Autor: Donald Ray Pollock
Titel: Das Handwerk des Teufels
Verlag: Liebeskind
Gebundene Ausgabe: 302 Seiten
Über den Autor:
Der Autor wurde 1954 in Knockemstiff/ Ohio geboren und verließ mit 17 die Schule, arbeitet über 30 Jahre in einer Papiermühle, als LKW Fahrer. Er ist erst spät zum Schreiben gekommen und schrieb sich mit 50 für das Creative Writing Programm der Ohio State University ein. Im Jahre 2008 erschien die Kurzgeschichtensammlung „Knockemstiff“ und 2010 der Roman „Das Handwerk des Teufels“ im Liebeskind Verlag. Der Autor lebt mit seiner Frau in Chilicothe/ Ohio und weiß genauestens über die Gegend die er beschreibt Bescheid.
Kurzbeschreibung
Ein Roman als Wegführer in die Hölle. Seit Langem hat sich kein Erzähler mehr mit einer solchen Wucht in die erste Reihe der amerikanischen Literatur katapultiert. In seinem Debütroman entwirft Donald Ray Pollock eine Schreckensvision menschlicher Abgründe, brutal, nachtschwarz und ohne Hoffnung. Zwei Lebensfluchten kollidieren, eine auf dem Weg in die Verdammnis, die andere aus ihr heraus. Der junge Arvin wächst in den fünfziger Jahren im heruntergekommenen Niemandsland des Mittleren Westens auf. Hier hat sich der amerikanische Traum in einen fiebrigen Albtraum verwandelt, der bevölkert wird von psychopathischen Verbrechern, korrupten Sheriffs und religiösen Fanatikern. Arvin ringt um einen Ausweg aus dieser Welt. Doch als seine Freundin vom Ortsprediger missbraucht wird und sich daraufhin erhängt, nimmt auch er das Gesetz in die eigene Hand. Zur gleichen Zeit, nur wenige Meilen entfernt, brechen die beiden Serienkiller Carl und Sandy zur Jagd auf. Sie locken arglose Tramper in ihren Wagen, um sie dort auf brutale Art und Weise umzubringen. Irgendwo in der Tiefe des Hinterlandes, in jenem unsichtbaren Grenzgebiet zwischen Zivilisation und archaischer Grausamkeit, kreuzen sie schließlich Arvins Weg ... Unaufhaltsam verstrickt Pollock seine Leser in ein undurchdringliches Labyrinth des Bösen. "Das Handwerk des Teufels" ist ein ebenso verstörender wie mitreißender Roman über den epischen Kampf zwischen Schicksal und Moral, Schuld und Gerechtigkeit. Die Hoffnung stirbt immer zuletzt. Aber sie stirbt.
Meine Meinung:
Dieses Buch ist kein Krimi, sondern ein Roman mit kriminellen Handlungen, die sich in einem kleinen Kaff in den 50er der USA unnachgiebig aneinander reihen. Man hat das Gefühl, man wäre direkt im Abgrund und beim Abschaum der Menschheit gelandet und dennoch, diese Dinge zwischen Wahn und Wirklichkeit passieren, geschehen, mit Sicherheit auch heute noch, wenn man manchmal den Zeitungen und Berichten Glauben schenken darf und der Autor schildert sie dem Leser schonungslos und geballt.
Die Geschichte beginnt in dem kleinen Ort Knockenstiff und setzt das Hauptaugenmerk auf den jungen Alvin Russel, der mit seinen Eltern in ärmlichen und grotesken Verhältnissen aufwächst. Seine Mutter ist schwer krebskrank, sein Vater einem irrsinnigen (Aber)Glauben verfallen und so wird die tägliche Andacht für die Heilung der Mutter, an einem selbstgebauten Gebetsbaum, zum Martyrium für Alvin und die Tiere die dort geopfert werden. Man fragt sich die ganze Zeit, wie kann Glaube so ausarten, wie kann Alvin das alles nur ertragen, wie kann man helfen, warum merkt und sieht das niemand und mag gar nicht daran denken, das sich das so tatsächlich abspielen kann.
Aber alles beten hilft nichts, die Mutter erliegt ihrer Krankheit und der Vater wird kurz danach auch ein Opfer seiner vorherigen Taten, zurück bleibt Alvin. Was hat das Leben mit ihm gemacht und was macht er jetzt mit dem Leben? Er lebt fortan bei seiner Großmutter, die in West Virginia wohnt und schafft es nicht seine Vergangenheit zu vergessen und die Worte seines Vaters …“ Du musst nur den richtigen Augenblick abwarten“, lassen ihn ebenfalls nicht los.
Neben dieser einführenden Handlung wird auch die Geschichte eines verbrecherisch tätigen Prediger Paares Roy und Theodore erzählt, die sich mit skurrilen und ekligen Shows und furchteinflößenden Ansprachen unter dem Deckmantel Gottes Geld und Ansehen verdienen wollen. Die einfachen Leute auf dem Land sind schockiert, beängstigt, beeindruckt und sehen die beiden tatsächlich als Helden an. Geistig völlig abgefahren, dem Wahnsinn verfallen und mit dieser Verwirrung, bildet sich Roy ein, er kann Tote wieder zum Leben erwecken und probiert dies an seiner Frau Helen aus. Zurück bleibt das gemeinsame Kind Lenora, welches Helen kurz vorher bei Alvins Großmutter in Obhut gegeben hatte und die nun bei ihr aufwächst. Die Prediger aber, sind schon wieder auf ihrem Weg.
Als 3. Hauptstrang, neben den weiteren niederen Handlungen, erlebt man das Serienkillerpaar Sally und Carl, die auf der Suche nach „Models“ sind um sie pornographisch abzulichten, sie zu missbrauchen, sie auszurauben, sie anschließend umzubringen.
Die Jahre vergehen, die Geschichten nehmen ihren grausamen Lauf und Alvin wächst heran, genau wie die kleine Lenora bei der Großmutter und man ist im letzten Drittel des Buches angelangt, wo sich die Kreise schließen. Als Lenora Opfer eines Übergriffes und Missbrauchs wird, macht sich Alvin auf um Rache zu nehmen und muss anschließend fliehen, an den Ort, wo sein Leben einst so grausam begonnen hat, aber das Grauen selbst nimmt kein Ende.
Dieses Buch ist voller Gewalt, Blut und schrecklichen Ereignissen, aber ich hatte zu keiner Sekunde das Gefühl, das sich der Autor darin badet oder hier künstliche Effekthascherei betreibt, im Gegenteil, er zeigt sie auf und zu welchen widerwärtigen Dingen Menschen fähig sind. Vom Stil her, erinnerte es mich in etwa an Don Winslow, der ebenfalls sehr direkt, brutal und schonungslos schreibt, aber Donald Ray Pollock macht das nochmal auf eine ganz eigene Art und Weise. Ich bin schockiert und fasziniert zugleich von dem Buch, diesem Sumpf an Verbrechen und der Schreibweise, die völlig ungeschönt ist, wie der Autor die Psychopathen zeichnet und mit welch krimineller Energie er sie agieren lässt. Die amerikanische Provinz, ihre Moral, ihr Glaube, die Rechtsstaatlichkeit, die aufgezeigten Motive, alles wankt in diesen Beschreibungen, wird in den Grundfesten erschüttert und am Ende meint man wirklich direkt aus der Hölle gekommen zu sein.
Ich würde ja sagen nix für Krimi Anfänger, Regional Krimi Fans und wohl am wenigsten für Frauen geeignete Kost und doch hat mir das Buch gefallen.