Andrea Jolander - Da gehen doch nur Bekloppte hin

  • Die Autorin
    Andrea Jolander, Jahrgang 1952, ist das Pseudonym einer bekannten Psychotherapeutin, die seit über dreißig Jahren in diesem Beruf tätig ist. Neben der Arbeit in eigener Praxis hat sie Psychotherapeuten ausgebildet und bei der Gründung einer Beratungsstelle mitgewirkt. Andrea Jolander ist verheiratet und lebt in Baden-Württemberg.


    Kurzbeschreibung
    Stimmt es, dass sich viele Patienten in ihren Psychotherapeuten verlieben und die meisten Therapeuten selbst einen an der Waffel haben? Mit 30 Jahren Berufserfahrung berichtet Andrea Jolander voller Humor und Selbstironie von ihren spannendsten Fällen und lässt uns durch das Schlüsselloch in ihren Praxisalltag schauen. Man muss nicht verrückt sein, um dieses Buch zu lieben!



    Meine Meinung
    Das Buch ist kein Roman, kein Ratgeber und schon gar kein Lehrbuch. Es räumt mit Vorurteilen auf und beschreibt die Arbeit des Psychotherapeutem mit allem was dazugehört; den Vorurteilen, den Ängsten und den Zweifeln der Patienten bevor sie den Schritt wagen, den Verwandten, die Unwillige hinzwingen wollen. Endlich weiss man als Leser den Unterschied zwischen Psychologe, Psychiater, Psychotherapeuten und einigen weiteren Berufen und den verschiedenen Behandlungsmethoden, die es gibt. Man erfährt auch, wie lange eine Therapie dauert und wie sie abläuft, vom Termin, zum Eintreten beim Psychotherapeuten über die Gespräche bis zum Abschied.


    Das Buch ist in zwar in einem lockeren Plauderton geschrieben, aber es behandelt doch die verschiedenen Aspekte mit genügend ernst. Die Patienten und deren Probleme werden mit Respekt dargestellt. Verdeutlicht werden die Behandlungsmethoden und Probleme duch viele Beispiele, wo man sozusagen bei Therapiegesprächen dabeisein kann. Das Buch lässt sich schnell und angenehm lesen und man erhält doch sehr viele Informationen über den Beruf des Psychotherapeuten. Manches war mir etwas zu detailliert, zum Beispiel die Auswahl des Geschenks am Schluss der Therapie und auch das Kapitel über die Traumdeutung war nicht nur ein Blick über die Schulter sondern ging mir zu weit. Das hätte besser in einen Ratgeber gepasst, in dem man bei Bedarf nachschlagen kann.


    Trotz der kleinen Kritik kann ich das Buch jedem empfehlen, der wissen will, was ein Psychotherapeut macht und wie eine Psychotherapie abläuft.

  • Kurzbeschreibung
    Stimmt es, dass sich viele Patienten in ihren Psychotherapeuten verlieben und die meisten Therapeuten selbst einen an der Waffel haben? Mit 30 Jahren Berufserfahrung berichtet Andrea Jolander voller Humor und Selbstironie von ihren spannendsten Fällen und lässt uns durch das Schlüsselloch in ihren Praxisalltag schauen. Man muss nicht verrückt sein, um dieses Buch zu lieben!


    Meine Meinung
    Ich gebe zu, dass mich der Klappentext ein wenig in die Irre geführt hat und mich eigentlich ein anderes Buch erwarten ließ. Vielleicht eher ein Buch, wo, wie benannt, einzelne Fälle berichtet werden, wo es um die Therapie und den Verlauf der Erkrankungen dieser Patienten geht...Jedenfalls so etwas in der Art.


    Dieses Buch ist eher ein Sachbuch über die Psychotherapie und die Psychotherapeuten, über Therapiearten und auch darüber, was auf dem Weg durch den Alltag in uns alles durcheinander geraten kann und wer wie hilft, wenn wir uns trauen und ihn/sie lassen.
    Andrea Jolander beschreibt in flüssigem Stil und respektvollen Worten ihren nicht immer geraden Weg zum Patienten und des Patienten zu sich. Sie zeigt die Möglichkeiten auf, die Patient und Therapeut haben, um miteinander etwas zu erreichen.


    Ein wirklich interessantes Buch und auch ein Anstoß, mal wieder ein wenig über sich selber nachzudenken.
    Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt!


    8 Punkte von mir

  • Ein Buch, das in der Lage ist bei mir eine verfestigte Meinung zu ändern ist immer ein gutes Buch.


    Beeinflusst von zu vielen schlechten amerikanischen Filmen und deutschen Serien habe auch ich die Meinung vertreten ein Großteil derjenigen, die einen Psychotherapeuten aufsuchen tun das, weil es chic ist, der Pastor oder ein paar gute Freunde würden genauso gut, wenn nicht besser helfen. Obwohl ich eigentlich Lebenserfahrung genug hätte haben müssen um es besser zu wissen.


    Das Buch erzählt aus dem Alltag einer Psychotherapeutin und räumt so nebenbei mit praktisch allen Vorurteilen auf, die sich so über die Behandler und die Behandelten eingenistet haben. Dabei verwendet die Autorin bewußt einen sehr lockeren Schreibstil- wer einen ihrer historischen Romane gelesen hat kann beurteilen, dass sie das auch ganz anders kann.


    Ein Buch, dass sich eigentlich ganz locker flockig wegliest, das aber lange nachwirkt. Eine unbedingte Leseempfehlung.

  • Ich fand es interessant und es klingt noch nach. Ein Buch welches locker flüssig geschrieben ist und eben nicht so gelesen werden kann, denn über vieles was in dem Buch steht muss man nachdenken.


    Ich hatte aufgrund des Klappentextes ein anderes Buch erwartet, eines in dem man etwas über die Patienten erfährt, aber solche gibt es eigentlich schon zu Genüge.


    Deshalb einfach mal die andere Seite Seite zu sehen ist nicht verkehrt.


    Ich fand es gut und würde es weiterempfehlen.

  • Wenn man seinen Mitmenschen vom eigenen Besuch beim Psychotherapeuten erzählt, ruft das auch heute noch bei den meisten zumindest ein leichtes Hochziehen der Augenbrauen hervor. Sofort fangen Überlegungen an, was wohl beim Erzähler im Oberstübchen nicht stimmt, dass man sich bei so einem auf die Couch legt. Dabei nehmen Erkrankungen der Psyche immer mehr zu. Häufig werden die Gründe dafür mit übermäßigem Stress in Beruf und privaten Alltag angegeben. Genauso häufig wird allerdings übersehen, dass dies nur die Symptome sind. Die Auslöser sind oftmals gar nicht so schnell zu erkennen. Daher ist es gut, dass es verschiedene Möglichkeiten der Therapie gibt. Wie ein undurchdringlicher Dschungel erscheint dies allerdings einem Laien, der sich das erste Mal an dieses Thema heranwagt. Gespräche mit Freunden oder Kollegen beginnen vielleicht ähnlich wie eingangs beschrieben und helfen nicht weiter. Von daher ist dieses 220-seitige Buch ideal, sich dem Thema zu nähern. Andrea Jolander arbeitet seit vielen Jahren in diesem Bereich und bringt hier im netten Plauderton ihren Berufsalltag näher.


    Begonnen wird in diesem Buch an dem Punkt, wo sich der Betroffene entschlossen hat, eine Therapie zu besuchen, sich jedoch im breitgefächerten Angebot zurecht finden muss. Genauso viele Unterschiede, wie es in den Erkrankungen gibt, gibt es auch an Verfahren der Heilung. Dementsprechend unterscheidet man also zwischen Psychotherapeuten, Psychologen und Psychiater. Andrea Jolander öffnet damit die Tür zu einer anderen Welt und gibt Einblick, wie eine Therapie im Regelfall abläuft. Sie mildert auf diese Weise gleichzeitig Ängste der Betroffenen, die immer wieder durch Vorurteile oder die Gegenwehr des Umfeldes hervorgerufen werden. Wie ein stiller Beobachter folgt der bei Leser nun den Verlauf der Sitzungen. Auch dabei gibt es genug witzige Anekdoten, sodass dieses ernste Thema aufgelockert aber nicht veralbert wird. Die immer wieder bildlich beschriebenen Beispiele treffen den Nagel auf den Kopf und lassen gar keinen Zweifel an der Richtigkeit aufkommen. Hier kann die langjährige Praxis der Autorin überzeugen.


    Einordnen lässt sich dieses Buch nur schlecht. Es ist weder ein Fachbuch für angehende Psychologen, noch ein Erfahrungsbericht eines Betroffenen oder gar eine Sammlung besonders kniffliger Fälle aus dem Erfahrungsschatz der Autorin. Man benötigt keinerlei Kenntnis der üblichen Fachbegriffe, um den Inhalt des Buches zu erfassen. Dennoch kann es eine große Hilfe für jeden sein, der sich erstmalig mit dem Thema Psychotherapie auseinandersetzen möchte. Manchmal kann es auch helfen, dieses Buch an das durch Vorurteile geprägte Umfeld weiterzugeben. Nach nur wenigen Kapiteln wird deutlich, dass jede Sitzung notwendig ist, um die verknoteten Fäden im Kopf wieder zu entwirren. Der Besuch beim Psychotherapeuten hat sich seit Sigmund Freuds Zeiten doch gewandelt.

  • Für eine Autorin gibt es nichts Schöneres, als wenn ihre Bücher gelesen werden, und wenn sie dann auch noch so ankommen, wie sie gemeint waren. Von daher machen mich eure Rezensionen sehr, sehr froh. :-)
    Wenn ich selbst das Buch einordnen sollte, würde ich es am ehesten als "Aufklärungsbuch" bezeichnen.
    Ich brauche nur auf Spiegel Online ins Forum zu schauen, sobald es um das Thema Psychologie oder Psychotherapie geht, und mich packt das kalte Grausen. Von daher bin ich über jeden Leser froh, der nach der Lektüre der "Bekloppten" etwas mehr über psychische Erkrankungen und über Psychotherapie weiß, als dies vorher der Fall war, oder der das Buch jemandem in die Hand drückt, der die üblichen Vorurteile hat.
    Ich wage mal zu behaupten, dass es nach der Lektüre dieses Buches nicht mehr ganz so leicht ist, den Schwachsinn zu verzapfen, den man oft zu diesem Thema hört, von "Psychotherapiepatienten sind Leute, die zu faul sind, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen" bis hin zu "Psychotherapeuten sind schlicht und einfach überflüssig und Psychologie ist eine Pseudowissenschaft".
    Zumindest wage ich das zu hoffen.

  • Zitat

    Original von Katerina
    Ich wage mal zu behaupten, dass es nach der Lektüre dieses Buches nicht mehr ganz so leicht ist, den Schwachsinn zu verzapfen, ...


    Leider ist es einfacher, Schwachsinn zu verzapfen als etwas Sinnvolles zu machen. Von daher wird man nie alles tun können bzw. alle erreichen und der Schwachsinn geht weiter. Vielleicht wird er aber ein wenig kleiner. ;-)


    Als Einordnung würde ich die Ecke "Lebenshilfe" vorschlagen. Das Buch ist ein Versuch, die potenzielle Stigmatisierung Hilfesuchender zu reduzieren. Geist/Kopf und Körper gehören zu einem Menschen. Der Helfer für den Körper ist akzeptiert, der Helfer für den Kopf dagegen nur in richtig schwierigen Fällen, denen dann meist auch jede Heilungschance abgesprochen wird. "Lebenslang wegsperren" schlägt der Volksmund normalerweise vor.


    Mir hat es gefallen, dass ein hochkomplexes Thema in einer mehr als verständlichen Sprache und mit angenehmen Humor aufbereitet wurde. Der Psychotherapeut wird nicht als wirrer, weißhaariger Typ beschrieben, der selbst viel eher Hilfe benötigt, sondern richtigerweise als mitten im Leben stehender Mensch, der seine Klienten ernst nimmt. Und trotzdem müssen auch zukünftig noch viele dicke Bretter durchbohrt werden, bis der Psychotherapeut genauso ernstgenommen wird wie der Hausarzt. Leider.


    Die Traumarbeit fand ich sehr interessant, da ich zu der Spezie gehöre, die dies als Kaffeesatzleserei empfindet. Vielleicht ist aber ja doch was daran. ;-)
    Genauso spannend fand ich den Teil, der das Finden des richtigen Therapeuten beschreibt. Aus Beschreibungen weiß ich, dass dies ein ziemlich schwieriger Prozess sein kann.


    Ein gutes und lehrreiches Buch in populärwissenschaftlicher Sprache. Von mir gibt es dafür 9 Punkte und ich bin froh über den Kauf und das Lesen!

  • Zitat

    Original von xexos
    Als Einordnung würde ich die Ecke "Lebenshilfe" vorschlagen.


    Ich zitiere mal aus der Leserunde: Das Buch wurde dem Verlag angeboten - und von ihm auch in diese Rubrik eingereiht - als sogenanntes Berufsmemoir. (Außerdem lief es bei Heyne auch unter dem Schlagwort "Kabarett und Comedy" :grin) Es war nie vorrangig dafür gedacht, Menschen Entscheidungshilfe zu bieten, ob sie eine Psychotherapie beginnen wollen oder nicht.
    Es fällt also in die gleiche Kategorie wie "Unter deutschen Betten" oder "Seine Toten kann man sich nicht aussuchen" und sollte einfach neugierigen und wissbegierigen Menschen zeigen, wie es hinter den Kulissen eines Berufs aussieht, von dem die meisten nicht so viel wissen.
    Leider liegt es in den Buchhandlungen in der Ratgeberabteilung, so dass zu befürchten steht, dass es überwiegend von den Menschen gekauft wird, die ich nicht mehr überzeugen muss davon, dass Psychotherapie eine feine Sache ist. Da kann ich dann nur hoffen, dass die das Bücherl ab und zu verschenken an die, die darüber noch nicht so viel wissen.


    Zitat

    Die Traumarbeit fand ich sehr interessant, da ich zu der Spezie gehöre, die dies als Kaffeesatzleserei empfindet. Vielleicht ist aber ja doch was daran. ;-)


    Mit dieser Annahme liegst Du auf einer Linie mit Neurobiologen, die sich schon lange mit dem Thema beschäftigten. Auch hier waren viele der Meinung, Träume seien nichts als gewissermaßen nächtliche Entladungen des Gehirns, die keine Bedeutung hätten. Nachdem sie jedoch immer wieder auf Phänomene gestoßen waren, die dem widersprachen, ruderten sie da doch immer mehr zurück.
    Wie ich immer wieder betone, hat das Ganze (weder Psychoanalyse noch Traumtheorie im besonderen) absolut nix mit irgendetwas Mystischem oder gar Esoterischen zu tun. Sondern ich gehe davon aus, dass das, was uns diesbezüglich in den nächsten Jahren erkenntnismäßig weiterbringt (und vorhandene Theorien wissenschaftlich untermauert), aus dem Bereich der Neurobiologie stammen wird.

  • So, da ich doch recht neugierig war, hab ich mir dieses Buch auch gekauft und es gelesen. Insgesamt fand ich es nicht schlecht, aber es gab hier und da ein paar Sachen, die mir überhaupt nicht gefallen haben oder mich genervt/gestört haben. Ich habe nicht an der LR teilgenommen, weil ich zurzeit einfach keine Lust auf LR und habe die Beiträge auch nicht (noch nicht) nachgelesen. Hab einfach das allgemeine Problem, zu allem, was mich irgendwie interessiert, was schreiben zu wollen und da mich bei dieser LR viel interessiert hätte, wäre ich wahnsinnig geworden bei der ganzen Schreiberei. Das nur so am Rande...


    Jedenfalls - sehr positiv finde ich, dass dieses Buch versucht, auch einem Laien den Beruf eines Therapeuten verständlich zu machen und mit all den unerträglichen Vorurteilen aufzuräumen. Man kann sich natürlich fragen, ob wirklich Menschen zu diesem Buch greifen werden, bei denen es auch nötig wäre (mit den Voruteilen aufzuräumen) oder ob es ohnehin nur diejenigen Leser in die Hand nehmen, deren Vorurteile bereits zum größten Teil abgebaut sind oder die sogar selbst in diesem Bereich tätig sind. Aber da kann die Autorin nicht viel mehr machen, außer evtl. das Buch noch mehr bewerben. Geschrieben ist es schon mal und das ist ein sehr guter und wichtiger Schritt. Auch fand ich es sehr gut, dass es verständlich erklärt wurde (kam mir zumindest so vor, aber da ich Psychologie studiert habe, kann es natürlich auch sein, dass ich mich da täusche).
    Die Struktur hatte auch einen guten roten Faden, wobei mir beim Lesen schon öfter auffiel, dass dieser innerhalb der einzelnen Kapiteln doch hin und wieder verschwindet - da las ich und las ich und wusste auf einmal gar nicht, wie die Autorin zu dem Thema, über das sie spricht, gerade kam. Das ist mir mehrmals passiert und hat mich doch etwas gestört. Dann gab es noch zwei Punkte, die mich massiv aufgeregt haben (da hab ich sogar Knicke im Buch gemacht :lache).


    1) Irgendwo stand, dass in der Therapeutenausbildung "eingeschärft" wurde, das Wort "Volkshochschule" nicht zu erwähnen. Und dann wurde das auch noch zusammen mit der "Therapeuten geben keine Ratschläge"-Aussage begründet. Witzigerweise steht dann im anderen Kapitel irgendwo, dass dem Patienten dies und jenes geraten wird. Dass Therapeuten keine Ratschläge geben (sollen), höre ich irgendwo andauernd. Insgesamt stimme ich dem auch zu. Wenn es um Ratschläge wie "Sie sollten Ihren Job kündigen" oder "Sie sollten sich eine neue Wohnung suchen" ist das sicherlich richtig. (Auf Erklärungen verzichte ich hier). Aber es kommt ja auch drauf an, was man als "Ratschlag" wertet. Natürlich darf (meiner Meinung nach) der Therapeut vorschlagen, was man denn davon halten würde, mit Medikamenten die Therapie zu unterstützen. Er darf auch anraten, die und die Übungen zu machen. (oder es vorschlagen - Erbsenzählerei, wie man es hier nennt). Und er darf in meinen Augen auch gerne fragen, wie es denn mit einem Kurs der Volkshochschule aussehen würde. Viele Menschen (vor allem, wenn sie depressiv sind) kommen doch nicht mal auf die Idee, was sie alles machen könnten und was es gibt. Wenn ich doch eine Liste "erfreulicher Tätigkeiten" vorlege und der Patient was aussucht, was zu ihm passen würde, ist es doch auch okay. Warum ist es nicht okay, zu fragen, ob ein Patient mit einigen VHS-Kursen was anfangen könnte? Dieses "VHS-Verbot" find ich einfach lächerlich.


    2) In dem Abschnitt "Wenn es bei andere brennt", heißt es zum einen, man hat das recht, sich selbst zu schützen (bei selbstmordgefährdeten Freunden). Dann steht aber weiter in demselben Abschnitt, dass man ja ein Leben lang daran zu knabbern hätte, wenn die Person sich umbringt. Mir fehlt hierbei die Erklärung, wie man sich dann bitte schützen soll. Wenn ich die Person zur Therapie überzeugen möchte oder gern in einer Klinik wüsste, die Person aber nicht möchte - dann muss ich mich auf eine andere Art und Weise schützen, als weiter diesen Kontakt zu pflegen. Das ist hart und ja, man könnte sich das irgendwann vorwerfen (und wäre ich selbst selbstmordgefährdet, würd ich alles für einen Menschen geben, der meinen Schutz vorübergehend über seinen eigenen stellt und mir zur Seite steht), aber das ist das, was ich unter "Sie haben das Recht, sich zu schützen" verstehe. Mir ist schleierhaft, was genau die Autorin hier sagen möchte.
    Ja, ich finde sie hat recht mit allem, was sie in dem Abschnitt schreibt. Aber "sich schützen" ist in meinen Augen etwas anderes. (Oder ist hier gemeint "sich schützen vor den jahrelangen Vorwürfen"? Wer weiß...)


    Was mir außerdem gefehlt hat, waren Empfehlungen für weiterführende oder hilfreiche Literatur. Da es in dem verständlicherweise nicht den nötigen Platz gibt, mehr Ratschläge zu den unterschiedlichen Themen zu geben (ja, Ratschläge... :lache), ich aber denke, dass die Autorin genug gute Bücher in den Bereichen kennt, hätte ich mir Hinweise zur weiterführenden Literatur gewünscht. In einem Abschnitt ist davon die Rede, dass man seine Wut nicht mehr gegen sich selbst richten soll. Hier könnte man sich fragen, wie das genau funktionieren soll. (außer etwas wie "Fragen Sie sich nicht, was sie falsch gemacht haben, sondern fragen Sie, was mit der Beziehung nicht stimmt" erfährt man nicht viel. Klar, das Buch ist kein Ratgeber, aber genau weil es unsinnig viele Ratgeber gibt, wäre es nett zu wissen, was hier die Autorin für hilfreich hält).


    Jo...ich möchte das Buch aber nicht zerpflücken, alles in allem fand ich es ja auch wirklich gut. Ok, der Teil mit den Träumen, das ist nun wirklich nichts für mich, aber ansonsten - Daumen hoch.


    8 von 10 Punkten.


    Edit: Möchte noch was zu der Traum-Sache loswerden: ich bin nicht der Meinung, dass Träume nichts zu bedeuten haben. Ich kann nicht für andere sprechen, aber meine Träume haben schon so ein Muster, dass ich weiß, sie bedeuten was. Aber sie sind mir jetzt auch nicht sooo wichtig, dass ich solche Sachen mit ihnen durchführe, wie dies im Buch der Fall ist. Ich habe früher, wenn es in der Arbeit nicht gut lief, von meiner (früheren) Chefin geträumt und von bestimmten Stress-Situationen. Für mich war es ein "Warnzeichen", dass es einfach verdammt mies läuft und mich sehr belastet. So sehr, dass ich auch nachts nicht loslassen kann. Aber diese Träume zu analysieren? Nee. Da konzentriere ich mich lieber daran, was ich machen kann, damit es besser läuft oder mich nicht mehr so mitnimmt.
    Und sollte ich davon träumen, wie eine Katze Brot kauft - ja, dann werd ich das wohl als Schwachsinn abtun.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Zitat

    Original von Gummibärchen
    So, da ich doch recht neugierig war, hab ich mir dieses Buch auch gekauft und es gelesen. Insgesamt fand ich es nicht schlecht, aber es gab hier und da ein paar Sachen, die mir überhaupt nicht gefallen haben oder mich genervt/gestört haben. Ich habe nicht an der LR teilgenommen, weil ich zurzeit einfach keine Lust auf LR und habe die Beiträge auch nicht (noch nicht) nachgelesen. Hab einfach das allgemeine Problem, zu allem, was mich irgendwie interessiert, was schreiben zu wollen und da mich bei dieser LR viel interessiert hätte, wäre ich wahnsinnig geworden bei der ganzen Schreiberei. Das nur so am Rande...


    Danke fürs Buch-Lesen! Und ich antworte gern auch hier.


    Zitat

    Jedenfalls - sehr positiv finde ich, dass dieses Buch versucht, auch einem Laien den Beruf eines Therapeuten verständlich zu machen und mit all den unerträglichen Vorurteilen aufzuräumen. Man kann sich natürlich fragen, ob wirklich Menschen zu diesem Buch greifen werden, bei denen es auch nötig wäre (mit den Voruteilen aufzuräumen) oder ob es ohnehin nur diejenigen Leser in die Hand nehmen, deren Vorurteile bereits zum größten Teil abgebaut sind oder die sogar selbst in diesem Bereich tätig sind. Aber da kann die Autorin nicht viel mehr machen, außer evtl. das Buch noch mehr bewerben.


    Das ist natürlich Aufgabe des Verlags, und ich kann mich da absolut nicht beklagen. Ich war im Fernsehen, ich war im Radio und in Zeitschriften.


    Zitat

    Geschrieben ist es schon mal und das ist ein sehr guter und wichtiger Schritt. Auch fand ich es sehr gut, dass es verständlich erklärt wurde (kam mir zumindest so vor, aber da ich Psychologie studiert habe, kann es natürlich auch sein, dass ich mich da täusche).


    Nee, ich hoffe, Du täuschst Dich da nicht, zumindest waren viele Leute, die nicht Psychologie studiert haben, der gleichen Meinung. Und ich habe schon bei der Auswahl der Probeleser darauf geachtet, dass das mindestens fifty/fifty ist.


    Zitat

    Die Struktur hatte auch einen guten roten Faden, wobei mir beim Lesen schon öfter auffiel, dass dieser innerhalb der einzelnen Kapiteln doch hin und wieder verschwindet - da las ich und las ich und wusste auf einmal gar nicht, wie die Autorin zu dem Thema, über das sie spricht, gerade kam. Das ist mir mehrmals passiert und hat mich doch etwas gestört.


    Es ist halt tatsächlich kein Lehrbuch, sondern, wie ich im Vorwort schreibe, eine kleine Plauderei. :-)


    Zitat

    Dann gab es noch zwei Punkte, die mich massiv aufgeregt haben (da hab ich sogar Knicke im Buch gemacht :lache).
    1) Irgendwo stand, dass in der Therapeutenausbildung "eingeschärft" wurde, das Wort "Volkshochschule" nicht zu erwähnen. Und dann wurde das auch noch zusammen mit der "Therapeuten geben keine Ratschläge"-Aussage begründet. Witzigerweise steht dann im anderen Kapitel irgendwo, dass dem Patienten dies und jenes geraten wird. Dass Therapeuten keine Ratschläge geben (sollen), höre ich irgendwo andauernd. Insgesamt stimme ich dem auch zu. Wenn es um Ratschläge wie "Sie sollten Ihren Job kündigen" oder "Sie sollten sich eine neue Wohnung suchen" ist das sicherlich richtig. (Auf Erklärungen verzichte ich hier). Aber es kommt ja auch drauf an, was man als "Ratschlag" wertet. Natürlich darf (meiner Meinung nach) der Therapeut vorschlagen, was man denn davon halten würde, mit Medikamenten die Therapie zu unterstützen. Er darf auch anraten, die und die Übungen zu machen. (oder es vorschlagen - Erbsenzählerei, wie man es hier nennt). Und er darf in meinen Augen auch gerne fragen, wie es denn mit einem Kurs der Volkshochschule aussehen würde. Viele Menschen (vor allem, wenn sie depressiv sind) kommen doch nicht mal auf die Idee, was sie alles machen könnten und was es gibt. Wenn ich doch eine Liste "erfreulicher Tätigkeiten" vorlege und der Patient was aussucht, was zu ihm passen würde, ist es doch auch okay. Warum ist es nicht okay, zu fragen, ob ein Patient mit einigen VHS-Kursen was anfangen könnte? Dieses "VHS-Verbot" find ich einfach lächerlich.


    Sicher kommt es auch deshalb hart rüber, weil es, wie erwähnt, aus unserer Psychotherapeutenausbildung stammt. Es ist tatsächlich ungeheuer verführerisch, gerade depressiven Patienten Ratschläge zu geben, wie sie ihre Stimmung vermeintlich verbessern können. Diese Patienten kommen immer schon mit einem ganzen Sack an guten Ratschlägen an, die in keiner Weise dazu geführt haben, dass es ihnen besser geht, sondern im Gegenteil dazu, dass sie sich als krank empfinden, weil sie ja selbst wissen, dass die anderen es gut meinen etc.
    Natürlich hast Du völlig recht, dass es eine Frage der Definition ist, was man als Ratschlag bezeichnet, und natürlich schlagen wir auch mitunter Dinge vor. Trotzdem halte ich es für sinnvoller, zumindest alles bleiben zu lassen, was der Patient eh schon weiß. Dafür braucht er mich nicht. Er braucht mich, um Dinge zu erfahren, die er über sich noch nicht weiß. An Tipps, wie beispielsweise einen VHS-Kurs zu besuchen, hat er hingegen in der Regel eine absolute Überdosis, wenn er zu uns kommt.
    Was ich bei Therapeuten in Ausbildung schon erlebt habe: Sie empfehlen depressiven Patienten tatsächlich einen VHS-Kurs, und der Patient meldet sich auch brav an. Und schon wird's schwierig. Weil der Patient innerlich noch nicht so weit ist, kommt irgendwie immer was dazwischen. Mal geht es ihm zu schlecht, mal merkt er auf halbem Wege, dass er die Sportschuhe vergessen hat etc. Dem Patienten ist es peinlich (weil der Therapeut ja nur gut mit ihm gemeint hat), er lügt den Therapeuten vielleicht sogar an, der Therapeut ist genervt, hält den Patienten für nicht kooperationswillig, und schon ist die Beziehung im Eimer.
    Nee, ich fürchte, ich bleibe dabei: Keine Erwähnung von VHS-Kursen. :grin


    Zitat

    2) In dem Abschnitt "Wenn es bei andere brennt", heißt es zum einen, man hat das recht, sich selbst zu schützen (bei selbstmordgefährdeten Freunden). Dann steht aber weiter in demselben Abschnitt, dass man ja ein Leben lang daran zu knabbern hätte, wenn die Person sich umbringt. Mir fehlt hierbei die Erklärung, wie man sich dann bitte schützen soll. Wenn ich die Person zur Therapie überzeugen möchte oder gern in einer Klinik wüsste, die Person aber nicht möchte - dann muss ich mich auf eine andere Art und Weise schützen, als weiter diesen Kontakt zu pflegen. Das ist hart und ja, man könnte sich das irgendwann vorwerfen (und wäre ich selbst selbstmordgefährdet, würd ich alles für einen Menschen geben, der meinen Schutz vorübergehend über seinen eigenen stellt und mir zur Seite steht), aber das ist das, was ich unter "Sie haben das Recht, sich zu schützen" verstehe. Mir ist schleierhaft, was genau die Autorin hier sagen möchte.
    Ja, ich finde sie hat recht mit allem, was sie in dem Abschnitt schreibt. Aber "sich schützen" ist in meinen Augen etwas anderes. (Oder ist hier gemeint "sich schützen vor den jahrelangen Vorwürfen"? Wer weiß...)


    Okay, das stelle ich gern noch mal klar.
    Wenn eine Freundin nicht suizidal ist, aber sich weigert, eine Therapie zu machen, obwohl sie einen seit Jahren als Aushilfstherapeuten missbraucht und man die Schnauze gestrichen voll hat - dann darf man sich schützen, indem man deutlich macht, dass man das nicht mehr mitmacht. Ob man die Beziehung dann beendet oder sagt: "Such Dir für die Themen bitte einen Therapeuten, ich geh gern weiter mit Dir ins Kino oder einen trinken, aber mich belastet zu sehr, was eigentlich in professionelle Hände gehört", ist die eigene Entscheidung.
    Wenn die Freundin akut suizidal ist, muss man sich und sie schützen, indem man zumindest die nächste Psychiatrie anruft und sich beraten lässt, was man tun soll. Oder, wenn es noch akuter ist, sogar die Polizeit ruft.
    Steht aber eigentlich alles im Buch ... ;-)


    Zitat

    Was mir außerdem gefehlt hat, waren Empfehlungen für weiterführende oder hilfreiche Literatur. Da es in dem verständlicherweise nicht den nötigen Platz gibt, mehr Ratschläge zu den unterschiedlichen Themen zu geben (ja, Ratschläge... :lache), ich aber denke, dass die Autorin genug gute Bücher in den Bereichen kennt, hätte ich mir Hinweise zur weiterführenden Literatur gewünscht. In einem Abschnitt ist davon die Rede, dass man seine Wut nicht mehr gegen sich selbst richten soll. Hier könnte man sich fragen, wie das genau funktionieren soll. (außer etwas wie "Fragen Sie sich nicht, was sie falsch gemacht haben, sondern fragen Sie, was mit der Beziehung nicht stimmt" erfährt man nicht viel. Klar, das Buch ist kein Ratgeber, aber genau weil es unsinnig viele Ratgeber gibt, wäre es nett zu wissen, was hier die Autorin für hilfreich hält).


    Eigentlich kenne ich in dem Bereich überhaupt keine Bücher. Ich lese keine Ratgeber (jedenfalls nicht im Psychobereich), sondern ausschließlich (meist hochtheoretische) Fachbücher. Ich hätte also Bücher empfehlen müssen, die ich selbst nicht kenne, und das hätte ich unredlich gefunden.
    Weder ich, noch der Verlag, noch die Probeleser sind auf die Idee gekommen, eine Literaturliste anzuhängen. Jetzt, nachdem das Buch einige Monate draußen ist, habe ich das Gefühl, dass der Wunsch nach weiterführender Literatur von den Lesern kam, die ebendiese Literatur nicht nötig haben, weil sie sich in dem Bereich schon gut auskennen. Die Leser, die ich mit dem Buch eigentlich ansprechen will, die, für die das Thema völlig fremd ist, haben den Wunsch bisher eher nicht geäußert. Vielleicht ist das auch wieder die Sache mit den Ratschlägen: Die Leute wissen, dass es Ratgeberliteratur gibt. Wenn sie sich bisher nicht dafür interessiert haben, dann deshalb, weil sie sich nicht dafür interessieren. :grin Und die anderen haben heute mehr als je zuvor Möglichkeiten, sich umfassend zu informieren, sei es bei Amazon oder bei den Eulen.


    Zitat

    Edit: Möchte noch was zu der Traum-Sache loswerden: ich bin nicht der Meinung, dass Träume nichts zu bedeuten haben. Ich kann nicht für andere sprechen, aber meine Träume haben schon so ein Muster, dass ich weiß, sie bedeuten was. Aber sie sind mir jetzt auch nicht sooo wichtig, dass ich solche Sachen mit ihnen durchführe, wie dies im Buch der Fall ist. Ich habe früher, wenn es in der Arbeit nicht gut lief, von meiner (früheren) Chefin geträumt und von bestimmten Stress-Situationen. Für mich war es ein "Warnzeichen", dass es einfach verdammt mies läuft und mich sehr belastet. So sehr, dass ich auch nachts nicht loslassen kann. Aber diese Träume zu analysieren? Nee. Da konzentriere ich mich lieber daran, was ich machen kann, damit es besser läuft oder mich nicht mehr so mitnimmt.
    Und sollte ich davon träumen, wie eine Katze Brot kauft - ja, dann werd ich das wohl als Schwachsinn abtun.


    Und genau da, finde ich, fängt es erst an, spannend zu werden. Mich interessieren Träume um so mehr, je rätselhafter sie sind.
    Aber ich bin halt Tiefenpsychologin. Wenn jemand, der theoretisch aus einer anderen Richtung kommt, da weniger Interesse für hat, ist das seine Entscheidung. Und für einen Patienten ist es letztenendes ja auch nicht wichtig, welche theoretische Ausrichtung sein Therapeut hatte. Hauptsache, er hat sich dort aufgehoben und verstanden gefühlt und kann das Leben wieder genießen.

  • Ich hab das Buch im Rahmen der Leserunde hier und mit großem Interesse gelesen. Als Psychologie-Laie hat mir das Lesen viel Spaß bereitet: Der Schreibstil ist angenehm, die Therapie-Situation wird stets mit einem humorvollen Augenzwinkern beschrieben und ist niemals belehrend, sondern sehr aufschlussreich. Es handelt sich keineswegs um einen reinen, theoriebasierten Ratgeber. Natürlich lassen sich in der Kürze des Buches nur wenige Facetten darstellen, insofern wurde z.B. auf das Thema "Verhaltenstherapie" nur oberflächlich eingegangen. Wer sich aber dafür interessiert, was ein tiefenpsychologischer Psychotherapeut so grundsätzlich macht, wie man eine Psychotherapie angeht oder was in einer Therapiesitzung passiert, sollte dieses Buch lesen. Der Blick "durchs Schlüsselloch" war für mich faszinierend.

  • Danke für die Antworten, Katerina. Schätze, in einigen Punkten werden wir uns einfach nicht einig.


    1) Für mich persönlich ist auch in einer "Plauderei" in so einem Buch ein roter Faden wichtig. Wenn man mit etwa anfängt, aber dann - ohne es wirklich zu erklären oder beenden - auf ein anderes Thema kommt, irritiert mich das als Leser irgendwann.


    2) Auch was die Erwähnung von VHS-Kursen angeht, bin ich anderer Meinung. Nein, ich glaube einfach nicht, dass jeder Depressive auf die Idee wirklich kommt. Und mir geht es nicht mal darum, dass man Leute davon überzeugen soll, was gut wäre und was es gibt - sondern vielleicht auch nachzufragen, WARUM man es eben nicht möchte bzw. was einen hindert, so einen Kurs zu genießen. Das ist sicher individuell und meine Meinung ist ja auch nicht, dass man Depressive einfach dazu bewegen soll (denn das wird nicht klappen), aber allein das Wort VHS nicht erwähnen zu dürfen, find ich einfach schwachsinnig. Aber auch da werden wir uns wohl nicht einig. (Und wenn der Patient den Therapeuten anlügt, stimmt schon da meiner Meinung nach etwas mit der Beziehung nicht.)


    3) suizidale Freunde - ich weiß, was in dem Buch steht, ich hab es schließlich gelesen. Allerdings stört mich einfach, dass im selben Abschnitt "Sie müssen sich schützen" steht, ohne zu erklären, wie es wirklich gehen soll und im anderen, dass man den suizidalen Freund unterstützen sollte. So, wie du es mir hier geschrieben hast, hätte ich es mir im Buch gewünscht. Und SO stand es nun mal nicht da. ;-)
    Ganz abgesehen davon, kann ein Laie (also ein Freund) oft schwer unterscheiden, was akut ist und was nicht.


    4) weiterführende Literatur - du schreibst, dass derjenige, der Ratgeber lesen will, zu diesen auch greifen wird. Nun ja, das Problem ist, dass das Angebot an Ratgebern so riesig ist und so viel Schwachsinn dabei ist, dass man da nicht mehr durchblickt. Und ich rede hier auch nicht von "klassischen" Ratgebern, sondern schon von Büchern, die auch für Patienten geschrieben wurden, meist von Psychologen. Ich denke schon, dass ein Therapeut da etwas im Blick haben könnte/sollte, was dem Patienten helfen könnte. Einfach, um weiter (während der Therapie oder danach) irgendwie an sich zu arbeiten. Und da in dem Buch ein Einblick gewährt wird, kann ich mir durchaus vorstellen, dass in gewisse Themen Menschen tiefer reinblicken möchten. Beispielsweise ein weiterführendes Buch über Traumarbeit oder über die verschiedenen Therapieformen. ;-)

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Ich habe da eher den Verdacht - bei der unterschiedlichen Meinung zum vorschlagen des VHS Kurses - oder eben ähnliches - daß dort eventuell die Unterschiede zwischen Tiefenpsychologisch und Verhaltenstherapeutisch durchkommen?


    Bei eine VT sind ja sozusagenen Vorschläge, die ich eher Ideen nennen würde - leichter an der Tagesordnung.
    Bei Depressionen plant man u.a. dann oft ein sogenanntes Aktivitätstraining, das ja auch derartige Ideen beeinhalten kann.
    Man macht es zwar eher so, daß der Klient dort selber drauf kommen soll - sagen soll, was ihn interessiert, er gerne mag (oder eher was ihn interessiert hat, bevor die Depris da waren, da man im aktuten Deprianfall meist gar nichts mehr möchte und oft keine Interessen hat)


    Da sehe ich eine derartige Idee auch anders, als bei einer TP.
    Die VT zielt ja vorangig darauf ab, daß sich das momentane Verhalten, die momentane Stimmung des Klienten ändert und bessert.
    Zwar ist auch die Aufarbeitung sehr wichtig, aber im Vordergrund ist eher die akute "Behandlung".


    Zudem sehe ich noch große Unterschiede im Schwergrad der Depression. Bei einer leichten, mittleren Depri ist es ja ein wenig leichter, den Klienten zu eigenen Ideen zu bekommen als bei einer schweren.



    Rezi


    Ich merke grad, ich hab ja noch gar keine Rezi geschrieben :grin
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch besonders das gemeinsame lesen in der Leserunde.


    Auch der lockereTonfall war etwas, das genau richtig für mich war und ich als sehr angenehm empfunden habe.
    Die Thematik als solches war für mich ja nichts neues. Wie Therapeuten arbeiten, was Therapien sind und welche Störungsbilder es gibt, war mir ja "zwangsweise" :grin bekannt.
    Aber, auch das was mir noch nicht bekannt war, hat mir gefallen. Gerade das Thema mit den Träumen, die ich so nie gelernt hatte.
    Nicht, daß ich jetzt zur Traumdeuterin mutieren würde, aber ich fand es sehr spannend zu lesen, welche Möglichkeiten der Interpretationen es dort in dem Bereich gibt.


    Was sich bei mir nicht geändert hat, ist meine Affinität zur Verhaltentherapie.
    Aber gerade daher fand ich das Buch eben noch einmal so gut, da es mir noch einen anderen Blickwinkel gezeigt hat, den ich bisher weniger kannte.


    Fazit
    Ein Buch, das mir sehr gut gefallen hat, mit einem wunderbaren lockeren humorvollen Schreibstil, der meiner Meinung nach auch gerade Menschen die Ängste vor einer Therapie nehmen könnte, die sich ansonsten davor fürchten.
    Ich denke, daß ich es bestimmt ein, zweimal verschenken könnte...

  • Zitat

    Original von Johanna
    Ich habe da eher den Verdacht - bei der unterschiedlichen Meinung zum vorschlagen des VHS Kurses - oder eben ähnliches - daß dort eventuell die Unterschiede zwischen Tiefenpsychologisch und Verhaltenstherapeutisch durchkommen?


    Das tät mich nicht wundern ... :grin


    Zitat


    Ich merke grad, ich hab ja noch gar keine Rezi geschrieben :grin


    Tssss!!! Also werklisch! :grin


    Zitat

    Was sich bei mir nicht geändert hat, ist meine Affinität zur Verhaltentherapie.


    Wär ja auch schade. :-)


    Zitat

    Ich denke, daß ich es bestimmt ein, zweimal verschenken könnte...


    Und das ist ja mein gemeiner geheimer Plan, dass es auf diese Weise dann auch in die Hände derjenigen kommt, die es denjenigen geben, bei denen es dann segensreich wirken könnte. :-]
    Selbst wenn es in der ersten Runde überwiegend die kaufen, die vorher schon keine Angst vor uns hatten.

  • Zitat

    Original von Katerina
    Gummibärchen :
    Zu dem roten Faden ist mir noch was eingefallen. Ich denke, das hat wohl auch was mit der therapeutischen Richtung zu tun. Die Verhaltenstherapeuten sind nun mal "ordentlicher", wir haben es mehr mit dem Assoziativen, mit dem Apropos. :grin Und das ist sicher wirklich Geschmackssache.


    Ein Grund mehr, warum ich mit Tiefenpsychologie nicht so viel wie mit VT anfangen kann.
    Wird wahrscheinlich auch mit VHS so sein, wie Johanna sagt. Mich hat es aber aus zwei Gründen gestört - ich bin zu faul es zu suchen, aber es stand später garantiert im Buch was von Ratschlägen. Da widersprichst du dir quasi selbst. ;-) Zum anderen hat es für mich etwas von "Ich darf nicht eigenständig denken", wenn man das, was einem in der Ausbildung eingebläut wird, nicht auf individuelle Situationen anpasst, sondern von Haus aus auf ein bestimmtes Wort verzichtet, obwohl dieses evtl. angebracht wäre. Aber wer weiß, vielleicht gibt es bei der Tiefenpsychologie nur Patienten, bei denen das nicht angebracht wäre. Was weiß ich schon... :lache


    Bei der weiterführenden Literatur fühle ich mich aber sowas von in Recht. :chen


    Naja, aber ich schrieb ja oben, dass ich das Buch alles in allem gut fand. Sieht man an meiner Punktevergabe auch. Nur die Dinge, die mich gestört haben, haben mich massiv gestört.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Zitat

    Original von Gummibärchen
    Mich hat es aber aus zwei Gründen gestört - ich bin zu faul es zu suchen, aber es stand später garantiert im Buch was von Ratschlägen. Da widersprichst du dir quasi selbst. ;-)


    Ich mir widersprechen? Glaubst Du wirklich, dass würd ich mich trauen? Dafür hab ich viel zu viel Schiss vor mir. :grin
    Nee, ganz so grundsätzlich war das ja nicht, wie ich oben schon schrieb: "Natürlich hast Du völlig recht, dass es eine Frage der Definition ist, was man als Ratschlag bezeichnet, und natürlich schlagen wir auch mitunter Dinge vor."


    Zitat

    Zum anderen hat es für mich etwas von "Ich darf nicht eigenständig denken", wenn man das, was einem in der Ausbildung eingebläut wird, nicht auf individuelle Situationen anpasst, sondern von Haus aus auf ein bestimmtes Wort verzichtet, obwohl dieses evtl. angebracht wäre.


    Ja, wir waren als Ausbilderinnen streng. Da man sich bei uns aber gleichzeitig auch schlapplachen konnte, hat man uns das nachgesehen. :grin
    Und natürlich kann man, wenn man erfahren genug ist, auf manches pfeifen, was man mal gelernt hat. Und sicher tun das auch viele unserer Ex-Azubis.
    Aber was die grundsätzlichen Unterschiede zwischen TP und VT betrifft, werden wir uns wohl nicht einig werden. Wie gesagt, müssen wir ja auch nicht. Es können ja durchaus verschiedene Wege zur Gesundung des Patienten führen.


    Aber, weil wir gerade dabei sind, eins ist mir noch durch den Kopf gegangen: Du hast oben irgendwo geschrieben, wenn der Patient den Therapeuten anlügt, ist sowieso mit der therapeutischen Beziehung was nicht in Ordnung. Ah ja, hier hab ich's: "(Und wenn der Patient den Therapeuten anlügt, stimmt schon da meiner Meinung nach etwas mit der Beziehung nicht.)"
    Dem stimme ich nicht so ganz zu. Ob der Patient lügt oder nicht, hängt m.E. in erster Linie damit zusammen, ob er lügen gelernt hat oder nicht. Wenn er aus einer Familie kommt, in der Kinder kein Vertrauen zu den Eltern haben konnten und häufig gelogen haben, um sich selbst zu schützen, wird er auch in späteren Beziehungen (und somit auch in der Therapie) mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder zur Lüge greifen, wie auch Menschen, die viel verheimlicht haben (z.B. der Mutter gegenüber einen sexuellen Missbrauch durch den Vater) dem Therapeuten gegenüber auch eher etwas verheimlichen, was für den wichtig wäre zu wissen.

  • Zitat

    Original von Katerina
    Dem stimme ich nicht so ganz zu. Ob der Patient lügt oder nicht, hängt m.E. in erster Linie damit zusammen, ob er lügen gelernt hat oder nicht. Wenn er aus einer Familie kommt, in der Kinder kein Vertrauen zu den Eltern haben konnten und häufig gelogen haben, um sich selbst zu schützen, wird er auch in späteren Beziehungen (und somit auch in der Therapie) mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder zur Lüge greifen, wie auch Menschen, die viel verheimlicht haben (z.B. der Mutter gegenüber einen sexuellen Missbrauch durch den Vater) dem Therapeuten gegenüber auch eher etwas verheimlichen, was für den wichtig wäre zu wissen.


    Natürlich können Gründe für das Lügen eines Patienten auch andere sein als schlechte Beziehung zum Therapeuten. Dennoch bin ich der Meinung, dass zumindest in einer fortgeschritten Phase der Therapie, wo man eine Beziehung aufgebaut hat und etwas über den Patienten erfahren hat (und auch kein VT-ler sollte meiner Meinung nach in der ersten Stunde gleich mit Sachen wie VHS-Vorschläge beginnen), Belügen des Therapeuten weder für die Beziehung noch für die Therapie förderlich ist.
    Denn wenn ich schon soweit bin, eine Therapie zu machen, werde ich im Laufe der Therapie hoffentlich auch begreifen, dass mich das Belügen des Therapeuten genauso wenig weiter bringt, wie das Belügen der Mutter, wo es evtl. hätte helfen können, wenn ich mal was gesagt hätte (natürlich gibt es auch Mütter, die vor sowas die Augen verschließen). Wer das nicht begriffen, der ist entweder noch nicht soweit (dem hätte man auch kein VHS vorschlagen müssen, nur im Nachhinein belogen zu werden) oder dem traut dem Therapeuten nicht mehr über den Weg als allen anderen Menschen, von denen man im Stich gelassen wurde.


    Außerdem ging ich in meiner Aussage nicht von solchen Beispielen aus, sondern von Menschen, die nicht mehr lügen als der Durchschnitt.

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