1. Band der Commissario Cataldo-Reihe
OT: La Calda Estata Del Commissario Cataldo
Kurzbeschreibung:
Der "angebliche" Selbstmord des Universitätsassistenten Giulio Zoboli setzt der friedlichen Urlaubsstimmung unversehens ein Ende. Commissario Cataldo, neu aus Sizilien und für die Einheimischen noch ein Fremder, nimmt die Ermittlungen auf. Er erfährt von einer Promotionsfeier, deren wissenschaftlicher Glanz noch 20 Jahre später Neid hervorruft, und die schicksalhaft in einem tödlichen Autounfall endete. In jener Nacht verschwand auch ein Koffer mit viel Geld. Was hatte Zoboli damit zu tun? Die Kollegen hüllen sich in Schweigen. Bis auf den Mann, der damals für Raubmord ins Gefängnis ging und der jetzt, gerade entlassen, nach Guiglia zurückkehrt...
Über den Autor:
Luigi Guicciardi lebt in Modena. Er arbeitet als Lehrer am Gymnasium und hat zwei Erzählbände veröffentlicht, bevor er mehrere Krimis mit Commissario Cataldo schrieb, von denen allerdings nur die ersten beiden ins Deutsche übersetzt wurden.
Meine Rezension:
Dieser Krimi ist kompakt: ein Todesfall, ein Ermittler, eine begrenzte Zahl von Verdächtigen, zahlreiche Motive. Der vermeintliche Selbstmord kommt dem Commissario schnell komisch vor und schon bald beginnt er mit den Ermittlungen, die vor allem - klassisch - aus Befragungen bestehen und nur in wenigen Details durch die Spuren oder andere ermittlungstechnische Ergebnisse ergänzt werden. Von der Figur des Ermittlers erfährt man immer mal wieder etwas durch kleine (zeitlich und thematisch eng begrenzte) Rückblenden, ansonsten bekommt man als Leser nur ein vages Gefühl für diesen Süditaliener, der noch neu in der Gegend ist. Auch die Verdächtigen werden fast ausschließlich auf ihr Verhalten und ihre Aussagen beschränkt, eine Charakterisierung außerhalb des Kriminalfalls findet nicht statt. Ungewöhnlich ist auch der Erzählstil: Luigi Guicciardi ist kein Mann der vielen Worte oder ausschweifenden Details, er kommt schnell auf den Punkt wie ein geschulter Beobachter, der sich auf das Wesentliche beschränkt - wofür auch die fast schon protokollartigen Überschriften ("Die Begegnung", "Ein Toter", "Die Verhaftung", etc.) sprechen. Auffällig dabei ist jedoch, dass er, während er die Ereignisse chronologisch erzählt, den Leser immer wieder etwas irritiert, indem er die handelnden Figuren oft nicht direkt benennt, sondern einfach mit "er" oder "sie" bezeichnet und erst im Laufe des Kapitels erfährt der Leser, um wen es sich eigentlich handelt. Ein interessantes Stilmittel, dass den Spürsinn des Lesers herausfordert und wer diese Herausforderung annimmt, der kann selbst an den Ermittlungen teilnehmen, denn es gibt hier keine verschwiegenen Hinweise, keine aus dem Hut gezauberten Erkenntnisse und kein Kommissar Zufall, der auf die richtige Spur führt. Ein klassicher Whodunnit in originellem Erzählstil, gut geeignet zum Miträtseln an heißen Sommerabenden!
Von mir 8 Punkte.