ich-Erzähler wird nicht ganzer Geschichte gerecht- Hilfe? :)

  • Wie kann ich bei einem ich-Erzähler die ganze Geschichte wiedergeben?


    Problem: Bei mir treffen sich 2 Charaktere, die von sehr verschiedenen Hintergründen kommen. Wenn ich die Geschichte aus ich-Sicht von Charakter A erzähle, wie soll ich dann auf die Gedanken und den Hintergrund von Charakter B eingehen? Und darauf wie es überhaupt erst dazu kam, dass sie zur gleichen Zeit am gleichen Ort sind? Klar, Charakter B kann Charakter A das erzählen, aber dann wäre es immer noch nicht ausführlich genug.


    Ich möchte aber wirklich gerne die ich-Perspektive benutzen.
    Meint ihr es wäre also eine gute Idee die Geschichte aus zwei verschiedenen ich-Perspektiven zu erzählen (mit Acht darauf, dass gut erkenntlich wird wer gerade erzählt)?


    Fällt irgendjemandem eine andere Art ein das Problem zu lösen? (Ich mag wechselnde ich-Erzähler meist nicht soooo sehr beim Lesen.)


    Wäre es vielleicht auch möglich den Hintergrund von Charakter B als etwas längeren Prolog in einem Erzähler der dritten Person wiederzugeben?


    Hoffe das war nicht zu verwirrend beschrieben.
    Bin für jeden Rat und jede Hilfe dankbar!!! :)

  • Hallo Swiftie,


    ich würde entweder Perspektive-Wechsel einbauen. Das kann auch sehr interessant werden, wenn Geschehnisse aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden. Da könnten sich Situationen auch immer leicht überschneiden.


    Ansonsten, wenn die beiden Figuren sich nicht ganz fremd sind, könntest du die Geschichte immer wieder in die Gedanken von Figur A mit einstreuen. Und die anderen Gedanken in Richtung: Sie/Er dachte sicherlich wieder das. Aber ich war überzeugt, dass....


    Liebe Grüße,
    Immi :wave

  • Du kannst auch die Geschichte von Charakter B einfach von ihm erzählen lassen, aber nicht in Dialogform, sondern als Metafiktion, also als Geschichte in der Geschichte. Damit meine ich keine Perspektivwechsel, sondern (wenn das der Hauptteil der Geschichte ist) bildet die erzählung von Charakter A die Rahmenhandlung und die Geschichte von Charakter B den Kern.


    Ich habe das kürzlich bei "Das Geheimnis der Jaderinge" von Thereza Vanek gesehen. Da kam das sehr gut an. :-)

  • Wie kann ich bei einem ich-Erzähler die ganze Geschichte wiedergeben?


    Ohne etwas über die storyline zu wissen, ist es schwer darauf eine passende Antwort zu geben.


    Daher meine Frage, inwieweit kennst du dich mit der Ich-Erzählung aus?
    Ist dir bewusst, dass diese Art der Erzählung die Königsdisziplin in der Schreibe ist, und dass sie selbst von Vollprofis möglichst vermieden wird?


    Sie hat einfach zu viel Fallgruben, die sich erst im Laufe der story auftun und manchen zur Verzweiflung treiben und letztendlich zwingen die so schöne Geschichte abzubrechen und aus einer anderen Perspektive zu schreiben

  • Erst mal, DANKE für alle eure Antworten! :) Lieb, dass ihr helft.



    Meinst du die Schwierigkeit liegt darin, dass man Probleme hat die Geschichte vollständig zu erzählen mit einer ich-Perspektive? Oder daran, dass der Schreibstil schwierig ist? Wieso wird es als die Schwerste Perspektive angesehen? :)

  • Lies doch mal wirkliche ICH-Erzähler ..Stefan Zweig, Hemingway, oder auch mich...


    Deren stories können vom Autor nur logisch , spannend und konsequent sein, da die Erzählung/en mindestens einen biographischen Anteil von 30 -40 % haben. Sonst geht dir bei der Hälfte des Romans die Luft aus und du fängst an zu flicken.


    Du vergibst dir sämtliche Möglichkeiten, die sonstige Erzähler haben. Andere Perspektiven, in die Köpfe der Antagonisten zu sehen etc...

  • Oder mache diese Schwäche zur Stärke.


    Wie du richtig bemerkst, kannst du dem Leser nicht alle Informationen geben, wenn du aus der Ich-Perspektive heraus schreibst. Dies kann aber auch eine Stärke sein, denn es hilft dabei, Spannung aufzubauen. Das klappt sicherlich nicht bei allen Genres, aber im Bereich Krimi oder Fantasy kann sich der Leser gut mit jemandem identifizieren, der eben _nicht_ alles weiß.


    Moning hat in ihrer Fever-Serie das erste Mal die Ich-Perspektive gewählt und die Bücher waren superspannend, soweit ich weiß auch ihre erfolgreichsten Werke. Aber in einem musst du dir klar sein - aus der Ich-Perspektive heraus gibt es nur eine Hauptperson. Du kannst nur diese eine Person wirklich gut durch seine eigenen Gedanken etc. darstellen, das ist für mich der größte Unterschied zu einer Erzählweise, die die Darstellung von Gedanken mehrerer Personen ermöglicht. Dafür weiß der Leser eben nie, wem der Protagonist trauen kann, er kennt ja die Gedanken der anderen Personen nicht.

  • Oder mache diese Schwäche zur Stärke.


    Deswegen frage ich nach der "Vorbildung" in Sachen ICH.


    Meine Eleven fanden es toll, wie locker mein Prota immer vor sich hin brummte.


    Aber keiner von den Damen und Herren hat in der !. Person mehr hingebracht, als mich zu kopieren. Was Eigenes wurde das erst, wenn sie IHRE story in der 3. Person verfassten.


    Also Schwäche bleibt Schwäche, wenn man das nicht perfekt beherrscht. Zum üben ist der Ich-Erzähler absolut unbrauchbar und produziert nur Frust.

  • Zitat

    Original von hef
    Wie kann ich bei einem ich-Erzähler die ganze Geschichte wiedergeben?


    Ist dir bewusst, dass diese Art der Erzählung die Königsdisziplin in der Schreibe ist


    Deshalb benutze ich ( ein Laienschreibwurm) sie auch so gerne. :lache


    Hochachtungsvoll, Queen rienchen.


    Zitat

    Stefan Zweig, Hemingway oder auch mich...


    Also an Bescheidenheit halte ich aber mal gaaaaaanzganz locker mit Dir mit, hef. :rofl


    Edit: hihihihihihihi....... :rofl :rofl

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Deshalb benutze ich ( ein Laienschreibwurm) sie auch so gerne.


    Hochachtungsvoll, Queen rienchen.


    Ups....ich hatte dich für Queen Mom gehalten :gruebel

  • Das hört sich für mich tatsächlich nach zwei Ich-Erzählern an. Du kannst das Hin-Her dämpfen, indem Du möglichst große Blöcke (also viele Szenen) aus der Sicht einer Figur schreibst, bevor Du wechselst. Das klappt mit etwas Knobeln am Szenenplan meistens besser, als man am Anfang denkt. Dabei kann es eine spannende Sache sein, wenn Du zeitlich verzahnst - also: Figur A erzählt, was an Tag 1 bis Tag 5 passiert. Figur B setzt dann nicht bei Tag 6 an, sondern vielleicht bei Tag 4, schildert also einige Ereignisse, die man schon aus der Sicht von Figur A kennt, aber aus anderer Perspektive. Damit es so etwas den Leser nicht langweilt, muss sich diese Sicht allerdings (meist durch andere Hintergrundinformationen, die B zur Verfügung stehen) deutlich von der ersten unterscheiden ...

  • Ich wollte dazu nur kurz ergänzen: In "Ich hab dich im Gefühl" löst Cecelia Ahern das Problem, in dem die zweite Person nicht zum Ich-Erzähler wird, sondern in der dritten Person bleibt. Die Frau erlebt man folglich aus der Ich-Perspektive, den Mann aus der dritten Perspektive. Fand ich eleganter als zwei Ich-Erzähler.

  • Zum ICH-Erzähler habe ich ein interessantes Buch von H-P Roentgen.


    Es ist sein erster Krimi, der in seiner Heimatstadt Freiburg spielt.
    Interessant, da HP Roentgen sonst Schreibratgeber schreibt und auch auf Rezis spezialisiert ist.


    Hier führt er die hohe Kunst der Dramaturgie vor...er lässt gleich DREI ICH-Erzähler aufeinander los. Gut gemacht. Aber mehr erfahrt ihr aus dem Klappentext, denn ich werde zu dem Krimi noch eine Rezi schreiben