Aus für den "Thunderbird"

  • Die Mozilla Foundation hat angekündigt, ab Ende 2012 die Weiterentwicklung des beliebten Mailprogramms "Thunderbird" (20 Millionen Nutzer nach eigenen Angaben) einzustellen. Begründet wird dies damit, dass einerseits die Basisfunktionen offenbar fast alle Nutzer zufriedenstellen und andererseits ein "Trend zu webbasierten Maildiensten" erkennbar wäre. Ob das mit Googles Strategie in Verbindung steht, den (hausgemachten) Trend zu webbasierten Rechnern zu forcieren, müsste noch geklärt werden - immerhin ist Google ein Geldgeber der Mozilla Foundation. Sicherheitsupdates soll es weiterhin geben:


    http://www.n-tv.de/technik/Thu…tellt-article6683466.html


    Diskutiert werden müsste auch noch, ob der "Trend zu webbasierten Diensten" tatsächlich unumkehrbar ist. Es ist zumindest denkbar, dass sich zukünftige Computernutzer wieder (mehr) Privatsphäre wünschen.


    Schade. :-(

  • Wird das dann über kurz oder lang dazu führen, dass das Mailprogramm komplett verschwindet?


    Ich benutze Thunderbird sehr gern. :-( Direkt über Google meine Mails abzurufen, finde ich hingegen eher frustrierend.

  • Ich muss zugeben: Ich bin auch von Thunderbird weggewechselt, hin zu Outlook (hat einfach wahnsinnig viele Vorteile gegenüber Thunderbird). Über den Browser würde ich meine E-mails jetzt nur noch ungern abrufen, es fühlt sich einfach gut an, alle Mails "da" zu haben, auch wenn man den Browser mal nicht offen hat.

  • Oh nein! Ich meine, gut, weiterentwickeln müssen sie ihn von mir aus auch nicht mehr, ich bin wirklich sehr zufrieden mit den Basisfunktionen. Aber ganz abschaffen wäre böse- Und webbasiert Mails abrufen wäre ein Albtraum für mich, vor allem, weil ich 4 Adressen bei 3 verschiedenen Anbietern habe. Äh, neee.

  • Zitat

    Original von Dori
    Ich muss zugeben: Ich bin auch von Thunderbird weggewechselt, hin zu Outlook (hat einfach wahnsinnig viele Vorteile gegenüber Thunderbird). Über den Browser würde ich meine E-mails jetzt nur noch ungern abrufen, es fühlt sich einfach gut an, alle Mails "da" zu haben, auch wenn man den Browser mal nicht offen hat.


    :write


    Ich hatte Thunderbird mal ein paar Monate und bin damit einfach nicht zurechtgekommen. Jetzt bin ich schon lange wieder bei Outlook und grade dann, wenn man nicht nur eine Mail-Adresse nutzt, ist das für mich die bequemste Lösung. Webbasierte Maildienste finde ich persönlich auch nicht wahnsinnig praktisch. Mir ist Outlook auf jeden Fall 1000 x lieber.

  • Webasierte Anwendungen haben zwar ihren Reiz, aber für meine Mails nutze ich auch noch ein Mailprogramm (mail von apple). Ich vermute mal, die Zukunft liegt aber eindeutig in Webanwendungen und Cloudcomputing, vor allem für Leute, die mit mobilen Geräten von überall auf ihre Daten zugreifen müssen oder möchten. Der PC scheint da langsam eine immer kleiner werdende Rolle zu spielen.

  • Ich benutze den Thunderbird auch ganz gerne. Er ist nicht so überfrachtet mit Funktionen und reicht eigentlich für den normalen Gebrauch. Privat nutze ich die webbasierten Dienste, daher betrifft mich die Einstellung von Thunderbird nur beruflich. Nachdem ich die Meldung heute Morgen gelesen habe, fragte ich mich schon, ob mein Arbeitgeber nun bald Outlook installieren wird. :gruebel

  • Vielleicht noch ergänzend:
    In verschiedenen Artikeln zum "Aus für den Thunderbird" wurde erwähnt, dass man jetzt auf die Unterstützung der Community setze. Wie weit dieser freiwillige Beitrag reichen soll, wurde allerdings nicht erwähnt.


    Was mich in der Diskussion nach dieser Mitteilung tatsächlich verwundert, sind mehrere Aspekte, u.a. stellt sich mir die Frage, ob webbasierte Anwendungen alleinglückseeligmachend sind, Clouds die ausschließliche Zukunft unserer Datenverwaltung und Programme wie der Feuervogel unverzichtbar sein werden? Insgesamt sind die Bedürfnisse und Ansprüche von Privatnutzern und Geschäftskunden doch recht unterschiedlich und die Tendenz der IT-Industrie die Nutzer dahin zu bringen, ihre Daten in ihre Hände zu geben mehr als fragwürdig.
    Webbasierte Anwendungen schließen m.E. die eigene Archivierung nicht aus und der Thunderbird erwies/erweist sich als dankbares Instrument, Struktur in den eigenen E-Mailverkehr zu bringen und Mails zu verwalten wie es viele kostenlose Mailprogramme nicht ermöglichen.


    Interessant wird die weitere Nutzung jedenfalls, wenn es keine Sicherheitsupdates mehr geben wird; dann werden sich die User wohl nach Alternativen umsehen müssen.

  • Wenn es nur noch webbasierte Dienste gibt, werde ich ja auch gezwungen, überall für einen Internetanschluss zu sorgen. Dann kann ich aber auch nicht mehr im Zug nachgucken, welche Uhrzeit noch mal in der Mail von Frau XY stand. Zumindest nicht ohne einen Surfstick oder ein internetfähiges Handy in der Nähe. Ob wir schon so weit sind?

  • Salonlöwin : Es hat zweifelsohne Vorteile, Daten in der "Cloud" zu verwalten/speichern, und diese Vorteile werden mit der verfügbaren Bandbreite anwachsen - je geringer der Geschwindigkeitsunterschied zu lokalen Speicherung wird, umso niedriger wird auch die Schwelle dorthin. Allerdings kauft man sich eine Menge Nachteile ein, die wiederum Vorteile aus Sicht der jeweiligen Anbieter sind. Google ist ja nicht ohne Grund eine treibende Kraft hierbei. Wenn es Datenkontrolle und damit Privatsphäre nicht mehr gibt, verkümmert auch der Datenschutz zu einer Randerscheinung; dies geschieht ja bereits. Kaum einer weiß, wo welche Daten über/zu/von ihm gespeichert sind (Mails beispielsweise fließen ja keineswegs direkt vom Absender zum Empfänger), und diese Entwicklung endet vorläufig mit der "Wolke", in der das zur Nebensache wird. Ob Intim- und Privatsphäre zur Nebensache werden sollten, muss jeder für sich selbst entscheiden, aber Konzerne wie Google versuchen tatsächlich, uns diese Entscheidung abzunehmen. Inzwischen gehen sogar Firmen, die sensible, gar absolute geheime Daten verwalten, dazu über, mit webbasierten Programmen zu arbeiten oder ihre Datenbanken in der "Cloud" zu verteilen. Dass ständig Server gehackt und Daten gestohlen werden, bei Sony oder auch beim FBI, scheint absolut niemanden zu interessieren.


    Bei Mails ist das übrigens längst so, von denen holen unsere Mailclients nur Kopien vom jeweiligen Server ab - und versuchen dann, die "Originale" zu löschen. Ob das tatsächlich geschieht und ob es keine weiteren Kopien gibt, weiß nur der Betreiber des Servers.

  • Tom, ich weiß. Aber all dieses Wissen sollte nicht zu der fatalistischen Einstellung führen, das Denken grundsätzlich abzuschalten ;-).


    Was die Diskussion um die ausgelagerte Datenhaltung betrifft, erinnert mich sie mich an ein Interview mit einem Datenschützer vor Jahren, in dem es um eine Volkszählung und deren statistische Auswertung ging. Der Befragte äußerte sich dahingehend, dass der durchschnittliche Deutsche bei der Volkszählung auf die Barrikaden geht, aber im Internet keine Scheu hat, seine persönlichsten Daten offen zu legen. Deshalb könne man in Zukunft auf eine Volksbefragung im herkömmlichen Sinne verzichten und anstelle dessen ein Preisausschreiben veranstalten. Auf diesem Wege käme man ohne größere Probleme an die Daten der auskunftsfreudigen Deutschen.
    Übeträgt man sinnbildlich diese Aussage, dann reichen überspitzt gesagt Facebook, Cloudcomputing usw. aus, um auch die letzten Daten aus dem jetzt schon gläsernen Bürger herauszuholen. Was für Marketingzwecke vielleicht noch verzeihlich und für den Einzelnen, der in der Werbeflut untergeht, erträglich sein mag, kann zu unabsehbaren Konsequenzen führen, wenn man beispielsweise eine Haftpflichtversicherung abschließen möchte und kein Versicherer sich abschlussfreudig zeigt, in eine Rasterfahndung gerät oder ganz simpel Betrügern seinen Kontostand offenlegt.
    Wohl dem, der sich diese Szenarien überlegt hat, bevor er sich für die Auslagerung seiner IT-Landschaft entschieden hat.

  • Zitat

    Original von Tom
    Ob Intim- und Privatsphäre zur Nebensache werden sollten, muss jeder für sich selbst entscheiden, aber Konzerne wie Google versuchen tatsächlich, uns diese Entscheidung abzunehmen. Inzwischen gehen sogar Firmen, die sensible, gar absolute geheime Daten verwalten, dazu über, mit webbasierten Programmen zu arbeiten oder ihre Datenbanken in der "Cloud" zu verteilen. Dass ständig Server gehackt und Daten gestohlen werden, bei Sony oder auch beim FBI, scheint absolut niemanden zu interessieren.


    Wenn davon ausgegangen wird, dass der Cloud-Anbieter seriös ist und nur die direkte Sicherheit gegenüber externen Angreifern in Betracht gezogen wird, so geht hier doch eher der Punkt Pro-Cloud. Ich würde jedenfalls meine Datenbank eher Google anvertrauen, als irgendeinem lokalen Dienstleister und darauf zu hoffen, dass der lokale Dienstleister Ahnung hat von dem was er tut. (sofern Google halt kein US-Konzern sondern eine dt. Firma wäre)
    Gerade von diesen vergleichsweise kleinen Firmen hört man oft die größten Skandalgeschichten. (z.B. bei Krankenhäusern)
    Das die Daten heutzutage in der Regel von außerhalb zugänglich sein müssen (ext. MA, Homeworker) ist eine gängige Anforderung.


    Zitat

    Bei Mails ist das übrigens längst so, von denen holen unsere Mailclients nur Kopien vom jeweiligen Server ab - und versuchen dann, die "Originale" zu löschen. Ob das tatsächlich geschieht und ob es keine weiteren Kopien gibt, weiß nur der Betreiber des Servers.


    War schon immer so und wird immer so bleiben. Gilt für jegliche Kommunikation im Netz. Das hat nun mit webbasierten Diensten oder gar CC nichts zu tun. Selbst der Serverbetreiber hat keinen Einfluss darauf, ob die Kopien in den Routern wirklich gelöscht werden oder nicht doch persistent mitprotokolliert werden.

  • Na, wenn man den Thunderbird mit IMAP nutzt, kommt es ja schon nah ran an eine webbasierte Anwendung - ich kann auf meine Mails jedenfalls von PC, Läppi und Smartphone zugreifen. Wobei ich mir nen Thunderbird für mein Smartphone noch wünschen würde, aber so ein ähnliches Programm hat es eben auch.


    Ich brauch das Ding halt wirklich zum zentralen Abrufen bzw. Zugriff, im Netz muss ich so oder so sein, um auf meine Mails zuzugreifen.