Esmahan Aykol - Hotel Bosporus

  • Esmahan Aykol – Hotel Bosporus. Ein Fall für Kati Hirschel
    Diogenes. 2003. 287 Seiten
    ISBN-13: 978-3257234435
    Originaltitel: Kitapci Dükkani
    Übersetzer aus dem Türkischen: Carl Koß


    Kurzbeschreibung:
    Deutsche trinken Bier. Und Türken essen Kebap. Kati Hirschel kämpft jeden Tag gegen solche Klischees. Seit 13 Jahren betreibt sie in Istanbul ihren Krimibuchladen, und noch immer fallen die Türken in Ohnmacht, wenn sie lacht - Deutsche lachen nicht. Kati Hirschel lässt sich aber nicht festnageln. Kein Wunder, wächst sie auch über ihre Rolle als Krimibuchhändlerin hinaus und wird zu einer charmanten Detektivin.
    Hotel Bosporus ist ein Roman, in dem deutsch-türkische Vorurteile mit voller Wucht aufeinanderprallen und mit Leichtigkeit und Humor vom Tisch gefegt werden; ein Roman, in dem es um internationale Verbrechen, aber auch grenzüberschreitende Freundschaft geht.


    Über die Autorin:
    Esmahan Aykol, geb. 1970 in Edirne/Türkei, während des Jurastudiums tätig als Journalistin für verschiedene türkische Zeitungen und Radiosender. Roman-Veröffentlichungen. Die Autorin lebt in Berlin und Istanbul.


    Meine Meinung:
    Bei dem Buch bin ich hin und her gerissen. Ich habe es gerne gelesen, weil die Autorin wirklich einen schönen, flüssigen Schreibstil hat. Auch das Lokalkolorit (Istanbul) hat mir sehr gut gefallen.


    Die Protagonistin Kati Hirschel ist eine interessante Figur. Sehr selbstbewusst legt sie gesteigerten Wert auf ihre äußere Erscheinung. Maniküre, Pediküre sind Dinge, die wie Essen und Trinken einfach selbstverständlich für sie sind.


    Ihre Krimibuchhandlung wird leider nicht näher erläutert. Kati ist ohnehin kaum dort, weil sie in ihrem Hang zur Hobbydetektivin einfach keine Zeit für ihre normale Arbeit hat. Dafür verfügt sie ziemlich selbstverständlich über ihre Aushilfe Pelin, die ohne zu meckern und anscheinend auch noch total begeistert, immer und jederzeit (trotz eigener, anderer Verpflichtungen) den Laden schmeißt.


    Der Kriminalfall ist ziemlich konstruiert. Im ersten Abschnitt bekommt man ein wesentliches Detail derart vor den Latz geknallt, dass man es absolut nicht übersehen kann und man sofort weiß, dass man es mit dem Motiv des Mordes zu tun hat. Auch die ganze Aufklärung, bzw. die Nachforschungen von Kati sind extrem konstruiert, der Zufall wird sehr oft bemüht. Immer kann sie mit den genau richtigen Leuten sprechen, die ihr relevante Informationen liefern.


    Und nicht nur da übertreibt die Autorin. Man bekommt den Eindruck, Kati müsse eine sirenengleiche Circe sein.
    Der wahnsinnig gutaussehende Kommissar will was von ihr. Schon nach dem ersten Abendessen kommt es beinahe bis "zum Äußersten".
    Dann taucht ein wahnsinnig gut aussehender Mafiaboss auf, der sich aufgrund seines großen Reichtums hauptsächlich mit Models, Sängerinnen und Schauspielerinnen umgibt. Aber der will auch was von Kati.
    Dann taucht auch noch ein wahnsinnig gutaussehender Anwalt auf, der ebenfalls mehr als ein Auge auf Kati geworfen hat.


    Mir waren das ein bisschen zu viel waaaaahnsinnig gutaussehende Männer. Und vor allem frage ich mich, warum eine Frau, Anfang vierzig, die die Männer anzieht wie Zucker die Wespen, Single ist.


    Trotz dieser ganzen Schwächen war es eine kurzweilige Lektüre. Aber ich wünschte, die Autorin hätte einen Plotkurs besucht. Dann wäre das ein Roman der Klasse "feinste Sahne" geworden.


    So gebe ich nur 6 von 10 Punkten.

  • Hmm. Ein Türkei-Krimi mit viel Lokalkolorit, in dem die kulturellen Gegensätze spannend und humorvoll aufgearbeitet werden - eigentlich genau mein Thema.
    Dann aber deine klar begründeten Kritikpunkte, die mich nachdenklich machen.
    Was soll ich machen - bestellen oder nicht? :gruebel

  • Zitat

    Original von Rosha
    Und nicht nur da übertreibt die Autorin. Man bekommt den Eindruck, Kati müsse eine sirenengleiche Circe sein. Der wahnsinnig gutaussehende Kommissar will was von ihr. Schon nach dem ersten Abendessen kommt es beinahe bis "zum Äußersten". Dann taucht ein wahnsinnig gut aussehender Mafiaboss auf, der sich aufgrund seines großen Reichtums hauptsächlich mit Models, Sängerinnen und Schauspielerinnen umgibt. Aber der will auch was von Kati. Dann taucht auch noch ein wahnsinnig gutaussehender Anwalt auf, der ebenfalls mehr als ein Auge auf Kati geworfen hat.


    Mir waren das ein bisschen zu viel waaaaahnsinnig gutaussehende Männer. Und vor allem frage ich mich, warum eine Frau, Anfang vierzig, die die Männer anzieht wie Zucker die Wespen, Single ist.


    Die Ausgangssituation, dass eine Frau ausgerechnet in Istanbul ihren Lebensunterhalt mit einer Buchhandlung verdient, wirkt auch nicht sooo glaubwürdig. Aber funktionieren die Brunetti-Krimis und die Bruno-Krimis nicht ähnlich? Der Protagonist ist sooo sympathisch, dass die kleinen grauen Zellen der Leser sanft eingelullt werden.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Hmm. Ein Türkei-Krimi mit viel Lokalkolorit, in dem die kulturellen Gegensätze spannend und humorvoll aufgearbeitet werden - eigentlich genau mein Thema.
    Dann aber deine klar begründeten Kritikpunkte, die mich nachdenklich machen.
    Was soll ich machen - bestellen oder nicht? :gruebel


    Das kann ich vollinhaltlich so :write :write :write


    Und nun? :gruebel

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Dann aber deine klar begründeten Kritikpunkte, die mich nachdenklich machen.
    Was soll ich machen - bestellen oder nicht? :gruebel


    Probier Celil Oker oder Barbara Nadel:


    In einer Kalksteinhöhle in Kappadokien wird die Leiche einer Frau gefunden. Über zwanzig Jahre lag sie unentdeckt in dem Höhlensystem. Inspektor Çetin Ikmen kommt aus Istanbul in die archaische Landschaft, um die Ermittlungen zu unterstützen. Er sieht sich mit einer Welt der Legenden, der Lügen und des Aberglaubens konfrontiert, in der die Wahrheit keine große Rolle spielt – Ehre und Intrigen dafür eine umso größere.

  • Das ist eine tolle Idee, Buchdoktor.
    Für "Hotel Bosporus" würde ich keine Leseempfehlung aussprechen. Noch dazu, weil die Prota eine ... naja, "Tussi" ist, gefällt es männlichen Lesern vielleicht noch weniger. :gruebel


    Insbesondere eine völlig weltfremd dargestellte Szene, in der es darum ging, dass die Mutter der Prota ins Altenheim muss, lässt mich an dem Authentizitätsgrad der dargestellten "kulturellen Gegensätze" und des Lokalkolorits zweifeln.


    Wer eine Sache so schlampig recherchiert darstellt, hat vielleicht auch bei anderen Beschreibungen zu Allgemeinplätzen gegriffen. Keine Ahnung.

  • Zitat

    Original von Rosha
    Das ist eine tolle Idee, Buchdoktor.
    Für "Hotel Bosporus" würde ich keine Leseempfehlung aussprechen. Noch dazu, weil die Prota eine ... naja, "Tussi" ist, gefällt es männlichen Lesern vielleicht noch weniger. :gruebel


    Insbesondere eine völlig weltfremd dargestellte Szene, in der es darum ging, dass die Mutter der Prota ins Altenheim muss, lässt mich an dem Authentizitätsgrad der dargestellten "kulturellen Gegensätze" und des Lokalkolorits zweifeln.


    Wer eine Sache so schlampig recherchiert darstellt, hat vielleicht auch bei anderen Beschreibungen zu Allgemeinplätzen gegriffen. Keine Ahnung.


    Danke für diese klaren Aussagen. Damit hat sich das Buch für mich erledigt. :wave