Original-Titel: The Quantum Thief; Übersetzer: Irene Holicki
430 Seiten
Kurzbeschreibung:
ZitatSeine Verbrechen sind im ganzen Sonnensystem bekannt – der Meisterdieb Jean le Flambeur kann sich jedoch an keine seiner Taten erinnern. Was ist mit seinem Gedächtnis geschehen? In wessen Körper steckt er? Und warum rettet ihn die ätherische Kriegerin Mieli aus seiner erbarmungslosen Gefangenschaft? Ausgerechnet in der Stadt des Vergessens soll Jean Antworten finden. Dort wird menschliche Lebenszeit als Währung gehandelt, und Erinnerungen sind der kostbarste Besitz jedes Einwohners. Und weil auf keinem Planeten Verbrechen härter bestraft werden, muss der Meisterdieb ohne Gedächtnis auf dem Mars den brillantesten Coup aller Zeiten durchziehen …
Meinung: Nachdem das Buch lange nur als teure Sonderausgabe verfügbar war (und ich mich nie zum Kauf durchringen konnte), ist es vor einigen Monaten als normale Taschenbuchausgabe erschienen und somit nun in meinem Bücherregal gelandet. Nachdem ich die ersten 50 Seiten gelesen hatte, war ich extrem froh nicht mehr Geld dafür ausgegeben zu haben: Man bekommt in nahezu jedem Satz eine Reihe von Fremdwörtern um die Ohren geworfen - und Erklärungen gibt es kaum (und kein Glossar). Dementsprechend schwer fällt es auf den ersten (100) Seiten, sich in die erschaffene Welt einzudenken geschweige denn sich in einen der Protagonisten hineinzuversetzen. Wer also auf der Suche nach einer leicht verdaulichen Diebesgeschichte ist, sollte vielleicht besser zu einem anderen Buch greifen.
Nachdem man sich durch das erste Viertel des Buches gequält hat, nimmt die Handlung dann endlich an Fahrt auf. Jean der Meisterdieb landet zusammen mit seiner Retterin Mieli - in deren Schuld er nun steht- auf dem Mars, um seine Erinnerungen wiederzuerlangen, denn er kann sich seit seinem Gefängnisaufenthalt überhaupt nicht mehr an sein früheres Leben erinnern. Die weitere Handlung spielt auf dem Mars, sodass man (endlich) eine etwas bessere Vorstellung von der Welt bekommt.
Die Idee, die Rajaniemi hier einbringt, ist nämlich durchaus interessant. Als Währung dient die Lebenszeit eines Menschen, die mit einer personalisierten Uhr exakt abgerechnet wird. Ist diese abgelaufen, wird man ein "Schweiger" und dann nach einigen Jahren quasi wiedergeboren. Zudem kann jeder mit einem sogenannten Gevolut genau regeln, welche Personen Zugriff auf welche persönliche Daten haben sollen und ob sie sich später noch daran erinnern können - sei es der eigene Name, Erinnerungen oder Gespräche. Das geht soweit, dass man sich sogar selbst unsichtbar für andere machen kann.
Die politischen Verstrickungen der verschiedenen Gruppen sind dagegen wesentlich komplizierter zu durchschauen, teilweise werden sie (meiner Meinung nach) auch gar nicht aufgelöst. Nichtsdestotrotz konnte mich das Buch in diesem Teil schließlich doch noch gefangen nehmen und habe -entgegen meines ersten Eindrucks- das Buch doch noch des Kaufs würdig befunden.
Vielleicht ist es bei diesem Buch durchaus ganz sinnvoll, es mehrmals zu lesen. Beim zweiten Lesen kann man sich sicherlich mehr auf die Details konzentrieren, die einem beim ersten Lesen völlig entgehen, weil man noch am Grundverständnis arbeiten muss. Viele Leser sind aber sicherlich nach dem ersten Lesen schon genug abgeschreckt, dass sie es ein zweites Mal nicht mehr in die Hand nehmen - was eigentlich schade ist.
Meiner Meinung nach hat sich Hannu Rajaniemi übernommen - etwas weniger wäre vielleicht mehr gewesen. Aber wie gesagt, bereut habe ich den Kauf letztendlich nicht. Von mir 7 Punkte.
Im September erscheint übrigens der zweite Band auf Englisch ("The Fractal Prince").