KLAPPENTEXT:
Immer auf dem Sprung, nirgends zu Hause. Mclean hat sich dieses Nomadenleben selbst ausgesucht, nach der Scheidung ihrer Eltern. Zusammen mit ihrem Vater ist sie auf der Flucht vor der unschönen Vergangenheit und nutzt die Ortswechsel, um sich ständig neu zu erfinden: hier zickige Prinzessin, dort Everbody`s Darling. Doch auf der Strecke bleibt dabei die echte Mclean. Erst als sie in Lakeview Dave kennenlernt, stellt sich die Frage, wer sie eigentlich ist ...
AUTORIN:
Sarah dessen, geboren 1970, aufgewachsen in North Carolina, lebt mit ihrer Familie in Chapel Hill, North Carolina, und unterrichtet Creative Writing an der University of North Carolina. Sie ist eine der meistgelesenen Jugendbuch-Autorinnen in den USA und alle ihre Romane wurden vielfach preisgekrönt. Auch in Deutschland wächst ihre Fangemeinde mit jedem Buch.
EIGENE MEINUNG:
„Stop saying goodbye“ ist mein zweiter Roman der amerikanischen Autorin Sarah Dessen, die nicht nur in den USA bei sehr vielen Jugendlichen beliebt ist. Als ich das erste Buch von ihr in der Hand hielt war ich noch ein wenig skeptisch, doch spätestens nach diesem wundervollen Buch weiß ich: Sarah Dessen ist DIE Adresse für Sommerbücher, die sich locker leicht lesen lassen und dennoch Tiefgang haben.
Das Cover wirkt auf mich zunächst als würde dahinter eine knallbunte und kitschige Teenager-Liebesgeschichte stecken, doch dies ist überhaupt nicht der Fall. Liebe ist hier nur zweitrangig, die Protagonisten sind zwar Teenager und bunt, was ihren Facettenreichtum angeht, doch alles andere als kitschig und oberflächlich. Man spürt sofort, dass sich die Autorin viele Gedanken gemacht hat und diese auch gekonnt in eine Geschichte einbindet, die rührend und wunderschön ist.
Das große Thema im Buch ist Scheidung der Eltern und ihre Auswirkung auf alle Beteiligten, besonders aber die Gefühle der betroffenen Kinder. Mcleans Eltern sind getrennt, nachdem ihre Mutter sich in einen anderen Mann verliebt hat. Nun zieht sie mit ihrem Vater, der herunter gewirtschaftete Restaurants wieder zum Laufen bringt, von Ort zu Ort. Um niemandem ihre wahren Gefühle, Ängste und Wünsche zu offenbaren, nimmt sie immer wieder andere Identitäten an. Indem sie ihren Zweitnamen Elisabeth an jedem neuen Wohnort nur ein klein wenig verändert, wird sie zu einer völlig neuen Person und wundert sich schon nicht mehr, wie leicht es ist eine Fassade aufzubauen. Bis sie nach Lakeview kommt, dem kleinen Örtchen, in dem man sich zum ersten Mal für die wahre Mclean interessiert.
Mclean ist eine überaus sympathische Protagonist, die der Leser sofort ins Herz schließt. Sie ist freundlich und zuvorkommend, aber sehr verschlossen. Grund dafür ist die Scheidung ihrer Eltern. Seit der Trennung der beiden machen sich die unterschiedlichsten Gefühle in ihr breit und es gelingt ihr nur schwer dieses Chaos zu ordnen, zumal sie es einfach allen Recht machen möchte, aber nicht wirklich darüber sprechen kann, wie sehr ihr Leben seitdem zerrüttet ist, wie sehr sie verletzt wurde. Der Wechsel zwischen den Identitäten hilft ihr vor ihrem Schmerz zu flüchten, den ihre Mutter verursachte, als sie ihren Vater für einen anderen Mann verlassen hat und Mclean damit die Chance genommen hat das Leben weiter zu führen, dass sie bisher kannte. Ein Leben mit den beiden Menschen, die sie am meisten liebt. Wie so viele Scheidungskinder sitzt sie zwischen den Stühlen. Will zu ihrem Vater stehen, der ebenfalls verletzt wurde, vermisst aber Wärme und Geborgenheit der Mutter. Ein Konflikt der Gefühle, den sie lange Zeit mit sich selbst austrägt, bis sie innerlich fast explodiert und der sie dazu bringt Beziehungsängste aufzubauen, die nicht nur Liebe, sondern auch Freundschaft betreffen. Bis sie Menschen kennen lernt, die einfach wissen, wann es Zeit ist für echt Freunde.
Nicht nur Mclean ist einer von Sarah Dessens sehr gut herausgearbeiteten Charakteren, sondern unter anderem auch Opal, die quirlige Chefin des Luna Blus, die wilde Heather und ihre Freundin Riley und Deb, die zunächst nur eine einsame Mitschülerin ist, sich aber zu einer echten Freundin mit viel Humor und ganz besonderen Geheimnissen entwickelt. Natürlich gibt es auch einen männlichen Jugendlichen, der gutaussehend, nicht nur das Herz der Mädels im Buch, sondern auch das der Leser erobert. Meist sind die männlichen Protagonisten in Jugendbüchern sexy, sportlich, muskulös und irgendwie geheimnisvoll mysteriös. Anders Dave. Er ist sehr klug, kann seine Fehler eingestehen und hört auf das, was seine konservativen Veganer Eltern ihm vorschreiben. Dennoch ist er alles andere als langweilig und ausgesprochen liebenswert.
FAZIT:
Nur sehr ungern habe ich Mclean und Lakeview mit all seinen wundervollen Bewohnern „Goodbye“ gesagt, doch leider hat jedes Buch mal ein Ende, auch wenn es nicht immer so schön und rührend ist, wie in „Stop saying goodbye“, einem Roman, der sich sehr ausführlich dem Gefühlschaos derer widmet, die mit der Trennung der Eltern zu kämpfen haben. Authentisch werden diese aufgearbeitet und ich bin mir sehr sicher, dass sich viele in Mclean und deren Gefühlen wiederfinden werden und dadurch vielleicht sogar ein bisschen Hilfe bekommen mit ihren, durch die Spaltung der Familie entstandenen Probleme, klar zu kommen oder sich trauen, diese anzusprechen. “Stop saying goodbye“ ist aber nicht nur ernst, sondern glänzt auch mit locker flockigen Passagen, die einen zum Schmunzeln bringen und begeistert mit Figuren, die einen ganz eigenen Charakter haben, aber mit ihrem Facettenreichtum so einzigartig sind wie das Luna Blue, in dem Mcleans Leben einen ganz neuen Schliff bekommt.