HHhH - Laurent Binet

  • Kurzbeschreibung (Ama):
    Beim Spaziergang durch Prag entdeckt der Autor an der Krypta eine Gedenktafel für tschechische Widerstandskämpfer. Sie versteckten sich dort nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich - bis deutsche Soldaten, nachdem sie auf der Suche nach ihnen schon ganz Prag auf den Kopf gestellt hatten, die Krypta fluten ließen.
    Der Ich-Erzähler Binet ist so elektrisiert von dieser Geschichte, dass er beschließt, von Paris nach Prag zu ziehen und ihr nachzugehen.


    Er verfolgt die sich kreuzenden Spuren der Nationalsozialisten und Widerstandskämpfer im Frühsommer 1942 in Prag. Der Chef der Gestapo Reinhard Heydrich soll von dem Tschechen Josef Gabèik, der an den braven Soldaten Schwejk erinnert, auf offener Straße erschossen werden. Doch als der Mercedes mit Heydrich naht, klemmt der Abzug ...


    Meine Meinung:
    HHhH (="Himmlers Hirn heißt Heydrich", ein Zitat von Göring) ist eine Annäherung an das Attentat auf Reinhard Heydrich in Prag. Es ist kein Sachbuch, aber imho auch kein Roman, man kann es wohl am ehesten mit einer Art Blog in Buchform vergleichen. Der Autor versucht, den Anschlag auf Heydrich so wahrheitsgetreu wie möglich zu beschreiben und beschreibt dabei auch, welche Schwierigkeiten für ihn dabei auftreten. Da wären z.B. Fakten, die man übernimmt, weil sie ja schon vorher veröffentlicht wurden, und die wenige Seiten später wieder korrigiert werden, weil man auf weitere Quellen gestoßen ist.


    Insgesamt war dieses Buch für mich in doppelter Hinsicht ein echter Gewinn: Zum einen, weil das Thema Heydrich-Attentat in unserer Stauffenberg anhimmelnden deutschen Gesellschaft imho viel zu kurz kommt, so daß ich viele interessante Details erfahren habe, ohne dafür ein (trockenes?) Sachbuch zur Hand zu nehmen. Zum anderen aber auch aufgrund des bereits erwähnten für mich völlig neuartigen Stils, bei dem der Autor sich selbst und seine Recherche immer wieder einbezieht. Das schafft an ein, zwei Stellen zwar aus meiner Sicht vermeidbare Längen, aber im großen und ganzen war es ein wirklich interessanter Einblick in die Welt eines Autoren.


    Edit: ISBN

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

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