'Da gehen doch nur Bekloppte hin' - Seiten 001 - 053

  • Ich habe angefangen. Nunja bis jetzt reißt es mich noch nicht vom Hocker. Es soll mit Vorurteilen aufgeräumt werden, der Leser wird direkt angesprochen das vermittelt mir etwas das Gefühl ich doof Du schlau.


    Bin gespannt wie es weiter geht.


    edith Rs

  • Du wolltest ein Beispiel? Bitte.


    Fräulein A studiert an der Uni Freiburg Jura (daher kenne ich sie). Ihre älteste Schwester stirbt in den letzten Tagen des Krieges, das Lebenstrauma der Eltern. Als sie viele Jahre später geboren wird bekommt sie den Namen dieser Schwester. Sie hat Bulimie während der Schulzeit, während des Studiums stürzt sie schwer mit dem Fahrrad - Schädelbasisbruch. An der Universität wird sie überfallen. Ein Mann mit Freigang aus der Geschlossenen ist am Morgen aufgestanden und hatte das Gefühl er müsste heute einen Menschen umbringen. 36 Messerstiche im Rücken, auf den Händen und im Gesicht. Was studiert die Dame wohl nach Jura? Und- genauso spannend welchen Beruf führt sie nachher aus?

  • Einen Moment lang war ich schockiert, als da stand, dass alle Probleme der Patienten in der Kindheit beginnen und die Eltern daran Schuld sind. Aber das hat sich dann glücklicherweise aufgeklärt und ich darf meine Kinder in Gedanken immer noch an die Wand klatschen.
    Der Abschnitt über unreife Menschen war sehr interessant. Gut zu wissen, wenn ich mal wieder ein schlechtes Gewissen haben soll, dass ich nicht böse, sondern sie unreif ist.


    Mir gefäll der lockere Schreibstil, er liest sich angenehm und als Leser erfährt man doch sehr viel Wissenswertes.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Das Buch hat kein Literaturverzeichnis


    An ein Literaturverzeichnis habe ich nie gedacht, denn mein Ziel war ja eigentlich, dass Leute das Buch kaufen (oder zumindest geschenkt kriegen), die sonst Psychobücher nicht mit der Kohlenzange anfassen würden. Die danach etwas weniger Vorurteile über Psychotherapie haben, aber trotzdem noch lange nicht auf die Idee kämen, sich jetzt einschlägige Bücher zu kaufen.


    Zitat

    - kannst du eines der Seite 24 erwähnten Bücher- möglichst natürlich zum Thema Adolf - mal zitieren?


    Das waren über die Jahre immer mal wieder Artikel, die ich gelesen habe. Aber vielleicht kann dieser Wiki-Artikel Dich auf die Spur bringen.
    Mich hat das schon als Jugendliche angefangen zu interessieren: Wie werden Menschen zu dem, was sie später einmal sind? Für mich ist auch kein Bericht über ein Verbrechen richtig rund, bevor ich nicht etwas über die frühe Geschichte des Täters gelesen habe. Das war vor Jahrzehnten der Kindermörder Jürgen Bartsch, und es sind jetzt z.B. der norwegische Massenmörder (bei dem das Jugendamt schon im Alter von vier Jahren meinte, er müsse von der Mutter weg) und aktuell die Morde in Karlsruhe (Mutter hat den Täter als Kind samt seiner zehn Geschwister verlassen).

  • Zitat

    Original von beowulf
    Du wolltest ein Beispiel? Bitte.


    Ich? Hilf einem alten Weiblein auf die Sprünge. Wofür wollte ich ein Beispiel?


    Zitat

    Fräulein A studiert an der Uni Freiburg Jura (daher kenne ich sie). Ihre älteste Schwester stirbt in den letzten Tagen des Krieges, das Lebenstrauma der Eltern. Als sie viele Jahre später geboren wird bekommt sie den Namen dieser Schwester. Sie hat Bulimie während der Schulzeit, während des Studiums stürzt sie schwer mit dem Fahrrad - Schädelbasisbruch. An der Universität wird sie überfallen. Ein Mann mit Freigang aus der Geschlossenen ist am Morgen aufgestanden und hatte das Gefühl er müsste heute einen Menschen umbringen. 36 Messerstiche im Rücken, auf den Händen und im Gesicht. Was studiert die Dame wohl nach Jura? Und- genauso spannend welchen Beruf führt sie nachher aus?


    Keine Ahnung. Aber da Du so fragst ;-) - sie hat Psychologie studiert und ist Psychotherapeutin geworden?

  • Ja, was das Studium angeht und die Ausbildung, nein, nach abgeschlossener Ausbildung wurde sie Juristin.


    Du schreibst, du kennst keine durchgeknallten Exemplare deiner Gattung- ich bin mir nicht sicher, ob diese Kommilitonin durchgeknallt war, ihr Psychologiestudium war aber eindeutig Bestandteil eines Krankheitsbildes, das sie nach Abschluss der Ausbildung wohl so in den Griff bekam, dass sie in ihrem ursprünglichen Wunschberuf Erfolg haben konnte.


    Danke für den Link.

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Zitat

    Original von beowulf
    Du schreibst, du kennst keine durchgeknallten Exemplare deiner Gattung


    Ein Studium mit anschließender Psychotherapieausbildung (die wiederum auch Selbsterfahrung und Eigentherapie beinhaltet) durchzustehen, erfordert schon eine erhebliche Stabilität. Und dann gibt es ja auch noch die Ausbilder, die sieben, wenn sie feststellen, da ist jemand nicht imstande, seine eigenen Sachen von dem zu trennen, was die Patienten ihm servieren, sondern lenkt sie immer wieder in Richtung seiner eigenen Themen.

  • Von den angesprochenen Sätzen kannte ich mehr als die Hälfte. Offenbar halten sich die Gerüchte hartnäckig über die Jahre.


    Bei der Aussage, dass man nur anders denken, oder sich zusammenreißen muss, habe ich mich selber auch ertappt. Es liegt doch viel im Auge des Betrachters. Warum sollte man also nicht aufhören, alles nur in den dunkelsten Farben zu sehen, wenn es einen unglücklich macht? Natürlich sollte man sich auch nicht selber belügen.

  • Ich hab gestern Nacht doch noch schnell angefangen zu lesen. Zumindest bis zur Seite 25 (ungefähr) bin ich gekommen. Mir gefällt der lockere, unkomplizierte Schreibstil. Ich habe bislang auch noch nicht den Eindruck, dass dadurch der Informationsgehalt geschmälert wird. Macht auf jeden Fall Spaß auf´s Weiterlesen.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Das Buch hat kein Literaturverzeichnis - kannst du eines der Seite 24 erwähnten Bücher- möglichst natürlich zum Thema Adolf - mal zitieren?


    Ich habe das Buch jetzt gefühlte hundertmal durchsucht bei mir sind keine Bücher angegeben :gruebel Ist im ebook was anderes drin? :gruebel

  • Ich muss mal gleich zu Anfang sagen, dass ich vom Klappentext her ein anderes Buch erwartet hatte, eher eine Beschreibung einzelner Fälle, deren Verlauf etc.


    Zitat

    Original von xania
    Einen Moment lang war ich schockiert, als da stand, dass alle Probleme der Patienten in der Kindheit beginnen und die Eltern daran Schuld sind. Aber das hat sich dann glücklicherweise aufgeklärt und ich darf meine Kinder in Gedanken immer noch an die Wand klatschen.
    Der Abschnitt über unreife Menschen war sehr interessant. Gut zu wissen, wenn ich mal wieder ein schlechtes Gewissen haben soll, dass ich nicht böse, sondern sie unreif ist.
    ...


    Das habe ich mich auch gefragt: Ist das wirklich so? Haben alle Probleme ihre Wurzel in der Kindheit?
    Oder ist, dass ich das nicht glauben kann, auch nur so eine Reaktion zur Verdrängung?


    Der Abschnitt über die "Unreifen Eltern" war sehr interessant. Darüber muss ich noch ein bisschen nachdenken.

  • Zitat

    Original von Clare
    Das habe ich mich auch gefragt: Ist das wirklich so? Haben alle Probleme ihre Wurzel in der Kindheit?


    Nein, nicht alle Probleme haben ihre Wurzeln in der Kindheit. Wenn man aktuell in eine schwierige Situation gerät und im Elternhaus ausreichend Liebe und Unterstützung vorhanden war, um ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln, wird es einem viel leichter fallen, Lösungen zu finden, auch ohne eine Therapie aufsuchen zu müssen.
    Erst wenn sich das verwurschtelt, wenn ein abwertender Chef beispielsweise an alte, unbewusste (frühe) Erlebnisse rührt von: Du bist doof, du kannst nichts, erst dann rutscht man in einen verzweifelten Zustand, der einem keine Lösung mehr erkennen lässt. Jemand, der es von klein auf gewohnt ist, besser behandelt zu werden, würde erkennen, dass das einfach ein ein völlig mieser Chef ist, aber es würde ihn nicht so runterziehen, dass er in eine depressive Krise gerät.

  • So, nu hab ich auch endlich begonnen und kann den Sonntag ausnutzen, das Buch zu genießen.


    Denn das tut es - also mir bisher gefallen - nach den bisher gelesenen 33 Seiten.
    Mag auch daran liegen, daß mir das alles sooo bekannt vorkommt.
    Die blöden Antworten einger Zeitgenossen, die im Prinzip keine Ahnung haben.
    Jeder meint, etwas ganz schlaues und einmaliges zu sagen, wenn er äußert, man studiere ja nur Psychologie um sich selber zu heilen, oder weil man selber einen an der Waffel hat.
    Da sind dann bei mir immer die Momente, in denen ich gerne tatsächlich zum Psychopathen mutieren würde... :grin


    Meine Antwort darauf beschränkt sich mittlerweile darauf, daß ja auch Schlachter sicher nur deshalb Schlachter werden, da sie verkappte Massenmörder sind und gerne zerstückeln - Banker nur BWL studieren, da sie die besten Tricks zu Veruntreuung und Steuerhinterziehung lernen wollen und ähnliches.
    Die meisten halten danach dann die Klappe da sie doch dann tatsächlich mal in die Bredouille kommen, sich mit dem selber gesagten auseinandersetzen und das hinterfragen zu müssen.


    So - nu aber weiter. :grin

  • Zitat

    Original von Johanna
    Jeder meint, etwas ganz schlaues und einmaliges zu sagen, wenn er äußert, man studiere ja nur Psychologie um sich selber zu heilen, oder weil man selber einen an der Waffel hat.


    :bonk


    Zitat

    Da sind dann bei mir immer die Momente, in denen ich gerne tatsächlich zum Psychopathen mutieren würde... :grin


    :schlaeger


    Zitat

    Meine Antwort darauf beschränkt sich mittlerweile darauf, daß ja auch Schlachter sicher nur deshalb Schlachter werden, da sie verkappte Massenmörder sind und gerne zerstückeln - Banker nur BWL studieren, da sie die besten Tricks zu Veruntreuung und Steuerhinterziehung lernen wollen und ähnliches.


    :grin

  • Zitat

    Original von Büchersally


    Bei der Aussage, dass man nur anders denken, oder sich zusammenreißen muss, habe ich mich selber auch ertappt. Es liegt doch viel im Auge des Betrachters.


    Oh ja, das höre ich auch oft.
    Erst gestern habe ich mit einem Bekannten lange über Depressionen und burn out diskutiert.
    Sein Kollege selber würde für derartiges keinen Sinn haben und das nicht verstehen können und eben auch derartige Sprüche von sich geben - von wegen zusammenreißen und sich nicht so anstellen.
    Wenn ich diese Sätze höre, werde ich ehrlich gesagt stinksauer und könnte ausrasten. :schaem
    [SIZE=7]Ok, tu ich natürlich nicht, sonder versuche sachlich zu bleiben und zu erklären[/SIZE]


    Mit ihm selber - oder eher er mit mir konnte dann anders an das Thema herangehen.
    Endlich verstand mal jemand, daß es eben völliger Blödsinn ist, sich "zusammenzureißen". (was heißt das eigentlich? Ist man vorher auseinandergegangen und muß sich nun wieder wie mit einem Reißverschluß schnell zusammensetzen?)


    Daß eine Depri damit nix und überhaupt ganz und gar nix zu tun hat und eben derartige Sprüche ein Problem eher verschlimmern, als daß sie es positiv beeinflussen könnten.


    Aber ich bin auch der Meinung, daß es für einige "Sprücheklopfer" auch einfach nur leichter ist. Sie müssen sich nicht mit etwas auseinandersetzen, was ihnen selber eventuell Angst machen könnte.
    Sich nicht mit etwas befassen wollen, daß sie nicht verstehen - es ist ja auch nicht leicht zu verstehen.
    Und Dinge die man nicht versteht, verführen ja auch dazu, daß sie einem Angst machen könnten.
    Eben eine gewisse Angst vor dem Unbekannten - vor etwas, mit dem man nichts anfangen kann, daß man nicht möchte?


    Meist erkläre ich den Menschen, die so etwas äußern, daß sie einem Menschen, der sich ein Bein gebrochen hat ja auch kaum sagen würden, er solle sich bitte zusammenreißen und mal eben eine Bergwanderung machen.


    Ein gebrochenes Bein ist eine offensichtliche Erkrankung - eine Depression eine weniger offensichtliche, die aber beide ihrer eigenen Gesundung bedürfen und beide nicht mit zusammenreißen geheilt werden können.



    Hab ich schon erwähnt, daß mir das Buch gefällt? :grin
    Ich finde den Schreibstil einfach richtig gut.
    Der Humor hat es mir angetan - ok, ich liebe Humor, aber trotzdem. Hier finde ich ihn genau richtig
    Auch die treffenden Worte und Vergleiche mag ich einfach.


    So und nu mal ab und durchs Schlüsselloch luschern im nächsten Abschnitt :grin

  • Zitat

    Original von Johanna
    Wenn ich diese Sätze höre, werde ich ehrlich gesagt stinksauer und könnte ausrasten. :schaem
    [SIZE=7]Ok, tu ich natürlich nicht, sonder versuche sachlich zu bleiben und zu erklären[/SIZE]


    Du bist eine Heilige. :grin
    Mir gelingt das nach Feierabend mehr oder weniger gut, je nachdem, ob ich merke, dass es an Informationen mangelt oder ob jemand mich einfach nur ärgern will.


    Zitat

    Mit ihm selber - oder eher er mit mir konnte dann anders an das Thema herangehen.
    Endlich verstand mal jemand, daß es eben völliger Blödsinn ist, sich "zusammenzureißen". (was heißt das eigentlich? Ist man vorher auseinandergegangen und muß sich nun wieder wie mit einem Reißverschluß schnell zusammensetzen?)


    Ich sag in einem solchen Fall: Hallo? Wovon redest du? Die Krankheit besteht ja gerade darin, dass man sich nicht mehr (reißverschlussgleich) zusammenreißen kann. Sondern dass, um in dem Bild zu bleiben, der Reißverschluß kaputt ist.
    Und die ganze Weltwahrnehmung obendrein. Dass bei einem Suizid z.B. die Leute hinterher sagen: Hat der gar nicht an seine Frau gedacht? Und vor allem an die Kinder? Und dass da die Krankheit darin besteht, dass man das eben nicht mehr adäquat kann, sondern dass die Wahrnehmung krankheitsbedingt so verzerrt ist, dass man sich der Folgen nicht bewusst ist, sondern das negative Selbstbild so übermächtig ist (und die Wut, die sich gegen einen selbst richtet), dass man nur denkt, die sind ohne einen eh besser dran.
    Aber wem sag ich das? Weißte ja alles. :-)


    Zitat

    Meist erkläre ich den Menschen, die so etwas äußern, daß sie einem Menschen, der sich ein Bein gebrochen hat ja auch kaum sagen würden, er solle sich bitte zusammenreißen und mal eben eine Bergwanderung machen.


    Ein gebrochenes Bein ist eine offensichtliche Erkrankung - eine Depression eine weniger offensichtliche, die aber beide ihrer eigenen Gesundung bedürfen und beide nicht mit zusammenreißen geheilt werden können.


    Ich verliere da manchmal schon etwas die Geduld (unheilig! :grin) und bin nicht immer bereit zu verstehen, dass man nicht einfach mal bereit ist, was zu glauben, was die Fachleute sagen. Bei körperlichen Erkrankungen muss man ja auch nicht immer alles selbst erlebt haben, um sie für real halten zu können. Auch wenn man selbst noch nie ein Bein gebrochen hat und von außen nix sichtbar ist, ist man bereit zu glauben, dass das verdammt aua macht.
    Ich kann immer noch nicht begreifen, warum so viele Menschen nicht einfach glauben können, dass eine Depression verdammt aua macht.


    Zitat

    Der Humor hat es mir angetan - ok, ich liebe Humor, aber trotzdem. Hier finde ich ihn genau richtig


    Aber wie es nun mal bei Humor so ist - er scheint nicht jedermanns Sache zu sein. :grin
    Die Leute, die mich kennen, sagen, dass sie immer meine Stimme im Kopf hatten beim Lesen, weil ich tatsächlich genauso reden würde wie in dem Buch.
    Aber meine Schwägerin hat mir erst vor kurzem gestanden, dass sie, als sie mich kennengelernt hätte, erst eine ganze Zeit gebraucht hätte, um sich an meinen Humor zu gewöhnen. :lache