'Sterbenswort' - Kapitel 47 - Ende

  • Ok, das mit dem danach so ohne weiteres weiterleben fällt mir auch schwer nachzuvollziehen.
    Das könnte ich moralisch wahrscheinlich auch überhaupt nicht ohne psychischen Schaden zu nehmen.


    An ihrer Stelle hätte ich wenigstens versucht, mir Unterstützung zu holen - also später dann.
    Anfangs war Kathrin ja scheinbar davon überzeugt, das richtige zu machen.
    Aber im Laufe der Jahre??


    Verdrängung ist ja meist die schlechteste Variante. Die rächt sich meist bitter, vor allem dann, wenn man es nicht erwartet.



    Das ist das Tolle an dem Buch - es betrifft gerade die beiden Fächer - Jura und Psychologie, die ich am meistern verinnerlicht habe und regt daher besonders zum nachdenken und drüber schnacken an :grin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    @ Rosenstolz: Deine Frage im Abschnitt vorher fand ich spannend.
    Was denkt ihr, ist das "Sterbenswort" bzw. damit gemeint?


    Ich dachte an das Sprichwort, man sagt kein Sterbenswörtchen, also die Freunde schweigen über den Totschlag.


    Das ist eine sehr passende Erklärung. Gefällt mir. :-)


    Ich hatte mich bis jetzt noch auf keine Erklärung festgelegt.

  • Zitat

    Original von Johanna
    Ich mach mal die Korinthenkackerin :grin


    Das finde ich gut, das hält die Diskussion am Laufen.


    Zitat

    Original von Johanna
    Für Mord §211 StGB hätte es ein Mordmerkmal gebraucht und vor allem auch die Arglosigkeit des Opfers und die war bei dem Streit so ja nicht mehr gegeben.
    Die Streit war ja in vollem Gange.
    Totschlag - §212 StGB käme eher in Betracht - auch wenn ich eher an Körperverletzung mit Todesfolge plädieren würde - so spontan nach den bisherigen Kenntnissen der Situation.


    Ich finde die STelle gerade nicht, aber ich meine mich zu erinnern, dass Heinrich irgendwo zugibt, dass er mit der Kamera mehfach auf Eriks Kopf eingeschlagen hat, es also beileibe kein Unfall war. Ich sehe das in meiner laienhaften Sicht auch als Totschlag.
    ...

    Zitat

    Original von Johanna
    Aber auch egal - obwohl das Schnacken drüber eigentlich Spaß macht :lache


    :write

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich hab das Buch gestern beendet. Meine Frage mit dem Schlüssel wurde also ausreichend beantwortet, wie auch fast alle anderen Fragen, wenn ich so überlege.
    Das einzige was ich noch überlegt habe war: Die Szene auf Heinrichs DVD die so aussieht als würde sie am Abend des Todschlags stattfinden, war das wirklich an dem Abend? Ich stelle mir nämlich die Frage, was mit der Kassette passiert ist nachdem sie Erik "entsorgt" hatten. Heinrich wollte ja alles vertuschen, ich bin also davon ausgegangen, dass er die Kamera (zersplittert und voller Blut wie sie war) irgendwo loswird. Hätte er davor wirklich die Kassette rausgetan, auf der alles aufgezeichnet ist? Wenn diese vielleicht sogar schon mit dem Tagesdatum beschriftet wurde? Und dann einfach zugelassen, dass diese Kassette als Erbe bei Eriks Eltern landet? :gruebel
    Das lässt sich für mich dann eigentlich nur schlüssig erklären, wenn die Szene nicht von dem betreffenden Abend war.


    Die Enden wurden schlüssig zusammengeführt, mein Verdacht und die Gedanken dazu haben sich bestätigt, das ist für mich einerseits ein schönes "Wusst ich's doch"-Gefühl, andererseits fehlt so natürlich jegliches Überraschungselement was ich sonst bei Thrillern besonders schätze.
    Trotzdem war es spannend zu lesen, in meinem Fall hab ich eben auf jedes neue Fitzelchen Information gewartet und überlegt, ob das so immer noch zu meiner Theorie passt.


    Was ebenfalls eine Leistung ist, ein Buch zu schreiben in dem mir eigentlich keine Person sympathisch war (das mit Kathrin war sehr schnell vorbei, Drogen oder nicht, etwas tun können oder nicht, jahrelang einfach darüber zu schweigen weil es der eigenen Karriere schaden könnte und offenbar ohne Probleme damit leben zu können, da kam sie für mich einfach wie ein egoistisches eiskaltes Miststück rüber. Punkt.) und trotzdem kam beim Lesen kein genervtes Gefühl auf. Ich hab eine gewissen Distanz zu den Personen bewahrt und ohne große Emotionen aber mit Interesse verfolgt, wie sich das Spiel vor mir entfaltet.


    Das Ende kam für mich nicht zu schnell sondern in einem angemessenen Tempo. Ich mag es nicht, wenn sich so ein Showdown kurz vor Schluss noch eeeewig hinzieht, lieber kurz und knackig wie hier. Dadurch, dass in den "Neulich"-Kapiteln ja schon einiges ein Klärung stattgefunden hatte, musste Amelie ihren Plan nicht mehr groß und breit (á la Comic-Bösewicht) vor ihren Opfern darlegen. Das war eine angenehme Abwechslung.


    Was Eriks Eltern angeht: Ich glaube, Eriks Mutter hat mit der Sache schon länger ihren Frieden gemacht und ist einfach nur froh, dass es kein Selbstmord war. Deshalb kann sie Kathrin die Hand zur Versöhung reichen. Eriks Vater scheint mir da eher reserviert, er muss das Ganze erst noch verarbeiten und ist mit dem Verzeihen sicher nicht so schnell bei der Hand. Er will in erster Linie, dass Kathrin sich der Polizei stellt und Verantwortung übernimmt für das was sie getan bzw. nicht getan hat.
    Das Verhalten der beiden schien mir zum Charakteraufbau, der über die Strecke des Romans stattfand, zu passen und war somit glaubwürdig.


    Fazit: Ein gut gemachter Thriller, der mich zwar nicht überraschen konnte, der aber solide aufgebaut und spannend geschildert ist.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Das einzige was ich noch überlegt habe war: Die Szene auf Heinrichs DVD die so aussieht als würde sie am Abend des Todschlags stattfinden, war das wirklich an dem Abend? Ich stelle mir nämlich die Frage, was mit der Kassette passiert ist nachdem sie Erik "entsorgt" hatten. Heinrich wollte ja alles vertuschen, ich bin also davon ausgegangen, dass er die Kamera (zersplittert und voller Blut wie sie war) irgendwo loswird. Hätte er davor wirklich die Kassette rausgetan, auf der alles aufgezeichnet ist? Wenn diese vielleicht sogar schon mit dem Tagesdatum beschriftet wurde? Und dann einfach zugelassen, dass diese Kassette als Erbe bei Eriks Eltern landet? :gruebel
    Das lässt sich für mich dann eigentlich nur schlüssig erklären, wenn die Szene nicht von dem betreffenden Abend war.


    Ganz genau.


    Zitat

    Original von Paradise Lost
    Das Ende kam für mich nicht zu schnell sondern in einem angemessenen Tempo. Ich mag es nicht, wenn sich so ein Showdown kurz vor Schluss noch eeeewig hinzieht, lieber kurz und knackig wie hier. Dadurch, dass in den "Neulich"-Kapiteln ja schon einiges ein Klärung stattgefunden hatte, musste Amelie ihren Plan nicht mehr groß und breit (á la Comic-Bösewicht) vor ihren Opfern darlegen. Das war eine angenehme Abwechslung.


    Für diese Rückmeldung bin ich sehr dankbar.
    Denn an dieser Stelle ist es sehr schwer, es allen Lesern recht zu machen.
    Was den einen zu abrupt geht, gerät den anderen zuweilen zu ausführlich.


    Zitat

    Original von Paradise Lost
    Fazit: Ein gut gemachter Thriller, der mich zwar nicht überraschen konnte, der aber solide aufgebaut und spannend geschildert ist.


    Danke.
    Auch allen anderen. :-)


  • Man darf nicht vergessen, das alle Beteiligten unter Drogeneinfluss standen - das wird sicher auch noch einen Einfluß haben.
    Mich hat Amelie als Täterin nicht mehr überrascht, allerdings ihre Maskerade. Aber, ich glaube ihre Gefühle nachvollziehen zu können, ein solcher Verlust kann das Leben nachhaltig sehr verändern. Das kenn ich aus eigener Erfahrung. Für mich ist Amelie daher auch die tragische Figur des Buches - und eine andere Lösung als ihr Tod hätte nicht gepasst. Ich konnte sie mir nicht im Gefängnis vorstellen - oder wie sie sonst hätte weiter leben sollen.
    Ich habe auch Mitleid mit Nina, denn ich glaube sie hat ihren Waschlappen Heinrich geliebt, und wird nun damit fertig werden müssen.
    Mia wurde auch gerettet, und Kathrin ( ich mag sie nicht ) hat auch überlebt.
    Eine Frage hätte ich noch ( vielleicht hab ichs überlesen ?) : Wie kam Amelie an Eriks Ring? Hat sie ihn abgezogen bevor er die Brücke runter fiel? Seinen Eltern wurde er ja nicht ausgehändigt...Sonst hätte sie ihn ja schon vor dem Einbruch stehlen müssen.. :gruebel
    Ansonsten hat mir das Buch wahnsinnig gut gefallen!
    Lieber Siegfried, ich freue mich auf ein weiteres aus Deiner Feder! :wave

  • Zitat

    Original von nofret78
    Eine Frage hätte ich noch ( vielleicht hab ichs überlesen ?) : Wie kam Amelie an Eriks Ring? Hat sie ihn abgezogen bevor er die Brücke runter fiel? Seinen Eltern wurde er ja nicht ausgehändigt...Sonst hätte sie ihn ja schon vor dem Einbruch stehlen müssen.. :gruebel


    Die Erklärung findet sich in Kapitel 42, auf Seite 268.


    Zitat

    Original von nofret78
    Ansonsten hat mir das Buch wahnsinnig gut gefallen!
    Lieber Siegfried, ich freue mich auf ein weiteres aus Deiner Feder! :wave


    Danke fürs Kompliment. :-)
    Bislang wurden drei Romane von mir veröffentlicht, der vierte ist in Arbeit.


    Liebe Grüße aus Berlin


    Siegfried Langer

  • Drei? Da muss ich glatt mal bei Amazon schauen gehen, denn mir ist nur noch "Vater, Mutter, Tod" im SInn...
    Danke für das raussuchen der Stelle, nun ist alles klar! Ist wohl im Eifer des Lesegefechts meinen Hirnwindungen entgangen :lache

  • Zitat

    Original von nofret78
    Drei? Da muss ich glatt mal bei Amazon schauen gehen, denn mir ist nur noch "Vater, Mutter, Tod" im SInn...
    Danke für das raussuchen der Stelle, nun ist alles klar! Ist wohl im Eifer des Lesegefechts meinen Hirnwindungen entgangen :lache


    Vater, Mutter, Tod war bereits mein zweiter Roman.
    Mein Debütroman war Alles bleibt anders, z. B. hier findet sich eine Rezension dazu:
    http://mediencircus.blogspot.d…ibt-anders-siegfried.html


    Liebe Grüße


    Siegfried Langer