Silberfischchen – Inger-Maria Mahlke

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  • Gebundene Ausgabe: 199 Seiten
    Verlag: Aufbau Verlag, 2010


    Kurzbeschreibung:
    Hermann Mildt war Polizeibeamter, bis man ihn frühpensionierte, weil er seine tote Frau im Garten fotografierte. Eher unfreiwillig nimmt er Jana Potulski bei sich auf, sie ist Polin ohne Papiere und sucht eine Übernachtungsmöglichkeit. Warum er sich auf sie einlässt, kann er nicht sagen. Er darf ihre Brüste berühren, abends im Bad. Nach drei Tagen läuft sie ihm weg. Erst sucht er sie, dann wartet er, und schließlich findet er sie auf der Straße wieder. Und Jana Potulski kehrt mit ihm in die Wohnung zurück. Doch dann geht alles drunter und drüber.


    Über die Autorin:
    Inger-Maria Mahlke, geboren 1977 in Hamburg, aufgewachsen in Lübeck, Studium der Rechtswissenschaften an der FU Berlin. Mitarbeit an Projekten des Lehrstuhls für Kriminologie. 2005 Teilnehmerin der Werkstatt für Nachwuchsautoren unter der Leitung von Herta Müller, 2008 Autorenwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung und 2009 Auswahl für die Autorenwerkstatt des Literarischen Colloquiums Berlin. Preisträgerin des 17. Open Mike 2009. Sie lebt in Berlin.


    Mein Eindruck:
    Silberfischchen zeigt eine ungewöhnliche Beziehung zweier ungleicher Menschen.


    Der pensionierte Expolizist Hermann Mildt ist ein alter Grantler, der seit dem Tod seiner Frau alleine in Berlin lebt. Er hat seine Macken und beginnt ein wenig zu verwahrlosen. Als er von der Bahn als Schwarzfahrer erwischt wird, teilt er dieses Schicksal mit der schwarz arbeitenden Polin Jana Potilski. Sie kann fliehen, er nicht. Als er sie wiedertrifft, lässt er sie in seiner Wohnung wohnen, solange bis sie von ihrer Schwester einen neuen gefälschten Pass zugeschickt bekommt.
    Sie putzt für ihn, es kommt sogar zu einer sexuellen Annäherung. Zuneigung und Misstrauen halten sich die Waage. Ein psychologischer Machtkampf bleibt nicht aus. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Situation eskalieren wird.


    Für niveaulose Fernsehfilme der ARD/ZDF/SAT1 wäre das eine Ausgangsposition für eine kitschige Beziehungskiste.
    Doch Inger-Maria Mahlke schreibt absolut realistisch. Sie zeigt die hässlichen Details, die unangenehmen Seiten ihrer Protagonisten. Dennoch bleibt es aufgrund der Glaubhaftigkeit und Nachvollziehbarkeit so, dass der Leser bald an diesen Figuren hängt.
    Inger-Maria Mahlke besitzt außerdem eine genaue, bildhafte Sprache.


    Die Autorin wird im Juli 2012 beim Bachmannpreis in Klagenfurt lesen. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie mit einem adäquaten Text durchaus Preischancen hätte.