Nominiert zum Deutschen Jugendliteraturpreis 1995
Kurzbeschreibung:
Die 16jährige Jana lebt zusammen mit ihrem skurrilen Großvater in einem feuchten Kellerraum im kommunistischen Prag, umgeben von „Schätzen“ aus dem Sperrmüll. Listig und unangepasst inszeniert der Alte sein Leben und kommt zwangsläufig mit den Obrigkeiten in Konflikt. Jana leidet unter ihrem Außenseitertum und ihrer Armut, und als sie sich zum ersten Mal verliebt, beginnt sie gegen den Großvater zu rebellieren.
Über die Autorin:
Sheila Och (1940 - 1999) wuchs in Prag auf und studierte an der Filmhochschule, unter anderem bei Milan Kundera. Ab 1971 lebte sie in Deutschland, wo viele ihrer Jugendbücher entstanden sind.
Meine Rezension:
Wenn man elternlos und arm ist, mit seinem Großvater in einem Keller lebt und sich den Hausrat auf dem Sperrmüll zusammensuchen muss, dann hat man nicht viel zu lachen. Es sei denn, man hat einen Großvater wie Jana ihn hat, denn so wie er sich verhält, ist er auf liebenswürdige Weise irgendwie verrückt - wie sonst könnte man sich erklären, dass er den Postboten immer wieder aufs Neue mit den unterschiedlichsten vermeintlichen Selbstmordarten überrascht, wenn schlechte Nachrichten zu erwarten sind? Vielleicht ist er aber auch einfach nur viel klüger als andere und hat sich mit seinem Leben so arrangiert, wie er es am besten kann. In den vielen skurrilen Episoden, die Teil von Janas Leben sind, steckt viel Weisheit eben diesen Lebens und auch wenn sie es zunächst nicht bemerkt, lernt sie viel von ihrem Großvater. Sie (und auch der Leser) versteht nicht jedes Verhalten, und ist wie alle Teenager mal wütend, mal traurig, mal enttäuscht und wünscht sich einfach nur eine ganz normale Familie. Doch ihre Herkunft ist ihr unbekannt, ihr Großvater nicht dazu bereit, ihr mehr zu erzählen. So vertraut sich Jana "ihren Stimmen" an, Fantasiegestalten, mit denen sie oft Zwiesprache hält, die aber auch oft ganz schön nerven können. Das erste Verliebtsein, das Gefühlschaos in der Pubertät, ein Leben unter schwierigen Umständen, aber auch die pure Lebensfreude und ein kleines bisschen Galgenhumor - das sind die Zutaten, die Sheila Och in diesem Roman zu einer warmherzigen Geschichte verarbeitet hat, die jüngere wie ältere Leser zum Schmunzeln wie zum Nachdenken bringt. So wie sich die Umstände ändern und durch die Dinge, die sie erlebt, entwickelt sich auch Jana weiter. Am Ende ist der Großvater zwar immer noch ein bisschen verrückt und Jana ist ein Stückchen erwachsener geworden. Doch wenn sie ehrlich ist, dann liebt sie die schrulligen Eigenheiten ihres Opas mindestens genauso wie als Kind, vermögen sie ihr doch immer wieder ein Grinsen oder Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern und das Leben ein bisschen freundlicher zu machen!
8 Punkte von mir!