Taschenbuch: 178 Seiten
2012
Kurzbeschreibung:
Zwei Ritter ziehen in dunkle Wälder, um einen Drachen zu jagen. Oder sind sie doch eher auf einem Kriegszug gegen sich selbst? Was hat beispielsweise der schmächtige Envin mit der Verlobten seines Bruders, dem glorreichen Kriegsherrn Sidus, zu schaffen? »Der Wald« ist eine aberwitzige Tour-de-Force in die Abgründe der menschlichen Seele und eine Auseinander-setzung mit aufgeblasenen ritterlichen Moralvorstellungen im Mittelalter. Dabei entfaltet sich ein wilder Mix aus Historienspektakel, Fantasy, Grusel und schwarzem Humor.
Über den Autor:
Mike Wächter arbeitet als freiberuflicher Journalist und Schriftsteller und lebt in Süddeutschland.
Mein Eindruck:
Der ungewöhnliche Roman, der sich einer exakten Genrezugehörigkeit verweigert, macht es dem Leser zunächst nicht ganz einfach. Die Struktur wirkt auf mich etwas verworren, ein Lektorat hätte da vielleicht doch Ordnung reinbringen können. So brauchte ich zwei Anläufe.
Die Figuren sind auf Anhieb auch nicht leicht fassbar.
Es beginnt mit einem Prolog, der sich anfühlt wie Don Quijote und Sancho Pansa in Drawn Together-Manier. Persiflage und Ironie sind Stilmittel. Ganz allmählich lassen sich die Hidden Dragons (Themen) entdecken.
Ein Thema ist die schwierige menschliche Beziehung, verdeutlicht an dem Bruderpaar, den Rittern Sidus und Envin. Hier offenbart sich ein gesteigertes Geltungsbedürfnis und nahezu Größenwahn, der sich in eine Paranoia ausweitet.
Envin wird von seinem Bruder bevormundet und unterdrückt. Wohin so etwas führen kann, zeigt der Roman.
Meiner Leseauffassung nach wird aber die auf der Rückseite angekündigte Kritik an den Moralvorstellungen des Mittelalters nur angedeutet.
Auffällig sind das Tempo und viele skurrile Momente, die besonders deutlich in den Passagen mit dem Hoffnarr, der mich fatal an Woody Allen erinnert, zu spüren sind.
Ich habe aber das Gefühl diese Szenen verpuffen in ihrer Wirkung schnell. Da hätte man vielleicht etwas mehr herausholen können.
Dafür sind die Mehrzahl der Dialoge gut gelungen. Durch sie hat das Buch einen eigenständigen Ton.
Erwähnenswert ist noch das gut ausgewählte Covermotiv von Caspar David Friedrich.
Wald bleibt bis zum Schluß ein schnelles und exzentrisches Buch, das man daher Lesern empfehlen kann, die das Außergewöhnliche suchen.
Man darf gespannt sein, ob von Mike Wächter noch weitere Romane folgen werden.