Fragen an Andrea Jolander

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    Original von beowulf
    Wie lebt es sich eigentlich so mit gespaltener Persönlichket- Realname- Pseudonym 1 und Pseudonym 2?


    Naja, die ist noch ein bisschen mehr gespalten, ich bin ja auch noch (wenn dann auch ohne namentliche Abweichungen) Therapeutin und manchmal auch Privatperson.
    Sehr gut lebt es sich damit. Ist ein bisschen wie ein Tarnmäntelchen, das ich manchmal an- und manchmal ausziehen kann. Und das garantiert (so einigermaßen), dass nicht Wildfremde plötzlich vor der Tür stehen und mit mir über mein Buch diskutieren wollen, wie es Autorenkollegen ohne Pseudonym schon erlebt haben.


    Zitat

    Wissen deine Patienten, dass du Andrea Jolander bist?


    Manche ja, manche nein.

  • Zitat

    Original von Katerina
    Und das garantiert (so einigermaßen), dass nicht Wildfremde plötzlich vor der Tür stehen und mit mir über mein Buch diskutieren wollen, wie es Autorenkollegen ohne Pseudonym schon erlebt haben.


    :wow Echt? Nicht dein Ernst. So was gibt es?

  • Zitat

    Original von Büchersally
    Vielleicht würden diese Fremden ja ein paar gehäkelte Sushi mitbringen? :lache


    Wo hast du diese Handarbeit kennengelernt, dass du sie gleich im ersten Abschnitt vier Mal erwähnst?


    Das wird erst ganz am Ende des Buches aufgeklärt. (Wird es wirklich.) Und führt zu dem - meines Erachtens - genialsten letzten Satz, den ich jemals in einem Buch geschrieben habe oder schreiben werde. :grin

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    Original von xania
    Hab ich jetzt sofort gelesen. :-) Bei diesem Buch riskiert man ja nicht zu sehen wer der Mörder ist :lache


    Edit: Anleitung zum Sushi Häkeln in dem Buch, siehe Bewertungen!


    Wahnsinn! :wow
    Da sieht man, wie schnell etwas überholt sein kann, das man in einem Buch als blanke Wahrheit verkündet. Die beiden Bücher sind etwa zur gleichen Zeit erschienen, und als ich es geschrieben habe, gab es gehäkeltes Sushi nur in Museen.
    Ich muss dieses Buch haben!!!

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    Original von xania
    Hast du keine Angst, dass der Titel des Buches Ernst genommen wird? Oder , dass diejenigen die schon in Therapie sind, sich durch die Bezeichnung Bekloppte gedemütigt fühlen?


    Der Titel stammt nicht von mir, sondern vom Verlag, aber ich war sofort begeistert davon.
    Alle meine Patienten (zumindest die, die wissen, dass ich das Buch geschrieben habe), fangen sofort breit an zu grinsen, wenn sie den Titel hören und nicken heftig. Denn gerade sie regen sich über den Satz besonders auf, seit sie in Therapie sind, und gehen sofort davon aus, dass in dem Buch eine genüssliche Abrechnung mit genau diesen Vorurteilen stattfindet.
    Klar, mit Humor ist es immer so eine Sache, aber bisher habe ich noch niemanden getroffen (außer Voltaire ... :rolleyes), der den Satz ernst genommen hat.

  • Nur noch mal kurz zur Erläuterung, warum ich bei dem Thema so streng reagiere: Gerade die Leute mit den ausgefalleneren Hobbys gehören eher zu den psychisch Widerstandsfähigeren. Und ich muss viel Arbeit reinstecken, um meine Patienten dazu zu kriegen, das zu tun, was Ihnen gut tut, auch wenn ihr Umfeld darüber den Kopf schüttelt. Und deshalb reagiere ich etwas allergisch auf den Spruch: Die haben doch einen an der Waffel. :-)
    Nein, haben sie nicht. Ganz im Gegenteil.

  • Ich habe gerade in kürzester Zeit 70 Seiten gelesen und möchte gern von dir wissen, ob du im Alltag in der Lage bist, alle Menschen so zu nehmen wie sie sind. Ich habe da sehr oft ein Problem mit und finde es sehr beeindruckend, wenn man das kann.


    Im Übrigen habe ich mit meinem Mann ganz oft die Diskussion, ob etwas eine Erklärung oder eine Entschuldigung ist, gerade im Zusammenhang mit Verbrechen. ;-) Und, er sagt auch immer, dass man erwachsen ist, wenn man die Verantwortung für sich selbst und andere übernehmen kann. Er ist Diplom Pädagoge und ich habe ihm dein Buch direkt empfohlen.

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Ich habe gerade in kürzester Zeit 70 Seiten gelesen und möchte gern von dir wissen, ob du im Alltag in der Lage bist, alle Menschen so zu nehmen wie sie sind. Ich habe da sehr oft ein Problem mit und finde es sehr beeindruckend, wenn man das kann.


    Ich kann auch im Alltag gut akzeptieren, dass Menschen völlig anders ticken als ich, zumindest, so lange sie selbst auch Toleranz anderen gegenüber aufbringen. Wenn jemand mich verletzt, kann ich im Alltag durchaus sehr wehrhaft sein. Und das ist auch wichtig. Wenn man als Psychotherapeut im Alltag nicht gut für sich sorgt, ist man schnell ausgebrannt und kann nicht mehr für andere da sein.


    Zitat

    Im Übrigen habe ich mit meinem Mann ganz oft die Diskussion, ob etwas eine Erklärung oder eine Entschuldigung ist, gerade im Zusammenhang mit Verbrechen. ;-) Und, er sagt auch immer, dass man erwachsen ist, wenn man die Verantwortung für sich selbst und andere übernehmen kann. Er ist Diplom Pädagoge und ich habe ihm dein Buch direkt empfohlen.


    Das mit der Erklärung und der Entschuldigung ist etwas, das jeder für sich selbst entscheiden muss. Die Zusammenhänge zwischen katastrophaler Kindheit und Straffälligkeit kann niemand leugnen. Aber ob man an den völlig freien Willen des Menschen glaubt oder nicht, das ist eine philosophische oder theologische oder vielleicht auch neurologische Frage, das ist nicht an uns, das zu entscheiden.

  • Also, ich bin immer für die Entschuldigung, denn ich glaube, es gibt genug Menschen, die trotz schlimmer Kindheit niemanden umbringen oder quälen, mein Mann ist oft für Erklärung. Man kann sich also vorstellen, wie es bei uns manchmal abgeht, wenn solche Diskussionen aufkommen. ;-)