Noch ist die Bedrohung des Kontinents kaum spürbar, die Völker leben in Frieden. Aber die dunklen Vorzeichen einer Katastrophe, weit grausamer als eine weltweite Dürre, häufen sich. Denn die Quellen spenden mehr als nur Wasser …
Die Undae, eine Gemeinschaft von Frauen, die dem Wasser verbunden sind und darin lesen können, brechen ihr jahrhundertelanges Schweigen und warnen die Menschen: Schwindet das Wasser, schwindet die Menschlichkeit. Drei von ihnen machen sich auf den langen Weg zu den zwölf Quellen mit dem Ziel, die Katastrophe vom Kontinent abzuwenden. Sie gehen nicht allein. Drei Soldaten, ein junger Hirte und sein Falke begleiten die Undae. Aber wie soll man eine ganze Welt retten, wenn es sogar unmöglich scheint, sich selbst zu retten?
Der Autor
E. L. Greiff, 1966 in Kapstadt geboren, lebt heute in den Niederlanden. Studium der Theaterwissenschaften und Germanistik in Bochum und Berlin, anschließend zahlreiche freie Regiearbeiten. Greiff schreibt Essays, Reisereportagen, Kommunikationskonzepte und Reden für Führungskräfte. Die Idee zu ZWÖLF WASSER kam Greiff beim Kaffeemachen – und dem Ärger über kalkhaltiges Trinkwasser. Dem Ärger folgte eine diffuse Dankbarkeit darüber, dass überhaupt Wasser aus der Leitung kommt und jederzeit verfügbar ist. Aber was, wenn im Wasser nicht nur der lästige Kalk, sondern noch viel mehr gelöst wäre? Was, wenn das universelle Lösungs- und essenzielle Lebensmittel Wasser viel mehr Einfluss auf den Menschen hätte als geahnt? Greiff trank den Kaffee aus und begann zu schreiben.
Der Sprecher
Der deutsche Moderator, Synchronsprecher und Schauspieler Bernd Stephan wurde am 23.Oktober 1943 als Bernd Schulze im hessischen Marburg geboren. In Hannover besuchte er von 1965 bis 1968 die Schauspielschule, bevor an zahlreichen deutschsprachigen Theaterbühnen engagiert war. Auf dem Bildschirm war Bernd Stephan in vielen Serien und Filmen zu sehen. Größere Erfolge feierte er als Synchronsprecher, unter anderem als Standardstimme von Dean Stockwell. Dazu lieh er Christopher Reeve und John Cleese seine Stimme.
Fantasy-Epos mit ökologischer Mission
Inhalt
Im ersten Band seiner Fantasy-Trilogie führt der gebürtige Südafrikaner E. L. Greiff seine Leser in eine phantastische Welt, die sich mit ernsten ökologischen Problemen konfrontiert sieht. Aus einem ehemaligen Steppenvolk der Hirten und Viehzüchter hat sich eine städtische Bevölkerung entwickelt. Grundlage des Aufstiegs der Stadt Pram zum blühenden Handelszentrum waren die Handwerksbetriebe. Gesundheitliche Probleme der Bewohner durch die Expansion des Handwerks sind zu ahnen; Gerber leiden unter einer unheilbaren Berufskrankheit. Die Völker müssen mit einem Mangel an Bau- und Brennholz zurechtkommen. Die Kohle- und Erzvorkommen in Greiffs Fantasy-Welt sind erschöpft, das wirtschaftliche Wachstum stagniert offenbar. Die fehlende Brücke über den Fluss Eldron nach Pram könnte durch Rohstoffmangel oder in fehlender Technologie begründet sein. Wie im realen Leben liebäugeln die Herrschenden in Greiffs phantastischer Welt mit Expansion, um die Nachbarn zu unterwerfen und ihre Truppen beschäftigt zu halten.
Eine Spaltung der Menschen in Sprecher der neuen Sprache Pramsch - auf Kosten des Welsisch, ehemals die meistgesprochene Sprache der zivilisierten Welt - und in die Seguren, Kwother oder Merzer, die als Minderheiten noch immer ihre Stammessprachen sprechen, war der Preis des wirtschaftlichen Aufstiegs. So erfahren die Soldaten, die die Undae (Frauen des Wassers) auf ihrer Expedition nach Pram begleiten, erst vom Dolmetscher Vigo wichtige Ereignisse der Vergangenheit. Zugang zur Sprache und zu geschriebenen Dokumenten sichert Vigo in Pram eine machtvolle Position. Ein grundlegender Konflikt zwischen dem dominierenden Händlervolk Prams und den Seguren, die Sprache, Kultur und Handwerkskünste weitergeben, ist zu ahnen.
Die verbliebenen Viehzüchter leiden unter einer Hasenplage, die die Nahrungsgrundlage ihres Viehs bedroht. Gleich zu Beginn der Handlung wird dem Hirten Babu von rätselhaften Besuchern ein wertvolles Falken-Ei anvertraut. Der junge Falke Juhud deutet nicht nur eine Befreiung von der Hasenplage durch Greifvögel an; die Beziehung zwischen Mensch und Falke nimmt in der Trilogie einen bedeutenden Handlungsstrang ein.
Das Gefährdung ihrer Wasservorräte als Lebensgrundlage scheint den Menschen bisher nicht bewusst zu sein. Erst die Undae, Frauen des Wassers, müssen aktiv werden, um den Wert der Quellen in Erinnerung zu rufen. Felt, ein Soldat vom nahezu ausgestorbenen Stamm der Welsen und als Begleitschutz der Undae unterwegs, wird gegen Ende des ersten Bandes mit Babu, dem Hirten, zusammentreffen. Babu, wie zuvor schon Vigo, tritt dabei als Übermittler der Werte einer alten Zeit auf. Zusammen mit einer Undae und dem Falken Juhud verlassen die Männer unsere reale Welt.
Fazit
Der Autor schreibt spürbar aus einer Mission heraus. Greiffs phantastische Welt mit ihrem eigenem Tier- und Pflanzenbestand, einem von unserer Zeitrechnung abweichenden Kalender und einer Vielzahl ungewöhnlicher Eigennamen ist per Hörbuch nur eingeschränkt zu vermitteln. Als Glücksfall für Hörbuchhörer zeigt sich die Webseite des dtv-Verlags, die bis auf einen Namensliste alle Informationen bereithält, die Leser der Printausgabe im Anhang finden und die Hörer der Geschichte vermissen könnten. Die Sicht eines allwissenden Erzählers und ausgedehnte Rückblicke in die Vergangenheit vermitteln eine überwältigende Faktenmenge, die in einigen Passagen mit gewaltigem Pathos einhergeht. Einige Abschnitte, die den Hörern die phantastische Welt Prams nahebringen sollen, wirken sich trotz der gelungenen Beschreibung einer unwirtlichen Umgebung leider als Spannungsbremse aus. Dazu mag beitragen, dass Babu als Einzelgänger nicht gerade ein Sympathieträger ist. Ganz anders die Schilderungen aus Falkenperspektive, die manchen Tierfreund begeistern werden. Von den Folgebänden (für Oktober 2013 und Oktober 2014 angekündigt) erhoffe ich mir mehr Handlung und eine intensivere Kommunikation zwischen den Figuren.
Der Sprecher
Bernd Stephan trägt den ungekürzten Text mit sonorer, in einigen Passagen geheimnisvoll verhaltener Stimme vor.
*** Wasser sinkt - Wasser steht - Wasser schweigt ***
8 von 10 Punkten