Apocalypse Now (Redux)

  • Jetzt habe ich mir zum dritten Mal einen Wolf gesucht, aber ich kann nichts über diesen Film hier finden, erstaunlich. Dabei hätte ich schwören können ... Na gut, dann halt jetzt.


    Ich habe den Film als relativ junger Teenager zum ersten Mal gesehen und war, was ich bis heute nicht ganz verstehe, komplett hingerissen davon, obwohl ich sicher kaum etwas verstanden habe, hatte ich bis dahin doch nur eher die „normalerern“ Vietnamkriegsfilme gesehen. Später mochte ich den Film nach wie vor und nachdem ich die lange Fassung, AN Redux, zum ersten Mal gesehen habe, gleich noch mal so gern. Deshalb werde ich mir die kurze Fassung wohl nie wieder ansehen können und alles, was ich jetzt sage, betrifft die lange. Zu den Unterschieden, laut Einleitung von Autor und Regisseur Francis Ford Coppola ist die lange die ursprüngliche, die sie dann aber um die allzu skurrilen Episoden und den Aufenthalt auf der französischen Plantage gekürzt haben, um einen herkömmlicheren (naja!) Vietnamkriegsfilm zu zeigen. Viele Jahre später aber hat sich Coppola entschlossen, die Ursprungsfassung wiederherzustellen. Danke!


    Captain Willard (Martin Sheen), spezialisiert auf Sondereinsätze (sprich, Attentate) wird ausgesandt, um den vollkommen durchgedrehten Colonel Kurtz (Marlon Brando), der sich bei einem Stamm Montagnards in Kambodscha aufhält, zu finden und zu töten. Zu diesem Zweck reist er auf einem Patrouillenboot gemeinsam mit dem Bootskommandanten Chief (Albert Hall), und den Männern Chef (Frederic Forrest), Clean (ein blutjunger Laurence Fishburne) und Lance (Sam Bottoms) einen Fluss entlang, wobei sie unterwegs eine Menge merkwürdiger Ereignisse und Leute antreffen, wobei besonders der surfverrückte Colonel Kilgore (Robert Duvall) heraussticht. Das interessante hieran ist, dass es zwar teilweise sehr skurrile und verstörende Begebenheiten sind, diese aber nur allzu gut in das Kriegsumfeld passen.


    Ich glaube, das ist einer dieser Filme, die man entweder genial findet, oder sie als zu den am meisten überbewerteten aller Zeiten zählt. Es ist offensichtlich, wo ich mich einreihe. Es ist nicht nur die Geschichte selber, die mich trotz einer Länge von 3 Stunden stets zu fesseln vermag, sondern auch die Bilder, die einfach fantastisch sind. Da möchte man so gern den heutigen Regisseuren die Computer wegnehmen, weil es für mich einen himmelweiten Unterschied macht, ob man noch so gut gemachte CGI-Effekte sieht, oder tatsächlich echte Hubschrauber, zB, die sich über den Horizont anpirschen, etc. Es macht den Film auf eine Weise real und packend, wie es neuere in diesen Dimensionen einfach nicht schaffen, wenn sie sich zu sehr auf den Computer stützen. Und es beruhigt auch sehr, zu wissen, dass AN bestimmt niemals Opfer eines Remakes wird, denn das kann man einfach nicht kopieren. Wie man anhand des reichhaltigen Zusatzmaterials (speziell der Dokumentation "Hearts of darkness") sehen kann, waren die Dreharbeiten eine einzige, zweijährige Katastrophe, aber das Leid der Beteiligten scheint sich, zynisch betrachtet, gelohnt zu haben, weil all das offenbar in den Film eingeflossen ist. Und deshalb wirkt er so stark, zumindest auf mich.


    Die Darsteller zu beobachten ist es ebenfalls ein Genuss. In diesem Film habe ich Martin Sheen zum ersten Mal bewusst gesehen und er hat einen extrem starken Eindruck bei mir hinterlassen. Ich verstehe jetzt auch, warum Harvey Keitel als Willard nicht funktioniert hat. Sheen passt mit seinem Gesicht einfach besser in die Rolle des teilweise fast unbeteiligten Zuschauers Willard, der trotzdem nie unbeteiligt wirkt, und wenn man es nur an seinen Blicken sieht.
    Robert Duvall als durchgeknallter Kilgore hatte seine Oscarnominierung auch redlich verdient, aber Duvall ist ohnehin immer gut und diese Rolle, so kurz ihr Erscheinen auch ist, gibt eine Menge her und er holt sich alles heraus.
    Marlon Brando ist Marlon Brando, auch nicht wirklich lange zu sehen, aber mit einer unglaublichen Intensität in Erscheinung, Blick und Stimme.
    Dann haben wir noch die Schiffsmannschaft, die einem schon sehr bald, jeder einzelne, sehr vertraut wird und Dennis Hopper als ebenfalls leicht irren Reporter.


    Apropos Hopper. Als Emilio Estevez im Buch "Along the way" von den Dreharbeiten erzählt, zu denen er seinen Vater begleitet hat, schildert er eine mehr als bizarre Begebenheit, als er und Fishburne einen Mann getroffen haben, der behauptete, ein auf Hopper angesetzter Auftragskiller zu sein. (Ich würde Brando verdächtigen!). Er schreibt dann über den Vielleichtkiller: "He was mysterious, ambiguous, unhinged. He could have stepped right out of Francis's script." (M. Sheen/E. Estevez//Along the way, S. 186)
    Nichts beschreibt die Figuren in diesem Film besser als diese Worte. Und der Soundtrack. Ich kann mir diesen Film einfach nicht vorstellen ohne die Klänge von „The End“ von den Doors.


    Und jetzt muss ich wohl langsam aufhören. Noch zur verlinkten DVD, das ist meine Ausgabe, die Full Disclosure/Steelbox-Edition. Diese enthält 4 Discs mit der ursprünglichen Kinofassung, der Redux-Fassung, der Doku "Hearts of darkness" und eine Menge sonstiges Material, wovon ich vor allem eine Unterhaltung vom gealterten Coppola mit dem ebenfalls nicht mehr ganz jungen Sheen sehr mag, da sich die beiden Herren da die ganze Zeit zerkugeln bei der Erinnerung. Schön, dass sie jetzt darüber lachen können. Geprägt hat der Film sie beide.
    Diese Ausgabe ist auf jeden Fall ein Leckerbissen für Fans dieses Films, wie mich. Oh ja.
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