KLAPPENTEXT:
Eine harmlose Studentenparty in einer kleinen amerikanischen Universitätsstadt endet mit einem Ausbruch von Gewalt im Haus der Dozentin Emma. Ihre kleine Tochter Maggie hat alles mit angesehen. Neun Jahre später kommen die Erlebnisse von damals wieder hoch – Maggie, inzwischen fünfzehn, wird von den alten Alpträumen gequält, hat Probleme in der schule, schwänzt den Unterricht. Auf die Fragen ihres besorgten Vaters hat sie keine Antwort. Doch sie weiß, irgendetwas stimmt nicht mit ihrer neuen Mathelehrerin, die ihr nie ins Gesicht sieht. Warum löst Grace, die Lehrerin, jene altbekannten Ängste bei Maggie aus, die längst überwunden schienen? Und – was ist damals vor neun Jahren wirklich geschehen?
AUTORIN:
(Quelle: dtv)
Laura Brodie studierte Englisch in Harvard und lebt heute mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern in Lexington, Virginia. Sie ist Professorin für Englisch an der Washington und Lee University. „Ich weiß, du bist hier“, ihr erster Roman, wurde mit dem Faulkner Society Grant for Best Novel-in-Progress ausgezeichnet und ein Bestseller in Deutschland.
EIGENE MEINUNG:
„Stimmen in der Nacht“ ist wieder einmal ein Buch, das ich nicht nur völlig falsch ein-, sondern auch unterschätzt habe.
Eine große Flut Jugendthriller erobert gerade den deutschen Jugendbuchmarkt und auch ich kann mich dieser nicht ganz verwehren, bin aber eher zart besaitet, was blutrünstige Morde und abgedrehte Täter angeht. Dies ekelt mich und deswegen halte ich mich eher an den Jugendbuchbereich, denn da geht es doch ein klein wenig gediegener zu. Von „Stimmen in der Nacht“ erwartete ich einen lockeren Roman, der mit einer kriminalistischen Geschichte, dem ein oder anderen Toten und einem psychisch verwirrtem oder seinen Süchten nachgehendem Täter, für einige spannende, aber eher oberflächliche Lesestunden sorgt. Autorin Laura Brodie sieht dies allerdings anders und überrascht mich mit einem Buch, das nicht nur viel psychologische Tiefe, sondern auch jede Menge dunkler Geheimnisse beinhaltet und sich gar nicht unbedingt in den Bereich Jugendbuch einordnen lässt, sondern auch ein erwachsenes Publikum anspricht.
Erzählt wird in 4 verschiedenen Abschnitten, in denen die auktorialen Perspektive gewählt wird. Diese ist allerdings so eindringlich, dass ich überrascht war zu entdecken, dass gar nicht in der Ich-Perspektive berichtet wird. So sehr hat mich die Geschichte gefangen genommen.
Das Buch beginnt mit einem Epilog, in dem es um den Abend des Mordes geht. Weiter geht es im ersten Kapitel mit den Albträumen der jungen Maggie, die nun, 9 Jahre nach der Tat, immer noch von den Bildern des blutigen Abends geplagt wird. Ein schrecklicher Gedanke immer und immer wieder einen Mord vor Augen zu sehen, der einen bis in die Träume verfolgt und damit so gut wie nie zur Ruhe kommen lässt. Ich möchte nicht so gern noch mehr zum Inhalt sagen, oder um wen es sich in den anderen Kapiteln dreht, denn zu schnell könnte ich dann zu viel verraten.
Der Autorin gelingt es, die Spannungskurve immer wieder in die Höhe zu treiben und dann doch einiges offen zu lassen, so dass die eigene Fantasie viel Raum hat, sich das Schlimmste auszumalen. Ein Stil, der die Spannung des Buches und Anspannung des Lesers ins schier Unermessliche treibt.
Eigentlich mag ich es gar nicht, wenn ich nicht so genau weiß, auf was eine Geschichte hinaus läuft. Das ist in „Stimmen in der Nacht“ ein klein wenig der Fall, denn es wird sehr viel aus dem Leben von Maggie, jenem Mädchen, das zur falschen Zeit am falschen Ort war, erzählt, ohne dass ein Ziel in Sicht ist. Dennoch hat es mir hier fast nichts ausgemacht, denn Laura Brodie hat sich offenbar sehr ausgiebig mit Psychologie beschäftigt und kann so psychologisch bestens herausgearbeitete Täter- und Opferprofile erstellen, die sie mit Erzählungen, Gefühlen und Ängsten der Protagonisten gekonnt verwebt.
FAZIT:
„Stimmen in der Nacht“ ist ein sehr spannender Thriller, der mit psychologischem Tiefgang für Nerven aufreibende Lesestunden sorgt. Der Leser muss hinter jeder Seite mit einem neuen Geheimnis und Überraschungen rechnen, die alles, was er sich zuvor an Überlegungen und Vorahnungen bereit gelegt hat wieder umschmeißen und somit dafür sorgen, dass man nie aufhört mit zu denken und immer weiter lesen möchte. Ein Roman, der sich mit den Fragen der Schuld beschäftigt, diese immer wieder in einem anderen Blickwinkel darstellt und auch die Frage der Vergebung nicht nur an seine Protagonisten, sondern durch seine Intensität auch irgendwie an seine Leser stellt.
Laura Brodie konnte mich definitiv überzeugen und auch ihr erster Roman „Ich weiss, du bist hier“ wird sicher den Weg in mein Bücherregal finden.