«Sire, ich eile ...»: Voltaire bei Friedrich II. - Hans Joachim Schädlich

  • Eine Novelle


    2012, Gebundene Ausgabe
    144 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Hans Joachim Schädlich führt mit äußerster Verknappung, jedoch historisch präzise, nicht nur die Unvereinbarkeit von freiheitlichem Geist und absolutistischer Macht vor Augen – er rückt auch Voltaires berühmte Gefährtin Émilie du Châtelet ins Bild und eine große aufgeklärte Liebe.


    Über den Autor:
    Hans Joachim Schädlich, 1935 in Reichenbach im Vogtland geboren, arbeitete an der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin, bevor er 1977 in die Bundesrepublik übersiedelte. Heute lebt er wieder in Berlin. Für sein Werk bekam er viele Auszeichnungen, u.a. den Heinrich-Böll-Preis, Hans-Sahl-Preis, Kleist-Preis, Schiller-Gedächtnispreis, Lessing-Preis, Bremer Literaturpreis und Joseph-Breitbach-Preis.


    Mein Eindruck:
    Hans-Joachim Schädlich hat wieder ein sehr gutes buch geschrieben. Von Form und Umfang zwar „nur“ eine Novelle, aber mit seinem reduziertem Stil erzählt Schädlich mehr als andere in einem dicken Roman.
    Es geht um Voltaire und sein Verhältnis zu Friedrich II. Ein Verhältnis ähnlich wie Künstler zum Staat., wie es unter anderem in der DDR vergleichbar.
    Friedrich der Große ist ein schlauer Politiker gewesen, der sich mit einem großer Denker wie Voltaire schmücken wollte. Dabei ist Friedrich keinesfalls so ein Aufklärer, sondern rücksichtslos und herrschsüchtig, als sich Voltaire seinem Einfluss entziehen wollte. Es kommt zum Zerwürfnis. Schädlich diskutiert auf der anderen Seite auch, wie weit ein Intellektueller bereits ist, den staatlichen Druck mitzugehen und mitzutragen.


    Ich gebe den Kritikern Recht, die sagen, dass die Novelle im zweiten Teil nachlässt. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass dort die vielleicht interessanteste Person des Buches nicht mehr mitwirkt: Émilie du Châtelet, Voltaires Gefährtin, eine intelligente Frau, die nicht nur wissenschaftlich tätig war und z.B. Newton übersetzte sondern auch schrieb und interessante Ideen entwickelte. Dabei keineswegs ein Engel, sondern z.B. dem Glücksspiel verfallen. Doch sie durchschaut Friedrichs Winkelzüge vielleicht eher und klarsichtiger als Voltaire.
    Selten eine so gute Romanfigur gelesen!


    Solche Bücher wie Sire, ich eile … sind der Grund, warum es sich lohnt, sich auch einmal mit etwas anspruchsvollere Literatur zu beschäftigen.