Der Maler und das Mädchen - Margriet de Moor

  • OT: De schilder en het meisje


    Kurzbeschreibung:
    Amsterdam im Jahre 1664. Die ganze Stadt ist auf den Beinen, um die Hinrichtung der 18-jährigen Elsje zu sehen. Erst vor wenigen Tagen in die Stadt gekommen, um ihre große Schwester zu suchen, erschlug sie ihre Zimmerwirtin und scheint die Tat nicht zu bereuen. Daneben der Maler Rembrandt, dessen Name nicht genannt wird. Sein Leben ist geprägt vom Tod seiner zweiten Ehefrau und dem Bankrott, bei dem er fast den gesamten Besitz verlor, und von der Malerei. Was veranlasste ihn, wenige Stunden nach dem Tod des Mädchens, den Leichnam mit wenigen Strichen für immer festzuhalten?


    Über die Autorin:
    Margriet de Moor wurde als Margaretha Maria Antonetta Neefjes am 21. November 1941 in Noordwijk geboren. Sie wuchs als eines von zehn Kindern eines Lehrerehepaares auf und studierte zunächst am Koninklijk Conservatorium in Den Haag Klavier und Gesang. In ihrem Zweitstudium belegte sie Kunstgeschichte sowie Archäologie in Amsterdam. Mit ihrem Ehemann eröffnete sie 1984 in 's-Graveland bei Hilversum einen Salon für Künstler. Für den Salon machte sie eine Reihe von Film- und Video-Portraits der ausstellenden Künstler. Nachdem die Subventionen für die Filmprojekte eingestellt worden waren, begann sie mit dem Schreiben. Ihr Debütwerk war der 1988 erschienene Erzählungsband Rückenansicht, der gute Kritiken erhielt. Für ihren ersten Roman "Erst grau dann weiß dann blau" (1991) erhielt sie den AKO Literatuurprijs. Margriet de Moor lebt und arbeitet heute in Bussum. Ihre Romane und Erzählungen sind in alle Weltsprachen übersetzt worden.


    Über die Sprecher:
    Die Schauspielerin Ulrike Grote hatte Engagements am Burgtheater Wien, am Schauspielhaus Zürich sowie am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Sie ist außerdem durch zahlreiche Rollen in Film und Fernsehen bekannt geworden, u.a. in der Krimi-Reihe "Inspektor Rolle" und im "Tatort".


    Theaterschauspieler Thomas Sarbacher, 1961 geboren, wurde als Fernsehkommissar der Erfolgsserie "Der Elefant - Mord verjährt nie" bekannt. Zahlreiche Film- und TV-Rollen folgten, dennoch blieb er auch der Bühne treu. Sein Spektrum reicht vom melancholischen Einzelgänger über den harten Kerl bis zu komödiantischen Rollen.


    Meine Rezension:
    Die beiden Tuschezeichnungen "Elsje Christiaens hanging on a Gibbet" von Rembrandt sind der Ausgangspunkt dieses historischen Romans von Margriet de Moor. Die Geschichte spielt an einem einzigen Tag, dem Tag der Hinrichtung der 18-jährigen Elsje Christiaens, und ist in zwei Handlungsstränge aufgeteilt (um Elsje und um Rembrandt, der allerdings nie namentlich genannt wird), die in dem Moment gipfeln, in dem sich beide begegnen - dem Moment, in dem Rembrandt das tote Mädchen zeichnet. Die Ereignisse an jenem 3. Mai 1664 bilden jedoch nur die Rahmenhandlung des Romans und werden von zahlreichen Einschüben unterbrochen, die verschiedene Episoden aus der Vergangenheit der beiden so unterschiedlichen Personen erzählen und ein großes stimmiges Bild erzeugen, dass sich aus allen Mosaiksteinchen zusammenfügt, allerdings auch einige Fragen offen lässt. Anders als die chronologisch erzählte Rahmenhandlung fordert die Autorin die Konzentration des Hörers durch die keineswegs geordneten Zeit- und Ort-Sprünge in die Vergangenheit (und sogar in die Zukunft) heraus. Auch ihr sehr spezieller Erzählstil ist anspruchsvoll und eignet sich nicht zum Nebenbei-Hören, sondern bedarf höchste Aufmerksamkeit. Widmet man ihm diese, dann entfaltet sich vor dem geistigen Auge eine tragische Geschichte mit unglaublich dichter Atmosphäre, die den Hörer direkt ins Amsterdam des 17. Jahrhunderts entführt und nachdenklich zurücklässt.


    Die Sprecher Ulrike Grote (liest die Teile über Elsje) und Thomas Sarbacher (liest die Teile über Rembrandt) lesen souverän und finden genau die richtige Balance aus Mitgefühl und Sachlichkeit, um die Geschichte glaubwürdig zu transportieren.


    Von mir hierfür 8 Punkte.



    Sehr interessant auch das Interview von Ulrich Wickert mit Margriet de Moor über das Buch: Interview


    Meine Rezension bezieht sich auf die ungekürzte Hörbuch-Version von Audible, die ich gehört habe. Es gibt aber auch die gekürzte Hörbuch-Version von dem Hörverlag mit 4 CDs (s.u.).