OT: Train
Kurzbeschreibung:
Los Angeles, 1953: Brookline ist einer der exklusivsten Golfclubs der Stadt. Die Fairways sind grün, die Mitglieder weiß, die Caddies schwarz. So auch Lionel Walk, genannt »Train«, der ein außergewöhnliches Talent fürs Golfen hat. Das erkennt auch Detective Miller Packard vom LAPD, der regelmäßig in Brookline spielt. Als Packard einen Fall übernimmt, in den zwei Caddies des Clubs verwickelt sind, nimmt das Schicksal seinen verhängnisvollen Lauf. Ein reicher Mann wird erschossen, seine jüngere Ehefrau Norah brutal vergewaltigt. Packard verliebt sich in Norah, zieht kurze Zeit später bei ihr ein und nimmt auch Train unter seine Fittiche. Doch Miller Packards Zuwendung hat einen hohen Preis...
Über den Autor:
Pete Dexter, 1943 in Michigan geboren, arbeitete über fünfzehn Jahre als Zeitungsreporter in Philadelphia. Als er 1981 im Zuge einer Berichterstattung angegriffen und krankenhausreif geschlagen wurde, gab er seinen Beruf auf. Heute lebt er als freier Schriftsteller im Bundesstaat Washington. Pete Dexter gilt als einer der profiliertesten Drehbuchautoren Amerikas und veröffentlichte sechs Romane.
Meine Rezension:
"Train" ist vielerorts bei den Krimis eingeordnet (deshalb auch hier in dieser Kategorie zu finden), doch "Train" ist kein klassischer Krimi. "Train" ist viel mehr als das: ein Gesellschaftsroman über eine Zeit, in der Schwarzen nur die niedersten Arbeiten gegeben werden und selbst bei diesen haben sie keine Rechte, wie der jugendliche Train erfahren muss, der in einem exklusiven Golfclub als Caddie arbeitet. Neben ihm ist Miller Packard der zweite Protagonist, ein Polizist, der sich weder um Konventionen noch um Gesetze schert. Die Wege der beiden kreuzen sich mehrmals und obwohl beide keineswegs das "typische" Beispiel ihres gesellschaftlichen Stands repräsentieren, scheint das Schicksal unaufhaltsam seinen Lauf zu nehmen, ohne Rücksicht auf ihre Hoffnungen, Wünsche und Träume...
Dexter hat das außergewöhnliche Talent, einzelne Szenen ebenso wie größere Zusammenhänge mit nur wenigen Sätzen in einer unglaublich dichten Atmosphäre zum Leben zu erwecken. Ein paar Worte reichen aus, damit der Leser die Gerüche des Golfclubs in der Nase hat, das Gras unter den Füßen spürt und die kalte Verachtung der Weißen in ihrem Blick wahrnimmt - doch diese Worte sind präzise gesetzt, schneiden tief ins Bewusstsein und hinterlassen ein beklemmendes und unheilvolles Gefühl, dem man sich nicht entziehen kann. Vieles wird nur angedeutet, um Seiten später in einem flüchtigen Nebensatz bestätigt zu werden, dem Leser wird nichts geschenkt, sondern mit einem bitteren Beigeschmack serviert.
Für alle, die verstörend authentische Romane mögen, die in den 50er Jahren der USA spielen und keiner klassischen Handlungsfolge in einem typischen Krimi entsprechen müssen, ist "Train" ein Muss!
Von mir 9 Punkte!