Und noch einer: Mein Lieblingsplaton
Zum Inhalt
Phaidros trifft „rein zufällig“ Sokrates und preist ihm die gestern gehörte Rede des Lysias gegen den Eros. Lysias hatte in seiner Rede behauptet, eine Freundschaft zu einem Nicht-Verliebten sei besser. Phaidros war hin und weg von dieser Rede und versucht nun seit dem frühen Morgen diese Rede auswendig zu lernen und bittet Sokrates, ihn abzuhören.
Sokrates durchschaut natürlich gleich, dass dieses Treffen kein Zufall war, aber da er niemals abgeneigt ist, mit jungen Leuten zu reden :lache, lässt er sich schnell beschwatzen mit Phaidros vor die Stadtmauern zu gehen, sich unter einer Platane, bei deren Wurzel eine Quelle entspringt, ein schönes Plätzchen zu suchen und sich die Rede anzuhören. Sehr zum Leidwesen des Phaidros durchschaut er auch noch, dass Phaidros eine Abschrift der Rede unter seinem Gewand versteckt hat und will sich nun gar nicht damit aufhalten, die auswendig gelernte Rede abzuhören, sondern besteht darauf, sich gleich das Original vorlesen zu lassen.
Danach lässt Sokrates sich von Phaidros überreden, selbst eine Rede gegen den Eros zu halten, aber da er sich so sehr dafür schämt, verhüllt er sein Haupt während der ganzen Rede und da ihm eine lieblose Freundschaft zuwider ist, will er danach am Liebsten gleich aufbrechen. Phaidros kann ihn aber überzeugen, doch noch die beiden Reden zu besprechen. Als Wiedergutmachung gegen den Frevel gegen den Eros hält Sokates anschließend noch eine Preisrede auf den Eros und dann gibt er Phaidros auch noch eine Einführung in den Seelenmythos und die Redekunst.
Zum Autor
Der griechische Philosoph Platon lebte in Athen von 428/427 v. Chr. bis 348/347 v. Chr.. Er war ein Schüler des Sokrates und Lehrer des Aristoteles. In seinen Dialogen verwendet Platon oft Sokrates als literarische Figur. Dies ist die hauptsächliche Quelle für die Philosophie des Sokrates, der selbst keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen hat. Jedoch ist die Grenzlinie zwischen Platons eigener Philosophie und der des Sokrates schwer zu ziehen.
Meine Meinung
„Phaidros“ ist von allen Dialogen Platons, die ich bis jetzt gelesen habe, der dichterischste. Das Setting ist etwas Besonderes, denn der „Phaidros” ist der einzige Dialog, der außerhalb der Stadtmauern von Athen stattfindet. Sokrates war dafür bekannt, Athen niemals zu verlassen, außer wenn er im Krieg kämpfen musste.
Die Platane befindet sich in der Nähe einer Grotte, in der sich das Heiligtum des Pan, des Archeloos und der Nymphen befindet, der Ort, an dem das Gespräch stattfindet ist also passend zum Thema des Dialogs gewählt. Die Sprache und auch die ganze Stimmung sind sehr poetisch – einfach schön.
Und nebenbei kann man auch noch etwas über Rhetorik lernen. Erstaunlich, was man so alles auf knapp 100 Seiten unterbringen kann.
„Phaidros“ würde ich nach dem „Symposion” (“Das Trinkgelage”/”Das Gastmahl”) lesen, da gewisse Vorkenntnisse, was der Eros eigentlich ist, das Verständnis dieses Dialogs erleichtern. Zumal die Übersetzung dieser Ausgabe von Kurt Hildebrand etwas älter ist und es vielleicht verwirrend ist, wenn Sokrates von dem Eros als „Dämon“ redet. Im Symposion wird schön erklärt, was mit „Daimon” gemeint ist, was nicht unbedingt dem entspricht, was wir uns heute unter „Dämonen“ vorstellen.
Es gibt kein Nachwort, aber eine Einleitung und umfangreiche Anmerkungen.
Lg Iris