Man könnte ja behaupten, kennt man einen, kennt man alle:
auch in diesem zweiten Fall des abgehalfterten Ruhrpottdetektivs Kryszinski hetzt unser Held kreuz und quer durch den Ruhrpott, eine Schneise der Verwüstung hinter sich lassend, fährt Autos zu Schrott und kriegt aber auch selbst gründlich eins auf die Mütze. Sicher bewegt er sich lediglich im Halbwelt-, Drogen- und Rotlichtmilieu und seine Ermittlungsmethoden sind bestenfalls halb- bis viertelslegal. Der Kriminalfall? Naja, so mittel.
Wenn man's aber mag, ist auch „Sense“ eine im Wortsinne ziemlich abgefahrene, saukomische und anbetungswürdig formulierte Krimifarce:
Kristof Kryszinski braucht mal wieder Geld, schließlich muss er Bier für sich, Benzin für seine Carina und Futter für seine Katze kaufen. Und Frau Sentz hat Geld, schließlich ist sie die Casino-Queen Ruhrcitys. Da ihr etwas halbseidener Gatte mit den Tageseinnahmen verschwunden ist, soll Kryszinski ihn wieder auftreiben.
Was ihm auch offensichtlich schnell gelingt, immerhin liegt Sascha Sentz eines Morgens auf einer Luftmatratze in Kryszinskis Küche, wenn auch leider tot, ohne Geld und Knarre. Nicht nur, dass Kryszinski, der notgedrungen als erster laut „Ich war's nicht“ ruft, sofort ins Visier der Polizei gerät. Auch hat er bald finstre Gestalten am Hacken, die hinter Paschas Geld her sind.
Und so wühlt sich Kristof durch Mülheims Unterwelt ebenso wie durch die Fragmente seiner Erinnerung, begleitet von Scuzzi, einem ausgesprochen experimentierfreudigem Drogisten, und einem nur bedingt fahrtauglichen Toyota Crown.
Überhaupt, die Autos, wie auch in seinen anderen Büchern würde ich ihnen den Oskar für den besten Nebendarsteller zuerkennen. Zugegeben, ich kenne die Sorte Möhren, die Kryszinski fährt. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn einem das Heck weggeht, weil Hecktriebler und Winter irgendwie nicht zusammenpassen. Ich kenne das Gefühl, dringend wegzuwollen, aber das Gefährt, in dem ich da sitze, beschleunigt wie eine Wanderdüne. Aber, wie Juretzka, liebe ich diese alten Schüsseln mitsamt ihren Macken, und schon deshalb sind mir Kryszinskis Autoverfolgungsjagden, obwohl sonst gar nicht mein Fall, hier ein Vergnügen.