Epicordia- Thilo Corzilius

  • In Epicordia lebt das Mondvolk, das eifersüchtig über sein Territorium wacht. Den Bewohnern Ravinias ist der Zutritt verboten. Als jedoch die tiefsten Tunnel Epicordias von feindlich gesinnten mechanischen Tieren blockiert werden, wendet sich Francesco Bastiani ratlos an Tom Truska und Lara McLane. Er führt seine Freunde gegen den Willen des Mondvolks tief hinab in die Höhlen, wo sie einen beunruhigenden Verdacht schöpfen: Ist ihr alter Feind Ruben Goldstein verantwortlich für die Armee der mechanischen Wesen? Mit Entsetzen müssen die Freunde feststellen, dass die Sturmbringer zu einem erneuten Schlag ausholen: Sie wollen Laras wundervolle neue Welt in ihre Hand bringen, koste es, was es wolle …


    "Epicordia" ist der zweite Band der wundervollen Reihe um die düstergoldene Stadt Ravinia und dessen Bewohner aus der Feder von Thilo Corzilius.
    Ab der ersten Seite ist der Leser wieder gefangen in dieser Welt, die unser so ähnlich, aber doch so anders, so magisch ist.
    Die Handlung setzt einige Zeit später da an, wo "Ravinia" aufhörte, besitzt aber denselben Charme, als wäre man nie fort gewesen aus dieser düstergoldenen Stadt; man fühlt sich sofort wieder wohl in dieser düsteren, aber dennoch warmen Atmosphäre, die Thilo Corzilius so perfekt zu verbinden weiß.
    Poesie und Spannung werden mit einer ganz bestimmten Art von Magie verwoben, der man sich einfach nicht entziehen kann.
    Dabei wird die Geschichte stets atmosphärisch dicht erzählt. Fernab jedes Mainstreams bewegt sich "Epicordia" auf wundervollen Pfaden der Literatur und schafft es, jeden der sich für diese Welt zu öffnen bereit ist, zu begeistern.
    Das Finale bietet ein Crescendo an allem, was dieses Buch zu dem macht, was es ist; magisch, gefährlich und so anders als alles, was man bisher gelesen hat.
    Ich kann es kaum erwarten weiter Bände zu lesen, die mich in die düstergoldene Stadt mitnehmen und mich in ihr viele Abenteuer erleben lassen.


    Der Großteil der Charaktere ist aus "Ravinia" bekannt. Hinzukommen aber noch einige Neue, die das Geschehen abrunden.
    Man bekommt tiefere Einblicke in die bereits Bekannten und erlebt die Magie der Neuen.
    Lara ist wie immer sehr sympathisch und besitzt einen wundervollen Charakter, der "Epicordia" zum Leben erweckt.
    Dabei sind alle Charaktere so grundverschieden wie einfallsreich gestaltet worden und bieten ein weit gefächertes Spektrum.


    Thilo Corzilius besitzt eine wundervolle Art zu schreiben. Die Sätze sind pure Poesie und Magie. Sie umgibt eine Kraft, die nur wenige Autoren umzusetzen wissen. Der Leser wird von diesem wunderschönen Schreib,- und Erzählstil gefangen genommen und hineinkatapultiert in die Welt von Ravinia und Epicordia.


    Das Cover ist eindrucksvoll gestaltet und lehnt sich stark an den ersten Band "Ravinia" an. Es spiegelt Facetten des Inhalts wieder und versprüht einen düsteren und geheimnisvollen Charme. Die Kapitelanfänge sind ähnlich gestaltet und beginnen zusätzlich mit Zitaten.

  • Die Geschichte setzt etwa zwei Jahre nach den Ereignissen im Vorgängerband „Ravinia“ ein. In Ravinia werden Menschen entführt und tauchen später wieder auf. Gleichzeitig wird Epicordia, das unter Ravinia liegt und vom sogenannten Mondvolk bewohnt wird, von mechanischen Tieren bedroht. Lara, Tom Truska, Geneva und eine Kommissarin machen sich mit Francesco Bastiani nach Epicordia auf, um das Rätsel zu lösen. Da zwischen Epicordia und Ravinia allerdings gewisse Animositäten herrschen, ist das nicht gerade einfach. Und dann taucht auch noch jemand auf, mit dem sie gar nicht mehr gerechnet hatten.


    Nachdem ich mit dem Vorgängerband etwas gehadert habe, gefällt mir dieser um einiges besser. Lara ist sympathischer dargestellt, die „philosophischen Anwandlungen“ des Autors sind weniger ausgeprägt und die Geschichte ist ungleich spannender. Die meisten Charaktere aus dem Vorgängerband tauchen auch hier wieder auf, von den meisten erfährt man etwas mehr aus ihrem Leben und auch die neuen Charaktere sind interessant. Gut finde ich auch, dass weiterhin thematisiert wird, dass auch in Ravinia nicht alles optimal ist und die hier lebenden Menschen mit besonderen Fähigkeiten eben auch „nur Menschen“ sind.


    Optisch ist das Buch wieder sehr schön gestaltet, das Cover erinnert an das von „Ravinia“ und ist dennoch anders. ImBuch gibt es wieder eine Karte von Ravinia, jedes Kapitel wird durch ein Schwarz-Weiß-Bild eingeleitet, das das Titelbild wieder aufnimmt und es gibt auch wieder diese tollen Kapitelüberschriften, die das Geschehen, das einen erwartet in einem Satz erzählt, ohne zu viel vorwegzunehmen.


    Eine schöne Fortsetzung und hoffentlich nicht der letzte Band von Lara und Ravinia. Im Nachwort lässt der Autor schon anklingen, dass mit einer (oder auch mehreren) Fortsetzung(en) zu rechnen ist. Ich freue mich drauf.


    7 von 10 Punkten

  • Ungefähr zwei Jahre sind vergangen seitdem Lara die düstergoldene Welt von Ravinia für sich entdeckt hat. Inzwischen erlernt sie fleißig den Beruf der Schlüsselmacherin und wird hierbei von ihrem Meister Tom Truska vollauf unterstützt. Doch seit einiger Zeit geschehen merkwürdige Dinge in Ravinia. Immer wieder verschwinden Menschen und tauchen einen Tag später mit einer Gedächtnislücke wieder auf. Was passiert mit ihnen in dieser Zeit?
    Zudem kommt es zu Problemen in Epicordia. Hier lebt das Mondvolk, tief unten in den Höhlen unter Ravinia. Auch Francesco lebt dort und berichtet über zahlreiche mechanische Gottesanbeterinnen, die sich in den unteren Höhlen befinden und niemanden durchlassen. Hilfesuchend wendet er sich an Eusebius, den Gildemeister. Zu den nachfolgenden, geplanten Ermittlungen werden neben Geneva und einer bisher noch nicht bekannten Kommissarin, Lara und Tom hinzugezogen; doch es sind Schwierigkeiten zu erwarten. Ravinia und Epicordia sind seit ewig im Clinch miteinander, der von beiderseitiger mangelnder Toleranz geprägt ist. Es wird schwierig sein, die Epicordier dazu zu bringen, in die Nachforschungen einzuwilligen bzw. diese zu unterstützen. Und tatsächlich, gleich am Anfang des Weges werden sie von einem Spinnenwächter, dem epicordischen Äquivalent des Nachtwächters, angegriffen und es ist nur Francescos beherztem Eingreifen zu verdanken, dass diese Begegnung glimpflich abgeht.
    Francesco bringt die Gruppe im Haus seiner Eltern unter, die davon nicht sonderlich angetan sind.
    Und so machen sie sich gemeinsam auf den Weg, das Geheimnis der mechanischen Gottesanbeterinnen zu ergründen und müssen dabei so manche Rückschläge einstecken. Wird es ihnen gelingen, die mechanischen Tiere zu überwältigen? Und wer steckt hinter diesen gefährlichen Konstruktionen? Könnte es sein, dass Roland Winter noch lebt?


    "Epicordia" ist der zweite Band der Reihe aus der Feder von Thilo Corzilius. Band eins führte uns in die wunderbare Welt von Ravinia ein, die geschaffen worden ist, für all die Menschen, die etwas Besonderes, sprich magisch sind. Hier sind sie unter ihresgleichen und sind nicht wie in der realen Welt im sozialen Abseits aufgrund ihrer Andersartigkeit. Dem einen oder anderen scheint diese Welt jedoch bereits zu Kopf gestiegen zu sein, denn ehe man sich versieht, befinden sich genau die Menschen, die einst Außenseiter waren und denen Unrecht getan worden ist, weil sie anders sind, genau an der Stelle der Menschen, die sie einst verabscheut haben. Nun sind sie es, die auf andere herabschauen, sie ausgrenzen und deklassieren. Und ein Teil ihrer Opfer sind das Mondvolk aus Epircordia, die sich stolz in ihren eigenen Lebensbereich zurückgezogen haben und nur allzu menschlich wiederum die Menschen aus Ravinia ausgrenzen und dabei so gut wie nie in ihre Welt Einlass gewähren.
    Doch auch untereinander haben sich die Menschen in Ravinia mit ihren selbstgeschaffenen Regeln und Gesetzen oftmals aneinander schuldig gemacht, und zwar der Engstirnigkeit und Intoleranz. In "Epicordia" wird ein Teil dieser Geschichten erzählt und macht den Leser nachdenklich hinsichtlich der Intoleranz, die vermutlich in jedem von uns wohnt und welche Folgen es haben kann, wenn man sie nicht zügelt.


    Es war sehr schön, viele alte Bekannte aus dem ersten Band wiederzutreffen. Die meisten Charaktere haben sich inzwischen weiterentwickelt oder sind zumindest auf einem guten Weg dorthin. Allen voran natürlich Lara, die fleißig bemüht ist, ihr Talent zu nutzen und von dem Wunsch beseelt ist, die beste Schlüsselmacherin aller Zeiten zu werden. Stets bemüht das Richtige zu tun, ist sie durchweg sympathisch, wenn auch immer noch ein wenig impulsiv.
    Auch Lee hat in seiner Ausbildung zum Wahrsager schon viel gelernt, das im Laufe der Geschichte sehr nützlich ist. Trotz seines eigenen traurigen, familiären Schicksals bleibt er stets optimisch und gibt nahezu alles, um seine Freunde zu beschützen.
    Tom Truska hat sich längst in seine neue Position als Schlüsselmachermeister eingefunden und ist stets bemüht, Lara zu fördern. In "Epicordia" taucht er immer weiter aus seiner selbstgewählten Isolation auf und bleibt dabei doch auch stets ihr Lehrer und Beschützer.
    Doch natürlich kommen auch neue Verbündete und Gegner hinzu, die das Gesamtbild der Charaktere wunderbar abrunden.


    "Epicordia" las sich genauso wie sein Vorgänger förmlich in einem weg. Der Schreibstil ist stets flüssig und durchweg spannend. Ich habe mich unheimlich schnell in der Geschichte wiedergefunden und war gefesselt von den rasanten Geschehnissen. Auch die kleinen, feineren und oftmals nachdenklichen Momente, die die Reihe für mich so besonders machen, kommen nicht zu kurz. Ebensowenig wie die Liebe, die in Laras Welt Einzug gehalten hat, jedoch nicht wild und stürmisch daherkommt, sondern leise und vorsichtig.


    In seinem Nachwort zum Buch deutet Thilo Corzilius an, dass zumindest noch eine weitere Fortsetzung geplant ist und ermöglicht dem Leser einen kleinen Ausblick auf den Inhalt eines eventuellen dritten Bandes. Hierauf hoffe ich sehr, denn mir gefällt die Reihe ausgeprochen gut. Zudem hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass sich der Autor, wenn überhaupt möglich, beim zweiten Band sogar noch gesteigert hat und mich nunmehr vollends in die Welt von Ravinia hineingezogen hat. Ich bin sehr gespannt, ob Thilo Corzilius das in einem weiteren Band noch toppen kann. Freunden von Jugendfantasyromanen, die Wert legen auf Geschichten mit Tiefgang, kann ich "Epicordia" - selbtverständlich erst nach dem Lesen von "Ravinia" - nur uneingeschränkt empfehlen.

    Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte, aber man verwechselt meistens den Ankauf der Bücher mit dem Aneignen ihres Inhalts.
    Arthur Schopenhauer (1788-1860)


    :lesend