Bachmann-Preis 2012

  • Es beginnen wieder die Tage der Deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt.


    Es lesen ab morgen folgende Autoren:


    1. Stefan Moster
    2. Hugo Ramnek
    3. Mirjam Richner
    4. Andreas Stichmann
    5. Sabine Hassinger
    6. Inger-Maria Mahlke
    7. Cornelia Travnicek
    8. Olga Martynova
    9. Lisa Kränzler
    10. Simon Fröhling
    11. Matthias Nawrat
    12. Matthias Senkel
    13. Leopold Federmair
    14. Isabella Feimer



    Ruth Klüger eröffnete bereits heute abend mit einer Rede über "Bachmanns Wahrheit & Dichtung" die Tage der deutschsprachigen Literatur.
    Hier kann man die Klagenfurt-Rede bereits downloaden:
    http://bachmannpreis.eu/de/bachmann_preis/3850

  • Der erste Autor dieses Jahr ist Stefan Moster:
    DER HUND VON SALONIKI


    Ruhig erzählt, durchaus ansprechend. Aus den Passagen entstehen deutliche Bilder vor dem geistigen Auge des Lesers. Einiges kam mir auch ungereimt vor, doch das kann der Rückblendetechnik des Textes geschuldet sein.
    Das Interesse an Bücher des Autors ist bei mir geweckt.


    Moster hat schon veröffentlicht, z.B. "Lieben sich zwei" beim Mareverlag


    Über den Autor:
    Stefan Moster, geboren 1964 in Mainz, lebt als Autor, Übersetzer, Lektor und Herausgeber mit seiner Familie in Espoo, Finnland. Er unterrichtete an den Universitäten München und Helsinki; 1997 erhielt er das Münchner Literaturstipendium für Übersetzung, 2001 den Staatlichen finnischen Übersetzerpreis. Unter anderem übertrug er Werke von Hannu Raittila, Ilkka Remes, Kari Hotakainen, Markku Ropponen, Petri Tamminen und Daniel Katz ins Deutsche.

  • Kettenkarussell



    Von Hugo Ramnek habe ich bereits einmal einen Roman gelesen Der letzte Badegast – Hugo Ramnek
    Daher war ich auf diesen Autor besonders gespannt und wurde auch nicht enttäuscht.



    Über den Autor:
    Hugo Ramnek, geb. 1960 in Klagenfurt, aufgewachsen in Bleiburg/Pliberk (Unterkärnten), studierte Germanistik und Anglistik in Wien und Dublin und absolvierte die Schauspiel Schule Zürich. Er lebt seit vielen Jahren als Schriftsteller, Gymnasiallehrer, Schauspieler und Theaterpädagoge in Zürich. Er unterrichtet Deutsch am zweisprachigen Liceo Artistico in Zürich und ist Dozent für Theaterpädagogik an der Universität Modena und beim Masterstudium ideum in Judenburg. 2008 erhielt seine satirische Fabel Das Letzte von Leopold den Preis des Kärntner Schriftstellerverbandes. 2009 gewann er in Salzburg den erostepost-Literaturpreis für die beste erotische Erzählung.

  • Andreas Stichmann: Der Einsteiger


    Der Autor liest einen Romanausschnitt, und zwar vermutlich aus dem Buch, das im September bei Rowohlt erscheinen wird.
    Gute Ansätze, aber so ganz im klaren, worauf das hinausläuft, bin ich noch nicht.


    Über den Autor:
    Andreas Stichmann, 1983 in Bonn geboren, verbrachte längere Zeit in Südafrika und im Iran. Er studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und war 2006 Finalist beim Berliner Literaturwettbewerb Open Mike. Zwei Jahre später erschien sein Erzählungsband «Jackie in Silber», für den er vielfach ausgezeichnet wurde – unter anderem mit dem Clemens-Brentano-Preis und dem Stipendium des Literarischen Colloquiums Berlin. 2009 erhielt er den Kranichsteiner Literaturförderpreis, zuletzt den Hamburger Förderpreis für Literatur 2010.




    Im September 2012 erscheint bei Rowohlt der Roman «Das große Leuchten».

  • DIE TATEN UND LAUTE DES TAGES
    Ein sprachexperimeteller Text, dem ich gestern Abend nicht mehr folgen konnte.
    Daher Abbruch. Das muss aber nicht gegen den Text sprechen. Die Juroren bei Klagenfurt waren auch sehr geteilter Meinung.

    Über die Autorin:
    Sabine Hassinger, geboren 1958 in Bad Kreuznach, lebt in Berlin. 1978–1988 Studium der Musiktherapie in Wien, langjährige Tätigkeit als Musiktherapeutin.

  • Willste abhauen


    Bei dieser Lesung, die auf 3Sat läuft, kam ich gerade aus dem Büro und habe daher den Anfang verpasst. Was ich gehört habe, macht keinen schlechten Eindruck.


    Über die Autorin:
    Lisa Kränzler, geboren 1983, ist bildende Künstlerin und lebt in Freiburg.

  • Sprachlich hervorragend, inhaltlich hart. Der Text wurde von den Juroren kontrovers, aber überwiegend positiv diskutiert. Ich halte Preischancen für Inger Maria-Mahlke möglich. Das würde ich begrüßen, fand ich schon ihren ersten Roman sehr gut:
    Silberfischchen – Inger-Maria Mahlke


    Über die Autorin:
    Inger-Maria Mahlke, geboren 1977 in Hamburg, aufgewachsen in Lübeck, Studium der Rechtswissenschaften an der FU Berlin. Mitarbeit an Projekten des Lehrstuhls für Kriminologie. 2005 Teilnehmerin der Werkstatt für Nachwuchsautoren unter der Leitung von Herta Müller, 2008 Autorenwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung und 2009 Auswahl für die Autorenwerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin. Preisträgerin des 17. Open Mike 2009. Sie lebt in Berlin.

  • Junge Hunde


    Ein sehr starker Text, mit erzählerische Leichtigkeit und Ausdrucksstärke. Ich würde mich freuen würde, wenn Cornelia Travnicek einen Preis gewinnt!
    Die Jurydiskussion war überwiegend positiv, da stehen die Chancen gut!



    Über die Autorin:
    Cornelia Travnicek wurde 1987 in St. Pölten, Niederösterreich, geboren. Derzeit lebt sie in Traismauer und Wien. Sie studierte Sinologie und Informatik und arbeitet als Researcher in einem Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung. Für ihre literarischen Veröffentlichungen erhielt sie Arbeits- und Aufenthaltsstipendien und wurde mehrfach ausgezeichnet. Beim FM4 Wortlaut Wettbewerb 2009, dem wichtigsten Nachwuchswettbewerb Österreichs, wurde sie für einen Auszug aus ihrem Romandebüt Chucks mit dem dritten Platz geehrt.

  • ICH WERDE SAGEN: „HI!“



    Dieser Text wurde von den Juroren einheillig gefeiert und ist damit wohl der bisher größte Favorit der ersten zwei Tage.
    Mir gefiel der Text teilweise auch, wenn er mich auch nicht gleich begeistert.
    Jedenfalls keine uninteressante Autorin.
    Ihren ersten Roman „Sogar Papageien überleben uns“ sollte man mal lesen.


    Über die Autorin:
    Olga Martynowa, 1962 bei Krasnojarsk in Sibirien geboren, wuchs in Leningrad auf, studierte russische Sprache und Literatur; 1991 zog sie nach Deutschland. Sie lebt mit ihrem Mann Oleg Jurjew in Frankfurt/Main. Sie schreibt Gedichte (auf Russisch) und Essays und Prosa (auf Deutsch). Mit ihrer Lyrik war Olga Martynova auf der Longlist für den Russischen Preis 2009, mit ihrem Roman-Debüt »Sogar Papageien überleben uns« kam sie auf die Longlist des Deutschen Buchpreises und auf die Shortlist des Aspekte-Preises. 2011 erhielt sie den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis und den Roswitha-von-Gandersheim-Preis.

  • Ich werde dich finden



    Ein paar gute Ansätze, wenn auch nicht durchgängig überzeugend.
    Mich wundert, dass das ein Romanausschnitt sein soll.
    So ergiebig ist der Stoff nicht.
    Leider insgesamt etwas enttäuschend!


    Über den Autor:
    Simon Froehling, geboren 1978 in Brugg, lebt in Zürich. Schweizerisch-australischer Doppelstaatsbürger. Er absolvierte den Bachelor-Studiengang am Schweizerischen Literaturinstitut, wo er heute als Gastdozent tätig ist.
    Seit 2003 schreibt Simon Froehling vor allem Theaterstücke, von denen rund ein Dutzend uraufgeführt wurden. Außerdem veröffentlicht er Kurzprosa und Lyrik in Zeitschriften und Anthologien. 2010 erschien sein erster Roman Lange Nächte Tag im Bilgerverlag, Zürich. Zuletzt wurde sein Hörspiel Moi non plus auf DRS 1 und SWR 4 gesendet.

  • Ein wenig dieser Lesungen habe ich auf 3SAT verfolgen können. Die gelesenen Texte waren gar nicht so schlecht aber das wahre Highlight war die Jury.


    Einige Damen und Herren - die sich unglaublich wichtig nahmen - versuchten sich gegenseitig in der Disziplin "Abgehoben - Unverständlich - Ich versteh meinen eigenen Beitrag nicht" zu übertreffen.


    Mit unglaublich wichtiger Miene wurde da in diese gelesenen Texte jede Menge Unsinn hineininterpretiert und die Texte blieben dabei leider zwangsläufig auf der Strecke.


    Diese eitlen Selbstdarsteller - zuhause dürfen sie wahrscheinlich den Mund nicht aufmachen - waren teilweise so peinlich, dass intensives Fremdschämen angesagt war.


    Die Jury war - etwas überspitzt ausgedrückt - eine Vergewaltigung unserer gezahlten Fernsehgebührengelder. :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Die Preisvergabe ist erfolgt:


    Der diesjährige Ingeborg-Bachmann-Preis geht an Olga Martynova und ihren Text "Ich werde sagen Hi".


    kelag-Preis geht an Matthias Nawrat (Platz 2)


    3sat-Preis an Lisa Kränzler (Platz 3)


    Ernst-Willner-Preis an Inger-Maria Mahlke (Platz 4)


    Publikumspreis geht an Cornelia Travnicek
    (verbunden mit einem Stadtschreiberstipendium in Klagenfurt)

  • Vielleicht hätte ich es nicht ganz so drastisch formuliert wie Voltaire, aber recht hat er dennoch mit seiner Kritik.
    Roman Bucheli sagt über die Juroren in der Neuen Züricher Zeitung:
    Sie waren dieses Jahr eine Runde von Monologisierern: Selten suchten sie das Wortgefecht, lieber verschanzten sie sich hinter episch langen Voten. Hubert Winkels und Burkhard Spinnen gaben sich magistral, jener eröffnete acht von vierzehn Gesprächsrunden, dieser übernahm – häufig weit ausholend, oft aber auch weit am Gegenstand vorbei – den Schlussmonolog. ... während Hildegard Keller, Meike Fessmann und Corina Caduff professoral dozierten.


    Und auch die vorgetragenen Texte sieht Bucheli kritisch:
    Nichts jedoch vermisste man mehr dieses Jahr als diese Freude am Fabulieren und am Erfinden eigener, erzählerischer Wirklichkeiten.
    Der ganze Artikel: http://www.nzz.ch/aktuell/feui…-in-klagenfurt-1.17331553


    Dieser und andere Kommentare (und mein eigenes Erleben am Fernsehschirm) lassen mich wieder einmal fragen, ob die Klagenfurter Veranstaltung - wie so mancher andere Literaturwettbewerb auch - nicht eher dazu beiträgt, Menschen abzuschrecken, als sie für Literatur zu begeistern. Ich meine "normale" Menschen, solche, die nicht in selbsterrichteten Elfenbeintürmen sitzen, durchdrungen von einem literarischen Sendungsbewusstsein, das man nur als abgehoben bezeichnen kann. Die Texte, die ich gehört habe - einmal abgesehen von dem von Cornelia Travnicek, der mich als einziger eingenommen hat und zu den wenigen gehörte, die sofortigen geistigen Zugang erlaubten - habe ich wenig verstanden von dem, was da gelesen wurde. Das könnte sich ändern, wenn ich das Gehörte nochmals lesen würde, aber ich wage die Behauptung, dass hier viel vorgetragen (und mit stattlichen Geldpreisen bedacht) wurde, was nur einen extrem kleinen Leserkreis interessieren könnte. Mancher Text schien mir bewusst "Ingeborg-Bachmann-mäßig" auf dieses Wettlesen zugeschrieben, krampfhaft auf "Anspruch" getrimmt und mindestens ebenso elitär-verquast wie diejenigen, die ihn beurteilen sollten.

  • Diese Jury schreckt den "Normalleser" ab. Da wird ein vermeintlich elitärer Popanz aufgebaut, da werden Texte losgelöst von diesen bewertet und kommentiert - alles offenbar nur, weil man sich unglaublich gern selbst reden hört. Mit solchen Jurybeiträgen kann man dieser Veranstaltung auf längere Sicht ganz sicher das Wasser abgraben.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich habe noch keine der diesjährigen Lesungen bzw. Besprechungen gesehen, verfolge aber den Bachmann-Preis seit mindestens 10 Jahren. Ich rege mich gerne über den einen oder anderen Kritiker auf, manchmal bin ich von den Autoren enttäuscht, aber die Kritik an dem Wettbewerb, die ich hier lese, hört sich so an wie die Kritik, die man seit Jahren immer wieder hört.


    Deshalb einmal ganz allgemein an die Kritiker des Wettbewerbs gerichtet: fandet ihr den Wettbewerb vor zehn Jahren vielleicht besser, oder waren die Lesungen und die Kritiken schon immer zu "verkopft"? Inwiefern ist dieser Wettbewerb ausgerechnet jetzt nicht zeigemäß, obwohl er es für die Masse eigentlich noch nie war?


    Man mag sich über die einzelnen Texte und Kritiken streiten, aber hier wird Literatur abseits des Mainstream ernst genommen und im Detail besprochen. Natürlich interessiert es die Masse nicht und es gehört ins Spartenprogramm, aber es werden hier weder Zuschauer belästigt (wir reden hier über das Nachmittagsprogramm von 3sat an 3-4 Tagen im Jahr, Leute!) noch kommt hier die Leserschaft oder der Buchmarkt zu schaden. Tatsächlich verhilft der Preis dem Gewinner oft Verkäufe im 5-stelligen Bereich, der sonst nie Möglichkeit hätte eine solche (relativ) breite Leserschaft zu finden. Hier kommt wirklich niemand zu Schaden.

  • Zitat

    Original von Googol
    Ich habe noch keine der diesjährigen Lesungen bzw. Besprechungen gesehen, verfolge aber den Bachmann-Preis seit mindestens 10 Jahren. Ich rege mich gerne über den einen oder anderen Kritiker auf, manchmal bin ich von den Autoren enttäuscht, aber die Kritik an dem Wettbewerb, die ich hier lese, hört sich so an wie die Kritik, die man seit Jahren immer wieder hört.


    Deshalb einmal ganz allgemein an die Kritiker des Wettbewerbs gerichtet: fandet ihr den Wettbewerb vor zehn Jahren vielleicht besser, oder waren die Lesungen und die Kritiken schon immer zu "verkopft"? Inwiefern ist dieser Wettbewerb ausgerechnet jetzt nicht zeigemäß, obwohl er es für die Masse eigentlich noch nie war?


    Man mag sich über die einzelnen Texte und Kritiken streiten, aber hier wird Literatur abseits des Mainstream ernst genommen und im Detail besprochen. Natürlich interessiert es die Masse nicht und es gehört ins Spartenprogramm, aber es werden hier weder Zuschauer belästigt (wir reden hier über das Nachmittagsprogramm von 3sat an 3-4 Tagen im Jahr, Leute!) noch kommt hier die Leserschaft oder der Buchmarkt zu schaden. Tatsächlich verhilft der Preis dem Gewinner oft Verkäufe im 5-stelligen Bereich, der sonst nie Möglichkeit hätte eine solche (relativ) breite Leserschaft zu finden. Hier kommt wirklich niemand zu Schaden.


    :write

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.
    - Wittgenstein -