Die sizilianische Heilerin - Kari Köster-Lösche

  • Verlag: Knaur
    Taschenbuch: 544 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Catania 1282. Die Soldaten des französischen Königs Karl I. von Anjou konfiszieren Korn und Tierherden – und die Sizilianer wehren sich durch einen erbitterten Aufstand. Wundarzt Santino Cataliotti und seine hübsche Tochter Costanza haben reichlich zu tun. Ihre Spezialität: Das Ersetzen von im Kampf abgeschlagenen Nasen. Costanza darf erstmals selbständig Verwundete behandeln. Schon bald verbreitet sich ihr Ruhm bis ins Lager des Feindes – und immer mehr edle französische Ritter begehren, von ihr behandelt zu werden … Doch dann wird anonym Anzeige gegen sie erstattet: Sie hat sich ohne Diplom chirurgisch betätigt. Wer hat sie verraten? Und weswegen wird sie plötzlich von beängstigenden Geschehnissen verfolgt?


    Über die Autorin:
    Kari Köster-Lösche, geboren 1946, wuchs in Schweden am Meer auf und lebt heute in Norddeutschland. Nach einem Studium der Tiermedizin promovierte sie in Bakteriologie. Seit 1985 arbeitet sie als freie Autorin. Bekannt wurde Kari Köster-Lösche mit ihren zahlreichen historischen Romanen, darunter der Bestseller "Die Hakima".


    Mein Eindruck:
    Dieser Roman, der im 13.Jahrhundert in Sizilien angesiedelt ist, stellt das Thema Chirurgie im Mittelalter in den Mittelpunkt. Die junge Constanza hat nicht nur bei ihrem Vater, der Wundheiler ist, viel gelernt sondern durch ihr Talent und ihren Einfallsreichtum ihn übertroffen. Spezialisiert hat sie sich auf plastische Chirurgie insbesondere der Wiederherstellung von Nasen. Da die Franzosen in Sizilien plündern und es zu Kämpfen kommt, ist sie vielbeschäftigt.


    Dieses Thema wurde auch schon durch Wolf Serno mit seinem Roman Die Medica von Bologna behandelt. Dort noch detaillierter, aber auch Kari Köster-Lösche behandelt das Thema auf interessante Weise.


    Der Beginn des Romans ist etwas umständlich erzählt, so das ich zunächst den Eindruck hatte, die Autorin hätte beim Schreiben handwerkliche Schwierigkeiten. Aber schon ab dem zweiten Kapitel wird der Stil geschmeidiger und lässt sich über den gesamten Romanumfang gut lesen.


    Constanza ist die für den historischen Unterhaltungsroman übliche Heldin: jung, schön, klug und selbstbewusst. Damit unterscheidet sie sich drastisch von den anderen Frauen ihres Dorfes und ist eine Außenseiterin, was sie aber nicht zu stören scheint. Mich wundert, dass sie nicht mehr durch Sitten der Umgebung und Erziehung der Familie beeinflusst wurde. Anscheinend galt schon ihr Großvater als Ketzer.
    Es gibt auch ein altes Familiengeheimnis. Das war mir aber zu dick aufgetragen und hätte man auch weglassen können.


    Constanza geht ihren Weg als Wundheilerin, indem sie in einem Heerlager arbeitet.
    Sie wird von einem einflussreichen Franzosen gefördert und st befreundet mit dem Ritter Henry und dem Knappen Rainer. Das sind alles gut gemachte Nebenfiguren. Weniger gut gefällt mir, wie Constanzas Familienmitglieder portraitiert sind. Sie sind zu stereotyp. In der Summe funktioniert die Geschichte aber.


    Die sizilianische Heilerin ist nicht so außergewöhnlich für das Genre, aber doch ein unterhaltsam zu lesender Roman.


    Noch ein Hinweis: es gibt eine Karte im Buch sowie Worterklärungen und ein Nachwort der Autorin.

  • Hinsichtlich der Rezi stimme ich mit Herrn Palomar vollständig überein und habe nichts Wesentliches nachzutragen.
    Eine Randnotiz allerdings zur Autorin: Kari Köster-Lösche ist ebenfalls Mitglied im Verband der Schriftsteller in Schleswig-Holstein e.V. und hat auf unseren diesjährigen Literaturtagen in Rendsburg eine abendliche Lesung aus ebendiesem Buch gehalten. Ein beeindruckendes Erlebnis!
    Dabei und anschließend hatte ich Gelegenheit, diese außergewöhnliche Frau etwas näher kennenzulernen. Was mich an ihr fasziniert, ist die seltene Verbindung knallhart vertretener Naturwissenschaft (von der sie weiß Gott etwas versteht) und dichterischer Fantasie und Sensibilität. Eine beeindruckende Mischung. Ein Genuss war auch ihre selbstbewusste und dennoch stets aufmerksame Art, vor Publikum zu lesen. :wave

    Bilder

    • Kari Köster-Lösche Lesung Lit.-Tage 12.jpg

    :lesendEs gibt keine Seligkeit ohne Bücher! (Arno Schmidt)


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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Dieter Neumann ()

  • Historischen Romanen, die sich mit Medizin beschäftigen kann ich nur sehr schwer widerstehen, warum auch immer :rolleyes ;-).


    Danke für die Vorstellung, wandert gleich auf die Wunschliste.


    Die Medica von Bologna hatte mich damals insgesamt etwas enttäuscht, die detaillierten Beschreibungen der Nasenkonstruktion genügten nicht für einen wirklich interessanten Roman. Fandest du die Geschichte von Kari Köster-Lösche denn lesenswerter als das Buch von Wolf Serno?

  • Zitat

    Original von Lumos
    Die Medica von Bologna hatte mich damals insgesamt etwas enttäuscht, die detaillierten Beschreibungen der Nasenkonstruktion genügten nicht für einen wirklich interessanten Roman. Fandest du die Geschichte von Kari Köster-Lösche denn lesenswerter als das Buch von Wolf Serno?


    Mir hat das Buch von Wolf Serno etwas besser gefallen. Aber ich fand im Gegensatz zu Dir "Die Medica von Bologna" eigentlich ganz gelungen.