Jenseits des Nils - Nicole C. Vosseler

  • Kurzbeschreibung
    Es war der beste Sommer ihres Lebens, jener Sommer 1881. Ein Sommer der rauschenden Feste, der Freiheit und der ersten Liebe. Doch auf den Sommer folgt der Herbst, und Jeremy, Stephen, Leonard, Simon und Royston ziehen für Queen Victoria und ihr Empire in den Krieg. Für Grace, Ada, Becky und Cecily beginnt eine Zeit des Wartens auf den Bruder, den Freund, den Liebsten. Nicht allen jedoch ist es vergönnt, unversehrt aus diesem Krieg zurückzukehren, in ein Leben, in dem nichts mehr so ist wie zuvor. Und Grace, die sich nicht damit abfinden will, dass Jeremy im Kampf gefallen sein soll, macht sich auf, um ihn jenseits des Nils, in der Wüste des Sudans, zu suchen ...


    Über die Autorin
    Nicole Vosseler stammt aus Villingen-Schwenningen. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Psychologie in Tübingen und Konstanz. Sie lebt und arbeitet in Konstanz.


    Meine Meinung
    Neun Freunde sind es, die diesen Sommer 1881 gemeinsam verbringen, mit dem Wissen, dass sie nach diesem Sommer getrennte Wege in eine ungewisse Zukunft gehen müssen. Neun Freunde, die das Leben feiern, Freundschaften vertiefen und die Liebe finden. Neun Freunde, die glauben, dass nichts und niemand einen Keil zwischen sie treiben kann. Neun Freunde, die in den kommenden Jahren vom Schicksal auf die Probe gestellt werden und an den Prüfungen, die das Leben für sie bereit hält, wachsen müssen um nicht daran zu zerbrechen.


    Es ist ungewöhnlich, dass ein Buch so viele Hauptfiguren hat, denn in der Tat liegt der Schwerpunkt in Nicole Vosselers Entwicklungsroman hier nicht auf ein oder zwei Figuren sondern verteilt sich gleichberechtigt auf die Freunde Jeremy, Stephen, Leonard, Simon, Royston sowie Grace, Ada, Becky und Cecily, von denen sich die stille Ada während des Lesens besonders in mein Herz geschlichen hat, Simon mich zum Lachen brachte und Jeremy ins Schwärmen, während mich die temperamentvolle Grace, die ich am Anfang nur schwer einschätzen konnte, ein ums andere Mal positiv überrascht hat. Die Vielzahl der Figuren erfordert zu Beginn die volle Konzentration des Lesers, aber spätestens nach dem ersten Teil, der in England im Sommer 1881 spielt, hat man jeden der so unterschiedlichen Charakter bis ins Detail verinnerlicht.


    Wer die Romane von Nicole Vosseler kennt, der weiß, dass ihre Geschichten in einem fundierten historischen Kontext spielen, und so führt der Weg der fünf jungen Männer im zweiten Teil dieses Buches in den Sudan. Zur Unterstützung angefordert, der Belagerung von Karthum während des Mahdi-Auftandes ein Ende zu bereiten, geraten sie in die Schlacht von Abu Klea, die einigen von ihnen zum Verhängnis wird und sie Zeit ihres Lebens nicht mehr loslässt. Die Autorin erspart dem Leser hier nicht die Gräuel dieser Schlacht und ihre Folgen sowohl für die einheimische Bevölkerung als auch für die fünf jungen Männer, die diese traumatischen Erlebnisse nur schwer bis gar nicht ablegen können.


    Das Lesen war eine gefühlsmäßige Achterbahnfahrt: Freude, Sehnsucht, Schmerz, Trauer, Wut, Angst. Es ist eines der seltenen Bücher, die mich von der ersten bis zur letzten Seite emotional extrem mitgenommen haben, denn es gab Entwicklungen, mit denen ich nie im Leben gerechnet hätte und so habe ich beim Lesen mehr als einmal Rotz und Wasser geheult.


    Von den bisherigen Büchern der Autorin ist es neben "Das Herz der Feuerinsel" das emotional fordernste, aber auch das mit der meisten Hoffnung, denn der Glaube an die Liebe, der Glaube an eine Zukunft, an die Liebe selbst, die allem trotzt, das ist trotz all der erlittenen Qualen der Figuren immer und zu jeder Zeit spürbar. Es ist ein Buch über das Leben und über den Tod, über Wunden, die das Leben schlägt, an denen man aber dennoch nicht zerbricht sondern daran wächst, weil sie aus eigener Kraft heilen oder weil es Menschen gibt, die einem beim Heilen helfen und zur Seite stehen. Über das Vertrauen in sich selbst und in andere Menschen, das sich über alle Zweifel hinweg setzt und über die Stärke, die in jedem von uns schlummert, auch wenn wir manchmal glauben, sie verloren zu haben.


    Wenn ich die Augen schließe, bin ich wieder zurück auf Shamley Green, in jenem unbeschwerten Sommer 1881. Ich sehe die Freude gemeinsam feiern und lachen, fühle die starke Gemeinschaft und in meinen Ohren erklingt leise ein Lied, das eigentlich nicht in dieses Jahrhundert gehört, dessen Text es aber so wunderbar auf den Punkt bringt:


    Trust I seek and I find in you
    Every day for us something new
    Open mind for a different view
    and nothing else matters
    - Metallica


    lautet die Essenz dieses wunderbaren Buches und der Geschichte unserer neun Freunde. Besser könnte ich es in eigenen Worten nicht ausdrücken.

  • Ich danke Dir von Herzen für diese wunderschöne Rezension, Bouquineur - und danke, dass Du die neun Freunde auf ihren Schicksalswegen begleitet hast. :knuddel1


    Mich macht's sehr glücklich, dass es Dir mit dieser Geschichte und ihren Personen so ging. :-)


    (Und danke für "Nothing Else Matters"! :anbet)

  • Jährlich bewerben sich mehr als sechstausend Söhne aus den besten Familien Englands für die höchstens einhundertfünfzig Plätze der legendären Militärakademie in Sandhurst. Söhne die die ruhmreiche Tradition ihrer Vorfahren fortführen und die irgendwann die Elite der Oberschicht des Britischen Empires stellen sollen indem sie die ehrenvolle Offizierslaufbahn einschlagen. In jeder Kompanie sind die Rollen ähnlich verteilt. Es gibt stets einen der der Kleinste ist dafür mit einem frechen Mundwerk ausgestattet ist, einen Snob aus bester Familie und einen Kadetten aus einfachen Verhältnissen aber umso grösserem Ehrgeiz. Einem strahlenden Helden dem das Glück stets hold zulächelt und immer jemanden der gegen seinen Willen hier ist bloss um die lange Familientradition fortzuführen. Kurzum eine Ansammlung stolzer Jungs die vor Selbstvertrauen strotzen und sich für unsterblich halten. Mit überbordender Energie und unbändigem Willen lernen sie das militärische Handwerk um den Frieden und die Ehre des Königreichs zu verteidigen wo immer es auch nötig ist.


    Da sind dann natürlich die Töchter aus noblen Familien deren Väter es gerne sehen würden, wenn ihre Mädchen eine gute Partie mit einem der hoffnungsvollen Offiziere und Gentlemen aus gutem Hause machen würde. Und so kommt es, dass die jungen, teils unbedarften Menschen sich öfters an Sommerfesten und Geburtstagen an den üppigen grünen Wäldern Surreys in malerischen Anwesen wie Givons Grove oder Shamley Green treffen und erste zarte Bande einer Romanze knüpfen die sich nach und nach festigen. Der Sommer 1881 wird zu einem unvergesslichen Ereignis das Jeremy und Grace ebenso wie Leonard, Cecily und Becky und auch Ada, Stephen, Royston und Simon je vergessen werden. Aber die unbeschwerten Tage und die lauen Sommerabende rinnen ihnen durch die Finger wie klar sprudelndes Quellwasser und die dunklen Schatten der Zukunft, von denen sie noch nichts ahnen, dehnen die klauenartigen Finger nach den Schicksalen der neun jungen Menschen aus. Die kurzen Momente des Glücks sind gezählt und es folgen schwere Jahre in dem das Leben erst richtig beginnen sollte...


    Wer schon Bücher von Nicole C. Vosseler gelesen hat dürfte ihren Schreibstil kennen, blumig und gefühlsbetont, ausladend und wortreich erzählt sie den prägenden Teil vom Lebensweg der neun Personen. Gewisse Einleitungen von Kapiteln und einzelne Abschnitte sind so brillant geschrieben das ich sie mehrmals lesen und auf der Zunge zergehen lassen musste. Schlicht grandios! Da es eher ungewöhnlich ist von gleich neun gleichberechtigte Figuren zu erzählen, braucht es am Anfang etliches an Konzentration um alle gedanklich zu erfassen und einzusortieren. Keine Angst, die Autorin gibt uns Lesern die Seiten, den Platz und die Zeit die wir dafür benötigen. Bei mir hats auch rund 120 Seiten gebraucht bis ich alle an ihrem Platz gedanklich festgezurrt habe. (Personenverzeichnis ist hinten im Buch) Dann haben mich die Geschichten aber gepackt und ich wurde von einem Lesefieber befallen wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Mit erhöhter Temperatur konnte und wollte ich nicht mehr aufhören mit lesen und ich habe eine emotionale Achterbahnfahrt hinter mir!


    Nehmt euch die Zeit für diesen Roman und lest wie in Ägypten und dem wüstenreichen Sudan aus jungen Kadetten Männern wurden und wie sie mit der hässlichen Fratze des Krieges konfrontiert wurden. Erfahrt wie Mädchen zu Frauen wurden die ihr Leben allein führen mussten, immer in der latenten Ungewissheit was sich an der Kriegsfront ereignete. Wie Briefe als Ersatz und als Transportmittel für (unterdrückte) Gefühle und Sehnsüchte dienten. Wie aus Schrecklichem schlussendlich trotzdem so viel Gutes erwachsen konnte. Absolute und uneingeschränkte Leseempfehlung von mir!

  • Zitat

    Original von Kirsten
    Wow, was für eine tolle Rezi! Danke.
    Da frage ich mich schon, ob ich noch bis im Herbst auf die Leserunde warten kann. :gruebel


    Geht mir auch so-



    Was für schöne, intensive Rezis ihr geschrieben habt - :anbet
    Interessant klingt das mit den verschiedenen Hauptcharakteren:
    Ich stelle mir vor, dass das Geschehen im Buch dadurch eine besondere Tiefe und Intensität bekommt, weil der Leser es aus den unterschiedlichen Blickwinkeln dieser Personen erlebt.


    Werde es im Herbst dann auch lesen-

  • Was für eine wunderschöne Rezi, sapperlot! :anbet
    Danke, vielen Dank! :knuddel1


    Ich freu mich ganz unglaublich darüber - und darüber, dass es Dir mit diesem Buch so ging!



    @ Pelican


    Danke für den Link! :wave


    Ich fand's bei diesem Buch gar nicht so leicht, etwas dazu auf die Website zu stellen, vor allem, weil ich dafür nicht - wie etwa bei der "Feuerinsel" - eine solche Fülle an Bildmaterial zur Verfügung hatte.


    Freu mich deshalb sehr, dass Du's interessant findest! :-)

  • Das freut mich jetzt wirklich sehr, Pelican - danke! :knuddel1


    Und ich denke schon, dass dieses Buch nicht nur eines über Ägypten und den Sudan ist, sondern auch eines über Surrey. Die Landschaft und das Leben dort nehmen in der Geschichte doch einen recht großen Raum ein - besonders im ersten Teil, aber nicht nur. :-)

  • 572 Seiten



    Meine Meinung:
    Den Sommer 1881 in Surrey, England, erleben neun Freunde, fünf junge Männer und vier junge Mädchen, wie in einem Traum. Unbeschwert feiern sie Feste und lernen die erste Liebe kennen, bis die Männer in den Krieg ziehen müssen. Man verspricht sich zu schreiben und die Mädchen wollen geduldig warten. Aber der Krieg hat so seine Tücken und es verläuft nicht alles so wie sie es sich vorgestellt haben.


    Auf den ersten 200 Seiten lernt man die einzelnen Personen kennen und die Verhältnisse zueinander, und obwohl es sehr viele sind, sind sie einem rasch vertraut. Jede einzelne Person wird sehr detailliert beschrieben und vor allem die Umgebung wird ausführlich dargestellt und mit vielen Feinheiten ausgeschmückt.


    Sie stammen fast alle aus gut situiertem Haus und die Männer besuchten die Militärakademie in Sandhurst. Danach werden sie alle derselben Einheit zugeteilt und in den Sudan geschickt, selbstbewusst und strotzend vor Stärke. Sie wurden zur Unterstützung angefordert, während des Mahdi-Aufstandes die Zivilisten aus Khartoum zu evakuieren. Nach einigen Gefechten landen sie direkt im Gemetzel von Abu Klea, wo es keinen Ausweg mehr gibt. Nach viereinhalb Jahren Krieg ist nichts mehr so, wie es vorher war.


    Unter anderem wird Jeremy vermisst, die große Liebe von Grace. Sie kann es nicht glauben und reist in den Sudan, um nach ihm zu suchen. Und auch die restlichen Freunde müssen mit ihrem jeweiligen Schicksal fertig werden, was allen nicht leicht fällt. Im Grunde genommen hat sich jeder verändert und ist reifer geworden.


    Eine Geschichte, die mir prinzipiell gefallen hat, anfangs aber etwas zu langatmig, bzw. ausschweifend war. Das letzte Drittel war aber dann so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Wie von Nicole C. Vosseler gewohnt, wieder sehr schön eingebunden die geschichtlichen Hintergründe über Ägypten und den Sudan. Ein tolles Cover, welches ich samt Titel sehr passend finde. Auch das informative Nachwort und die schönen Sprüche zu den jeweiligen Abschnitten haben mir sehr gefallen. Besonders hilfreich ist am Ende das Personenverzeichnis.


    Und so wie das Buch begonnen hat, so endet es auch, nach vielen Schicksalsschlägen und Erlebnissen, 13 Jahre später, im Sommer 1894, in Surrey, England.

  • Da oben schon sehr viel zum Inhalt gesagt wurde, möchte ich nur kurz meine Meinung äussern: :wave
    Mir hat "Jenseits des Nils" sehr gut gefallen. Nicole schafft es immer wieder mich mit außergewöhnlichen Schauplätzen zu überraschen und zu fesseln. :anbet Die Geschichte beschreibt gleich mehrere interessante und schöne Liebesgeschichten und man kann richtig gut mit den einzelnen Personen mitfühlen. Der einzige Kritikpunkt ist, dass mich die ersten 200 Seiten etwas Mühe gekostet haben, denn die Personen werden zwar ausführlich vorgestellt, trotzdem hatte ich Mühe die vielen Namen und Spitznamen richtig zuzuordnen. Das Personenregister, das ich zu spät entdeckt habe, könnte hier natürlich helfen. :lache Ich habe tatsächlich für die ersten 200 Seiten ca. eine Woche und für den Rest einen Tag gebraucht :wow


    9 Punkte

  • Zitat

    Original von Kirsten
    Ich habe tatsächlich für die ersten 200 Seiten ca. eine Woche und für den Rest einen Tag gebraucht :wow


    :schaem


    Das tut mir sehr, sehr leid, liebe Kirsten, dass der Anfang so mühsam zu lesen war! Da freut es mich doppelt, dass Du trotzdem drangeblieben bist und Dir das Buch insgesamt so gut gefallen hat. :-]


    Danke für das schöne Lob, für die Kritik - und für Deine Geduld mit dem Buch! :knuddel1

  • Das war, neben „Unter dem Safranmond“ und „Das Herz der Feuerinsel“, mein drittes Buch von Nicole C. Vosseler und ihr ist es wieder gelungen, mich zu begeistern.


    Zwar hatte auch ich anfangs ein Problem damit mir die Namen der vielen Hauptpersonen zu merken, aber dann, nach ungefähr 100 Seiten, hatte mich das Buch in seinen Bann gezogen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen.


    Die Figuren, besonders Grace und Jeremy, hatten sich bald in mein Herz geschlichen und ich konnte mich gut in ihre Gefühle und Stimmungen hineindenken.


    Über den Inhalt wurde in den tollen Rezis hier ja schon viel geschrieben, die wunderschöne Sprache jedoch möchte auch ich noch einmal erwähnen. Der Schreibstil von Nicole C. Vosseler verzaubert mich immer wieder aufs Neue. Eine meiner Lieblingsstellen in diesem Roman ist: „Eine Lichtung tief im Wald, geflutet von einem See aus tiefstem Ultramarin. Tausende und Abertausende von Glockenblumen knüpften dicht an dicht einen Teppich, tauchten die Sinne in Farbe, pure Farbe ……“


    Ich freue mich schon sehr auf das nächste Buch von Nicole. :-)


    Das Buch bekommt von mir 9 von 10 Punkten.

  • Zitat

    Original von Selma
    Über den Inhalt wurde in den tollen Rezis hier ja schon viel geschrieben, die wunderschöne Sprache jedoch möchte auch ich noch einmal erwähnen. Der Schreibstil von Nicole C. Vosseler verzaubert mich immer wieder aufs Neue. Eine meiner Lieblingsstellen in diesem Roman ist: „Eine Lichtung tief im Wald, geflutet von einem See aus tiefstem Ultramarin. Tausende und Abertausende von Glockenblumen knüpften dicht an dicht einen Teppich, tauchten die Sinne in Farbe, pure Farbe ……“


    Wie schön, dass ausgerechnet diese Stelle zu Deinen Lieblingen gehört! :-]


    Danke, liebe Selma, für Deine schönen Worte zum Buch - und dass Du Jeremy & Grace und die anderen durch diese Geschichte begleitet hast! :knuddel1

  • Meine Meinung


    Was für ein tolles Buch !!!
    Ich habe selten eine so intensive Beziehung zu den Figuren einer Geschichte aufgebaut, wie bei diesem Buch.
    Es dauert nicht lange und man hat das Gefühl selbst mit den Figuren befreundet zu sein (mir ging es jedenfalls so).
    Man sieht die Geschichte richtig vor sich und erlebt alles regelrecht mit.
    Es gibt sehr spannende und sehr gefühlvolle Szenen (und mehr als einmal habe ich so mitgefühlt das ich Tränen vergossen habe).
    Egal ob es in England (der Heimat der Protagonisten) ist (da fühlt man sich sofort zuhause) oder ob es in Afrika ist (ich hatte regelrecht das Bedürfnis mir den Wüstensand aus den Klamotten bürsten zu müssen ;-) )- man ist dabei.
    Auch nachdem ich das Buch durchhabe, begleiten mich die Figuren immer noch im Kopf und ich denke oft (und gerne) über sie nach. Die Figuren der Geschichte haben Seele und Persönlichkeit.


    Ich kann nur sagen: alle 10 Punkte und Danke dafür, das ich die Menschen aus der Geschichte kennenlernen durfte.


    Das Buch hat nur einen Fehler ;-): es ist ZU KURZ !!
    Im Ernst: mir fällt das sooooooooo schwer von Grace, Jeremy, Becky, Stephen und Co. Abschied zu nehmen........... also über so circa 1500 Seiten mehr hätte ich mich echt gefreut (okay, damit wäre das Problem aber auch nur aufgeschoben und nicht aufgehoben gewesen ).
    Mir ist die Truppe so ans Herz gewachsen..... soll ich euch was verraten?? Gestern hab ich ein neues Buch zu lesen angefangen....... und mittendrin beim lesen wehmütig weggelegt und gedacht: "Das ist ja alles schön und gut...... aber ich möchte lieber wissen was so in Shamley Green grade los ist !!!!" :pille
    Schlagt mich, ich hab im Moment regelrecht Heimweh nach Surrey....


    Schliessen möchte ich hier mit einem Songtext eines meiner Lieblingslieder, das für mich sehr gut zu meinen Gefühlen zum Buch und zu den Figuren passt (sogar in verschiedenen Szenen)


    Deep inside the forest
    there's a door into another land,
    here is our life and home.
    We are staying
    here forever in the beauty of this place
    all along, we keep on hoping...


    Maybe,
    there's a world
    where we don't have to run,
    and maybe,
    there's a time we'll call our own,
    living free in harmony and majesty,
    take me home, take me home.


    Walking through a land
    where every living thing is beautiful.
    Why does it have to end?
    We are calling
    all so sadly on the whispers of the wind
    as we send a dying message.


    Maybe,
    there's a world
    where we don't have to run,
    and maybe,
    there's a time we'll call our own,
    living free in harmony and majesty,
    take me home, take me home.


    (Maybe - Thom Pace)

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von RickyundMolly ()

  • Hallo RickyundMolly,


    Zitat

    Original von RickyundMolly
    Auch nachdem ich das Buch durchhabe, begleiten mich die Figuren immer noch im Kopf und ich denke oft (und gerne) über sie nach. Die Figuren der Geschichte haben Seele und Persönlichkeit.


    Wie schön - das ist für mich ein sehr, sehr gutes Gefühl. :-]


    Zitat

    Original von RickyundMolly
    Mir ist die Truppe so ans Herz gewachsen..... soll ich euch was verraten?? Gestern hab ich ein neues Buch zu lesen angefangen....... und mittendrin beim lesen wehmütig weggelegt und gedacht: "Das ist ja alles schön und gut...... aber ich möchte lieber wissen was so in Shamley Green grade los ist !!!!" :pille
    Schlagt mich, ich hab im Moment regelrecht Heimweh nach Surrey....


    Das versteh ich gut, RickyundMolly! Shamley Green sollte auch ein absoluter Wohlfühl- und Sehnsuchtsort sein, und ich freue mich, dass es Dir damit so geht.



    Zitat

    Original von RickyundMolly
    Ich kann nur sagen: alle 10 Punkte und Danke dafür, das ich die Menschen aus der Geschichte kennenlernen durfte.


    Ich sag Dir danke, vielen Dank, dass Du sie auf ihren verschlungenen, manchmal schönen und abenteurlichen, manchmal schmerzlichen und traumatischen Wegen begleitet hast - und dass Du dem Buch jetzt eine solch wunderbare Rezi gewidmet hast! :knuddel1



    Zitat

    Original von RickyundMolly
    Schliessen möchte ich hier mit einem Songtext eines meiner Lieblingslieder, das für mich sehr gut zu meinen Gefühlen zum Buch und zu den Figuren passt (sogar in verschiedenen Szenen)


    Danke, der Text passt wirklich wunderbar dazu! :anbet
    (und danke, dass Du mich wieder an den Song und "Grizzly Adams" erinnert hast - nur hab ich jetzt Heimweh, nach den USA ... :cry )

  • Die Farbigkeit der Erzählung, die Plastizität der Schilderung, die klare Zeichnung der Personen, die Tatsache, dass diese nicht in ein Gut/Böse Schwarz/Weißschema passen, sondern dreidimensional gezeichnet mit allen differenzierten Persönlichkeitsmerkmalen ausgestattet sind, der exotische Rahmen an Zeit und Ort, das alles ist typisch für die Autorin, so lautet ein Abschnitt meiner Buchvorstellung zum letzten Buch von Nicole C. Vosseler, Das Herz der Feuerinsel.


    Das gilt auch wieder für dieses Buch in dem die Autorin zunächst von ihrem Leser viel verlangt. Das Buch hat nicht eine Heldin und ihren zunächst problembeladenen und dann strahlenden Helden, sondern die Autorin mutet dem Leser neun gleichberechtigte Hauptfiguren zu, die erst einmal kennengelernt werden wollen, die die Autorin dem Leser ans Herz legt, so dass der Freundeskreis beim Leser doch wieder aus einer geraden zehn besteht, weil man ja dabei ist, live im Kopfkino mit den Freunden lebt, liebt, leidet.


    Der Roman beschreibt zunächst einen Sommer in dem den junge Kadetten, die gerade ihre Ausbildung zu Offizieren an der Eliteschule des Militärs in Sandhurst abschließen und die jungen Damen, die aus Kameradinnen zu Freundinnen, zu Frauen werden. Das alles im Milieu des britischen viktorianischen Zeitalters, das schließlich so prüde war, das Stuhlbeine verhüllt wurden, Dann werden die jungen Menschen verwoben in einen Konflikt aus der Kolonialzeit, dessen Auswirkungen bis heute reichen: Im Sudan wird das althergebrachte Leben bedroht, das Diktat der westlichen Großmächte untergräbt die eigene wirtschaftliche Existenz. Der eigentliche Feind der sudanesischen Islamisten sind die als Türken bezeichneten Muslime, aber die Engländer wollen das Verbot der Sklaverei durchsetzen und werden von den Islamisten unter der Führung des charismatischen Mahdi vernichtend zurückgeschlagen. Khartoum wird blutig erobert. In diese Auseinandersetzung werden die männlichen Helden von der Autorin geworfen. Diesen schmutzigen und blutigen Krieg mit Fanatikern, die trotz völlig unterlegener Waffentechnik durch ihren Hass und Fanatismus ein Blutbad bei den Briten anrichten werden, diesen Krieg, der dort Bewusstsein geprägt hat stellt und die Autorin vor. Dem setzt sie auf der anderen Seite das Leben ihrer weiblichen Heldinnen entgegen, die im fernen England ein "normales" Leben verbringen, zwischen Bangen und Warten auf die Geliebten und Freunde, Warten auch nur auf eine Nachricht, die beim Eintreffen längst überholt sein kann, da sie Monate unterwegs ist, bevor sie jeweils ihren Empfänger erreicht. Mit dem Briefwechsel zwischen den Frontsoldaten und den Frauen daheim ist der Autorin ein Highlight dieses Romans gelungen- die mühsam hochgehaltene Normalität der Frauen in England gegen die Realität der Männer im Feld gestellt beleuchtet die Tragik solcher kriegerischen Auseinandersetzung eindrucksvoll.


    Der Mahdikrieg als solches und die Auseinandersetzung um die Sklaverei kenne ich aus der Trilogie "Der Mahdi" von Karl May, der als Zeitgenosse und als deutscher Patriot und damit Feind der Engländer die Auseinandersetzung aus einem anderen Blickwinkel beschreibt.


    Die Autorin beschreibt erst alle Personen ausführlich, lässt diese einen glücklichen, schönen Sommer, den letzten der Jugend, verleben und schickt sie dann hinaus aus dem behüteten Leben in die Zeit des Erwachsenenseins, der Entwicklung und derVerantwortung. Jeder und jede wird durch diesen Krieg beschädigt, jeder auf andere Weise und doch trägt dieser gemeinsame Sommer lang und weit in die Zukunft.


    Das Buch hat als historischen Rahmen des ersten Mahdikrieg, dass am Ende des Buches als Schmankerl ein junger Kadett namens Winston Churchill auftaucht, der am zweiten Feldzug teilgenommen hat, hat mir viel Spaß bereitet.


    Kritisieren möchte ich vor allem, dass der Klappentext falsche Erwartungen erweckt, da die dort bereits erwähnte Reise einer der Heldinnen in den Sudan keinesfalls den Schwerpunkt des Buches darstellt - - aber das tut letztlich der hohen Qualität von Nicole C. Vosselers Buch keinen Abbruch. Von mir eine unbedingte Leseempfehlung.

  • Was für eine großartige Rezi, beowulf! :anbet
    Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen sprachlos vor Freude ... :schaem


    Dass Du so über das Buch denkst und die Personen darin so empfindest, bedeutet mir sehr, sehr viel. Danke, vielen Dank! :-)