Hier kann zu den Seiten 089 - 143 (Kapitel 3) geschrieben werden.
'Da gehen doch nur Bekloppte hin' - Seiten 089 - 143
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Fragen, die ich mir aufgeschrieben hatte, wurden alle ein paar Zeilen weiter beantwortet, zum Beispiel, dass während der Therapie nichts aufgeschrieben wird oder wie erfolgreich Therapien sind.
Während des Lesens ertappe ich mich dauernd dabei, wie ich über meine Mitmenschen nachdenke, aber besonders über meine Kinder. Irgendwie macht das Buch mir doch etwas Angst, Sachen falsch zu machen in ihrer Erziehung, zuviel Vernunft zu erwarten, oder zuviel das Spontane zu unterdrücken. Das ist schwierig und erschreckend, welche Folgen so etwas haben kann.
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Ich bin mit diesem Abschnitt erst zur Hälfte durch, will aber mein Zwischenfazit ziehen:
Das Buch beschreibt leicht und locker Arbeit und Herangehensweise eines Psychotherapeuten - es richtet sich an einen Personenkreis der es schwerlich lesen wird- an den Leser, der sich nicht entschließen kann den Weg zur Therapie zu nehmen. Wer schon etwas über die Therapie kennt oder gar schon mal bei Therapeuten war kann das Buch mit leichtem Amüsement lesen, aber wird keinen Gewinn daraus ziehen und- was das Schlimmste ist- wer das Buch liest um es einem Freund/ einer Freundin zu schenken damit diese/r den Weg zum Therapeuten sucht wird daraus lernen, dass das vergebliche Liebesmüh und untaugliches Rezept ist, weil Therapiereife sich beim Patienten ohne Außendruck aufbauen muss. Deshalb- so schön es wäre, das dieses Buch von denen gelesen wird, die es nötig hätten, also die die Berührungsängste abbauen müssten, was soll uns das Buch sagen, wenn davon auszugehen ist, dass dies nicht geschieht?
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Zitat
Original von xania
Während des Lesens ertappe ich mich dauernd dabei, wie ich über meine Mitmenschen nachdenke, aber besonders über meine Kinder. Irgendwie macht das Buch mir doch etwas Angst, Sachen falsch zu machen in ihrer Erziehung, zuviel Vernunft zu erwarten, oder zuviel das Spontane zu unterdrücken. Das ist schwierig und erschreckend, welche Folgen so etwas haben kann.
Wie ich geschrieben habe: Perfekte Eltern wären eine Katastrophe für Kinder. Natürlich macht man Fehler und darf Fehler machen. Und natürlich fühlen Kinder sich auch mal missverstanden oder finden, die Eltern sind gemein.
Schlimm ist es, wenn Kinder sich grundsätzlich abgelehnt fühlen. Schwierig ist es oft für Menschen, die selbst eine katastrophale Kindheit hatten, ihren Kindern etwas anderes zu bieten, weil sie keinen inneren Erfahrungsschatz haben, auf den sie zurückgreifen können. Man wiederholt dann leicht die Fehler der Eltern oder macht andere, indem man versucht, genau das Gegenteil zu tun. Dann ist es gut, wenn man sich Hilfe sucht, indem den Kindern noch andere Bezugspersonen geboten werden, wie zum Beispiel ein Partner, der aus einer netteren Familie kommt, eine Tagesmutter oder ähnliches. Wenn man oft ungeduldig ist, weil man selbst überlastet ist, ist es gut, sich zu überlegen, wie man sich entlasten könnte, um den Kindern weniger gestresst gegenübertreten zu können.
Wie Du im Buch aber siehst, sind die Eltern meiner Patienten von einem anderen Kaliber als der Durchschnitt. Und die Durchschnittsmutter braucht sich in der Regel keinen großen Kopp zu machen. -
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Zitat
Original von beowulf
Ich bin mit diesem Abschnitt erst zur Hälfte durch, will aber mein Zwischenfazit ziehen:Das Buch beschreibt leicht und locker Arbeit und Herangehensweise eines Psychotherapeuten - es richtet sich an einen Personenkreis der es schwerlich lesen wird- an den Leser, der sich nicht entschließen kann den Weg zur Therapie zu nehmen.
An den richtet es sich eigentlich nicht.ZitatWer schon etwas über die Therapie kennt oder gar schon mal bei Therapeuten war kann das Buch mit leichtem Amüsement lesen, aber wird keinen Gewinn daraus ziehen
Würd ich so auch nicht sagen. Auch wer schon mal verliebt war, hat vielleicht nichts dagegen, sich noch mal einen Liebesroman reinzuziehen. Irgendwo hab ich in einer Rezension gelesen, dass eine Frau meinte, sie habe schon mal eine Therapie gemacht und habe es spannend gefunden, auf diese Weise noch einmal daran zurückdenken zu können.Zitatund- was das Schlimmste ist- wer das Buch liest um es einem Freund/ einer Freundin zu schenken damit diese/r den Weg zum Therapeuten sucht wird daraus lernen, dass das vergebliche Liebesmüh und untaugliches Rezept ist, weil Therapiereife sich beim Patienten ohne Außendruck aufbauen muss.
Naja, es ist ein Unterschied, ob jemand zum Therapeuten geschoben und dazu überredet wird, oder ob er sich selbst schon überlegt, dass das eigentlich anstünde, es ist ihm nur alles so fremd und die Schwelle so hoch, dass er sich nicht traut. Ob jemand sich eigentlich gar nicht ändern will oder ob er nur noch ein paar Informationen braucht, um sich zu trauen, ist schon ein Unterschied.ZitatDeshalb- so schön es wäre, das dieses Buch von denen gelesen wird, die es nötig hätten, also die die Berührungsängste abbauen müssten, was soll uns das Buch sagen, wenn davon auszugehen ist, dass dies nicht geschieht?
Einspruch, euer Ehren.
Das Buch wurde dem Verlag angeboten (und von ihm auch in diese Rubrik eingereiht) als sogenanntes Berufsmemoir. Es war nie vorrangig dafür gedacht, Menschen Entscheidungshilfe zu bieten, ob sie eine Psychotherapie beginnen wollen oder nicht. Es fällt also in die gleiche Kategorie wie "Unter deutschen Betten" oder "Seine Toten kann man sich nicht aussuchen" und sollte einfach neugierigen und wissbegierigen Menschen zeigen, wie es hinter den Kulissen eines Berufs aussieht, von dem die meisten nicht so viel wissen.
Und tatsächlich scheinen viele auch etwas darüber erfahren zu wollen. Als ich mit dem Autor Carsten Jasner bei Susanne Fröhlich in ihrer Sendung war, hatte die doppelt so viele Zuschauer wie die Sendung im Monat zuvor, und das Buch landete auf der Spiegel-Bestsellerliste. (Wo es von mir aus ruhig noch ein wenig länger hätte verweilen dürfen , aber immerhin.)Ich war erstaunt, wie viele Leute mir erzählt haben (schon bei meinen Probelesern war das so), wie vielen Leuten sie das Buch schenken wollen. Darunter waren Psychotherapeuten, die ihren Freunden endlich mal zeigen wollten, was sie den ganzen Tag treiben, aber auch ehemalige Patienten, die ihrem Umfeld zeigen wollten, was in einer Psychotherapie passiert. Und andere Menschen, die keins von beiden waren, die sich aber immer wieder darüber aufregen, wenn Leute einen der zitierten Sätze von sich geben, und die ihnen damit endlich den Schnabel stopfen wollten. Manche haben mir erzählt, dass sie gleich drei oder gar sieben Exemplare gekauft und in ihrem Bekanntenkreis verteilt haben.
Und seien wir ehrlich - selbst wenn man nie betroffen sein wird und auch keinen kennt, der es gerade der eigenen Meinung nach nötig hätte: Es schadet bestimmt nicht, zu wissen, was Psychotherapie eigentlich bedeutet.
Und außerdem hatte ich die zarte Hoffnung, dass der eine oder andere durch die Lektüre vielleicht noch ein bisschen mehr sich selbst verstehen lernt. Und das schadet ja noch weniger. -
Ach so, eine Sache hatte ich noch vergessen zu dem Thema Zielgruppe.
Diese Berufsmemoirs liegen ja sonst eher bei den allgemeinen Sachbüchern, und das hatten der Verlag und ich uns auch so vorgestellt. Dass Leute, die sonst Psychobücher nicht mit der Kohlenzange anpacken (die Zielgruppe also) das Buch liegen sehen, vom Titel her neugierig werden und es mitnehmen. Bei anderen Berufsmemoirs klappt das, weil es eben keine spezielle Ecke für sie gibt.
Leider gibt es aber die Ratgeberabteilung, und da liegen die Bekloppten halt meist. D.h. dort, wo die Zielgruppe nicht hinkommt. Das ist etwas, was auch der Verlag schlecht steuern kann, denn das entscheiden die Buchhändler. -
Danke, das lasse ich jetzt etwas sacken.
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Ich finde ja die Vergleiche recht einprägsam. Töpferware passt nicht zu Konzentration beispielsweise, drückt sehr schön aus, was wir bestimmt alle schonmal festgestellt haben.
Was machen eigentlich Patienten, die mehr als 80 Stunden für ihre Therapie benötigen. Werden sie erstmal nach Hause geschickt und im zweiten Anlauf nochmal 80 Stunden beantragt? Welche Möglichkeit haben sie zwischen den Therapien, um sich Hilfe zu holen? Bei der Berechnung von Arbeitsstunden lege ich für unsere Projektarbeit immer 160 h/Monat zugrunde, weswegen mir 80 ziemlich wenig für die Psyche erscheinen.
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Zitat
Original von Büchersally
Was machen eigentlich Patienten, die mehr als 80 Stunden für ihre Therapie benötigen. Werden sie erstmal nach Hause geschickt und im zweiten Anlauf nochmal 80 Stunden beantragt? Welche Möglichkeit haben sie zwischen den Therapien, um sich Hilfe zu holen? Bei der Berechnung von Arbeitsstunden lege ich für unsere Projektarbeit immer 160 h/Monat zugrunde, weswegen mir 80 ziemlich wenig für die Psyche erscheinen.
Schön, dass auch mal jemand nicht erschrickt, wie lange sowas dauert, sondern einsieht, dass das manchmal auch recht knapp werden kann.
Einerseits können wir natürlich froh sein, dass wir zu den Ländern gehören, in denen Psychotherapie von den Kassen bezahlt wird. Andererseits würden wir Psychotherapeuten uns einige Dinge noch etwas anders wünschen. Zum Beispiel, dass wir mehr Spielraum hätten, zu entscheiden, wie viele Stunden ein Patient braucht. Meistens haut das schon hin, und in Ausnahmefällen werden auch hundert Stunden genehmigt. Ich sehe zu, dass ich mindestens die letzten zwanzig Sitzungen in größer werdenden Anständen anbiete (mit der Option, allerdings jederzeit kurzfristig einen Termin zu kriegen, wenn es nötig ist). Manchmal hilft es Patienten zu wissen, dass sie auch in den zwei Jahren, bis wieder eine Psychotherapie beantragbar wäre, kommen können. Eine Sitzung pro Monat selbst zu zahlen schaffen viele gut. Ansonsten gibt es noch Beratungsstellen oder Psychiater für diese Übergangszeit.
Die Argumentation der Gutachter, die darüber befinden, ob jeweils die Verlängerungen bewilligt werden, sind natürlich auch nicht völlig von der Hand zu weisen. Sie meinen, wenn in hundert Stunden noch keine ausreichende Stabilisierung erzielt werden konnte, ist Psychotherapie vielleicht nicht das Richtige.
Wir würde uns da wie gesagt mehr Entscheidungsspielraum wünschen, und auch, dass wir nicht so häufig Verlängerungsanträge schreiben müssten. Wir sitzen an so einem Ding ca. vier Stunden, kriegen aber nur eine Stunde bezahlt. Würde das Gutachtersystem abgeschafft (oder vereinfacht), könnten wir mehr entsprechend Patienten nehmen und es gäbe nicht mehr so lange Wartezeiten. Das wird zumindest immer mal wieder diskutiert. -
Zitat
Original von Katerina
Würde das Gutachtersystem abgeschafft (oder vereinfacht), könnten wir mehr entsprechend Patienten nehmen und es gäbe nicht mehr so lange Wartezeiten. Das wird zumindest immer mal wieder diskutiert.Würde ich sofort für plädieren.
Auch die langen Wartezeiten sind ja oft frustrierend.
Viele Menschen schreckt ja gerade dieses lange Wartezeit und sozusagene Verlängerung ihrer Leiden ziemlich.Und zur Zielgruppe - ich hätt da auch schon ein paar Personen im Auge, die diese netten Voruteilssprüche so verinnerlicht haben....
ZitatOriginal von beowulf
- was das Schlimmste ist- wer das Buch liest um es einem Freund/ einer Freundin zu schenken damit diese/r den Weg zum Therapeuten sucht wird daraus lernen, dass das vergebliche Liebesmüh und untaugliches Rezept ist, weil Therapiereife sich beim Patienten ohne Außendruck aufbauen muss.Sehe ich nicht so drastisch.
Es ist ja ein gravierender Unterschied, ob ich jetzt jemanden unter Druck setze und ihn zu einer Therapie zwingen möchte - oder auch nur unbedingt dazu überreden möchte - oder - ob ich jemanden einen leichten Anstubs gebe.
Ihm nur von Möglichkeiten erzähle, die es geben könnte, seine Leiden zu verringern.Wenn ich einem Menschen das Buch gebe, von dem ich denke, ihm würde eine Therapie ganz gut tun, hat er so ja die Möglichkeit sich schon mal locker mit dem Thema überhaupt zu beschäftigen.
Vor allem gibt man ihm so auch die Möglichkeit sozusagen sein Gesicht zu wahren.
Er muß das Buch nicht lesen, stattdessen ins Regal stellen - er kann es aber doch machen, neugierig hineingucken.
Kann es auch "heimlich" lesen - sprich sagen - "ich doch nicht, für mich ist doch ein Seelenklempner" nix - dann aber doch mal reinschnuppern und sehen "ha, das ist ja doch ganz anders, als ich immer dachte. So verrückt sind Menschen ja gar nicht, die eine Therapie machen"Sprich - die Förderung des eigenen Erkennens, daß Therapie etwas völlig legitimes und sinnvolles sein kann.
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Gut, gut ich lese ja weiter.
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Die Beiträge in dieser Leserunde machen schon ein wenig neugierig auf dieses Buch. Auch wenn mir der Klappentext nicht gefallen hat - so überlege ich trotzdem es ggf, bald zu lesen.
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Also die Idee, mal durchs Schlüsselloch zu schauen und auf diese Weise einer Therapiestunde beizuwohnen, find ich total klasse und gut umgesetzt.
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Zitat
Original von LeseBär
Also die Idee, mal durchs Schlüsselloch zu schauen und auf diese Weise einer Therapiestunde beizuwohnen, find ich total klasse und gut umgesetzt.
Deshalb bin ich Therapeutin geworden. Ich darf das jetzt jeden Tag. Also, ähm, ohne Schlüsselloch. -
Hallo,
den Abschnitt habe ich jetzt auch durch. Es war sehr aufschlussreich, einmal zu hören, wie eine Psychotherapeutin selbst ihre Arbeit beschreibt und auf welche Weise dabei vorgegangen wird. Gegrinst habe ich bei der Feststellung, was in den sechziger Jahren als sicheres Zeichen einer psychischen Störung bei Frauen galt.
Zu dem Einwurf, das Buch würde von Leuten, die niemals zum Therapeuten
gehen würden, ja auch nichtgekauft werden bzw. sie wären beleidigt, wenn man es ihnen schenkt, fiel mir auch noch was ein. Meines Erachtens kommt es bei dem Ratschlag auch auf die Weise an, wie er vorgebracht wird. Es darf nicht nach: "du bist ja total gestört" klingen, sondern eher nach: "ich habe es auch getan und mir hat es geholfen." Ich hatte eher den Eindruck, dass Leute sich gar nicht so sehr gekränkt fühlten, sondern einfach nur zweifelten, ob es in ihrem Fall was bringt. Die könnten mit dem Buch wohl schon was anfangen.Woher stammt eigentlich die Statistik, dass es ca 80% der Leute (oder waren es sogar mehr?) nach einer Therapie besser geht? Ich habe von verschiedenen Menschen ganz unterschiedliches Feedback bekommen. Im Grunde war alles klar, dass sie Hilfe brauchten, doch hatten sie manchmal eine richtige Therapeuten - Odyssee hinter sich, bis sie merkten, dass da bei einem wirklich was voran geht.
Und noch zu dem Thema Selbstmordgefährdete. Merkt der Therapeut das denn immer gleich? Ich meine, nicht jeder latscht da rein und sagt auf der Stelle: "Helfen Sie mir oder ich bringe mich um!", sodass er in eine Klinik eingewiesen werden kann.
Die ältere Schwester einer früheren Freundin von mir begann eine Therapie wegen schweren Depressionen. Der Therapeut verschrieb ihr Tabletten. Ich weiß nicht, was das für Medikamente waren, aber sie soll sich mit eben diesen Tabletten ein paar Tage später umgebracht haben, hinterließ einen alkoholkranken Mann, zwei kleine Kinder - und eine jüngere Schwester, die dann auch gleich eine Therapie brauchte.
Mir ist natürlich klar, dass überall Fehler passieren.Viele Grüße
Tereza
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Zitat
Original von Tereza
Hallo,den Abschnitt habe ich jetzt auch durch. Es war sehr aufschlussreich, einmal zu hören, wie eine Psychotherapeutin selbst ihre Arbeit beschreibt und auf welche Weise dabei vorgegangen wird. Gegrinst habe ich bei der Feststellung, was in den sechziger Jahren als sicheres Zeichen einer psychischen Störung bei Frauen galt.
Witzig, dass Du das gerade erwähnst. Ich musste heute aus irgendeinem Grund selbst noch mal an die Stelle denken und grinsen.ZitatZu dem Einwurf, das Buch würde von Leuten, die niemals zum Therapeuten
gehen würden, ja auch nichtgekauft werden bzw. sie wären beleidigt, wenn man es ihnen schenkt, fiel mir auch noch was ein. Meines Erachtens kommt es bei dem Ratschlag auch auf die Weise an, wie er vorgebracht wird. Es darf nicht nach: "du bist ja total gestört" klingen, sondern eher nach: "ich habe es auch getan und mir hat es geholfen." Ich hatte eher den Eindruck, dass Leute sich gar nicht so sehr gekränkt fühlten, sondern einfach nur zweifelten, ob es in ihrem Fall was bringt. Die könnten mit dem Buch wohl schon was anfangen.
Oder, in der ganz harmlosen Variante: Du, ich habe gerade dieses Buch gelesen und fand es ganz witzig geschrieben.
(Falls man es witzig fand, natürlich nur. :lache)ZitatWoher stammt eigentlich die Statistik, dass es ca 80% der Leute (oder waren es sogar mehr?) nach einer Therapie besser geht? Ich habe von verschiedenen Menschen ganz unterschiedliches Feedback bekommen. Im Grunde war alles klar, dass sie Hilfe brauchten, doch hatten sie manchmal eine richtige Therapeuten - Odyssee hinter sich, bis sie merkten, dass da bei einem wirklich was voran geht.
89%! Und nur 88% findet Schokolade gut! Wir sind besser als Schokolade!
Das hier ist die Untersuchung. Andere sind in der Vergangenheit aber auch schon zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.
Eigentlich wundert mich das nicht wirklich. Wann immer ich irgendeine Fortbildung mache, treffe ich immer auf ausgesprochen nette Kollegen.ZitatUnd noch zu dem Thema Selbstmordgefährdete. Merkt der Therapeut das denn immer gleich? Ich meine, nicht jeder latscht da rein und sagt auf der Stelle: "Helfen Sie mir oder ich bringe mich um!", sodass er in eine Klinik eingewiesen werden kann.
Wenn du wirklich akut suizidgefährdet bist und Hilfe suchst, machst du das in Regel auch gleich sehr deutlich. Das Problem ist eher, dass der Therapeut dann abschätzen muss, wie ernst die Situation ist. Selten sind die Patienten bereit, in eine Psychiatrische Klinik zu gehen (sonst wären sie gleich dorthin gegangen), und du musst dann entscheiden, ob man ihn nach Hause schicken kann oder nicht.ZitatDie ältere Schwester einer früheren Freundin von mir begann eine Therapie wegen schweren Depressionen. Der Therapeut verschrieb ihr Tabletten. Ich weiß nicht, was das für Medikamente waren, aber sie soll sich mit eben diesen Tabletten ein paar Tage später umgebracht haben, hinterließ einen alkoholkranken Mann, zwei kleine Kinder - und eine jüngere Schwester, die dann auch gleich eine Therapie brauchte.
Mir ist natürlich klar, dass überall Fehler passieren.
Mit den modernen Antidepressiva kann man sich nicht so leicht umbringen. Natürlich kann ich den Fall nicht beurteilen, aber bei akuter Suizidgefährdung kann es in den ersten Tagen ein Problem mit Antidepressiva geben. Die Entschlusskraft ist dann unter Umständen schneller wieder da als die Lebensfreude ...
Deshalb sollte man, wenn man sich nicht sicher ist als Therapeut (v.a. im Interesse des Patienten und seiner Familie, aber irgendwo auch im eigenen, weil einen das natürlich auch verdammt mitnimmt), lieber auf Nummer Sicher gehen und eine Einweisung veranlassen.
Aber ich bin ja Psychologische Psychotherapeutin, deshalb kann ich keine Medikamente verschreiben. Allerdings bin ich bei den meisten meiner depressiven Patienten auch sehr überzeugt von der Behandlung mit Psychotherapie plus Medikamenten. -
Ich will ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Wir sind besser als Schokolade"! DAS ist doch mal PR.
Herzlichen Glückwunsch! Ich wusste gar nicht, dass du auf der Spiegel-Bestseller-Liste warst! Das ist sicher ein grandioses Gefühl! Ich würde mich übrigens über einen weiteren Band, mit mehr Therapiebeispielen, sehr freuen.
Katerina, denken wirklich so viele Menschen, das wäre lange, also, die Stundenanzahl? – Sind es eigentlich Psychologen, die bei den Krankenkassen als Gutachter arbeiten?Zu den Vorurteilen: Oh ja, da kann man ein Lied von singen. Ich kenne jemanden, der zwar immer Probleme hat – aber meint „Ich kenne meine Probleme, wozu soll ich da zum Therapeuten?“ Da hilft nur noch Schulterzucken und es für sich abhaken – wer meint, dass er keine Hilfe braucht, dem ist wohl nicht zu helfen.
Liebe Katerina, ich bin ja schon etwas geschockt, dass du den kompletten Hitchcock-Film verraten hast und sehr froh, dass ich Marnie bereits gesehen habe. Das ist aber ein böser Spoiler. – Aber ist Therapie wirklich nicht dramatisch für die Menschen? Ich meine nicht in dem Sinne, dass eine einmalige Erkenntnis reicht und danach ist alles in Ordnung, sondern von den Gefühlen her, die es in Patienten auslösen kann?
Ich bin erstaunt, dass du in diesem Abschnitt schreibst, dass Patienten ihre Symptome NICHT loswerden, also eher den Rest ihres Lebens haben. Wie muss ich mir das vorstellen? Dass sie innerlich immer noch das gleiche fühlen, es nur besser reflektieren und gegenarbeiten? Aber wenn sich jemand z.B. hässlich findet, wird er sich den Rest seines Lebens so fühlen?
Wenn erst am Ende einer Sitzung etwas Wichtiges zum Gespräch wird, was tut man dann? In der nächsten Stunde als erstes darauf eingehen? Oder warten, bis es der Patient noch einmal anspricht?
Wie ist es eigentlich bei Patienten mit richtig schlimm unreifen Eltern? Beispielsweise Patienten, die missbraucht wurden, halten die tatsächlich Kontakt zu ihren Eltern?
Und können unreife Eltern durch Therapie reifer werden? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Alter, in dem man Eltern wird und der Unreife? Sprich, kann es sein, dass beispielsweise Frauen, die sehr jung Mütter werden nicht verschmerzen, dass ihre Jugend so schnell vorbei ist bzw. kann es sein, dass sie mental in dieser Zeit hängen bleiben?Du erwähnst Patienten, die eine Beziehung behalten, die ihnen nicht gut tut. Was denkst du, sind hinterlegende Gründe der Psyche dafür? (Du erwähnst in dem Abschnitt, dass die Psyche das aus guten Gründen so handhabt)
Bei einem Patienten, der denkt, er ein anderes Problem, als er tatsächlich hat, zum Beispiel bei der Dame mit dem zu großen Selbstbewusstsein, die glaubt, sie hätte zu wenig: Wie sprichst du bei solch einem Patienten am besten an, wo sein Problem möglicherweise liegt?
Denken wirklich so viele Menschen, dass sich Patienten in den Therapeuten verlieben? Ich hätte das gar nicht gedacht. Der sieht ja nicht unbedingt das von einem, was man die Welt am liebsten sehen lassen möchte.
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Zitat
Original von JASS
Ich will ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Wir sind besser als Schokolade"! DAS ist doch mal PR.
YES!!!ZitatHerzlichen Glückwunsch! Ich wusste gar nicht, dass du auf der Spiegel-Bestseller-Liste warst! Das ist sicher ein grandioses Gefühl!
Auf alle Fälle! Es hätte wie gesagt gern noch ein bisschen länger andauern dürfen. Die Ursache für die plötzlich rasant ansteigenden Verkäufe war der Auftritt in Susanne Fröhlichs Sendung. Sie hatte mich schon gewarnt, dass sich das auf die Verkäufe auswirken werde.ZitatIch würde mich übrigens über einen weiteren Band, mit mehr Therapiebeispielen, sehr freuen.
Andrea Jolander plant, weiter zu schreiben. Mehr darf ich noch nicht verraten.ZitatKaterina, denken wirklich so viele Menschen, das wäre lange, also, die Stundenanzahl?
Am Anfang manche ja, am Ende manche das Gegenteil.ZitatSind es eigentlich Psychologen, die bei den Krankenkassen als Gutachter arbeiten?
Sie arbeiten nicht bei den Krankenkassen und viele sind auch nicht Psychologen, sondern Ärzte. Aber alle sind erfahrene Psychotherapeuten, die die Gutachten im Auftrag der Krankenkassen neben ihrer psychotherapeutischen Tätigkeit verfassen.ZitatZu den Vorurteilen: Oh ja, da kann man ein Lied von singen. Ich kenne jemanden, der zwar immer Probleme hat – aber meint „Ich kenne meine Probleme, wozu soll ich da zum Therapeuten?“ Da hilft nur noch Schulterzucken und es für sich abhaken – wer meint, dass er keine Hilfe braucht, dem ist wohl nicht zu helfen.
Oder, brutal ausgedrückt: Wir haben gerade genug Therapieplätze für motivierte Patienten, denen es schlecht geht, wir haben keine freien Kapazitäten für nicht motivierte Patienten, denen es schlecht geht.ZitatLiebe Katerina, ich bin ja schon etwas geschockt, dass du den kompletten Hitchcock-Film verraten hast und sehr froh, dass ich Marnie bereits gesehen habe. Das ist aber ein böser Spoiler.
Stimmt. Und Bücher haben (noch) keine Spoilerfunktion ...
Das habe ich mich auch nur getraut, weil es ein Klassiker ist.ZitatAber ist Therapie wirklich nicht dramatisch für die Menschen? Ich meine nicht in dem Sinne, dass eine einmalige Erkenntnis reicht und danach ist alles in Ordnung, sondern von den Gefühlen her, die es in Patienten auslösen kann?
Meiner Erfahrung nach eher nicht. Natürlich gibt es auch Therapierichtungen, die damit arbeiten, dass es auch in den Sitzungen emotional heftig hergeht. Ich selbst habe z.B. auch eine Ausbildung in Psychodrama, und ich möchte diese Erfahrung nicht missen. Ob man das als als Therapeut oder als Patient machen möchte, ist allerdings mehr Geschmackssache und für den Therapieerfolg nicht maßgebend. Die Patienten kommen ja schon mit sehr heftigen Gefühlen, oder zumindest mit heftigen Symptomen. In der Therapie geht es mehr darum, die Sachen, die vorher im wahrsten Sinne des Wortes "verrrückt" waren, wieder dahin zu schieben, wo sie hingehören.ZitatIch bin erstaunt, dass du in diesem Abschnitt schreibst, dass Patienten ihre Symptome NICHT loswerden, also eher den Rest ihres Lebens haben. Wie muss ich mir das vorstellen? Dass sie innerlich immer noch das gleiche fühlen, es nur besser reflektieren und gegenarbeiten? Aber wenn sich jemand z.B. hässlich findet, wird er sich den Rest seines Lebens so fühlen?
Ich denke, man muss sich das wie bei einer körperlichen Vulnerabilität vorstellen. Wenn man dazu neigt, bei Überlastung mit bestimmten Symptomen zu reagieren, bekommt man vielleicht sein Leben lang ab und zu ein Warnzeichen geschickt, das einem zeigt: Oje, wieder übertrieben. Ich muss wieder besser auf mich aufpassen. Wenn sich das Selbstwertgefühl eines Patienten in der Behandlung gebessert hat, wird er sich wohl immer noch nicht wie ein Superstar fühlen, aber er wird wissen, woher es wirklich kommt, und sich nicht mehr so gnadenlos fertigmachen. Und wenn er irgendwann wieder merkt: Ich nörgel z.Zt. wieder ständig an mir rum, dann weiß er selbst, was er verändern muss, oder er dreht noch mal eine (dann in Regel sehr viel kürzere) Runde beim Therapeuten.ZitatWenn erst am Ende einer Sitzung etwas Wichtiges zum Gespräch wird, was tut man dann? In der nächsten Stunde als erstes darauf eingehen? Oder warten, bis es der Patient noch einmal anspricht?
Ich biete meist beides an, erinnere daran, was am Ende war (wenn wir uns vorgenommen hatten, da weiter zu machen) und frage, ob vielleicht etwas anderes jetzt wichtiger ist. Wenn es mich aber nicht losgelassen hat, spreche ich es auf alle Fälle von mir aus an und sage, dass es mich noch beschäftigt hat.ZitatWie ist es eigentlich bei Patienten mit richtig schlimm unreifen Eltern? Beispielsweise Patienten, die missbraucht wurden, halten die tatsächlich Kontakt zu ihren Eltern?
Manche ja, manche nein. Das ist halt die Sache mit der Bindung, die ich im anderen Thread auf eine Frage von Dir beantwortet habe. Auch wenn die Menschen beschließen, die Eltern nie mehr wiederzusehen, beschäftigen sie sich dennoch in Gedanken oft noch viel mit ihnen.ZitatUnd können unreife Eltern durch Therapie reifer werden? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Alter, in dem man Eltern wird und der Unreife? Sprich, kann es sein, dass beispielsweise Frauen, die sehr jung Mütter werden nicht verschmerzen, dass ihre Jugend so schnell vorbei ist bzw. kann es sein, dass sie mental in dieser Zeit hängen bleiben?
Kinder wünschen sich immer Eltern, die so jung wie möglich sind und finden alte Eltern peinlich. Allerdings besagen Untersuchungen, dass die Gefahr für Kinder, vernachlässigt oder misshandelt zu werden, bei sehr jungen Eltern deutlich größer ist.
Und es gibt sehr gute Erfahrungen mit sogenannten Elternschulen, in denen Eltern gezeigt wird, was sehr kleine Kinder brauchen und was ihnen schadet.ZitatDu erwähnst Patienten, die eine Beziehung behalten, die ihnen nicht gut tut. Was denkst du, sind hinterlegende Gründe der Psyche dafür? (Du erwähnst in dem Abschnitt, dass die Psyche das aus guten Gründen so handhabt)
Ich muss gleich mal gucken, wie der Zusammenhang im Text war und antworte dann.ZitatBei einem Patienten, der denkt, er ein anderes Problem, als er tatsächlich hat, zum Beispiel bei der Dame mit dem zu großen Selbstbewusstsein, die glaubt, sie hätte zu wenig: Wie sprichst du bei solch einem Patienten am besten an, wo sein Problem möglicherweise liegt?
Auf alle Fälle mit viel, viel Feingefühl. Und ich würde es nicht überstürzen.ZitatDenken wirklich so viele Menschen, dass sich Patienten in den Therapeuten verlieben? Ich hätte das gar nicht gedacht. Der sieht ja nicht unbedingt das von einem, was man die Welt am liebsten sehen lassen möchte.
Vor allem glauben das offenbar alle Drehbuchregisseure.
Das ist wieder die Sache mit der Bindung. Es ist einfach naheliegend, gegenüber jemandem, der einem eine zumindest emotional in Teilbereichen "ideale" Beziehung anbietet, starke Gefühle zu entwickeln, erst recht, wenn da ein großes Defizit da ist. Und der Therapeut tut gut daran, damit verantwortungsbewusst umzugehen. -
Zitat
Original von JASS
Du erwähnst Patienten, die eine Beziehung behalten, die ihnen nicht gut tut. Was denkst du, sind hinterlegende Gründe der Psyche dafür?
Auch das hängt mit frühen Erfahrungen zusammen. Wer keinen Maßstab dafür hat, wie eine gute Beziehung sich anfühlen muss, erkennt frühe Warnzeichen nicht. Möglicherweise empfindet er (auch das hängt wieder mit der Bindungsgeschichte zusammen) jemanden auch als besonders attraktiv, der Eigenschaften von Mama oder Papa hat, nach deren Liebe man sich früher gesehnt hat, und diese alte (natürlich mal wieder unbewusste) Sehnsucht erwacht wieder.
Ich habe eine Patientin, die einen absoluten Katastrophenvater hatte, aber die noch heute auf Männer steht, die ihm ähnlich sehen. Denn egal, wie furchtbar er drauf war - die Sehnsucht, von genau dem Mann (oder zumindest einem möglichst ähnlichen) geliebt zu werden, ist noch gespeichert.
Und dass man sich nicht trennen kann, egal wie schlecht die Beziehung ist, hängt sehr häufig auch mit dem Vorbild der Mutter zusammen, die sich wahrscheinlich auch nicht vom Vater trennen konnte. Man hat einfach nicht gelernt, wie's geht, da hilft alles Wissen darüber, dass das theoretisch möglich ist, nix.Zitat(Du erwähnst in dem Abschnitt, dass die Psyche das aus guten Gründen so handhabt)
Weißt Du noch, wo das war? Ich hab nichts gefunden ...