Kurzbeschreibung
Diller ist angespannt und nervös im Vorfeld der internationalen Sicherheitskonferenz. Aber das ist es nicht. Sein Partner Kessel ist auf Drogen, und als der in Panik einen jungen »Arab« überfährt, steckt Diller voll mit drin. Während Diller die internen Ermittlungen gegen sich und Kessel zu kontrollieren versucht, muss er weiter seine Arbeit tun und ein mögliches Attentat auf die Konferenzteilnehmer verhindern. Und die Uhr tickt. Denn wenn der junge »Arab« aus dem Koma erwacht, wird er erzählen, wer ihn lebensgefährlich verletzt hat. Viel zu lange ist Diller nicht klar, dass sein alter Freund Kessel ein noch viel größeres Problem ist.Wut, Verunsicherung, Mord – Georg M. Oswald zeigt in seinem mitreißenden literarischen Thriller die dunkle Seite des leuchtenden Münchens.
Über den Autor
Georg M. Oswald, geboren 1963, arbeitet seit 1994 als Rechtsanwalt in München. Seine Romane und Erzählungen zeigen ihn als gesellschaftskritischen Schriftsteller, sein erfolgreichster Roman »Alles was zählt«, ist mit dem International Prize ausgezeichnet und in zehn Sprachen übersetzt worden. Zuletzt erschienen von ihm der Roman »Vom Geist der Gesetze« und der Band »Wie war dein Tag, Schatz?«.
Meine Meinung:
Auf dem Buchumschlag wird Georg M. Oswald mit Richard Price verglichen, ein vermessener Vergleich aus meiner Sicht, gelingt es Price in seinen Büchern doch menschliche Abgründe, rechtliche Abgründe und Gesellschaftsformen auf unterhaltsame, nachdenkliche und eindringliche Art und Weise aufzuzeigen, anzuprangern und einfach nur darzustellen.
Oswald mag dies versucht haben, scheiterte aber leider aus meiner Sicht kläglich, zwar bietet das Buch, trotz der wirklich stark ausgereizten Klischehaftigkeiten durchaus einige Ansätze, die zum Nachdenken anregen könnten, wenn nicht all dies so schrecklich bemüht und konstruiert wirken würde. Man merkt dem Buch auf jeder Seite an, das Oswald versucht sich in ein Milieu herabzubegeben, in dem er sich nie bewegt hat. Die Sprache wirkt falsch und aufgesetzt, die Ausdrucksweisen seiner handelnden Personen sind nicht stimmig und logische Fehler verbirgt er hinter einer schwammigen Ausdrucksweise und Löchern in der Geschichte. Gerade was rechtliche und ermittlungstaktische Dinge angeht, hätte ich mir von einem Rechtsanwalt, wie Oswald es ist (oder war?), etwas mehr Genauigkeit, Realitätsnähe und Authentizität erwartete.
Wenn man letztlich ein wenig mit der Materie zu tun hat, wird einem sehr bald klar, daß die Geschichte, wie Oswald sie erzählt so niemals stattfinden könnte oder würde, weil viel zu viele Dinge so einfach nicht gehandhabt werden würden. (Angefangen bei der Festnahme allein aufgrund der biometrischen Daten, obwohl doch von dem damaligen Täter Fingerabdrücke und DNA am Tatort, der ja jahrelang auch sein Wohnhaus war, hätte zu finden sein sollen und ein Abgleich der DNA/Fingerabdrücke mit dem jetzt Festgenommenen kein Problem darstellen sollte.) Solche logischen Fehler gibt es einige, ich würde zu viel Spoilern, würde ich sie alle aufzählen, das will ich nicht, denn das Buch bietet durchaus, läßt man sich denn trotz dieser Mängel auf die Geschichte ein, einen gewissen Unterhaltungswert, schon allein weil es nicht nach dem üblichen "Who dunnit"-Muster gestrickt ist.
Wie meine Überschrift es ausdrückt erschließt sich mir allerdings am Ende nicht ganz, was der Autor uns mit dem Buch sagen will, denn dass er eine Aussage transportieren möchte, steht für mich außer Frage. Nur welche, denn am Ende herrscht mir, ohne dabei zu viel zu verraten, ein wenig zu sehr heile Welt und Friedefreudeeierkuchen, alles geht mir zu glatt und zu einfach zu Ende.
Im Zusammenhang mit den Geschehnissen suggeriert mir das eine doch etwas fragwürdige Aussage, die ich vielleicht falsch verstehe, aber so nicht teilen möchte. (Ich drücke mich absichtlich nebulös aus, um nicht zu viel zu verraten.) Aber die Abgründe der Gesellschaft würde ich so einfach nicht dargestellt haben wollen.
Der Stil des Autors ist übrigens ein durchaus gut lesbarer, der sich nicht an Belanglosigkeiten aufhält und rasch auf den Punkt kommt, schnörkellos und durchaus spannend. Einem weiteren Buch, das dann aber gerne weniger logische Schwächen aufweisen darf und in dem die Klischees etwas kürzer treten dürften wäre ich durchaus nicht abgeneigt.
Vielleicht hätten dem Buch einige Seiten mehr nicht geschadet....
Fazit: Wer also bereit ist, sich auf eine etwas löchrige Geschichte einzulassen und wem der tatsächlich Sprachgebrauch im "Milieu" nicht bekannt ist oder wen es nicht schert, daß die Charaktere sich einfach unauthentisch ausdrücken, für den bietet das Buch vielleicht durchaus eine recht spannende, intelligente und durchaus gesellschaftskritische Geschichte, die aber trotz des Vergleichs auf dem Buchumschlag, in keiner Weise mit den herausragenden Büchern von Richard Price zu vergleichen ist, obwohl der grundsätzliche Ansatz tatsächlich ein wenig dem des Buches "Clockers" ähnelt, aber eben weder so gut, noch so umfassend abgehandelt wird.