„Rachesommer“ hatte mir gut gefallen und so war ich sehr gespannt auf das neue Buch von Andreas Gruber. „Todesfrist“ fand ich noch einen Tick besser und einen großen Anteil daran haben die Romanfiguren.
Gerät eine Person relativ früh als Mörder in den Fokus des Lesers, riskiert man als Autor einiges. Hier war es sicher Absicht, denn die deutlichen Hinweise auf den Täter sind nicht zu übersehen. Die Spannung flacht erfreulicherweise nicht ab, es gilt, die Tatumstände herauszufinden und über die Zusammenhänge zu spekulieren. Das gelingt hier richtig gut und mich hat es nicht gestört, dass der Mörder so früh feststand.
Wenn ein Mörder sich das „Struwwelpeter“-Buch als Vorlage für seine Taten nimmt, kann man sich vorstellen, dass sie brutal und grausam ausgeführt werden und Andreas Gruber lässt seine Leser hierüber nicht im Unklaren.
Kotzbrocken als Ermittler sind eine Spezies, die mir sehr gut gefällt. Hjort/Rosenfeldt haben Sebastian Bergman auf die Thriller-Welt losgelassen, der exzentrische Profiler Marten S. Sneijder steht ihm in nichts nach. Zusammen mit der ehrgeizigen Kommissarin Sabine Nemez bildet er ein interessantes und erfrischendes Team.
Hier sind alle Zutaten vorhanden, die einen guten Thriller ausmachen. Ein spannender, raffiniert eingefädelter Plot mit mehreren Handlungssträngen bietet viel Gelegenheit zum Spekulieren, sympathische und weniger sympathische Charaktere bringen aus ihren verschiedenen Blickrichtungen heraus viel Farbe in die Geschichte. Die schlüssige Auflösung lässt nichts zu Wünschen übrig. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung mit dem Gespann Sneijder/Nemez.
Jetzt freue ich mich allerdings erst einmal sehr auf „Herzgrab“, das neue Buch des Autors. Es wird hierzu bei den Eulen wieder eine vom Autor begleitete Leserunde geben :-).